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V.

Zur

Topographie der Pfarre Klütz

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


In den Jahrbüchern XII, S. 392 flgd. ist die Topographie der Pfarre Klütz gründlich untersucht. Das Land um Klütz war in den ältesten Zeiten Wald und hieß der Wald Klütz ("silva Clutze"), später der Klützer Ort, d. i. Ecke oder Winkel, weil das Land wie eine Ecke in das Meer weit vorspringt. In dem Walde entstanden durch Ausrodung zahlreiche niedersächsische Dorfanlagen, von denen viele den Namen - Hagen führen. Daher ist der "Klützer Ort" eben ein solches Hagenland, wie das Hagenland Drenow zwischen Rostock und Doberan, wenn jetzt auch ohne bemerkbare Reste von alten Volkseigenthümlichkeiten 1 ).

Der Hauptort des Klützer Ortes war das alte Dorf, jetzt Flecken Klütz, in welchem sich schon früh eine Kirche mit einer großen Pfarre bildete. Die bedeutendsten Orte dieser Pfarre waren seit alter Zeit die Ortschaften Klütz und Tarnewitz, welche schon früh an ritterliche Familien zu Lehn gegeben wurden, Klütz an die von Plessen, Tarnewitz an die von Tarnewitz, welche ohne Zweifel von diesem Gute den Namen führten; die von Plessen sind noch jetzt in dieser Gegend ansässig, die von Tarnewitz sind im 17. Jahrhundert ausgestorben.


1) Vielleicht deutet auf alte Ansiedelungen der Bauernname Westphal, welcher hier öfter, namentlich z. B. viel in Boltenhagen, vorkommt.
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Eine Eigenthümlichkeit ist es, daß bei den beiden Hauptorten Klütz eine große Menge kleinerer Ortschaften entstand. Bei Tarnewitz lagen z. B. Hof Tarnewitz, Hof Ober=Tarnewitz (jetzt Oberhof), Tarnewitz, Groß=Tarnewitz, Nieder=Tarnewitz, Tarnewitzerhagen, Güldenhorn, Lindenhase, Wittenborgerhagen. In den neuesten Zeiten ist bei Tarnewitz noch eine bisher unbekannte Ortschaft entdeckt. In dem Wismarschen Zeugebuche (f. 45) entdeckte Herr Dr. Crull folgende Stelle:

"1520. Eyn bosegelt breff vppe hundert m. houetstols imme Vinckenhagen, so Hinrick Tarneuissen imme Klutzer orde tokamet, vorsegelt."

Hier wird offenbar ein Tarnewitzisches Gut Vinkenhagen im Klützer Ort aufgeführt. Lange ist nach der Lage dieses Gutes vergeblich geforscht. Endlich fand sich in den alten Lehnacten folgende Nachricht vom 26. April 1582, welche auf die rechte Spur zu leiten scheint.

"Die beiden Höfe alß Vinckenborg und Güldenhorn, beide im Tarnewißerhagen bei der Mühlen belegen, sind jewerle Hofehäue gewesen und von den Tarneuißen gebauet im Nieder=Clutz"

Es scheint nicht zweifelhaft zu sein, daß Vinkenborg der Hof zu Vinkenhagen war. Vinkenburg lag also bei Güldenhorn; Güldenhorn, in früherer Zeit auch ein Rittersitz, ist aber in den jetzigen Oberhof, einiger Acker auch zu Christinenfeld und Tarnewitzerhagen übergegangen.

Vinckenborg und Güldenhorn werden "Hofehäue" genannt, ein Ausdruck, welcher selten vorkommt. Ich erkläre ihn durch Hofhöfe, d. i. Wirthschaftshöfe oder kleinere Ritterhöfe, welche zum Hauptrittersitz gehören. Der Plural von: hof lautet im Plattdeutschen noch jetzt: "häve".

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