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XXXIX. 2.
F ür den nächsten Band der Jahrbücher des Vereins, dessen Druck bereits begonnen hat, sind neuerdings 2 kleine Arbeiten eingeliefert, nämlich
1) Nachrichten und Beschreibung einer wendischen Umwallung an derWarnow oberhalb der Stadt Bützow, von dem Herrn Realschullehrer Arndt zu Bützow, und
2) Beschreibung der Kirchen zu Loissow, Picher und Jabel, und der ehemaligen Kirche zu Kleinow (Ludwigslust), von dem Herrn Geh. Archivrath Dr. Lisch.
Der 8. Band des Urkunden=Buches ist bereits versandt. Die in dem Octoberberichte angekündigte Vertheilung von etwa 200 Exemplaren der bisher erschienenen Bände dieses großen Werkes an verschiedene Landesbehörden ist dagegen durch Beschluß der jüngsten Ausschuß=Versammlung bis zum kommenden Sommer verschoben worden.
II. Die Sammlungen des Vereins.
Die sehr sparsam eingegangenen neuen Erwerbungen unserer Sammlungen während des letzten Quartals sind folgende:
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2 Keile bzw. aus rauchbraunem und ockergelbem Feuerstein, gefunden im Müllermoor zu Redentin, geschenkt von dem Herrn Rentier Mann in Wismar.
1 keilartiges Geräth aus Gneis, gefunden im Wolfsburgmoor bei Wismar, geschenkt von demselben.
1 spanförmiges Messer aus Feuerstein, gefunden in der Liepnitz am Priemer Walde bei Güstrow, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer in Güstrow.
2) Aus der Bronzezeit.
1 dünner Armring aus Bronze, längs geriefelt, zerbrochen, gefunden in einem heidnischen Grabe zu Giesensdorf bei Ratzeburg, aus dem Nachlasse des verstorbenen Senators Beyer in Parchim.
3) Aus dem christlichen Mittelalter.
Eine eiserne Pflugschaar, gefunden zu Dölitz bei Gnoien, mit der Wurzel einer alten Buche fest verwachsen, in Gnoien erworben und geschenkt von dem Herrn Pastor Dr. Krüger zu Boddin.
1 altes, meist aus Holz gearbeitetes, Kirchenthürschloß von sehr großen Verhältnissen, gefunden bei Restauration der Kirche zu Gnoien in einem Winkel der Sacristei und geschenkt von demselben Herrn.
B. Die Münzsammlung:
1 schwedisches Zwei=Markstück 1663. Geschenk des Herrn von Wickede auf Below.
C. Die Büchersammlung:
I. Russische Ostsee=Provinzen.
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II. Oesterreich.
III. Schweiz.
IV. Allgemeine deutsche Geschichts= und Alterthumskunde.
V. Nassau.
VI. Baden. Hohenzollern.
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VII. Würtemberg.
VIII. Bayern.
IX. Brandenburg, Pommern, Preußen.
X. Schlesien, Lausitz, Sachsen.
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XI. Schleswig=Holstein, Lauenburg.
XII. Meklenburg.
III. Die Matrikel des Vereins.
Am 29. October 1873 starb bekanntlich zu Pillnitz nach langen schweren Leiden der König Johann Nepomuck Maria von Sachsen, ein um die deutsche Wissenschaft hochverdienter Fürst, den unser Verein mit Stolz zu seinen hohen Beförderern zählte. Am 12. April 1801 geboren,
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widmete sich der hochbegabte Prinz schon frühzeitig mit Ernst und ganzer Liebe gelehrten Studien nach verschiedenen Richtungen hin, nicht als Dilettant, sondern in streng wissenschaftlichem Geiste und mit so glücklichem Erfolge, daß der Professor Wächter ihn in späterer Zeit, nachdem er unerwartet nach dem plötzlichen Tode seines ältern Bruders den Thron bestiegen hatte, in einem Trinkspruche den gelehrten König und den König der Gelehrten nennen durfte.
Sein lebhaftestes Interesse wendete er in Folge seiner italienischen Reise im Jahre 1821 dem Studium der großen Dichter Italiens zu, als dessen erste Frucht er unter dem Namen Philalethes eine deutsche Uebersetzung der ersten 10 Gesänge von Dantes divina comoedia in elfsilbigen, reimlosen Versen mit einleitendem Vorwort und Anmerkungen dem Drucke übergab, welcher später 1839-49 die höchst gelungene metrische Uebertragung der ganzen berühmten Dichtung mit ausführlichen kritischen und historischen Erläuterungen in 3 Bänden folgte, eine von der gelehrten Welt hochgeschätzte Arbeit, welche im Jahre 1872 bereits die 3. Auflage erlebt hat.
Daneben schenkte der patriotische Fürst dem wiedererwachten Studium der deutschen Geschichte und besonders dem historischen Vereinswesen seine lebhafte Theilnahme und unausgesetzte Förderung. Schon im Jahre 1834 gründete er den königlich sächsischen Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts= und Kunstdenkmäler zu Dresden, dessen Vorsitz der Prinz längere Zeit hindurch führte, und der seit Michaelis 1847 in ununterbrochenem Briefwechsel und Schriftenaustausch mit unserm Vereine gestanden hat. Auch das Erscheinen des ersten Handbuchs der deutschen Alterthumskunde von dem Professor Klemm in Dresden war nur unter seiner Protection möglich. Im Jahre 1852 stellte sich der Prinz an die Spitze einer auf Anregung unsers ersten Secretairs, des derzeitigen Herrn Archivars Dr. Lisch und des königlich preußischen Herrn Conservators von Quast zusammengetretenen Commission von 12 Gelehrten aus verschiedenen deutschen Ländern zum Zwecke einer nähern Verbindung der einzelnen Provincial=Vereine für deutsche Geschichte, und übernahm auf der zahlreich besuchten Versammlung deutscher Geschichts= und Alterthumsforscher zu Dresden am 16.-18. October d. J. den Vorsitz, wo hauptsächlich durch seinen Einfluß der noch jetzt bestehende Gesammtverein und die Gründung des Correspondenzblattes als Organ dieses neuen Vereins zu Stande
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kam. Auf eben dieser Versammlung beehrte der Prinz den genannten Deputirten unseres Vereins durch sein besonderes Vertrauen und gestattete demnächst auf den in der folgenden Michaelis=Versammlung einstimmig ausgesprochenen Wunsch huldvollst, Höchstdenselben fortan zu den hohen Beförderern unseres Vereins zählen zu dürfen, ein Verhältniß, welches bis zu seinem Tode fortdauerte und ihm wiederholt Gelegenheit gegeben hat, uns die allerhöchste Theilnahme an unsern Bestrebungen auszusprechen.
An ordentlichen Mitgliedern verlor der Verein in diesem Quartale den Geh. Ministerial=Rath Dr. Meyer in Schwerin, welcher uns seit dem 27. Novbr. 1867 angehörte und am 23. Octbr. 1873 hieselbst verstarb. Außer dem aber sind noch 5 Mitglieder, die Herren Amtshauptmann Flörke zu Gadebusch, Cassier Wiechel zu Schwerin, Apotheker Timm zu Malchin, der Hauptmann von Klein auf Gerlachheim und von Arnim auf Criewen bei Schwedt nach voraufgegangener Kündigung ausgetreten, wogegen wir uns des Beitritts der folgenden 7 Herren: des Kammerherrn von Hirschfeld zu Schwerin, Hauptmanns von Weltzien zu Rostock, Präpositus Monich zu Thelkow, Rentiers Dehns zu Schwerin, Hauptmanns Wilhelm von Weltzien daselbst, Premier=Lieutenants Barons von Stenglin daselbst und von Behr auf Grese bei Wismar zu erfreuen haben.
Correspondenz und Schriftenaustausch ist angeknüpft mit der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig.
W. G. Beyer, Dr., Archivrath,
als zweiter Secretair des Vereins.