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IV. Zur Naturkunde.


Ringförmige Feuersteine.

In den Jahrbüchern XXXVIII, oben S. 101, sind die merkwürdigen, großen, ringförmigen Feuersteine besprochen, welche sich vorzüglich an den Kreideufern der Insel Rügen finden und hier noch heute zu Schiffsankern gebraucht werden, in alten Zeiten aber auch zu Vorbildern für künstlich gearbeitete Anker dieser Art benutzt wurden. Man hält diese immer ähnlichen Steine jetzt für Petrefacten und nennt sie wohl "Schwammkorallen, Spongia annulus." (Nach Puggard; vgl. E. Boll: Die Insel Rügen, S. 81.)

In Meklenburg sind diese ringförmigen Feuersteine bisher noch gar nicht oder doch gewiß nur sehr selten beobachtet worden. Desto willkommener ist das Geschenk gewesen, welches der Herr Kammer=Ingenieur von Haften zu Bützow den Schweriner Sammlungen mit einem seltenen Exemplare gemacht hat, welches in der Gegend von Bützow gefunden ist.

Dieses vollständige, wohl erhaltene Exemplar, 102 Pfund schwer, ist an Gestalt etwas abweichend von den gewöhnlich vorkommenden, da es viel höher ist. Das Stück ist nicht flach, sondern hoch und hat eine nach oben und unten hin etwas zugespitzte cylindrische Gestalt, welche ziemlich regelmäßig ist; es gleicht ganz einer cylindrischen Urne der Bronzezeit mit einem etwas ausgedehnten scharfen Bauchrande in der Mitte und ist daher auch für ein Gefäß gehalten. Der Stein hat eine Höhe von 14 Zoll Hamburger Maaß, einen Durchmesser von 15 Zoll im Bauche, 10 Zoll im untern Rande und 9 Zoll im obern Rande. Genau durch die Mitte von oben nach unten geht ein regelmäßiges, etwas gewundenes, rundes Loch von 4 Zoll Durchmesser. Der Umfang des Bauches mißt 4 1/4 Fuß. Ein sehr seltenes Stück, wie dergleichen sehr selten in eine Sammlung kommt.

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Durch die Fürsorge des Herrn Baumeisters Luckow zu Schwerin erwarb der Verein ein zweites Exemplar, welches im Herbst 1872 auf Paulshöhe bei Schwerin beim Ausgraben der Kellerräume für die neue Bierbrauerei in einer Tiefe von 28 Fuß im Diluvialsande gefunden ward. Dieses Exemplar, welches noch ganz mit Kreide überzogen ist, ist freilich kleiner, als das Bützowsche, aber doch immer noch groß und dabei ziemlich klar in der Form und regelmäßig ausgebildet.

Im März 1873 schenkte der Herr Baumeister Luckow noch ein Exemplar, welches früher ebendaselbst bei Schwerin in einer stark mit Feuersteinen durchzogenen Diluvial=Sandschicht etwa 18 Fuß tief mit vielen anderen Geschieben ausgegraben ist, Dieses Stück, welches sehr merkwürdig ist, ist nur ein Bruchstück eines ungewöhnlich großen und hohen Exemplars, vielleicht 1/5 des Ganzen, aber noch klar und erkennbar. Das Exemplar ist der Länge nach durchspalten. Das noch vorhandene Bruchstück ist 94 Pfund schwer, und 33 Centimeter (11 Zoll Hamb. Maaß) lang oder hoch und 35 Centimer (15 Zoll) breit. Die Masse ist dunkelgrauer Feuerstein. Das frühere Ganze ist nicht allein gespalten, sondern auch auf der Außenfläche vielfach zerstoßen, so daß diese in Vermengung mit der zum Theil noch anhaftenden Kreide fast aussieht wie ein Conglomerat oder wie ein "Französischer Mühlstein." Die Gewalt, welche zur Diluvialzeit diese Zertrümmerungen hervorgebracht hat, muß ungeheuer gewesen sein. Die Spaltung der Länge nach ist so geschehen, daß noch ein Theil des Loches, welches die ringförmige Gestalt gebildet hat, in seiner ganzen Länge vorhanden ist. Dieses Loch ist 16 Centimeter breit und noch ganz mit Kreide fest belegt; es lassen sich darin 2 Querwülste erkennen. Es geht aus dieser Erscheinung wieder hervor, daß die Ringsteine auch im Diluvium Meklenburgs (aus der Kreide) vorkommen; es ist aber doch merkwürdig, daß so wenig Exemplare im Lande vorhanden sind und gefunden werden, und daß man schon früh, vielleicht nach Rügens Vorgange, zu Nachbildungen schritt.

G. C. F. Lisch.