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Siegel des Bernhard Falkenberg.

Auf der Feldmark der Stadt Neu=Brandenburg ward im Sommer 1872 ein Siegelstempel gefunden, welcher in den Besitz des Herrn Gutspächters Mussäus zu Schönenkamp bei Neukalen kam. Durch die Theilnahme des Herrn Burgemeisters Hofrath Mau zu Neukalen gelangte der Verein zu der Nachricht über diesen Fund und zu Abdrücken von dem Stempel.

Das Siegel ist parabolisch oder "spitzoval", 3 1/2 Centim. hoch, von Bronze, grün gerostet und auf der Rückseite mit einem Henkel oder einer Oese versehen, wie alle Siegelstempel des Mittelalters. Im gegitterten und geblümten Felde enthält es die Darstellung Christi am Kreuze, mit der Inschrifttafel I. N. R. I., ohne Maria und Johannes. Am Fuße des Kreuzes steht ein glatter Wappenschild mit drei schraffirten oder punctirten rechten Schrägebalken. Die Umschrift lautet:

Umschrift
( Inschriftskreuz S . Bernardi Valkenberch secret.)

Nach dem Kunststyl und den Schriftzügen fällt das Siegel ungefähr in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Nach der

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Form und der Darstellung gehörte es einem Geistlichen an. Und hiernach muß man auch wohl das letzte Wort Umschrift erklären, das ich nicht anders als durch secret[arii] aufzulösen vermag, um so mehr, da in der Umschrift kein anderer geistlicher Titel vorkommt, wie sonst gewöhnlich ist. Daß das Wort secretum (Secretsiegel) heißen könnte, glaube ich nicht, da im Anfange schon S (sigillum) steht und sigillum - secretum nicht durch andere Worte getrennt zu werden pflegen, wenn sie überhaupt zusammen vorkommen.

Der ehemalige Besitzer des Siegels war also ohne Zweifel ein vornehmer Geistlicher und wahrscheinlich Geheimschreiber (Secretair), Protonotar oder Canzler eines Fürsten oder eines Bischofs. Für seine Herkunft aus vornehmer Familie zeugt der Wappenschild in so früher Zeit, dessen Wappenzeichen freilich bis jetzt noch unbekannt ist.

Ohne Zweifel gehörte der Eigenthümer zu der altadeligen Familie von Falkenberg im Lande Stargard. Es gab und giebt viele adelige Familien v. Falkenberg im mittleren und südlichen Deutschland; diese haben aber alle ein anderes Wappen, als das hier auftretende. Eine Familie v. Falkenberg saß aber auf dem Gute Falkenberg in der Altmark bei Seehausen. Diese wird dieselbe sein, welche sich in der Mittelmark, namentlich in der Gegend von Berlin, ausbreitete (vgl. Riedel Cod. dipl. Brandenb. Register). Wahrscheinlich wird diese auch dieselbe sein, welche auch in das Land Stargard zog, wie ohne Zweifel viele andere alte Familien aus der Altmark. Leider ist das Wappen dieser Familie noch nicht bekannt geworden und daher läßt sich das Wappen auf unserm Siegel durch Vergleichungen noch nicht feststellen. Auch F. Boll in seiner Geschichte des Landes Stargard, I, 1846, S. 154, führt "die von Falkenberg" unter den alten adeligen Familien des Landes Stargard auf und führt sie auf das Dorf gleiches Namens in der Altmark zurück. So viel die spärlichen Urkunden des Landes Stargard gestatten, lassen sich hier die v. Falkenberg oft als Ritter, auch als Vögte des Landes, seit dem J. 1276 bis 1465, erkennen, und zwar mit Besitzungen in der Nähe von Neu=Brandenburg zu Warlin und Neuenkirchen, auch auf Rossow. Nach den Jahrbüchern XIV, 1849, S. 243, welche F. Boll noch nicht kannte, war im J. 1449 "Claus Falkenberg erbgesessen zu Arensberg".

Gleiche Ansichten über diese Familie hat auch Latomus vom Adel des Landes Stargard, 1617, indem er sagt:

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Die Falkenberge. "Ao. 1465 haben auch zween dieses Geschlechts im Lande Stargard, nemlich Hans Falkenberg zu Werlien und Andreas zu Werlien und Neuenkirchen ihre schönen Lehngüter gehabt. Itzt aber ist ihr Gedächtniß dieses Orts erloschen, ohne daß in der Mark noch etliche wohnen und geseßen sind, deren sich einer aus dem Lande Stargard mit denen von Jasmund durch Heirahten befreundet und einen Sohn hinterlassen hat".

Eben so berichtet v. Gamm:

"Falkenberg". Diese Familie stammet aus der "Mark Brandenburg her, wovon in des Zedler's Universal=Lexicon P. IX, p. 131, mit mehreren nachzulesen. Sie hatten sich vor verschiedenen Jahrhunderten nach der Herrschaft Stargardt gewandt und dorten einige Lehne erhalten, sind aber mit Ausgang des XV. Seculi erloschen. Vid. Latomi Beschreibung des Stargardischen Adels".

Die Familie muß am Ende des 15. Jahrh. in Meklenburg ausgestorben sein, da seit dem Anfange des 16. Jahrh. der Name nicht mehr genannt wird.

Der hier zur Frage stehende Bernhard Falkenberg wird also zu dieser Familie gehören und sein Wappen das Wappen derselben Familie sein.

G. C. F. Lisch.