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II. Zur Baukunde.


1. Zur Baukunde der vorchristlichen Zeit.


Die Ringwälle und Burgwälle.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


Viel besprochen sind in neueren Zeiten die "Burgwälle", nachdem sie selbst und ihre Eigenthümlichkeiten entdeckt sind; jedoch sind sie noch nicht vollständig geordnet. Es wird aber jetzt schon möglich sein, die einzelnen Arten zu scheiden und zu bestimmen.

Die Wohnstätten, welche in Meklenburg vorherrschend, auch im Munde des Volks, "Burgwälle" ("Borgwall") genannt werden, gehören der wendischen Zeit an, und waren größten Theils Haupt= oder Gau=Burgen der slavischen Fürsten und Tempelburgen. Sie wurden alle um die Mitte des 12. Jahrhunderts bei der Eroberung der Wendenlande und der Germanisirung und Christianisirung zerstört und werden zum größeren Theile von den gleichzeitigen Schriftstellern mit Namen genannt. Sie sind sicher daran zu erkennen, daß man unter der Oberfläche große Massen von gleichartigen Topfscherben, röthlich gebrannte Lehmstücke (von den "Klehmstaken": Lehmschlag), Thierknochen, Kohlen, auch hin und wieder kleine eiserne Geräthe findet; die Topfscherben, welche noch nach heidnischer Weise aus Lehm mit Steingrus bereitet und nicht im Töpferofen gebrannt sind, haben am Gefäßrande vorherrschend Wellenlinien zur Verzierung, welche sich auch durch andere geschichtliche Gründe sicher dem 11. und 12. Jahrh. n. Chr. zuweisen lassen. In Meklenburg lassen sich diese wendischen Burgwälle jetzt auch

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an der Lage und Bauart erkennen. Die wendischen Burgwälle sind in Sümpfen oder Gewässern aus Erde künstlich ein= und aufgeschüttete Hügel, welche früher von einem Randwalle oder einer Brustwehr von etwa 5 Fuß Höhe und darüber umgeben waren, so daß die Menschen und niedrigen Hauser dahinter vor Wurfgeschossen gesichert waren. Die Befestigung erhielten sie durch ihre Lage im Sumpfe und Wasser. Viele, und vielleicht die meisten, liegen in ehemaligen Sümpfen, welche oft eine sehr bedeutende Tiefe haben, selbst über 50 Fuß, und gewöhnlich jetzt noch nicht feste Wiesen tragen, z. B. die Burgen Meklenburg, Werle, Ilow, Rostock. Andere liegen in Landseen, auf Inseln, Landzungen oder Landengen in nicht zu weiter Entfernung vom Ufer, z. B. Schwerin, Dobin, Quetzin, Teterow. Alle sind von loser Erde eingeschüttet und oft über 20 und 30 Fuß erhöhet, um auch die Erstürmung abzuwehren. Sie sind wegen der leichten Arbeit jetzt größten Theils geebnet und unter den Pflug gebracht. Die Arbeit der Aufschüttung scheint eine allgemeine Landespflicht gewesen zu sein, von der Niemand befreiet war; diese Arbeit scheint das "Burgwerk" und "Brückenwerk" gewesen zu sein ("Borgwerk, Bruckwerk"), welches in älteren Urkunden bis ins 14. Jahrh. hinein als Landesdienst häufig vorkommt. - Eben so scheint es in Neu=Vorpommern (Festland Rügen) gewesen zu sein; wenigstens haben die Burgwälle z. B. von Barth und Werder, die ich untersucht habe, dieselbe Lage, denselben Bau und dieselben Alterthümer. Auf der Insel Rügen haben sie zum Theil eine nur ähnliche Lage und sind mehr auf Höhen und festem Boden aufgeschüttet und durch höhere und steilere Randwälle gesichert, wahrscheinlich weil es hier an großen Sümpfen und Landseen fehlt.

Es giebt aber in Meklenburg auch Burgwälle, welche eine ganz andere Beschaffenheit haben, und die ich vorläufig, nach dem Vorgange der Benennung in Mittel=Deutschland, "Ringwälle" nennen will. Es wird jetzt an der Zeit sein, sie von den wendischen "Burgwällen" zu scheiden und schärfer als bisher zu beobachten. Diese Ringwälle liegen alle auf festem Erdboden und auf den höchsten Gipfeln von Höhen, welche oft sehr bedeutend sind und von denen man eine weite Aussicht hat. Die Burgräume sind geebnet und mit einem Walle auf fester Erde umgeben. Sie zeigen also grade entgegengesetzte Merkmale gegen die wendischen Burgwälle. Fast alle liegen jetzt in Wäldern. Es sind noch nicht sehr viele bekannt; es mögen in Wäldern noch viele

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unerkannt stehen. Zu den Burgen dieser Art gehören folgende: die "Hohe Burg" zu Schlemmin bei Bützow, im Walde, auf einer der größten und sehr weit sichtbaren Berghöhen des Landes (vgl. Jahrb. VII, A., S. 176); der Burgwall von Ilow bei Neu=Bukow, auf einer bedeutenden Waldhöhe an der Grenze von Madsow, verschieden von dem wendischen Burgwall tief im Sumpfe (vgl. Jahrb. VII., A., S. 167); der Burgwall von Kl.=Lukow bei Teterow (vgl. Jahrb. VII., B., S. 96); der Burgwall von Sagel bei Malchin (vgl. Jahrb. IV., B., S. 92); der Burgwall von Gr.=Görnow hoch auf dem steilen Ufer der Ober=Warnow (vgl. Jahrb. IV., B., S. 93); vielleicht der Burgwall von Wieschendorf (vgl. Jahrb. III., B., S. 180). In Meklenburg=Strelitz gehören zu diesen Ringwällen wohl gewiß die Wälle von Rülow bei Stargard auf dem "Langen Berge" (vgl. Jahrb. VI., B., S. 104 flgd.) und vielleicht die Burg Stargard, welche schon von den Wenden den wendischen Namen "Altenburg" (star-gorod) erhielt.

Auf allen diesen Burgplätzen haben sich bis jetzt keine Spuren menschlicher Ansiedelungen gefunden. Nur zu Rülow ist hart am Langen Berge ein sehr bedeutender Fund von alten Bronze=Geräthen gemacht.

Es ist die Frage, welcher Zeit diese Ringwälle, welche oft eine große Ausdehnung haben, angeboren. Nach Bau, Lage und Alterthümern sind sie nicht wendisch. Also werden sie aus einer älteren Zeit stammen, aus der Zeit einer germanischen oder keltischen Bevölkerung der Bronzezeit, worauf auch der große Bronzefund von Rülow zu deuten scheint.

Der Zweck dieser Wälle war wohl vorübergehende Zuflucht für Menschen und Vieh und Abwehr etwaniger Erstürmung in Kriegszeiten im Kampfe Mann gegen Mann. Für Festungen sind diese Ringwälle oft zu groß und zu wenig geschützt. Die wendischen Burgwälle eignen sich durch ihre Lage zu "Festungen" viel mehr.

Von sehr großem Interesse ist die Vergleichung dieser Meklenburgischen Ringwälle mit den viel besprochenen Ringwällen des Taunus=Gebirges, welche mit den Meklenburgischen in jeder Hinsicht die größte Aehnlichkeit haben. Um Homburg v. d. H., ungefähr eine Meile von der Stadt entfernt, erheben sich in einem weiten Bogen die höchsten Berge des Taunus=Gebirges, unter diesen z. B. auch die beiden höchsten Gipfel dieses Gebirges, der Feldberg und der Altkönig. Alle diese Gipfel sind von dem Homburger

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Lande und von der Ebene bis nach Frankfurt a. M. hin klar erkennbar. Auf vielen dieser isolirten Gipfel, welche das umher liegende Gebirge überragen, stehen nun alte länglich=viereckige Umwallungen, welche man Ringwälle genannt hat; sie stehen frei und beherrschen nicht allein die nächste Umgebung, sondern bieten auch eine sehr weite, großartige Uebersicht. Diese Ringwälle stehen außer allem Zusammenhange mit den Römerwällen, mit ihren Gräben und Castellen: Pfahlgraben, Limes Imperii Romani, welche eine bestimmte, geschlossene Richtung haben. Diese Nordgrenze des Römerreiches hat nicht einzelne hervorragende Gipfel verschanzt, auch nicht grade hohe Gipfel gesucht, sondern zieht über Gebirgskämme und ist dort befestigt, wo Uebergänge leicht sind, z. B. bei der berühmten römischen Saalburg bei Homburg. Diese Werke, welche einen bestimmten Grenzwall bilden, sind nach langen, weit reichenden Forschungen jetzt leicht als römische zu erkennen. Die "Ringwälle" sind aber ganz anderer Art und Schutzwehren einheimischer Völkerschaften und wahrscheinlich viel älter, als die Römerwerke.

Um mich von der Beschaffenheit der Ringwälle zu unterrichten, habe ich im Frühling 1870 zwei dieser Ringwälle besucht, auf der sogenannten Goldgrube und auf dem Altkönig, dessen Befahrung allerdings sehr schwierig und beschwerlich ist.

Im Allgemeinen geben die Reisehandbücher und Gebirgsbeschreibungen sehr übertriebene Schilderungen von den Nassauischen Ringwällen. Diese sind in der That nicht "riesenmäßige Werke aus ungeheuren Steinblöcken", nicht "Cyklopenmauern", sondern Schutzwälle, wie sie eben von Menschen ohne besondere Hülfsmittel aufgeführt werden konnten und wie sie sich auch wohl in andern Ländern finden.

Am 3. Juni 1870 befuhr ich von Homburg aus den Berg Goldgrube zunächst bei Ober=Ursel 1 ). Der Ringwall auf der Goldgrube ist einer der lehrreichsten. Dieser Ringwall ist einer der größten und ausgedehntesten und ist im Walde von Erde aufgeführt, in welcher hin und wieder größere und kleinere Steine stecken, wie sie gerade zur Hand gewesen sind. Er nimmt einen ungewöhnlich großen Raum


1) Die Beförderung zur Befahrung der Goldgrube verdanke ich dem Herrn Hof=Apotheker Rüdiger zu Hamburg v. d. H., welcher mich auch selbst in Gesellschaft des Herrn Dr. Rolle begleitet und geführt hat.
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ein, so daß er selbst von einer starken Besatzung als Festung nicht vertheidigt werden könnte, da die Festungslinie zu groß sein würde. Der Ringwall ist hoch genug, um Menschen hinter demselben zu schützen, und macht allerdings einen großen Eindruck.

Am 6. Juni 1870 befuhr ich 1 ) von Homburg aus den Altkönig, welcher der Stadt Königstein zunächst liegt. Der Ringwall auf dem jetzt kahlen Gipfel des Berges ist allerdings sehr bedeutend und mächtig, da er einen sehr weiten Umfang und an manchen Stellen eine Höhe von fast 12 Fuß hat. Aber von Cyklopenmauern ist keine Spur zu sehen. Der ganze Wall ist nämlich, weil hier Erde fehlt, ganz aus zahllosen Steintrümmern, wie sie seit dem Gebirgshervorbruch umher lagen, zusammengetragen und besteht aus lauter "tragbaren Stücken", welche alle nackt und frei sind von Erde und Pflanzenwuchs. Der Wall ist nur "eine fleißige Arbeit vieler Hände." Die Aussicht über die Vorberge und die Ebene bis zu den gegenüber streichenden Gebirgen ist weit und großartig.

Diese Nassauischen "Ringwälle" von hervorragender Bedeutung, denen die übrigen gleichen, sind nun den oben beschriebenen Mecklenburgischen Burgwällen außerordentlich ähnlich, wie z. B. der Ringwall auf der Goldgrube der Hohen Burg von Schlemmin an Lage, Bau und Größe.

Funde von irgend einer alterthümlichen oder geschichtlichen Bedeutung sind auch in den Nassauischen Ringwällen bisher nicht gemacht. Nur auf der Goldgrube sollen Kleinigkeiten gefunden sein, früher schon von einem Landgrafen, in neuern Zeiten von Privatleuten Sachen, welche im Frankfurter Geschichtsvereine vorgezeigt sind (vgl. Zeitschrift Didaskalia, 1867, Nr. 5 und 17).

Der Zweck dieser Umwallungen wird nur Zuflucht und Vertheidigung für größere Massen an Menschen und Vieh gewesen sein. Dies ist auch in neuern Zeiten wiederholt ausgesprochen.

Die Zeit der Aufführung dieser Ringwälle wird sehr weit zurückreichen. Es erscheint nicht annehmbar, daß sie zum Schütze gegen die Römer errichtet sein sollten; denn zu Festungen gegen ein so starkes und geübtes Kriegervolk, wie


1) Die Beförderung zu der sehr schwierigen Befahrung des Altkönig verdanke ich dem Herrn von Schmalkalden, großherzoglich Hessen=Darmstädtischen Oberförster, zu Homburg v. d. H., welcher mich auch selbst in Gesellschaft der Herren Lieutenants von Eckartstein und von Specht begleitete und führte.
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die Römer waren, sind die Ringwälle lange nicht stark genug. Sie scheinen germanischen Völkerschaften der Bronzezeit zugeschrieben werden zu müssen, wenn sie nicht noch älter sind. Germanisch müssen sie sein; römisch oder romanisirend sind sie sicher nicht. Vielleicht bildeten sie einst Schutzburgen auf einer Völkerscheide, von der wir jetzt keine Kunde mehr haben.

Merkwürdig bleibt aber die Aehnlichkeit mit den "Burgen" in Meklenburg. Aehnliche Wälle auf Höhen werden sich mit der Zeit bei umsichtigerer Forschung noch mehr in Deutschland finden.

Zu ganz derselben Ansicht über die Ringwälle ist auch der Oberst von Cohausen 1 ) (zuletzt in Wiesbaden) gelangt, welcher diese Wälle lange und eingehend durchforscht hat und der sicherste Gewährsmann in dieser Angelegenheit ist. Er hält die Nassauischen und anderen Ringwälle für "vorübergehende Zufluchtsorte in Zeiten der Gefahr" 2 ) und nennt sie auch "Bauernfestungen". Er kommt zu dem Ergebnisse: "Solche Zufluchtsorte waren es, welche die Bewohner der reichen Mainebene im nahen Taunus fanden, die sie sich sicherten und ausbauten auf dem Altkönig, in den Altenhöfen, in der Goldgrube, auf der Giekelsburg und noch in acht oder zehn anderen Umwallungen jenes Gebirges". Er stützt sich hiebei auf die "Gallischen Mauern" in Caesar de B. G. VII, 23 und auf die Dacischen Festungen, abgebildet auf der Trajanssäule. Cohausen nimmt aber dabei an, daß diese Taunus=Ringwälle ursprünglich anders ausgesehen haben, als jetzt, indem sie mit Balken, Bäumen und Sträuchern, die jetzt vergangen sind, steil durchgebauet und befestigt gewesen sind. Diese Annahme, daß die Ringwälle einst mit Holz durchgebauet gewesen sind, ist jetzt ziemlich allgemein in den Main= und Rheinlanden; die Wälle, wie sie jetzt beschaffen sind, würden sonst nicht zum Schutze ausgereicht haben, da sie jetzt nicht mehr hoch und steil genug sind, indem sie den mittelalter=


1) Vgl. Ringwälle und ähnliche Anlagen "im Taunus und anderwärts. Von A. von Cohausen." Braunschweig. Druckerei von George Westermann. 1861. Separat=Abdruck aus Westermann's Monatsschrift. - Vgl. auch: "Taunusführer. Herausgegeben von dem Frankfurter Taunusklub. Nr. 1. Der obere Taunus. 1870." Vgl. z. B. S. 20, 27, 35.
2) Vgl. "Alte Verschanzungen, Burgen und Stadtbefestigungen im Rheinlande und in Preußen, von A. von Cohausen", in der Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben von Dr. Foß, 1867, October und November.
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lichen "Landwehren" der Feldmarken mancher niederdeutschen Städte gleichen. Ueber den besonderen Zweck der Taunus=Ringwälle sind in den neuesten Forschungen auch schon Muthmaßungen aufgestellt. Schuster in seiner neuesten Schrift 1 ) glaubt nachweisen zu können, daß "die Richtung derselben sich wesentlich nach Osten wendet und wohl mit dem Kampfe von Germanen gegen weiter westlich nachdrängende Germanen zusammenhange; vielleicht aber dürfte diese östliche Richtung eher auf die letzten Kämpfe der rechtsrheinischen Kelten mit den andringenden Germanen hindeuten."

Manche Erscheinungen werden sich vielleicht mit der Zeit durch diese Vergleichungen erklären lassen. So will ich bei dieser Gelegenheit nur noch den "Baumgärtner Berg" erwähnen, welcher in der Gegend bekannt und viel genannt ist, ohne Erklärung zu finden. Auf dem Wege von Rühn nach Eickhof, in der Richtung von Bützow nach Warin, berührt man den in den Jahrbüchern oft erwähnten "classischen Boden" der heidnischen Vorzeit Meklenburgs in der Mitte des Landes (vgl. Friderico-Francisceum, Erläuterung S. 16). So wie man auf diesem Wege die Feldmark des Dorfes Baumgarten betritt, sieht man zu den Seiten nah und ferne gewaltige Kegelgräber der Bronzezeit emporragen. Wenn man sich von Bützow her dem Dorfe nähert, so glaubt man links am Wege auf einer natürlichen Erhebung ein riesenmäßiges, regelmäßiges Kegelgrab zu erkennen. Je mehr man sich aber dem Dorfe nähert und die Seite des Hügels zum Anblick gewinnt, desto mehr erkennt man die langgestreckte Gestalt desselben, so daß man annehmen muß, der Hügel habe etwas Besonderes zu bedeuten. Eine Naturbildung dieser Art würde sehr ungewöhnlich sein. Für einen Grabhügel scheint die Masse zu groß und zu lang.

Man wird zu dem Gedanken gebracht, die Anhöhe sei etwa eine burgartige Verschanzung, eine Art Wall. Ich kann diese Oertlichkeit hier nur andeutend bezeichnen und darauf aufmerksam machen; es gehört längere Zeit und Arbeit zu der Untersuchung, als mir die Umstände gegönnt haben.

Bei dieser Gelegenheit kann ich es nicht unterlassen, auf neu entdeckte Kegelgräber in dieser Gegend hinzuweisen.

Auf dem Felde von Eickhof sind viele Kegelgräber. Nicht weit westlich vom Hofe auf dem festen, hügeligen Boden


1) Vgl. "Schuster über die Heidenschanzen Deutschlands." Vgl. auch Professor Dr. J. Becker zu Frankfurt in den Heidelberger Jahrbüchern, 1871, Nr. 13, S. 207-208.
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stehen drei sehr große Kegelgräber, welche das Volk mit dem Namen "Golgatha" bezeichnet. Der Herr Pächter Seeler erzählte, daß er aus einem dieser Hügel, die er für mittelalterliche Befestigungen zu der großen Ritterburg Eickhof gehalten habe, viele Steine, die "im Kreise gelegen hätten", als Fundamentsteine habe ausbrechen lassen.

Herr Ritter auf Friedrichshöhe berichtet, daß südwestlich von Warin, eine Viertelstunde von der Stadt entfernt, an dem Fußsteige nach Tempzin und Zahrenstorf in einem Tannengehölze eine große Gruppe von Kegelgräbern liegt, von denen 7 wohl erhalten sind; zu einem, der oben abgeplattet ist, führt ein gewundener Pfad hinauf.

Der Herr Canzlei=Director a. D. von. Bülow zu Schwerin berichtet, daß bei Ruchow noch viele große Gräber stehen. In der Nähe des Hofes steht ein großes Kegelgrab von ungefähr 20 Fuß Höhe, zu dessen Spitze ein gewundener Pfad hinaufführt. Etwas weiter entfernt stehen zwei andere eben so große Kegelgräber.