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Menschenschädel von Reez.

Auf dem dem Herrn von Plessen gehörenden Landgute Reez bei Schwaan ward im Monat Junii 1872 in einer der Ziegelei des Gutes Wahrstorf gegenüber liegenden Wiese am Ufer des Warnow=Flusses, 112 Fuß Hamb. Maaß von demselben entfernt, beim Torfgraben in einer Tiefe von ungefähr 10 Fuß durch die Maschine ein alter Menschenschädel emporgehoben und von dem Herrn von Plessen dem Vereine zum Geschenk zugesandt. Die Oberfläche der Wiese liegt fast in der Wage des Spiegels der Warnow, und die Wiese wird in uralter Zeit Wasser oder Morast gewesen sein. Früher ist in dieser Wiese nach der Beschaffenheit des Bodens kein Torf gegraben.

Mehr als dieser Schädel ist bis jetzt an dieser Stelle nicht gefunden.

Der Schädel ist durch die Maschine freilich zerdrückt, hat aber in den Oberhauptbeinen von den Augenbrauen bis zur Hinterhauptschuppe wieder zusammengesetzt werden können. Der Schädel ist brachycephal; die Stirne ist sehr schmal, das Hinterhaupt sehr breit und gewölbt. Die Knochenwände sind sehr dünne, die Schädelnäthe noch nirgends verwachsen. Die Augenbrauenbogen, welche über der Nasenwurzel nahe zusammentreten, sind zwar hoch, jedoch nicht sehr stark. Nach allen diesen Kennzeichen wird der Schädel einem noch jugendlichen, vielleicht weiblichen Individuum angehört haben. Im Ganzen ist der Schädel einem im Pfahlbau von Wismar gefundenen Schädel sehr ähnlich. Die Farbe ist sehr hellbraun oder schmutzig dunkelgelb. Daß er nicht schwärzlich ist, wie manche sehr alte Torfschädel, rührt wohl daher, daß er in einem Lager von Binsen ähnlicher Masse gelegen haben wird, mit der die Schädelhöhlung gefüllt und zusammengedrückt war.

Nach allen Anzeichen wird der Schädel in die Steinzeit fallen. Vielleicht haben einst in dem Moore Pfahlbauten dieser Zeit gestanden; jedoch ist bis jetzt nichts weiter gefunden, was diese Vermuthung unterstützen könnte.

G. C. F. Lisch.