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c. Eisenzeit.


Ueber das Grab von Wotenitz
und
die alte Eisenperiode,

von

Dr. G. C. F. Lisch.

Nachtrag zu den Jahrbüchern XXVI, S. 161.

In den Jahrbüchern XXV, 1860, S. 252 flgd., gab ich die erste Nachricht von dem großen Begräbnißplatze aus der Eisenzeit bei Wotenitz, und namentlich über eine ungewöhnlich reich ausgestattete Urne, in welcher neben sehr zahlreichen Alterthümern aus Eisen, Silber, Bronze, Glas u. s. w. auch eine schöne goldene Halskette lag. Im Jahre 1860 hielt ich diesen Begräbnißplatz für einen wendischen, aus der vorgeschrittenen jüngeren Eisenzeit. Diese Urne mit ihrem Inhalt gab mir aber Veranlassung zu tiefern Forschungen und Vergleichungen und ich mußte mich bald überzeugen, daß Alterthümer dieser Art bis in das erste und zweite Jahrhundert nach Christi Geburt zurück reichen. Ich nahm daher diese wichtige Forschung in den Jahrb. XXVI, 1861, S. 161 flgd., wieder auf, und ward durch reiflich überdachte Gründe bestimmt, die Begräbnißplätze mit den kohlschwarzen Urnen, mit aus viereckigen Punkten gebildeten Hammer= und Mäanderverzierungen, in die erste Zeit der christlichen Zeitrechnung zurück zu versetzen, in denen noch keine Wenden in Norddeutschland wohnten.

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In der einen erwähnten Urne fanden sich viele Schmuckgegenstände aus edlem Metall, namentlich eine schöne Halskette aus geflochtenem Golddraht, ein silbernes Armband oder offene Spange mit halbkugelförmigen Verzierungen an den Enden, eine verbogene große silberne Nadel ("Haken"), ein hohler silberner Nadelknopf ("Perle").

Ich habe in Jahrb. XXVI, S. 163 flgd., angeführt, daß diese selbigen Sachen mit römischen Alterthümern zusammen wiederholt in Dänemark gefunden sind und auch aus Ungarn eine solche "aus vierfachem Golddrath geflochtene Kette" stammt (vgl. Jahrb. a. a. O., S. 167).

Darnach ist auch in Oesterreich 1862-1863 zu Wulzeshofen ein Goldfund gemacht, welcher nach den Abbildungen ganz mit den hier angeführten Alterthümern von Wotenitz übereinstimmt. Der Fund ist beschrieben und abgebildet von Kenner: Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde in der Oesterreichischen Monarchie, 1862-1863, im Archiv für Kunde österreichischer Geschichts=Quellen, Wien, 1865, Band 33, S. 29. Diese hier gefundenen Gegenstände sind: Bruchstücke einer Kette aus feinem, "vierfach geflochtenem Golddrath" mit "Schlußstück und Goldblechcylinder"; ein Armband aus Golddrath, dessen Ende ein Knopf bezeichnet, der aus zwei mit Kugeln begrenzten Gliedern besteht; Endstück (Knopf) einer goldenen Nadel, dessen oberes Ende einen Goldblechcylinder trägt, der oben mit kleinen Wulstchen besetzt ist; Klumpen von geschmolzenem Silber und von Bronze u. A.

Alle diese Sachen gleichen an Form und Arbeit völlig den in der Urne zu Wotenitz gefundenen goldenen und silbernen Geschmeiden, und deuten auf einen Verkehr zwischen dem Innern des europäischen Festlandes und den Ostseeküsten oder auf eine Verbindung beider mit einem südlichen Lande. Alle Stücke sind außerordentlich tüchtig und kunstreich gearbeitet, wenn auch eigenthümlich im Styl; aber eine "barbarische Technik" möchte ich, wie Kenner, es nicht nennen. Die Arbeit erinnert an Etrurien. Jedenfalls sind alle diese Gegenstände eigenthümlich und lassen sich mit den sonst im Norden gefundenen Alterthümern nicht in Verbindung bringen.

Auch in Ungarn bei Céke, Zempliner Comitat, sind im Jahre 1856 Goldschmucksachen gefunden, welche an die bei Wulzeshofen gefundenen erinnern; vgl. Oesterreichischen Archiv a. a. O., S. 105.