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Die Krone von Sylt.

Vor mehreren Jahren stieß der Herr Hauptmann, jetzige Major a. D. von Preen, jetzt auf Groß=Brütz, während eines Badeaufenthalts auf der schleswigschen Insel Sylt in der Nordsee beim Spaziergange mit dem Fuße in einen fast frei liegenden, großen, grünen Ring, den er sogleich als Bronze erkannte und mit sich nahm. Der Ring lag in den Dünen "am rothen Clyff" in gelbrothem Lehm auf einer mit zerbrannten Knochen gefüllten thönernen Urne, welche im Laufe der Zeiten am obern Rande ganz frei gelegt war, aber beim Aufheben gänzlich zerfiel.

Als der Herr von Preen mir nach längerer Zeit den Fund zeigte, erkannte ich darin sogleich einen jener "Kronenreifen", welche schon vielfach und auch von mir zuletzt in den Jahrbüchern XXIX, S. 142, behandelt sind. Der Ring ist in Größe, Gestalt und Einrichtung durchaus den bisher gefundenen gleich. Er besteht aus Bronze, ist voll gegossen und mit tiefem, hellgrünem, edlem Rost bedeckt. Er hat im Innern einen Durchmesser von 5 1/4 Zoll, im Aeußern

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von 6 Zoll hamb. Maaß; der Ringkörper hat gut 1/2 Zoll im Durchmesser. Die Einrichtung des Ringes ist genau der der eigentlichen Kronen gleich; ein Viertheil des Ringes ist ausgeschnitten, bewegt sich an einer hervorragenden Verzierung um einen Stift und greift noch mit Federkraft, wenn der Ring geschlossen wird, mit einem Zapfen in ein gegenüber stehendes Loch in dem größern Theil des Ringes. Der Reif hat aber keine Kronenzacken, sondern ist rund und glatt, und nur mit Linienornamenten verziert, grade wie die in den Jahrb. a. a. O. und hier abgebildete Krone von

Krone von Sylt

Söhren in Holstein. Der Reif ist auf der ganzen obern und äußern Oberfläche mit feinen, niedrigen Queerbändern von ungefähr 1/8 Zoll Breite und dazwischen mit schmalen Linien verziert, darunter ist ein schmales Band von feinen Queerlinien, unter welchem eine Zickzacklinie liegt. Die untere und innere Hälfte sind ohne alle Verzierung und ganz glatt, also beim Tragen nicht zur Anschauung gekommen. Das Charnier, in welchem sich der ausgeschnittene Viertheilkreis bewegt, bildet, ähnlich wie bei den übrigen Kronen, eine Scheibe oder einen Knopf, welcher 1 1/4 Zoll im Durchmesser und 7/8 Zoll Höhe hat.

Der Kronenreif von Sylt ist also dem von Söhren ziemlich ähnlich. Es fehlt dem Ringe von Sylt jedoch der charakteristische, hervorragende Stift als Schmuck; statt dessen ist ein einfacher, roh gearbeiteter und vernieteter Stift eingetrieben, welcher fast kaum über das Charnier hervorragt,

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In dieser Hinsicht gleicht die Krone von Sylt dem in den Jahrb. a. a. O. und hier abgebildeten Kronenreife von

Kronenreif von Schwerin

Schwerin, welcher jedoch auf der Oberfläche durch niedrige Wulste wellenförmig modellirt ist.

Uebrigens glaube ich nicht, daß sich durch den Mangel der Verzierung die Krone von Sylt grade von den übrigen unterscheidet. Denn nach meiner Ansicht gehört der Stift derselben nicht ursprünglich zu der Krone: er ist roh gearbeitet, handwerksmäßig vernietet und hat gar keinen Rost, während der Ring sehr tiefen, edlen Rost trägt, sondern eine kupferbraune Farbe.

Der Reif von Sylt ist jetzt von dem Herrn Major von Preen den großherzoglichen Sammlungen geschenkt.

G. C. F. Lisch.