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XXXII. 4.

Quartal= und Schlussbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, im Juli 1867.

Vignette

D ie diesjährige, am 11. d. M. wegen Behinderung des Herrn Präsidenten, Ministerial=Präsidenten v. Oertzen, Exc., unter dem Vorsitze des Vicepräsidenten, Herrn Geheimen Revisionsraths Hase, leider unter sehr geringer Betheiligung abgehaltene zweiunddreißigste General=Versammlung des Vereins ward in Stellvertretung des unterzeichneten, auf Urlaub abwesenden zweiten Secretairs, durch einen Vortrag des ersten Secretairs, Herrn Archivraths Dr. Lisch, über die Thätigkeit und die Geschichte des Vereins während des letzten Jahres eröffnet, dessen improvisirten Wortlaut ich nicht mitzutheilen vermag, dessen Ideengang aber im Wesentlichen mit dem nachfolgenden Berichte übereinstimmen wird.

Der schon gemeldete plötzliche Tod des Professors Morlot zu Bern am 10. Februar d. J. hat auf die Redaction der Jahrbücher des Vereins störend eingewirkt, und trägt im Verein mit einem bald darauf hervortretenden Leiden des Herrn Archivraths Dr. Lisch, welches inzwischen durch eine Badereise glücklicher Weise völlig beseitigt worden ist, die Schuld, daß der im Herbste dieses Jahres auszugebende

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32. Band dieses bis jetzt in ununterbrochener Folge alljährlich veröffentlichten Magazins der Vereinsarbeiten in diesem Jahre zum ersten Male in der General=Versammlung noch nicht vorgelegt werden konnte. Morlot arbeitete bekanntlich seit Jahren an einer ausführlichen und durch zahlreiche Holzschnitte erläuterten Beschreibung unserer Alterthumssammlung, mit steter Vergleichung derselben mit den Alterthümern des Nordens und der übrigen Länder Mitteleuropas. Diese gewiß höchst interessante Arbeit war vertragsmäßig für unsre Jahrbücher bestimmt und sollte nach langer Verzögerung dem bestimmten Versprechen des Verfassers gemäß endlich in dem diesjährigen Bande zum Abdruck kommen. Diese Hoffnung ward nun durch den plötzlichen Tod des Verfassers abermals, und dies Mal ohne Zweifel auf immer vereitelt, weshalb rasch auf Ersatz gedacht werden mußte.

Der Herr Archivrath Dr. Lisch beförderte daher sofort eine eben vollendete Arbeit über die Urgeschichte des Ortes Malchow zum Drucke, welche in 9 Abschnitten über die natürliche Lage des Ortes, die heidnische Burg, den in der Nähe befindlichen Götzentempel, die Burg= und Lehnleute in derselben und dem Lande Malchow, ferner über das Dorf und das Kloster Alt=Malchow, endlich über die Stadt Neu=Malchow und deren Patriziat gehandelt wird. Die durch 6 Siegelzeichnungen in Holzschnitt und 2 Urkunden erläuterte Abhandlung giebt überall neue Aufklärungen und wird nicht verfehlen, das Interesse der Leser zu gewinnen. - Erst während des Abdrucks dieser Arbeit unternahm es der Unterzeichnete, in der zweiten Abhandlung seine Ansichten über die gottesdienstliche Bedeutung der wendischen Schwerine darzulegen und die Richtigkeit derselben durch eine topographisch=historische Beschreibung aller bekannten Oertlichkeiten Meklenburgs, welche diesen Namen führen, so weit möglich nachzuweisen. Die dieser Arbeit zum Grunde liegende Idee war natürlich lange zuvor reiflich geprüft und das Hauptmaterial zu ihrer Durchführung nach und nach gesammelt; da die Forschung im Einzelnen aber noch während des Druckes fortgesetzt werden mußte, so wird dieselbe leider nur zu deutliche Spuren dieses ihres Ursprungs an sich tragen. Daraus erklären sich auch namentlich einige auffallende Widersprüche in meiner Auffassung mit den in der ersten Abhandlung niedergelegten Ansichten meines Collegen, deren Ausgleichung nicht versucht werden konnte, da wir zwar den allgemeinen Inhalt unsrer Arbeiten zuvor mit einander be=

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sprochen hatten, mit ihrer Ausführung aber gegenseitig unbekannt waren, und der Druck meiner Abhandlung erst nach der Abreise meines Collegen nach dem Bade Homburg begann. Durch ein Mißverständniß ist überdies das Schlußcapitel, welches einige allgemeine Betrachtungen über die slavische Mythologie zur Erläuterung und Rechtfertigung der im Vorhergehenden ausgesprochenen Ansichten, namentlich in Bezug auf ihr Verhältnis zu der germanischen Götterwelt, in meiner Abwesenheit nach der Rückkehr meines Collegen weggeblieben. - Die zweite Abtheilung dieses Bandes oder die Jahrbücher für Alterthumskunde wird den gewiß von vielen Seiten mit Sehnsucht erwarteten zweiten Bericht über den Pfahlbau von Wismar bringen, welcher nicht nur die neu gewonnenen Resultate der fortgesetzten Ausgrabungen zur Kenntniß der Freunde des Alterthums bringt, sondern zugleich die in dem ersten Berichte besprochenen Entdeckungen einer sorgfältigen Revision unterwirft, das Aechte von dem leider mit eingeschmuggelten Unächten strenge sondert, durch beides die leichtfertig verbreiteten Gerüchte, durch welche die ganze wichtige Entdeckung als ein Werk des Betruges dargestellt werden sollte, auf ihr richtiges Maaß zurückbringt, und die in dem ersten Berichte dargelegten Resultate, die mit Recht überall das größte Aufsehen erregt hatten, gegen jede Verdächtigung sicher stellt. Unter den kleineren Berichten u. s. w., welche neuerdings eingegangen sind, erwähne ich nur die Mittheilung des Herrn Archivars Herberger zu Augsburg über die Siegel der Marschälle von Pappenheim, den Bericht des Herrn Beste auf Blengow über einen dort entdeckten interessanten Wendenkirchhof und des Herrn Archivraths Dr. Lisch über die Kirche zu Alt=Lübbelow, Filial von Neustadt.

Der Druck des neuen Registers zu den ersten 30 Bänden der Jahrbücher von J. Ritter, wovon im vorigen Jahre das erste Heft ausgegeben ward, schreitet nur langsam fort, da der Satz klein und schwierig ist. Indeß sind doch bereits 12 Bogen des zweiten Heftes, den Rest des Personen= und einen Theil des Sachregisters umfassend, fertig, so daß das Ganze etwa zu Anfang des neuen Jahres versandt werden kann.

In Betreff des Urkundenbuches habe ich den regelmäßigen Mittheilungen in den einzelnen Quartalberichten des neu abgelaufenen Vereinsjahres wenig hinzufügen. Von dem vierten Bande der ersten Abtheilung ist zur Zeit im Drucke vollendet:

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die Urkunden von 1297-1300, nebst den Nachträgen 30 Bogen
das Ortsregister des Herrn Dr. Crull zu Wismar 13 "
das Personenregister des Herrn Rectors Römer zu Grabow 37 "
----------- ---- -----------
zusammen 80 Bogen

Auch das bisher noch rückständige Manuscript des Sachregisters vom Herrn Ministerialsecretair Dr. Wedemeier ist jetzt im Besitze der Redaction, worauf der Druck sofort begonnen hat. Bei dem bedeutenden Umfange dieses Registers wird aber die Ausgabe des Werkes voraussichtlich in diesem Jahre nicht mehr erfolgen können.

Die zweite Abtheilung des ganzen Werkes von 1301 bis 1350 wird gegen 5000 Urkunden enthalten, welche vollständig geordnet und so weit bearbeitet sind, daß dem Beginne des Druckes nichts mehr im Wege steht, obwohl die Redaction auch während des Druckes immer noch Arbeit genug macht. Zu den Kosten der dem ersten Bande dieser Abtheilung beizugebenden Siegelholzschnitten sind nach und nach sehr bedeutende Beiträge bewilligt worden. Außer den auf Kosten Ihrer Königlichen Hoheiten der beiden Großherzoge anzufertigenden Holzschnitten der Fürstensiegel, sowie der Siegel der Bischöfe und Prälaten von Ratzeburg, haben die Städte Rostock, Kröpelin, Neu=Bukow und Goldberg ihre Siegel auf eigne Kosten schneiden lassen, und Herr Dr. Crull zu Wismar hat den Holzschnitt eines alten Siegels des Willekin v. Hanenstert geschenkt. Ferner hat die freiherrliche Familie v. Maltzan einen ansehnlichen Beitrag zur Abbildung der ältesten bischöflichen und Ritter= Siegel aus der Familie, sowie der Herr Landrath v. Rieben die Benutzung der Stempel der ältesten Familiensiegel in Aussicht gestellt. Dazu hat der Verein aus seinen Ueberschüssen und Ersparungen sehr viele alte Siegel, besonders ausgestorbener Familien, zu welchen sich kein naher Angehöriger mehr fand, schneiden lassen, so daß die Ausstattung der zweiten Abtheilung des Werkes auch in dieser Beziehung hinter der der ersten Abtheilung nicht zurückstehen wird.

Die Anerkennung, welche das Werk in der Gelehrtenwelt von Anfang an gefunden hat, dauert übrigens unverändert fort, wie aus gelegentlichen Aeußerungen in andern Druckwerken und zahlreichen Zuschriften hervorgeht, ja dasselbe wird bei Bearbeitung neuerer ähnlicher Werke geradezu

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als Muster aufgestellt. Dessen ungeachtet findet es trotz des ungewöhnlich niedrigen Preises, namentlich in Meklenburg selbst, nicht den Absatz, auf den wir hoffen zu dürfen glaubten. Es sind bisher nur 103 Exemplare an Vereinsmitglieder und 47 Exemplare durch den Buchhandel, im Ganzen also 150 Exemplare verkauft, und wenn nun auch zu hoffen ist, daß nach der Ausgabe der Register der Absatz sich noch etwas heben wird, so stellt sich doch jetzt schon mit Sicherheit heraus, daß die Auflage der ersten Abtheilung von 700 Exemplaren zu groß ist und für die zweite Abtheilung zu beschränken sein wird, obwohl bei einem Werke dieser Art darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß es niemals veraltet und noch nach Jahrhunderten gekauft werden wird.

Die andern beiden größern wissenschaftlichen Unternehmungen, welche zwar nicht unmittelbar von dem Vereine ausgehen, aber sich doch an ihn anlehnen und von ihm Unterstützung hoffen und zu hoffen berechtigt sind, da beide unmittelbar die Zwecke des Vereines fördern helfen, - ich meine die Bearbeitung des Niederdeutschen Glossars vom Oberlehrer Dr. Schiller und die Sammlung von Meklenburgischen Sagen, Märchen und Gebräuchen von Prof. Bartsch in Rostock, scheinen gleichfalls hinreichend Theilnahme zu finden, um einen günstigen Erfolg hoffen zu lassen. Herr Dr. Schiller hat zu Ostern d. J. als Programm des hiesigen Gymnasiums ein Probeheft seiner Arbeit drucken lassen. Der Herr Verfasser theilt darin nicht etwa irgend einen Abschnitt aus seinem Glossare vollständig und im Zusammenhange mit, sondern er giebt auf 19 Quartseiten eine Auswahl von gegen 150 Wörtern, welche in ihrer Ableitung, oder Erklärung oder in irgend einer andern Weise besondere Schwierigkeiten darbieten, und daher geeignet schienen, seine Methode und Behandlungsweise klar zu machen. Diesen Zweck scheint er vollkommen erreicht zu haben. Im Allgemeinen geht daraus hervor, daß dem Verfasser der Gebrauch und die Sinnerklärung des Wortes durch Mittheilung von Beispielen aus ältern und neuern niederdeutschen Schriften die Hauptsache ist, und in dieser Beziehung wird man nicht umhin können, sowohl die Zweckmäßigkeit der Auswahl, als das richtige Maaß in der Menge der gegebenen Beispiele anzuerkennen. Für die Ethymologie genügte in der Regel die Verweisung auf Grimm's Werke. Am Schlusse folgt auf zwei gedruckten Seiten in möglichster Kürze ein Verzeichniß der bisher benutzten Quellen mit der nochmaligen dringenden Bitte um gefällige Mittheilung wei=

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terer, in diesem Verzeichnisse noch fehlenden Druckwerke oder Handschriften. - In Betreff des zweiten Unternehmens erlaube ich mir, nochmals auf den in dem Neujahrs=Quartalberichte von diesem Jahre mitgetheilten und unsern Mitgliedern dringend empfohlenen Aufruf der Herren Professor Bartsch und Archivrath Lisch zu verweisen. Es ist dem Unternehmer von allen Seiten bereitwillig Unterstützung zugesagt, und auch Se. Königl. Hoheit der Großherzog hat das allerhöchste Interesse für die Sache durch Bewilligung der Kosten jenes Aufrufes dargethan. Auch sind bereits mancherlei Beiträge eingesandt, im Ganzen aber ist das Unternehmen wohl noch zu jung, um schon jetzt mit einiger Sicherheit über den Erfolg urtheilen zu können.

Der wissenschaftliche Verkehr des Vereins nach außen ist durch die kriegerischen Unruhen des vorigen Jahres allerdings etwas gestört, obwohl die Zahl der mit uns verbundenen Vereine selbst in dieser Zeit und theilweise sogar gerade auf Veranlassung des böhmischen Krieges um einige Nummern vermehrt ist. Mit dem Eintritt des Friedens ist die gewohnte Thätigkeit auch auf diesem Gebiete sofort zurückgekehrt und hat in diesem Jahre sogar eine ungewöhnliche Ausdehnung gewonnen. So mußte namentlich die gewöhnliche Herbstversammlung des Gesammtvereins im vorigen Jahre ausgesetzt werden, wird aber im nächsten September zu Freiburg im Breisgau abgehalten werden. Die Geschäftsführung ist noch bei dem Vereine in Altenburg unter der Leitung des Herrn von der Gablentz, unter dessen thätiger und umsichtiger Redaction namentlich des Correspondenzblattes an wissenschaftlichem Werthe bedeutend gewonnen hat, obwohl dasselbe immer im Ganzen nur geringe Theilnahme findet und bei den durchaus ungenügenden Mitteln nicht recht in Aufnahme kommen kann. - Das Germanische Museum zu Nürnberg, gegenwärtig unter der Leitung des Herrn Prof. Essenwein, fand bekanntlich bei der Besetzung der Stadt durch unsre Truppen die ganz besondere Protection Sr. Königl. Hoheit unsers Großherzogs als Höchstcommandirenden des betreffenden preußischen Armeecorps. Werthvolle Geschenke, namentlich eine höchst gelungene Photographie des Epitaphiums der Pfalzgräfin Helene, vermählte Herzogin von Meklenburg, in dem Dome zu Schwerin, von dem berühmten Nürnberger Künstler Peter Vischer, ferner verschiedene Münzen, Kupferstiche und Bücher werden in dem Museum das Gedächtniß dieser friedlichen Eroberung erhalten. Auch in Privatkreisen Meklenburgs

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wächst die Theilnahme an diesem Institut, welches hoffentlich nach den Untergang des deutschen Bundes den angestrebten Charakter eines National=Museums nicht aufgeben wird. - Auch das Römisch=Germanische Museum zu Mainz ist nach Mittheilung des Herrn Archivraths Dr. Lisch, welcher dasselbe diesen Sommer von Homburg aus besuchte, in stetem Wachsen, so daß seine Räumlichkeiten bereits zu eng werden. Unter den vortrefflichen Gipsabgüssen, wodurch sich dies Institut einen gewissen europäischen Ruf erworben hat, befinden sich namentlich zahlreiche Stücke unsrer Alterthumssammlung, deren Bedeutung dadurch in immer weitern Kreisen bekannt wird, was unsern Zwecken schon mehr als ein Mal förderlich gewesen ist.

Der internationale Congreß für Anthropologie und vorhistorische Archäologie zu Paris, dessen Comité unter dem Vorsitze des Herrn Boucher de Perthes die Herren Prof. Dr. Virchow in Berlin und Archivrath Dr. Lisch zu seinen correspondirenden Mitgliedern ernannt hat, wird seine Sitzungen am 17.-30. August halten, während der schon im vorigen Jahre ausgeschriebene archäologische Congreß zu Antwerpen nunmehr gleichzeitig auf den 25. August bis 1. September angesetzt ist, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, beide Versammlungen nach einander zu besuchen. Zu dem Zwecke sind bekanntlich die Fahrpreise auf fast allen Eisenbahnen für die Hin= und Rückreise bedeutend herabgesetzt, und wird die Beglaubigung der von den Theilnehmern für 10 Francs zu lösenden Eintrittskarten für Meklenburg auf dem Central=Bureau zu Schwerin, und zwar für die Mitglieder unsers Vereins durch dessen ersten Secretair besorgt werden.

Außerhalb des Vereins ist die Thätigkeit auf dem Gebiete der meklenburgischen Geschichtsforschung in den beiden letzten Jahren nur eine sehr geringe gewesen, und die Verfasser der hierher gehörigen Schriften sind überdies mit wenigen Ausnahmen Vereinsmitglieder. Aus dem letzten Grunde wird es sich um so mehr rechtfertigen, wenn ich hier der frühern Gewohnheit gemäß auch dies Mal eine Uebersicht der historischen Literatur Meklenburgs gebe, so weit mir dieselbe bekannt geworden ist. Die größte Thätigkeit hat auf dem Gebiete der Alterthumskunde stattgefunden. Hier ist zunächst zu bemerken, daß der verstorbene Prof. Morlot, nachdem er schon früher in der ursprünglich in französischer Sprache erschienenen, 1865 aber von Dr. Fr. Bärensprung zu Schwerin in deutscher Uebersetzung unter dem Titel: "das

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graue Alterthum" herausgegebenen kleinen Schrift, zugleich die Einleitung zu der oben besprochenen Arbeit über die Alterthumskunde Meklenburgs und Mitteleuropa's mitgeteilt hatte, im J. 1866 auch in den Jahrbüchern der Königl. Societät der nordischen Alterthumskunde zu Kopenhagen eine eben diesem Werke entlehnte Abhandlung über den Uebergang aus der Steinzeit in die Bronzezeit veröffentlicht hat. * ) Außer diesen beiden Bruchstücken hat sich in dem Nachlaß des Verfassers nur der vollständig ausgearbeitete erste allgemeine Abschnitt über die Steinperiode in französischer Sprache gefunden, dessen Druck von Seiten der Erben beabsichtigt wird. Die ältere Handschrift des Werkes in deutscher Sprache, welche für unsre Jahrbücher bestimmt war, und woraus der Verfasser dem Archivrath Dr. Lisch mehre Abschnitte vorgelesen hat, ist also verloren. - Hieher gehört ferner die auch im Auslande viel gelesene und besprochene Abhandlung unsers Lisch: die Pfahlbauten in Meklenburg mit 40 Holzschnitten und 4 Steindrucktafeln. Separat=Abdruck aus den Jahrbüchern des Vereins für meklenb. Gesch. und Alterth., Bd. XXX. 1865. - Endlich darf die viel Aufsehen erregende, umfassendere Schrift über denselben Gegenstand von Reinhold Pallmann, Dr., Gymnasiallehrer in Berlin, die Pfahlbauten und ihre Bewohner, 1866, nicht unerwähnt bleiben, da darin auch die meklenburgischen Pfahlbauten zur Sprache kommen. Die Arbeit bringt wenig neue Thatsachen, ist aber reich an neuen, kühnen Urtheilen, die freilich einer scharfen Kritik nicht entgehen werden. Uns interessiren hier zunächst nur die Abschnitte, in welchen die Alterthumsforschung in Meklenburg berührt wird, und da kann ich nicht umhin, zu bemerken, daß die Auffassung und Darstellung der Thatsachen fast überall unrichtig, die Urtheile aber eben so anmaßlich, als leichtfertig sind.

Beiträge zur Religions= und Kirchengeschichte gaben: Wedemeier, Dr., Minister.=Secretair: Zur Geschichte der Juden in Meklenburg bis zum Jahre 1769 von Carl v. Heister mit Zusätzen (Arch. f. Landeskunde 1865, S. 369 bis 418); - E. Daneil, Rector zu Pentzlin: Zur Geschichte


*) Sur le Passage de l'âge de la pière à l'âge du bronze, et sur les métaux employés dans l'âge du bronze. Feuilles detachées d'un ouvrage qui se rédige sur l'Archéologie du Meklenbourg, comparée à celle de l'Europe central par A. Morlot. Communiqué à la Société d'histoire et d'archéologie du Canton Neuchatel dans sa réunion á Saint-Aubin, le 30 Mai 1866. Extrait des Mémoires de la Société Royale des Antiquaires du Nord, Copenhagen 1866,
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der Kirche in Pentzlin (Arch. für Landeskunde, 1865, Heft 3 und 4); - Latendorf, Dr., Gymnasiallehrer in Schwerin: Biographische Notizen über einige Liederdichter des Mecklenburgischen Gesangbuches (Neues Mecklenb. Kirchenblatt 1865, Nr. 4, 7 und 9).

Die Geschichte der Schulen behandeln: Jac. Heussi, Dr., Conrector zu Parchim: Zur Geschichte der Gelehrtenschule zu Parchim (Schulschriften des Friedrich=Franz=Gymnasiums zu Parchim, dritte Folge, H. 14, 1865); - L. Bachmann, Dr., Professor und Schuldirector zu Rostock: Kleine Beiträge zur Geschichte der Rostocker Stadtschule (1865); - G. C. H. Raspe, Dr., Director des Gymnasiums zu Güstrow: Zur Geschichte der Domschule zu Güstrow in den letzten 25 Jahren ihres Bestehens (Schulprogramm von 1866); - Carl Ferd. Crain, Dr., Professor und Rector der Stadtschule zu Wismar: Beiträge zur Geschichte der Wismarschen großen Stadtschule. Dritte Abth., 2. Th. Schluß. (Schulprogr. von 1865).

Kunstgeschichte: Mithof, Mittelalterliche Künstler und Werkmeister Niedersachsens, lexikalisch dargestellt. Hannover 1866. (Darin auch alle meklenburgischen Meister.)

Familiengeschichte: G. C. F. Lisch, Dr., Archivrath: Urkundliche Geschichte des Geschlechtes v. Oertzen. Theil 3. Von 1600 bis 1725. 1866; - v. Meding, Hofrath, Erblandmarschall des Fürstenthums Lüneburg zu Güstrow: Geschichte des Geschlechtes v. Meding. Erster Band. 1866; - Jasper Freiherr v. Meerheimb in Ratzeburg: Der Freiherren v. Meerheimb Herkunft (Arch. für Landeskunde. 1865, S. 293-99).

Biographien: Wedemeier, Dr., Minister.=Secr.: Sophie Charlotte, Königin von Großbritannien, geborne Prinzessin von Meklenburg=Strelitz. Nach deutschen und englischen Quellen. Erste Abth. (Arch. für Landeskunde 1865. S. 481-527); - Heinr. Armin Riemann, Pastor zu Friedland: Sophia Maria Dorothea Krüger aus Meklenburg=Strelitz, 1813 -15 Unteroffizier im Preußischen Regimente Colberg, Ritter des eisernen Kreuzes und des russischen Georgen=Ordens. 1865; - Heinr. Alex. Seidel, Pastor zu Schwerin: Balthasar Scharffenberg, oder ein meklenburgisches Dorf vor 200 Jahren. Zweite Auflage. 1866. - Vgl. auch unter Religions= und Kirchengeschichte und =-Kunstgeschichte.

Münzkunde: G. M. K. Masch, Archivrath, Pastor zu Demern: Die ältesten Lübecker Pfennige (Zeitschrift des

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Vereins für Lübecksche Geschichte und Alterthumskunde. II. Heft 2).

Staatsgeschichte: M. Borchard zu Paris, aus Meklenburg gebürtig: Etudes sur le Mecklembourg et sur la Question Allemande. Paris 1867. (Hauptsächlich politischen Inhalts.)

Von den allgemeinen Urkundenbüchern der Nachbarschaft ist erschienen: Riedel, Dr., Geh. Archivrath und Professor in Berlin, aus Meklenburg gebürtig: Codex diplomaticus Brandenburg. Supplementband und Schluß. 1866.

Außerdem sind noch einige zum Theil sehr werthvolle geologische und topographische Schriften und Abhandlungen von Boll, Fromm u. a. erschienen, worauf ich hier nur gelegentlich hinweise, da die Arbeiten schon außerhalb unsers eigentlichen Gesichtskreises liegen.

Eine andere Hauptaufgabe für die Thätigkeit des Vereins sind bekanntlich unsre Sammlungen, deren Werth und wissenschaftliche Bedeutung immer allgemeiner anerkannt wird. Auch in neuester Zeit ward unser Antiquarium wiederholt von auswärtigen Gelehrten besucht, z. B. am 18. April d. J. von dem Herrn Professor Dr. Virchow in Berlin, welcher sich bekanntlich speciell mit der Untersuchung antiker Schädel beschäftigt, wodurch er zugleich auf eine gründliche Forschung über die Pfahlbauten geführt ist, und sich überhaupt immer mehr auch dem Studium der Alterthumskunde zuzuwenden scheint. Im Juli benutzten dann die Herren v. Nothomb, Königlich belgischer Minister, und Miquel Tenorio de Castella, Königlich spanischer Gesandter in Berlin, ihre Anwesenheit in Schwerin zum Besuche unsers Antiquariums, bei welcher Gelegenheit letzterer der Großherzoglichen Münzsammlung mehre spanische Münzen schenkte. Die Vergrößerung der verschiedenen Sammlungen ist immer noch bedeutend, namentlich auch der Sammlung von Alterthümern, obgleich die Zahl der neuen Funde in Meklenburg in neuester Zeit doch ein wenig abzunehmen scheint. Erschöpft ist aber auch diese Fundgrube lange noch nicht, trotz der zahlreichen Chausseen, welche das Land in allen Richtungen durchschneiden und zu einer immer ausgedehntern Durchwühlung des Bodens, sowie zur Abfuhr der die heidnischen Gräber bedeckenden Steinhügel führen. Die Sammlung erwarb in diesem Jahre 23 Stücke aus der Steinzeit, nämlich 4 Streitäxte und 2 Handäxte, 8 Keile, 1 Dolch, 2 Pfeilspitzen, 4 Reibsteine, 1 Spindelstein, 1 Schleifstein, ferner eine Menge Gefäßscherben, Knochen u. s. w.; aus der

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Bronzezeit 35 Stücke: 4 Schwerter, 1 Dolch, 1 Lanzenspitze, 2 Messer, 2 Kopfringe, 8 Armringe, 2 Fingerringe, 1 Heftel, 2 Doppelknöpfe, 2 einfache Knöpfe und 1 Nadel, alles aus Bronze, ferner 1 Pfeilspitze aus Feuerstein, 6 Bernsteinperlen, 2 ganze Urnen und viele Bruchstücke von Gefäßen. Aus der Eisenzeit dagegen wurden in diesem Jahre außer einigen Bruchstücken von Urnen nur 2 Spindelsteine erworben. Unter den Erwerbungen aus dem christlichen Mittelalter endlich sind zu nennen: 2 zweifäustige und 1 einfäustiges Schwert, 1 Schwertgriff, 1 großes eisernes Instrument unbekannter Bestimmung, 2 Sporen, 1 Steigbügel, 3 Hufeisen, 1 Schlüssel, 1 Schnalle aus Messing, 1 Schnalle aus Zinn, 1 Zapfhahn und 1 Pfeifenräumer aus Messing, 2 Original=Siegelstempel, 1 Glaspokal, 2 Säulen=Capitäle von Sandstein, 1 Henkelkanne, 1 Trinkkrug, 1 gewöhnlicher Krug, 1 Topf, 1 Leuchter, 2 Ofenkacheln und 1 Fußbodenziegel. Die Erwerbungen der Großherzoglichen Sammlung, worunter sich sehr werthvolle Gegenstände, namentlich ein goldner Eidring, befinden, sind hier natürlich nicht mitgezählt. - Die Münzsammlung vermehrte sich um 52 Stücke, darunter 2 in Meklenburg gefundene römische Kaisermünzen und 1 Abdruck einer solchen in Staniol, sowie mehre Medaillen und alte Silberbracteaten. - Für die Bildersammlung wurden 33 Nummern geschenkt, darunter 9 Portraits, 18 Silhouetten, 3 Ansichten und Pläne, 2 Zeichnungen von Alterthümern und 1 Wappen. - Die Siegelsammlung erwarb außer den oben erwähnten 2 Originalstempeln nur 7 Abdrücke, wozu indeß noch die sehr werthvollen zahlreichen Holzschnitte für das Urkundenbuch hinzu zu rechnen sind. - Die Büchersammlung vermehrte sich um 129 Bände, worunter 19 Meklenburgica. - Für die naturhistorische Sammlung endlich gingen 9 Stücke ein. - Die specificirten Verzeichnisse der Erwerbungen des letzten Quartales folgen unten in den

Beilagen Nr. 1 - 4.

Der Auszug aus der revidirten Berechnung der Vereins=Kasse vom 1. Juli 1866 bis zum 30. Juni 1867 in der

Beilage Nr. 5

giebt zu folgenden Bemerkungen Veranlassung: Die laufende Einnahme, nach Abzug des Cassenvorraths und eines eingezogenen Capitals von 100 Thlrn., betrug 710 Thlr. 21 ßl. 6 pf., d. i. 43 Thlr. 34 ßl. mehr als im vorhergehenden Jahre, was seinen Grund in dem außerordentlichen Erlös

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aus dem Verkauf von Druckschriften des Vereines hat. Derselbe betrug nämlich 79 Thlr. 44 ßl. gegen 37 Thlr. 16 ßl. im Vorjahr, also 42 Thlr. 28 ßl. mehr, welcher Mehrbetrag hauptsächlich durch den nicht unbedeutenden Absatz der Abhandlung über den Pfahlbau, den der Herr Archivrath Lisch der Vereins=Casse überwiesen hat, veranlagt worden ist. Die Ausgabe betrug dagegen, nach Abzug von 5 Thlr. 22 1/2 ßl. capitalisirter Zinsen, 915 Thlr. 15 1/2 ßl., d. i. 392 Thlr. mehr als im vorigen Jahre, was hauptsächlich durch die bedeutenden Kosten des neuen Registers veranlaßt ward. Zur Deckung des Deficits von 204 Thlrn. 27 ßl. mußten nicht nur 110 Thlr. des vorhandenen Cassenvorraths verausgabt, sondern auch ein Capital von 100 Thlrn. erhoben werden. Das Vermögen des Vereins hat sich in Folge dessen von 2514 Thlr. 22 1/2 ßl. auf 2309 Thlr. 28 1/2 ßl. vermindert.

Die Veränderungen der Matrikel des Vereins waren in dem abgelaufenen Jahre ungewöhnlich geringe. Zu den 94 durch Correspondenz und Schriftenaustausch mit uns verbundenen historischen Gesellschaften sind hinzugekommen: die Königlich Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften und der archäologische Verein des Museums des Königreichs Böhmen zu Prag, sowie neuerdings der neu constituirte geschichts= und alterthumsforschende Verein für Leisnig und Umgegend im Königreich Sachsen, so daß die Zahl der verbundenen Vereine gegenwärtig 97 beträgt. - Von den correspondirenden Mitgliedern des Vereins sind zwei gestorben, beide in der Schweiz: der Professor Dr. Troyon in Lausanne und der Professor Dr. Morlot, zuletzt in Bern, deren Tod bereits in den voraufgehenden Quartalberichten angezeigt worden ist. Dagegen wurden schon in der Michaelis=Quartal=Versammlung im Jahre 1866 die Herren Kammerräthe Strunk und Herbst zu Kopenhagen und der Herr Professor Dr. Gindely zu Prag wiederum ernannt. Die Gesammtzahl der correspondirenden Mitglieder ist daher bei dem Abschluß des Vereinsjahres auf 56 gestiegen. - Von den ordentlichen Mitgliedern sind der Geh. Amtsrath Koch, der Sanitätsrath Dr. Seebohm und Baurath Susemihl zu Schwerin, sowie der Bürgermeister Pries in Waren, und in dem letzten Quartal der meklenburgische Kammerherr Major a. D. Graf v. Finkenstein zu Berlin, welcher dem Vereine seit dem 17. November 1835 angehörte, gestorben, außerdem aber sind die Herren Domainenrath Kollmann und Gymnasiallehrer Rothfuchs nach voraufgegangener Kündigung aus=

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getreten. Beigetreten sind nur die Herren Candidaten Kenzler zu Ribnitz, Maler Greve zu Malchin, Pastor Behm zu Melz, Kammeringenieur Beyer zu Güstrow und Conrector Nerger zu Grabow. Der Verein zählt daher gegenwärtig nur noch 280 ordentliche Mitglieder.

Die Beamten und Repräsentanten des Vereins sind dieselben geblieben wie im Vorjahr, also:

Präsident: Herr Minister=Präsident v. Oertzen Exc.,
Vicepräsident: Herr Geh. Revisionsrath Hase,
Erster Secretair: Herr Archivrath Dr. Lisch,
Zweiter Secretair: der unterzeichnete Archivar Dr. Beyer,
Berechner: Herr Minist.=Secretair Dr. Wedemeier,

    Repräsentanten: Herr Canzleidirector v. Bülow,
    " Prorector Reitz
    " Regierungsrath Dr. Prosch
    " Archivar Dr. Wigger

Die Ordnung der Münzsammlung hat Herr Archivrath Pastor Masch zu Demern und die Ordnung der Bildersammlung Herr Architect Gesperrt] Stern gefälligst wieder übernommen.

W. G. Beyer, Dr., Archivar,     
als zweiter Secretair des Vereins.  

 


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Beilage Nr. 1.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Alterthumssammlung.
(Von Ostern bis Johannis 1867).


1) Aus der Steinzeit.

Ein Keil oder alte Lanzenspitze aus grauem Feuerstein, 7 Zoll lang, vorne mit einer 2 Zoll breiten, geschliffenen Schneide, wie ein Keil, aber mit zugeschärften Seidenrändern und spitzem Bahnende, gefunden bei Kirch=Rosin. Geschenk des Herrn Landbaumeisters Koch zu Güstrow.

Eine Handaxt ohne Schaftloch aus altem Sandstein, 6 Zoll lang und schön gearbeitet, gefunden zu Alt=Jassewitz bei Wismar auf der Hufe des Erbpächters Holst in der Nähe eines vor mehren Jahren ausgemoddeten Wasserlochs rechts am Wege nach Weitendorf. - Zwei Keile aus hellgrauem Feuerstein, beide auf der einen flachen Seite sehr beschädigt, gefunden daselbst auf der Schulzenhufe am Poststeige nach Stofferstorf. - Ein Reibstein aus grauem alten Sandstein, möglichst regelmäßig abgerieben, jedoch mit 3 natürlichen Bruchflächen, gefunden daselbst beim Sandgraben am großen Dorfteiche am südlichen Ende des Dorfes. Geschenke des Lehrers Herrn Seitz zu Alt=Jassewitz.

Ein breiter Keil aus Hornblende und ein kleiner Keil aus Feuerstein, gefunden beim Steinausbrechen an zwei verschiedenen Stellen im Sonnenberge bei Parchim. Ferner ein Dolch aus Feuerstein, gefunden beim Pflügen auf einem Acker in der sogenannten Ilkriet (illikes, ilkes rid, auch ryen, wohl billig, d. i. heiliges Riet), einem Wiesenthal auf der Feldmark der Altstadt Parchim. Geschenke des Herrn Senators Beyer zu Parchim.

Ein Keil aus Hornblende, gefunden an der Warnow=Brücke bei Sagstorf bei Sternberg, geschenkt von dem Herrn Lakai Schütt zu Schwerin.

Aus der Bronze= und Eisenzeit hat die Vereinssammlung in dem letzten Quartale keine Alterthümer erworben.

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Dagegen ist an die Großherzogliche Sammlung durch Vermittlung des Herrn Pastors Malchow zu Granzin bei Lübz wiederum ein zu Anfang dieses Jahres daselbst gefundener, 6 1/2 Loth wiegender goldener Eidring, gegen Zahlung des vollen Goldwerthes, abgeliefert worden.

2) Aus dem christlichen Mittelalter.

Ein menschliches Gerippe und ein eisernes Schwert, 9 1/4 Zoll lang mit einfacher, viereckiger Parierstange, im Jahre 1866 neben einander gefunden zu Friedrichsdorf bei Neu=Bukow 4 Fuß tief in einem Kiesberge. Geschenk des Herrn Ihlefeld auf Friedrichsdorf.

Ein eiserner Schlüssel aus dem 15. Jahrhundert, gefunden beim Abbruche der alten Schullehrer= und Capittelboten=Häuser neben dem Kreuzgange des Domes zu Schwerin. Geschenk des Herrn Gymnasiasten Martens daselbst.

Ein Krug aus blaugrauem Thon mit einem Silberbracteaten, ungefähr aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, und mehren Bruchstücken ähnlicher Münzen, gefunden zu Gevezin bei Neu=Brandenburg. Geschenk des Herrn Pogge auf Gevezin.

Der bronzene Original=Siegelstempel des Marschalls Heinrich v. Pappenheim aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, gefunden in einer Sandgrube zu Dänschenburg bei Marlow. Geschenk des Herrn Bürgermeisters Lüders zu Marlow.

Der Stempel des ältern Siegels des Nadleramtes zu Wismar, vielleicht noch aus dem 17. Jahrhundert (Auf einem nach oben geöffneten Halbmonde eine aufrechtstehende Nähnadel, daneben 2 Knöpfnadeln und über diesen 2 Angelhaken. Umschrift: DAS AMP. DER. NATELR. SIGEL. IN. WISMAR.) Geschenk des Herrn Landbaumeisters Koch zu Güstrow.

 


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Beilage Nr. 2.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Münzsammlung.
(Von Ostern bis Johannis 1867.)


Eine in Meklenburg gefundene Kupfermünze des Königs Ludwig XV. von Frankreich. Geschenk des Herrn Kammer=Commissairs Peltz zu Schwerin.

Ein russisches Fünf= Kopekenstück aus Kupfer, 1793, gefunden in einem Landwege bei Lage. Geschenk des Herrn Kammer= Ingenieurs Beyer zu Güstrow.

Ein kleiner, seltener Silberbracteat, 1/2 Pfennig werth, anscheinend aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, gefunden in einem thönernen Kruge zu Gevezin bei Neu= Brandenburg. Geschenk des Herrn Pogge auf Gevezin. Vgl. oben.

Zwei markgräflich=brandenburgische Silberpfennige aus dem 13. Jahrhundert, und 8 silberne Scheidemünzen des 18. Jahrhunderts, gefunden zu Malchin. Geschenk des Herrn Malers Greve daselbst.

 


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Beilage Nr. 4.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Bildersammlung.
(Von Ostern bis Johannis 1867.)


Silhouetten von 18 Jenenser Studenten aus Meklenburg aus dem Ende des 18. Jahrhunderts: Boldt, Büsing, Dreves, Fromm I., Herrlich, v. Hoben, Holdorf, Knebusch, Krüger I., Krüger II., Levenhagen, v. Mecklenburg, zur Nedden, Piper, Schünemann, Seitz I., Wulfleff und Ziel. Ferner zwei gute Portraits, eins in Blei und eins in Kreide, vielleicht den Dr. med. Dan. Hellerung zu Wismar (aus Güstrow gebürtig) in verschiedenen jüngern Lebensaltern darstellend. Aus dem Hellerung'schen Nachlasse. Geschenk des Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Die in dem Oster=Quartalberichte d. J. verzeichnete Photographie eines Kupferstichs ist nach näherer Ermittelung das Portrait des Oberpräsidenten Dietrich v. d. Lühe auf Thelkow zu Güstrow.

 


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Beilage Nr. 4.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Büchersammlung.
(Von Ostern bis Johannis 1867.)


I. Kunstgeschichte.

  1. Mittelalterliche Künstler und Werkmeister Niedersachsens und Westfalens lexikalisch dargestellt von H. W. H. Mithoff. Hannover 1866. 8°.

II. Dänemark.

  1. Historisk Tidsskrift. Tredie Raekke, utgivet af den danske historiske Forening ved den Bestyrelse. Bd. IV, 2 u. V, 2. Kjöbenhavn 1866. 8°.
  2. Krigen i 1849 af Otto Vaupell. Kjöbenhavn 1866. 8°.
    (Nr. 2 und 3 Geschenke von dem dänischen historischen Vereine zu Kopenhagen.)

III. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. XV. Nr. 2 bis 6. (Zwei Exemplare.)

IV. Oesterreich.

  1. Fontes Rerum Austriacarum. Abth. II. Bd. 25 u. 26 Wien 1866. 8°.
  2. Archiv für österreichische Geschichte, Bd. XXXVI. 2. Wien 1866. 8°.
  3. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. XIII. Wien 1867. 8°.
  4. Die römischen Inschriften in Dacien, gesammelt und bearbeitet von Michael J. Ackner und Friedrich Müller. Wien 1865. 8°.
    (Nr. 5 - 8 Tauschexemplare v. d. genannten Akademie.)
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  1. Blätter für Landeskunde von Niederösterreich. Jahrg. II. Wien 1866. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine für Landeskunde von Niederösterreich in Wien.)
  2. Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Jahrg. II. u. III. Gratz 1865 u. 66. 8°.
  3. Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark. Heft XIV. Gratz 1866. 8°.
    (Nr. 10 u. 11 Tauschexemplare v. d. genannten Vereine.)
  4. Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde. Neue Folge. Bd. VI. 3 u. VII. 1, 2. Kronstadt 1865 u, 66. 8°.
  5. Plan zu Vorarbeiten für ein Idiotikon der siebenbürgisch=sächsischen Volkssprache von Josef Haltrich. 1865. 8°.
  6. Siebenbürgisch=sächsische Volkslieder, Sprichwörter, Räthsel u. s. w., herausgeg. von Fr. W. Schuster. Hermannstadt 1865. 8°.
  7. Programme des Gymnasiums in Bistritz von 1865 u. 66, enth.: "Aelteres Zunftwesen in Bistritz bis ins 16. Jahrh. von Wittstock" und "Beitrag zur Meteorologie und Klimatologie Siebenbürgens von Kisch". 8°.
  8. Programme des Gymnasiums von Hermannstadt von 1864 u. 65, enth.: "Die Fußpunktlinien der Kegelschnitte in ihrer Anwendung von K. Albrich" und "Siebenbürgische Kleinigkeiten von Wellmann" . 4°.
    (Nr. 12 - 16 Tauschexemplare v. d. genannten Vereine.)
  9. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Jahrg. XI. Klagenfurt 1867. 8°. (Tauschexemplar v. d. Geschichtsvereine für Kärnten.)
  10. Neuere Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. Bd. III. Prag 1798. 4°; Bd. V-VIII. Prag 1814-24. 8°; neuer Folge Bd. I-V. Prag 1827-37. 8°; fünfter Folge Bd. I-XIV. Prag 1841-1866. 4°.
  11. Sitzungsberichte der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag. Jahrg. 1859-67. 8°.
    (Nr. 18 u. 19 Tauschexemplar v. d. genannten Gesellschaft.)

V. Bayern.

  1. Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1866. II. 2, 3, 4; 1867
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I. 1, 2, 3. (Tauschexemplare v. d. genannten Akademie.)

  1. Neunundzwanzigster Bericht des historischen Vereins zu Bamberg. Bamberg 1866. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)
  2. Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg. Bd. XIX, 2. Würzburg 1867. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)

VI. Nassau.

  1. Denkmäler aus Nassau. Heft IV.: "Die Abteikirche zu Marienstadt bei Hachenberg". Im Auftrage des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung, herausgeg. von R. Goerz. Mit XI Tafeln. Wiesbaden 1867. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)

VII. Hannover.

  1. Mittheilungen des historischen Vereins zu Osnabrück. Bd. VIII. Osnabrück 1866. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)

VIII. Preußen. Brandenburg. Sachsen. Pommern.

  1. Altpreußische Monatsschrift. Jahrg. IV. 1-4. Königsberg 1867. 8°. (Tauschexemplar v. d. Alterthumsgesellschaft Prussia.)
  2. Monumenta Historiae Warmensis. Braunsberg 1866. 8°.
  3. Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands. Bd. III. 7-9. Braunsberg 1866. 8°.
    (Nr. 26 u. 27 Tauschexemplar v. d. historischen Vereine für Ermeland.)
  4. Märkische Forschungen. Bd. XI Berlin 1867. 8°. (Tauschexemplar v. d. Vereine für Geschichte der Mark Brandenburg.)
  5. Geschichts=Blätter für Stadt und Land. Magdeburg. II. Jahrg. 1867. Heft 1. (Tauschexemplar v. d. Vereine für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstiftes Magdeburg.)
  6. Verzeichnis der in den beiden heutigen landräthlichen Kreisen Jerichow früher und noch jetzt bestehenden Klöster, Kapellen, Calande u. s. w. vom Archivrath v. Mülverstedt in Magdeburg. (Geschenk des Herrn Verfassers. )
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  1. Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. Heft 2. Erfurt 1866. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)
  2. Pommersche Geschichtsdenkmäler. Bd. II., gesammelt und herausgegeben von Dr. Theodor Pyl. Greifswald 1867. 8°. (Geschenk des Herrn Herausgebers. )

IX. Meklenburg.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XVII. 1 u. 2. 8°.
    (Geschenk Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz.).
  2. Urgeschichte des Ortes Malchow von G. C. F. Lisch. Schwerin 1867. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers. )
  3. Von dem falschen Blut vnd Abgott jm Thum zu Schwerin. Mit einer schönen Vorrede D. Mart. Luth. Durch M. Egidium Fabrum. Wittenberg 1533. 4°.
  4. Programm des Friedrich=Franz=Gymnasiums zu Parchim 1867. 4°. Enth.: "Homers Einfluß auf die bildende Kunst der Griechen von Dr. Gerlach." 4°. (Geschenk des Herrn Directors Dr. Hense.)
  5. Programme der großen Stadtschule zu Rostock. 1867. 4°. Enth.: "Vorschule der Arithmetik von B. Möllmann." (Geschenk des Herrn Directors Dr. Krause. )
  6. Halbjahrs=Bericht über das Gymnasium Fridericianum von Michaelis 1866 bis Ostern 1867. 4°. Enth.: "Beiträge zu einem mittelniederdeutschen Glossar vom Oberlehrer Dr. Schiller." Geschenk des Herrn Directors Dr. Büchner. )

K. Schiller , Dr., Oberlehrer,     
als Bibliothekar des Vereins.      

 


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Beilage Nr. 5.
horizontale Klammer

Auszug

aus der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli
1866 bis zum 30. Juni 1867.


Auszug aus der Berechnung der Vereins=Casse
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Auszug aus der Berechnung der Vereins=Casse

Schwerin, den 30. Juni 1867.

F. Wedemeier, Dr., Ministerial=Secretair,     
z. Z. Cassen=Berechner.                 

 


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