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L. R. v. Fellenberg.

Analysen antiker Bronzen.

(Sechste Fortsetzung. Nummern 133 bis 140.)

Mit einer Tafel.

(Berner Mittheilungen, Beilagen zu Nr. 535 und 536. 1863.)


Infolge des zunehmenden Interesses an der Erforschung der Ueberbleibsel vorhistorischer Zeiten konnte auch eine genauere Kenntnißnahme der chemischen Bestandtheile antiker Metalle nicht ausbleiben und veranlaßte daher vielfache Untersuchungen, welche manchmal überraschende Uebereinstimmung in der Zusammensetzung von Legirungen darboten, deren Fundstätten Hunderte von Meilen von einander entfernt sind, sowie umgekehrt manche aus benachbarten Lokalitäten stammende die auffallendsten Verschiedenheiten in deren Bestandtheilen aufweisen, sei es, daß sie andern Zeiten oder Volksstämmen angehörten.

Der Zusammenhang, welcher zwischen der Komposition der verarbeiteten Metalle und der Natur der Erze besteht, von welchen man annimmt, daß jene daraus dargestellt worden seien, ist schon von verschiedenen Forschern nachgewiesen worden und veranlaßt immer wieder die Frage: woher nahmen diese und jene Völker die von ihnen verarbeiteten Metalle; fanden sie dieselben in ihrer Nähe oder mußten sie solche von Weitem her beziehen?

Bei den in vorliegender Arbeit untersuchten Bronzen,


G. C. F. Lisch.

Archäologische Erlauterungen

zu

L. R. v. Fellenbergs Analysen antiker Bronzen

aus meklenburgischen Gräbern.


Der Herr Dr. L. R. von Fellenberg zu Rosenbühl bei Bern hat sich seit mehreren Jahren eifrig und aufopfernd damit beschäftigt, die Metalle der Geräthe der europäischen Vorzeit der chemischen Analyse zu unterwerfen und hat seit

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welche mir von Herrn Dr. G. C. F. Lisch, großherzoglich meklenburgischem Archivar zu Schwerin, aus dem dortigen archäologischen Museum durch Herrn A. v. Morlot übersendet worden sind, muß ebenfalls die Frage sich aufdrängen: woher mag wohl das Kupfer dieser Bronzen kommen?

Die Nummer 135, ein in einem Kegelgrabe der Bronzezeit gefundenes Golddrähtchen, scheint ein wenig den Schleier zu lüften: Herr Senator H. L. von Santen, Apotheker zu Kröpelin in Meklenburg, hat in einer im Jahre 1844 veröffentlichten Schrift, betitelt: Chemische Analyse antiker Metalle aus heidnischen Gräbern Mecklenburg's, auch Analysen von Gegenständen aus Gold mitgetheilt, deren ziemlich konstant zwischen circa 10 % und 18 % variirender Silbergehalt eine auffallende Uebereinstimmung zeigte mit den von G. Rose analysirten Proben Goldes aus dem Ural, und aus welchen v. S. den Schluß zog, daß die von ihm untersuchten Goldgegenstände wohl aus Ural'schem Golde möchten gemacht sein, das Gold also vom Ural nach dem Mecklenburg'schen gebracht worden sein könnte. Nun stimmt die Analyse meiner Nummer 135 mit obigem Silbergehalte ebenfalls überein, aber fügt ein neues Argument zum Ural'schen Ursprunge des Goldes bei, nämlich einen, wenn auch nur unbedeutenden Gehalt an Platin, welcher außer beim gediegenen Golde vom Ural, wohl nur selten vorkommen möchte, und also kaum eine andere Deutung zuläßt, als daß die Völker, welche in der Bronzezeit das heutige Meklenburg bewohnten, mit dem Ural in einigem Verkehr gestanden haben müssen, welcher ihnen nicht nur das Gold, sondern wahrscheinlich auch das weit wichtigere und in weit grösserm Maaße benöthigte Kupfer aus diesem Gebirgslande gebracht hat. Hiermit stehen


dem Jahre 1860 die Analysen in den "Berner Mittheilungen" bis jetzt in 7 verschiedenen Abhandlungen veröffentlicht. Die ersten 5 Abhandlungen behandeln zum größten Theil die Metalle von Alterthümern, welche in der Schweiz gefunden sind; die 6 und 7 Abhandlung bringen auch Analysen von Flensburger Alterthümern; die 7. Abhandlung oder "Sechste Fortsetzung" behandelt, mit 2 Ausnahmen, Metalle von Alterthümern, welche in meklenburgischen Gräbern gefunden sind. Wir verdanken die Erwerbung dieses großen wissenschaftlichen Gewinnes der Vermittelung des Herrn Professors A. Morlot zu Lausanne, welcher lange Zeit die Sammlungen zu Schwerin studirt hat.

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wiederum die Analysen der meisten meklenburgischen Bronzen der Bronzezeit in Uebereinstimmung, welche als deren Grundlage ein äußerst reines, fast immer silber=, meistens auch bleifreies Kupfer voraussetzen, wie es eben nur aus oxydischen Kupfererzen (Malachit, Kupferlasur, Kupferschwärze u. s. w.) erzeugt werden konnte, welche im Ural in so reichlicher Menge vorhanden sind, daß sie noch heute das reinste Kupfer des Handels liefern.

Die Bronzen aus den Kegelgräbern der Bronzezeit zeigen eine eigenthümliche Abweichung in dem Zustande ihrer Erhaltung von denjenigen, welche auf dem Grunde von Seen und Flüssen unserer schweizerischen Pfahlbauten gefunden worden sind. Während diese nur von Kalksinter oder einem meist nur dünnen Ueberzuge von Grünspan bedeckt sind, im Uebrigen aber deren Form und Umrisse, selbst Verzierungen deutlich erkennen lassen, sind jene in einem eigenthümlichen Zustande von Aufgeblähtheit mit meist rissiger, geborstener Oberfläche und weit größerm Querschnitt als der ursprüngliche war, welche die frühern Formen ganz verwischt; dabei ist die Masse bis tief in's Innere oxydirt und das Kupfer zum großen Theile in Oxydul verwandelt. Werden solche Gegenstände durch abwechselnde Behandlung mit verdünnter Salpetersäure und Ammoniak blank gemacht, so findet sich die Legirung in einem kristallinischen so mürben, sandsteinähnlichen Zustande, daß sich Körner davon zwischen den Fingern abreiben lassen. Da die keltischen Kegelgräber Meklenburg's nach Dr. Lisch's Beobachtung reichliche Spuren von Leichenverbrennung aufweisen, so möchte wohl auch die beschriebene Veränderung der Einwirkung lange andauernder, sich jedoch nicht bis zur Schmelzhitze der Bronze steigernder Gluth zuzuschreiben sein; da wo


Für uns ist diese Arbeit gewissermaßen eine Fortsetzung der "Chemischen Analysen antiker Metalle aus heidnischen "Gräbern Meklenburgs, von H. L. von Santen" in unsern Jahrb. IX, 1844, S. 317 flgd., welche durch die Fellenbergschen Arbeiten theils bestätigt, theils ergänzt und fortgeführt werden.

Mit Erlaubniß des Herrn Dr. v. Fellenberg theile ich dessen Arbeit auch hier in unsern Jahrbüchern mit, erlaube es mir aber, die einzelnen Analysen in einer andern, mehr chronologischen Reihenfolge vorzuführen und, wie in Jahrb. IX a. a. O., mit Erläuterungen über die Umstände der Auffindung der Altertümer und die Beschaffenheit der alten Gräber, in denen sie gefunden wurden, zu begleiten. Die

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das Feuer die Gegenstände zum Theile geschmolzen hat, findet sich dieser Zustand von Aufgeblähtheit nicht vor, und das Metall ist noch etwas dehnbar, während es dort unter dem Hammer manchmal bis zu Pulver zerfährt.

Die beiden ersten (hier nicht wieder aufgenommenen) Nummern der heutigen Arbeit gehören noch den in voriger Abhandlung vorgeführten Bronzen der Flensburger Sendung an, und bilden deren Schluß. Die 18 folgenden Gegenstände von Nr. 123 bis Nr. 140 stammen aus dem Museum von Schwerin. Bis Nr. 135 incl. gehören sie nach Dr. Lisch's Angabe dem Bronzealter, Nr. 136 der Uebergangszeit zwischen dem vorigen und dem nachfolgenden, und die vier letzten Nummern dem Eisenalter an. Diese letztern sind zum Theil schon durch das Auftreten eines Zinkgehaltes charakterisirt.

Die Analyse des Golddrahtes Nr. 135 wurde folgendermaaßen ausgeführt. Das dünn ausgewalzte Gold wurde wiederholt mit Kalibisulfat geschmolzen, die Salzmasse in Wasser gelöst und das Silber durch Kochsalzzusatz ausgefällt. Das rückständige Gold wurde in Königswasser gelöst, wobei eine kleine Menge Chlorsilber zurückblieb, welche dem andern zugefügt wurde. Die concentrirte Goldlösung wurde mit Chlorkalium und Alkohol versetzt, wobei sich Kaliumplatinchlorid abschied, welches abfiltrirt und gewogen und aus demselben der Platingehalt berechnet wurde. Die Goldlösung wurde durch frisch bereitete Eisenvitriollösung gefällt, das Gold mit Salzsäure ausgekocht, filtrirt und nach dem Glühen gewogen. In der vom Chlorsilber abfiltrirten Lösung war noch eine geringe Spur an Kupfer enthalten, welche jedoch nicht bestimmt wurde.

Folgendes sind nun die in gegenwärtiger Arbeit untersuchten Gegenstände:


Fellenbergschen Nummern der einzelnen Analysen habe ich in (   ) beigefügt.

Der Analyse der Bronze des Kessels von dem berühmten Kesselwagen von Peccatel, welche v. Fellenberg schon in der Vierten Fortsetzung Nr. (81) mitgetheilt hat, (vgl. Jahrb. XXVI, S. 151), räume ich der Vollständigkeit wegen hier wieder einen Platz ein.

Die Resultate dieser neuen Forschungen ergeben sich aus der Abhandlung von selbst, nämlich daß die Bronze der alten, reinen Bronze=Periode nur aus Kupfer und Zinn besteht und daß die Mischung der Metalle aus ungefähr derselben Zeit immer fast dieselben Verhältnisse zeigt.

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1. (Nr. 133.) Kupferne Krone von Admanshagen. Vereins=Katalog Nr. 2027. Was ich zur Analyse erhielt waren Bohrspäne von kupferrother Farbe. 2,0 Gr. verwendet, ergaben:

Kupfer 95,66 %
Zinn 1,63 =
Blei 0,14 =
Eisen 2,33 =
Nickel 0,24 =

2. (Nr. 126.) Verrostetes Bronzeschwert aus dem Kegelgrabe von Dabel Nr. 1. Ver. Kat. Nr. 3236. Die Bronze war so total oxydirt, daß es unmöglich war, unverändertes Metall zur Analyse zu isoliren. Die ganze Masse verwandelte sich durch Pulverisiren in einen dunkelrothen Staub. Von demselben wurden zwei Gramm zur Analyse verwendet und alle metallischen Bestandteile direkt bestimmt. Danach besteht das rothe Pulver aus:


I. Kupfer der Bronzezeit.

1. (133.) Krone von Admanshagen. Diese Krone ward in einem niedrigen, schon unter den Pflug gebrachten Kegelgrabe gefunden; vgl. Jahrb. X, S. 272 flgd. mit Abbildung. Sie ist voll gegossen, tief gerostet, jedoch nicht aufgeblähet und gespalten, und zerbrochen. Nach der rothen Farbe zu schließen, hielt man das Metall für reines Kupfer und eine vorläufige Analyse ergab nur Kupfer mit einer geringen Beimischung von Eisen. Merkwürdig ist, daß der Stift, um welchen sich der Ausschnitt dreht, eine goldgelbe Bronzefarbe zeigt; wahrscheinlich ist er in jüngerer Zeit durch einen neuen ersetzt worden. Altes Kupfer hat sich in Meklenburg bisher nur 3 Male in gegossenen und nicht polirten Keilen von den Formen der Steinzeit und auch in einer Framea gefunden, deren Analyse auch 98,64 Kupfer, 1,190 Zinn und 0,746 Silber gab; vgl. Jahrb. IX, S. 327. Die vorstehende neue und gründliche Analyse der Krone von Admanshagen scheint zu bestätigen, daß es allerdings Alterthümer giebt, welche den Anfängen der Bronzezeit oder dem Uebergange aus der Steinzeit angehören und nur aus Kupfer im natürlichen Zustande bestehen.

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Kupfer 1,423 Gr.
Zinn 0,183 =
Blei 0,0085 =
Eisen 0,0052 =
Nickel 0,0071 =
Kohlensäure, Sauerst. 0,3732 =

und die Bronze in 100 Theilen aus:

Kupfer 87,47 %
Zinn 11,24 =
Blei 0,52 =
Eisen 0,32 =
Nickel 0,45 =

3. (Nr. 127.) Handring aus dem Kegelgrabe von Dabel Nr. 2. Ver. Kat. Nr. 3287. Die Ringbruchstücke waren so sehr aufgebläht und geborsten, daß deren Form nicht mehr erkannt werden konnte. Durch Behandlung mit Säure konnte ein Kern von Metall so weit gereinigt werden, daß er zur Analyse zu gebrauchen war, aber auch dieser metallische Theil war ganz körnig, kristallinisch und äußerst spröde. 1,373 Gr. ergaben bei der Analyse folgende Bestandtheile:

Kupfer 87,56 %
Zinn 11,91 =
Eisen 0,25 =
Nickel 0,28 =

II. Bronze der Bronzezeit.

2. 3. 4. (126. 127. 128.) Bronzen aus den Kegelgräbern von Dabel Nr. 1 und 2. Die beiden großen Kegelgräber der Bronzezeit von Dabel, deren wissenschaftliche Aufdeckung in den Jahrb. XXII, S. 279 und XXIII, S. 279 flgd. beschrieben ist, gehören zu den Kegelgräbern erster Classe in Meklenburg; sie hatten eine Axenhöhe von 9 bis 12 Fuß und standen nahe bei einander. Diese Gräber gehören sicher zu den ältesten Gräbern der Bronzezeit im Lande. Alle Bronzen sind sehr tief oxydirt, aufgeblähet und gespalten, mitunter von tiefblauem Oxyd bedeckt; die Formen der Geräte sind noch etwas derbe und unentwickelt; in beiden Gräbern lagen noch Pfeilspitzen aus Feuerstein, welche sonst in keinem Bronzegrabe Meklenburgs beobachtet sind; die Heldenleiche mit dem Bronzeschwerte war nicht verbrannt; andere Leichen in diesen Familiengräbern waren verbrannt. Jedoch fand sich in

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4. (Nr. 128.) Gewundener Kopfring aus dem Kegelgrabe von Dabel Nr. 2 (mit 2 steinernen Pfeilspitzen). Ver. Kat. Nr. 3290. Die Ringfragmente waren ganz geborsten und tief oxydirt, so daß der größte Theil weggelöst werden mußte, um reines Metall zu erhalten. 2,242 Gr. fanden sich zusammengesetzt aus:

Kupfer 91,35 %
Zinn 8,52 =
Eisen 0,06 =
Nickel 0,07 =

5. (Nr. 130.) Handberge aus dem Kegelgrabe von Pisede. Ver. Kat. Nr. 3187. Bruchstück eines Ringes von 16 Millim. Breite und etwa 4 Millim. Dicke. Die eine Seite zeigt unter einem dünnen graugrünen Ueberzuge eingegrabene Linien und Striche; die andere Seite ist mit einer dicken


dem einen Grabe schon ein goldener Fingerring. Wir haben hier also ohne Zweifel Gräber der ältesten, aber schon vollständigen Bronzezeit. In der Beschaffenheit der Bronzen kann ich aber mit v. Fellenberg im Allgemeinen keine "eigenthümliche Abweichung von den in Seen und Flüssen gefundenen Bronzen der schweizerische Pfahlbauten" erkennen. Die "Aufgeblähtheit" der Dabelschen und anderer Bronzen liegt nicht darin, daß sie tief in Kegelgräbern gefunden sind, sondern darin, daß diese Bronzen so sehr alt sind. Es giebt viele Tausende von Bronzen mit edlem Roste aus Kegelgräbern, welche vollkommen wohl erhalten und durchaus nicht aufgebläht und rissig sind, sondern alle Verzierungen noch in der größten Vollkommenheit und Reinheit zeigen. Aber es scheint eine weit rückwärts liegende Zeit zu geben, für welche auch selbst der edle Rost die Bronzen nicht vor dem gänzlichen Zerfallen schützt.

Nr. 2 (126.) Das Schwert, mit Bronzegriff, ist tief gerostet und gespalten, und gleicht ganz den Schwertern aus gleich großen und mutmaßlich gleich alten Kegelgräbern; es ist dem Leichenbrande nicht ausgesetzt gewesen.

Nr. 3 (127.) Der Handring ist voll gegossen, sehr dick und schwer und mit Gruppen von Queerlinien verziert, zersprengt, grade gebogen und aufgeblähet und gespalten; ist im Leichenbrande gewesen.

Nr. 4 (128.) Der Kopfring ist gewunden, nicht dick, tief gerostet und in Stücke zerbrochen und zersprengt, vielleicht durch Leichenbrand.

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buckeligen Decke von Grünspan überdeckt, welche keine Verzierungen wahrnehmen läßt. Das Metall ist dehnbar und biegsam. Ein abgesägtes Stück, welches nach der Reinigung 1,889 Gr. wog, bestand aus folgenden Elementen:

Kupfer 88,71 %
Zinn 10,62 =
Eisen 0,11 =
Nickel 0,56 =

6. (Nr. 134.) Getriebenes Bronzegefäß aus dem Kegelgrabe von Ruchow (mit zwei Frauenskeletten). Die Fragmente waren so gänzlich oxydirt, daß kein reines Metall hergestellt werden konnte. Die Analyse von 2,0 Gr. Bruchstücken ergab:

Kupfer 1,365 Gr.
Zinn 0,245 =
Eisen 0,008 =
Kohlensäure, Sauerst. 0,382 =

und die Bronze besteht in Procenten aus:

Kupfer 84,36 %
Zinn 15,14 =
Eisen 0,50 =

5. (130.) Handberge aus dem Kegelgrabe von Pisede. Dieses Familiengrab stand auf einem kleinen Begräbnißplatze, in dessen Ring auch ein Grab der Steinperiode hineingezogen war; vgl. Jahrb. XXI, S. 234 flgd. Die Bronzen dieses Begräbnisses haben einen sehr tiefen, dunklen, edlen Rost, der an einigen Stücken in's Bläuliche spielt. Die Handberge ist durch Leichenbrand in viele Stücke zersprengt. Andere Bronzen dieses Begräbnisses sind nicht vom Leichenbrande ergriffen gewesen. Alle Bronzen dieses Begräbnisses sind jedenfalls sehr alt.

6. (134.) Bronzegefäß aus dem Kegelgrabe von Ruchow. Dieses Grab von Ruchow ist wohl das größte Kegelgrab, welches bisher in Norddeutschland aufgegraben ist, (vgl. Jahresber. V, S. 30 flgd.) und hat eine sehr große Menge von Alterthümern geliefert. Es war ein Familiengrab. In der Mitte lag eine unverbrannte Heldenleiche mit dem Schwerte. Zur Linken derselben lagen zwei verbrannte Leichen nach den Alterthümern zu schließen, weibliche; die Geräthe, welche bei diesen gefunden wurden, sind nicht dem Leichen=

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7. (81.) Wagenbecken von Peccatel. Ver. Kat. Nr. 1146. Im Jahre 1843 wurde in Peccatel, eine Meile südlich von Schwerin, bei Abtragung eines Kegelgrabes ein merkwürdiges Geräthe gefunden, welches einen kleinen bronzenen, vierrädrigen, eine bronzene Vase tragenden Wagen vorstellt und in den Jahrbüchern des Vereins für meklenburgische Geschichte IX, S. 372 beschrieben und seither nach gehöriger Zusammenfügung der durch Bruch getrennten Theile restaurirt und abgebildet worden ist. Die zur Analyse verwendete Probe stammt von der Vase her. Es waren dünn getriebene Bleche, auf beiden Seiten mit einer rauhen Kruste von Grünspan bedeckt. Durch Reinigen mit Säure und Blankputzen kam eine sehr schöne goldähnliche Farbe zum Vorschein. Zur Analyse wurden verwendet 1,997 Gr.; sie ergab:

Kupfer 87,20 %
Zinn 12,75 =
Eisen 0,05 =

Von andern metallischen Bestandtheilen konnte nichts aufgefunden werden.

8. (Nr. 123.) Kopfring aus dem Kegelgrabe von Peccatel Nr. 1 (mit dem Kesselwagen). Ver. Kat. Nr. 1162. Kommt aus dem gleichen Grabe, in welchem sich Nr. 81 befand. Stäbchen von rundlichem Querschnitt von 5 bis 6 Millim. Durchmesser und etwa 1 Zoll Länge, mit einer dicken Kruste von Grünspan bedeckt. Ein Abschnitt von 2,38 Gr. ergab bei der Analyse:


brande ausgesetzt gewesen. Bei den verschiedenen Leichen dieses Familiengrabes wurden 5 goldene Fingerringe gefunden. Bei der einen verbrannten weiblichen Leiche lag das hier analysirte, aus Bronze dünne gehämmerte Gefäß, welches schon sehr zerbrochen ist. Alle Bronzen sind sehr alt und tief gerostet, das Schwert ist schon aufgeblähet und verwittert. Das Bronzegefäß zeigt keinen Nickelgehalt, merkwürdiger Weise eben so das folgende gehämmerte Gefäß von Peccatel.

7. 8. 9. 10. (81. 123. 124. 125.) Bronzen aus den Kegelgräbern von Peccatel Nr. 1 und 2. Diese beiden Kegelgräber mittlerer Größe lagen dicht neben einander und gehören zu den merkwürdigsten, welche je aufgegraben sind. In beiden fanden sich viele Alterthümer der ausgebildeten, mittlern Zeit der Bronzeperiode, in dem Grabe Nr. 1 auch ein gewundener massiver Armring von Gold.

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Kupfer 86,47 %
Zinn 12,78 =
Blei 0,20 =
Eisen 0,12 =
Nickel 0,43 =

9. (Nr. 124.) Gewundener Halsring aus dem Kegelgrabe von Peccatel Nr. 2 (mit dem Opferaltar). Ver. Kat. Nr. 2249. Der Ring von 9 Millim. Durchmesser ist mit einem vierfachen, links gewundenen Gewinde von 10 Millim. Steigung verziert. Nach Entfernung der ziemlich dicken Grünspankruste zeigte sich die Oberfläche des Metalles körnig krystallinisch und das Gewinde bröckelte leicht aus. 1,349 Gr. ergab folgende Zusammensetzung:

Kupfer 87,47 %
Zinn 11,89 =
Eisen 0,15 =
Nickel 0,49 =

10. (Nr. 125.) Handberge aus dem Kegelgrabe von Peccatel Nr. 2 (mit dem Opferaltar). Ver. Kat. Nr. 2242. Bruchstück eines in großen Spiralen gewundenen


Das Grab Nr. 1, welches in Jahrb. IX, S. 369 flgd. beschrieben ist, enthielt sehr viele Bronzealterthümer, von denen die merkwürdigsten auf der lithographischen Tafel zu den Jahrb. abgebildet sind. Das allermerkwürdigste Alterthum war

7. (81.) Das Wagenbecken oder der Kesselwagen von Bronze, d. h. ein kleiner, fahrbarer Wagen, auf welchem eine große Bronzevase oder ein Kessel befestigt ist. Dieser Kesselwagen ist seitdem häufig behandelt, zuletzt und ausführlich in Jahrb. XXV, S. 215 flgd. mit einer vollständigen Abbildung dieses merkwürdigen Geräthes. Die vorstehende Analyse behandelt ein Bruchstück der auf dem Wagen stehenden Vase, welche merkwürdiger Weise ebenfalls keinen Nickelgehalt zeigt, wie die voraufgehende gehämmerte Schale aus dem vielleicht gleichzeitigen Grabe von Ruchow von ähnlicher Beschaffenheit.

8. (123.) Der Kopfring aus dem Grabe Nr. 1 ist voll gegossen, gewunden, stark gerostet, in Stücke zersprengt und von gewöhnlicher mittlerer Dicke.

Das Grab Nr. 2, welches durch seinen innern Bau sehr merkwürdig ist, stand ganz nahe bei dem Grabe Nr. 1 und ist in Jahrb. XI, S. 366 flgd. beschrieben und abgebildet. Es

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Ringes von ovalem Querschnitte von 5 und 6 Millim. Durchmesser. Die eine Hälfte der Oberfläche ist glatt, die andere gereift, mit einem dünnen Ueberzuge von Grünspan bedeckt; ein Ende ist im ursprünglichen, das andere in dem oben erwähnten, stark aufgeblähten Zustande mit geborstener Oberfläche und bis tief hinein oxydirt. Ein vom gesunden Ende abgesägtes, blank gebeiztes Stück von 2,442 Gr. zeigte folgende Zusammensetzung:

Kupfer 88,37 %
Zinn 11,15 =
Eisen 0,11 =
Nickel 0,37 =

11. (Nr. 129.) Armring aus dem Kegelgrabe von Lehsen. Ver. Kat. Nr. 857 b. Ein Endstück eines offenen Ringes von ovalem Querschnitt von 6 bis 8 Millim. Durchmesser. Die innere Wölbung glatt und glänzend, die äußere mit verschiedenen Linien und Kerbungen verziert, die Grünspanschicht glänzend grün. 2,227 Gr. blank geätzter Bronze enthielten:

Kupfer 87,71 %
Zinn 11,89 =
Eisen 0,14 =
Nickel 0,26 =

enthielt einen Opferaltar, einen großen thönernen Kessel, eine thönerne Wanne mit einer geopferten Leiche und viele Bronzealterthümer, auch viele Bernsteinknöpfe. Die Bronzen dieses Grabes waren durch Leichenbrand zersprengt und tief gerostet.

9. (124.) Der Halsring aus diesem Grabe ist voll gegossen, gewunden und tief gerostet, und dem Kopfringe Nr. 8 (123) aus dem Grabe Nr. 1 gleich.

10). (125.) Die Handberge aus demselben Grabe ist von der gewöhnlichen, oft vorkommenden Beschaffenheit, ganz zerbrochen und gesprengt und tief gerostet.


Die bisher aufgeführten analysirten Bronzen stammen aus den ältesten, größten und merkwürdigsten Kegelgräbern der Bronzezeit in Meklenburg und stimmen in der Zusammensetzung der Metalle auf eine merkwürdige Weise überein.


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12. (Nr. 131.) Schmuckkästchen mit Deckel aus dem Kegelgrabe von Sandkrug. Ver. Kat. Nr. 3035. Ein dünn gegossenes Stück einer Dose von etwa 1 1/2 Millim. Dicke, ziemlich stark oxydirt, zum Theil aufgeborsten. 2,014 Gr. ergaben bei der Analyse:

Kupfer 86,52 %
Zinn 12,96 =
Eisen 0,17 =
Nickel 0,35 =

13. (Nr. 132.) Bronzegefäß aus dem Kegelgrabe von Weisin. Ver. .Kat. Nr. 2204. Fragmente sehr dünn getriebenen Bleches, sehr stark von Grünspan zerfressen. Beim Blankätzen wurden papierdünne Blätter von röthlicher Bronze erhalten, welche 1,649 Gr. wogen und zusammengesetzt waren aus:

Kupfer 87,79 %
Zinn 10,15 =
Blei 1,57 =
Eisen 0,21 =
Nickel 0,28 =

11. (129.) Armring aus dem Kegelgrabe von Lehsen. Das Grab war ein Kegelgrab mittlerer Größe und enthielt nur Bronzeringe von geschmackvollen Formen in großer Zahl. Vgl. Jahrb. VII, S. 23. Alle Arm= und Handringe sind voll gegossen, mit ovalem Durchschnitt, im Erze vom Rost noch gar nicht angegriffen, sondern durchaus fest, auf der Außenfläche reich mit vertieften Linien verziert, mit leichtem, schönem, hellem, apfelgrünem edlen Rost ganz bedeckt, so daß der Rost selbst die Verzierungen noch nicht angegriffen hat. Das Grab gehört also der ausgebildeten, mittlern Bronzezeit an, nicht mehr der ältesten, aber auch noch nicht der jüngsten Zeit. Daher stimmt die Legirung der Bronze auch noch zu der der ältesten Bronzen.

12. (131.) Schmuckdose aus dem Kegelgrabe von Sandkrug Nr. 5. Die Kegelgräber von Sandkrug, welche in Jahrb. XIX, S. 310 beschrieben sind, waren nur gewöhnliche, kleine Gräber, welche ohne Zweifel zu den jüngeren gehören. Die Bronzen sind schon dünner und ängstlicher gearbeitet, der Rost matt. In dem Grabe Nr. 5 ward eine kleine, zierliche und sauber gearbeitete Schmuckdose und ein

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14. (Nr. 136.) Armring von heller Bronze aus dem Begräbnisse von Ludwigslust. Ver. Kat. Nr. 304. Bruchstücke eines gegossenen Ringes von etwa 2/3 Millim. Dicke, 17 Millim. Breite und 30 Länge, mit einem sehr dünnen grünlichen Anfluge von Grünspan bedeckt, der der Wirkung der Säure schnell wich und das Metall blank erschienen ließ. Die convexe Wölbung war polirt, die concave gußroh; Farbe gelblich=roth, das Metall brüchig, unter dem Hammer zerspringend. 1,291 Gr. ergaben bei der Analyse:

Kupfer 84,79 %
Zinn 10,72 =
Blei 3,60 =
Eisen 0,16 =
Nickel 0,67 =
Silber 0,06 =

15. (Nr. 138.) Bronzeheftelbügel aus dem Eisengrabe von Wotenitz. Großhzgl. Kat. Nr. 93. Halbgeschmolzene Bestandtheile einer Heftel mit einem grau=grünen


Armring gefunden. Die Bronzen, obgleich sie der Oberfläche des Grabes nahe lagen, sind sehr leicht und an einigen Stellen noch gar nicht gerostet. Jedoch ist die Erzmischung noch die alte, wenn auch der Zinngehalt groß ist.

13. (132.) Bronzegefäß aus dem Kegelgrabe von Weisin. Das Kegelgrab Nr. 4 von Weisin, welches in Jahrb. XI, S. 383 beschrieben ist, gehört sicher zu den jüngsten Gräbern der Bronzezeit oder in den Uebergang zur Eisenzeit; Kegelgräber dieser Art sind sehr selten in Meklenburg beobachtet, da die Urnen der Eisenzeit immer in den natürlichen, flachen Erdboden vergraben sind und keinen Hügel über sich haben. Das Grab enthielt zwei kleine Bronzegefäße von der Größe und Form von Tassen. Diese Gefäße sind äußerst dünne und blechartig gehämmert und beschnitten, in den Formen steif und unschön, und sehr leicht gerostet; die Bronze ist hell. Neben denselben soll eine eiserne Sichel gefunden sein, welche sehr festen, hellen Rost hat, im Gegensatze jüngerer eiserner Geräthe, denen der Rost gewöhnlich sehr leicht aufzuliegen pflegt. Zu dem sehr jungen Alter wird denn auch die Erzmischung stimmen, welche auch Blei zeigt, welches in den jungen, hellen Bronzen von Ludwigslust (vgl. unten Nr. 14) viel gefunden wird.

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Ueberzüge von Grünspan bedeckt; nach dem Wegätzen dieses letztern zeigte das Metall schöne Bronzefarbe und eine löcherig poröse Oberfläche; unter dem Hammer wurde es bald rissig und zerbarst. 2,224 Gr. zeigten folgende Zusammensetzung:

Kupfer 85,10 %
Zinn 14,32 =
Blei 0,09 =
Eisen 0,16 =
Nickel 0,32 =
Silber 0,01 =

III. Bronze der Eisenzeit.

Mit dem häufigen Erscheinen des Eisens wird die Legirung der Metalle plötzlich eine andere; zugleich verschwinden die auf den natürlichen Erdboden aufgeworfenen Grabhügel und die Todtenurnen erscheinen in die flache Erde (1 bis 2 Fuß tief) eingegraben.

14. (136.) Armring von Ludwigslust. In den allernächsten Umgebungen von Ludwigslust sind in dem dort weit verbreiteten losen Sande oft viele Urnen mit Alterthümern ausgegraben, welche dem Anfange der Eisenzeit angehören; bronzene Geräthe sind noch vorherrschend, aber die Bronze ist von matter Farbe und der Rost nur leicht und oft gar nicht vorhanden; daneben kommt schon häufig Eisen vor. Vgl. Frid. Franc. Erl. S. 63 flgd. Merkwürdig ist der im Jahresber. II, S. 44 flgd. beschriebene Fund, welcher eine Menge den Handringen und Beschlagringen enthielt. Alle bestehen aus einer hellen, weißlichen Bronze und sind nur wenig und leicht oder auch gar nicht oxydirt. Die Handringe sind dünne und hohl gegossen und nach innen offen. Viele Handringe sind zerbrochen; aber die zusammen passenden Bruchstücke haben an den Bruchenden gegenüberstehende Bohrlöcher, um die Bruchstücke zusammenzubinden, eine ärmliche Erscheinung, welche nur einige Male bei Geräthen derselben Art wahrgenommen ist. Schon v. Santen hat in Jahrb. IX, S. 341 zwei von diesen Ringen analysirt und in einem Beschlagringe eine Mischung von 83,6 Kupfer, 10,8 Zinn und 5,6 Blei und in einem Armringe 89,44 Kupfer, 6,32 Zinn und 4,24 Blei gefunden. Auch v. Fellenberg hat ähnlichen Kupfer= und Zinngehalt, aber auch viel Blei und wenig Silber gefunden. Es tritt hier schon silberhaltiges Blei auf.

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16. (Nr. 140.) Spiralheftelfeder aus dem Eisengrabe von Camin. Ver. Kat. Nr. 145. Nach Weglösen der Kruste von Grünspan war das Metall schön gelb, von körniger kristallinischer Oberfläche. Als versucht wurde, die Spirale aufzurollen, zerbrach sie in kleine Stücke und hatte also total ihre Geschmeidigkeit verloren. 1,272 Gr. ergaben bei der Analyse folgende Resultate:

Kupfer 80,30 %
Zinn 2,85 =
Blei 0,16 =
Eisen 0,38 =
Zink 16,31 =

15. (138.) Heftel von Wotenitz. Der in Jahrb. XXV, S. 252 flgd. beschriebene Begräbnißplatz von Wotenitz gehört sicher den Begräbnißplätzen der Eisenzeit oder den "Wendenkirchhöfen" an. Die Eisenzeit scheint sich im nordöstlichen Deutschland in zwei Perioden zu spalten. Wenn die Alterthümer dem Ansehen nach ein höheres Alter haben, so sind die thönernen Urnen, welche gewöhnlich von Rauch tief geschwärzt und glänzend geglättet sind, mit mäander= oder "hammerförmigen" Verzierungen geschmückt, deren Linien aus kleinen Vierecken bestehen und durch ein laufendes gezahntes Rad gebildet sind (vgl. Abbildungen Jahrb. XXV, S. 253 und XXVI. S. 161 flgd). Ich halte die Begräbnißstellen mit diesen Urnen für Gräber der ersten Eisenzeit in Norddeutschland (vgl. Jahrb. XXVI, S. 161 flgd). In einer so verzierten Urne des Begräbnißplatzes von Wotenitz, welcher schon sehr reich an Eisen war, und schon weißes und hellblaues Glas zeigte, fanden sich nicht allein viele silberne Nadeln von offenbar fremder Arbeit, sondern auch eine sehr fein und kunstreich gearbeitete goldene Kette mit Bommel (vgl. Jahrb. a. a. O.), welche wohl dem 2. oder 3. Jahrh. n. Chr. und Italien zuzuschreiben ist. Analysirt ward aus dieser Begräbnißstätte ein Bügel von einer Heftel, wie sie in Jahrb. XXV, S. 254 abgebildet ist. Die Analyse ergab neben dem Kupfer viel Zinn und schon ein Weniges von Blei und Silber.

16. (140.) Heftel von Camin. Der große und reiche Begräbnißplatz von Camin, der erste, welcher in Meklenburg wissenschaftlich aufgedeckt und im Jahresber. II, S. 53 beschrieben ist zeigte in großer Zahl dieselben, mit den mäanderförmigen Punctlinien verzierten Urnen, viel Eisen, noch zahl=

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17. (Nr. 137.) Bronzene Hefteln aus einem Eisenbegräbniß von Hagenow. Großhzgl. Kat. L. II. A. 2. b. Nr. 34. Sieben verschiedene Bruchstücke von Hefteln, theils Spiralfedern, theils Bügel; einer der letztern halb geschmolzen; mit einer graulich grünen Haut von Grünspan überzogen, aber ohne eiserne Bestandtheile. 2,215 Gr. gereinigten Metalles fand sich zusammengesetzt aus:

Kupfer 88,37 %
Zinn 1,46 =
Blei 0,31 =
Eisen 0,19 =
Zink 9,60 =
Silber 0,07 =

18. (Nr. 139.) Hefteln aus dem Eisengrabe von Pritzier. Ver. Kat. Nr. 1010. Halb geschmolzene und zusammen geflossene Theile von Hefteln, mit einer grün=schwarzen Oxydkruste bedeckt. Nach wiederholtem Behandeln mit Salpetersäure und Ammoniak konnte das Metall blank erhalten werden; es zeigte eine krystallinische Oberfläche, körnigen Bruch und zerbrach sehr leicht. Zur Analyse wurden 1,272 Gr. verwendet und ergaben:


reiche Bronzen und schon etwas Silber. Der Begräbnißplatz wird auch der ersten Eisenzeit zuzuschreiben sein. Die Analyse ergab sehr wenig Zinn, dagegen einen großen Zinkgehalt: es ist also der römische Einfluß wohl unverkennbar. v. Santen fand in einer Heftel von Camin 88,15 Kupfer und 11,85 Zinn.

Die Legirung der Metalle in der Eisenzeit ist viel schwankender, als in der Bronzezeit.

17. (137.) Hefteln von Hagenow. Im Amte Hagenow, unbestimmt bei welchem Dorfe, wurden 9 zerbrochene, bronzene Hefteln von der beschriebenen Art gefunden (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 97), welche ohne Zweifel der Eisenzeit angehören. Die Analyse ergab wieder wenig Zinn und viel Zink. Bei Hagenow sind die vielen und schönen römischen Alterthümer gefunden, welche in Jahresber. VIII, S. 38 flgd. beschrieben sind.

18. (139.) Hefteln von Pritzier. Der große Begräbnißplatz von Pritzier, welcher in Jahrb. VIII, S. 58 flgd.

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Kupfer 93,54 %
Zinn 5,56 =
Blei 0,56 =
Eisen 0,22 =
Nickel 0,12 =

19. (Nr. 135.) Gold aus der Bronzezeit von Röknitz. Großhzgl. Kat. L. II. T. 4 Nr. 1 b/c. Es war ein Dräthchen, 20 Millim. lang, 1 Millim. dick, von hellgelber Farbe. Behufs der Analyse wurde es dünn ausgewalzt und in Totalität verbraucht. Es wog 0,2865 Gr. und war zusammengesetzt aus:


beschrieben ist, wird der jüngern oder zweiten Bronzezeit angehören. Er enthält vorherrschend Eisen, aber auch noch viel Bronzen, jedoch von modernen Formen, daneben Silber und sehr viel dunkelfarbiges und mosaikartig zusammengesetztes Glas; den Urnen fehlen die schönen Formen und die mäanderförmigen Verzierungen aus Punctlinien. Die Bronzen sind hell und enthalten wenig Zinn, jedoch kein Silber und Zink. Auch v. Santen hat eine solche Heftel (Jahrb. IX, S. 343) analysirt und nur 97,32 Kupfer, 1,96 Zinn und 0,72 Blei darin gefunden.

IV. Gold der Bronzezeit.

19. (135.) Goldene Ringe von Röknitz. Zu Röknitz bei Dargun wurden unter einem großen Steine, zwei große spiralförmige Ringe aus Golddrath gefunden, welche 3 1/2 Zoll lang und 1 1/4 Zoll weit sind und wahrscheinlich zum weiblichen Haarschmuck gedient haben, um Haarflechten durchzuziehen (vgl. Jahrb. XV, S. 269). Nach der Form gehören diese Ringe ohne Zweifel der Bronzezeit an. Die Mischung des Ringes, welches v. Fellenberg analysirt hat, stimmt ziemlich zu den Mischungen der Goldringe aus Kegelgräbern, von welchen v. Santen Jahrb. IX, S. 335 flgd. Analysen giebt. Das Gold enthält viel Silber. Jedoch hat v. Fellenberg auch Platin in dem Golde gefunden, welches v. Santen in den von ihm analysirten Ringen noch nicht fand. Santen sagt in Jahrb. IX, S. 336, daß er von einem Spiralfingerring von doppeltem Golddrath aus dem Kegelgrabe von Ruchow (vgl. oben Nr. 6) "die concentrirte Goldlösung auf "Platin, so wie auf die Gegenwart eines andern Metalles

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Gold 0,2420 Gr. 84,56 %
Silber 0,0406 = 14,17 =
Platin 0,0026 = 0,92 =


0,2852 Gr. 99,65 %

nebst Spuren von Kupfer, die jedenfalls weniger als 1/2 % betragen haben.


geprüft, aber von allen keine Spur entdeckt" habe. Herr v. Fellenberg äußert nun brieflich, "daß die Anregung des Herrn d. Santen ihn bewogen habe, im Golddräthchen auf Platin zu fahnden, und er ohne jene Anregung eher alle andern Metalle als Platin gesucht und dieses nicht gefunden haben würde".

V. Glas der Bronzezeit.

20. Glasperlen aus dem Kegelgrabe von Lehsen. Im J. 1838 ward zu Lehsen bei Wittenburg ein großes Kegelgrab der Bronzeperiode geöffnet, welches 9 Fuß Höhe und 88 Fuß Durchmesser hatte. In dem Erdhügel standen neben einander zwei Steinhaufen, jeder über 30 Fuß lang, 16 Fuß breit und 7 Fuß hoch (vgl. Jahresber. IV, S. 27). Vor den Steinhaufen fanden sich in dem Erdhügel Kohlen, Asche und Urnenscherben. Unter den Steinhaufen lag in kleine Steine und Sand verpackt neben Spuren von verwitterten Knochen und vermodertem Holz unter jedem Steinhaufen ein Spiralfingerring von doppeltem Golddrath, wie die Abbildung in Jahrb. IX, S. 336 zeigt und die goldenen Fingerringe in den Kegelgräbern der Bronzeperiode gewöhnlich und häufig sind; der eine Fingerring war weit und an beiden Enden geschlossen, der andere war eng und an einem Ende aufgeschnitten. Ohne Zweifel waren hier Mann und Frau neben einander ohne Leichenbrand beigesetzt, und die Fingerringe sind "Trauringe"; der Mann starb wohl früher als die Frau, welche ihren Ring zum Zeichen der Auflösung der Ehe an dem einen Ende öffnete: aufgeschnittene Doppelspiralfingerringe kommen öfter vor.

Neben dem engen Fingerringe (der Frau) wurden Glasperlen gefunden; es wurden 9 vollständige und Bruchstücke von mehreren gesammelt. Diese Glasperlen sind ganz klein, rund, durchbohrt, glänzend und durchscheinend und von grünlich hellblauer oder meerblauer (caeruleus) Farbe.

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Im J. 1844 ward zu Peccatel bei Penzlin ein ähnliches, aber größeres Kegelgrab, von 25 Fuß Höhe und 120 Fuß Durchmesser, geöffnet, welches gleiche Erscheinungen zeigte. (Jahrb. X, S. 274 flgd.) Auch hier fanden sich meerblaue Glasperlen und Fingerringe von Golddrath. Aber die Leichen waren verbrannt und daher die Golddräthe und die Glasperlen zerschmolzen und zusammengeschmolzen, und nur in geringern Bruchstücken vorhanden. Dagegen fanden sich in diesem Grabe viele Bronzen, welche freilich auch durch den Leichenbrand angegriffen waren, aber den Beweis gaben, daß sie der mittlern Bronzezeit angehörten.

Daher wird sich auch das Kegelgrab von Lehsen der mittlern Bronzezeit zuschreiben lassen.

Dieses meerblaue Glas, welches unter sicher verbürgten archäologischen Verhältnissen gefunden ist, ist nun von der allergrößten Wichtigkeit für die Erkenntniß der Vorzeit. Es ist ohne Zweifel das älteste Artefact im Norden, von dem man wohl mit Sicherheit sagen kann, daß es nicht im Norden angefertigt, sondern aus der Fremde eingeführt ist. Es mußte daher von Wichtigkeit sein, zu wissen, mit welchem Metall diese Glasperlen gefärbt seien, um beurteilen zu können, ob diese Färbung auch mit den übrigen Umständen der Forschung übereinstimme. Man kommt leicht zu der Ansicht, daß diese Glasperlen aus Phönizien stammen. Es ward bald nach der Auffindung mit einem Perlenbruchstück ein Versuch mit dem Lötrohre gemacht; das Glas gerieth vor dem Lötrohre in Fluß und eine zweimalige Schmelzung griff die Farbe durchaus nicht an. - Dieses Glas von dieser hellblauen Farbe ist in Meklenburg bisher nur in Kegelgräbern der Bronzeperiode beobachtet und kommt später gar nicht wieder. In den Gräbern der Eisenperiode kommen viele blaue Glasperlen vor, welche aber stets eine stark dunkelblaue Farbe haben. (In der großherzoglichen Sammlung zu Neu=Strelitz sind auch einige Glasperlen von derselben meerblauen Farbe, welche zu Glave in einem "Kegelgrabe" gefunden und nach Neu=Strelitz geschenkt sind. Sonst ist dieses Glas nicht weiter beobachtet).

Bei der Wichtigkeit der Sache übermittle ich daher dem Herrn d. Fellenberg die Hälfte einer zerbrochenen hellblauen Glasperle aus dem oben beschriebenen Kegelgrabe von Lehsen zur chemischen Analyse; mehr wegzugeben konnte ich mich bei der großen Seltenheit nicht entschließen. Der Herr v. Fellenberg hat nun auch dieses Bruchstück nachträglich analysirt und theilt Folgendes brieflich mit:

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"die kleine hellblaue Glasperle aus dem Kegelgrabe von Lehsen ist durch Kupferoxyd gefärbt

(und nicht durch Kobalt). Das Kupfer konnte unzweifelhaft durch Reduction mit Zinn nachgewiesen werden. Zu einer Analyse der Bestandtheile des Glases ist aber der Gegenstand viel zu klein, um brauchbare Resultate zu liefern".


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Uebersicht der Zusammensetzung verschiedener antiker Bronzen.