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Bronze=Alterthümer mit Commandostab von Pustohl,

von

G. C. F. Lisch.

Im J. 1861 wurden zu Pustohl, ritterschaftlichen Amts Neu=Bukow, Pfarre Berenshagen, am Rande des Hofteiches vor dem Wohnhause im Moder 1 bis 2 Fuß tief zwei Bronzealterthümer gefunden, welche in Vergleichung zu andern wichtigen Alterthümern sehr merkwürdig sind, nämlich:

1) ein bronzener Commandostab (oder Götterzeichen), wie ein Exemplar in Jahrb. XXVI. S. 140, abgebildet ist. Es ist nur der obere Theil mit der Dolchklinge vorhanden, der Stab fehlt. Dieser Commandostab ist den früher in Meklenburg zu Blengow, Glasin und Hansdorf (nach Jahrb. a. a. O. S. 142) gefundenen völlig gleich. Die Umrisse sind ganz gleich, die Dolchklinge ist mit dem Ganzen zusammen gegossen und das Metall besteht, nach der Analyse des Hr. Dr. Techen zu Wismar, auch aus Kupfer und Zinn und ein wenig Silber; auch die ganze Arbeit und Verzierung ist völlig gleich. Es ist nicht anders möglich, als daß die früher gefundenen aus derselben Werkstätte stammen, und dies wird auch dadurch wahrscheinlich, daß Glasin etwa 1 Meile, Hansdorf 1 1/2 Meilen und Blengow 2 Meilen von Pustohl entfernt sind. Die bisher gefundenen, gleichen Exemplare sind alle innerhalb eines Kreises von ungefähr 2 Meilen im Halbmesser in der Mitte von Meklenburg gefunden.

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Das Exemplar von Pustohl ist in den Formen den früher gefundenen ganz gleich; die Verzierungen sind aber an allen Exemplaren von einander abweichend und beweisen, daß sie aus freier Hand geformt sind.

Nach der Versicherung des Herrn Gutsbesitzers Bobsien auf Pustohl war der obere Aufsatz mit dem Dolche auch mit einem Holzpflocke, welcher jedoch verloren gegangen ist, auf den Stab gesteckt und steckte beim Auffinden noch in der Höhlung.

Das zu Pustohl gefundene Exemplar gehört also zu den früher gefundenen Nachbildungen und ist daher von dem Urstück von Stubbendorf bei Dargun (vgl. Jahrb. XXVI, S. 138 flgd.) verschieden, welches mit breiten Blech=Armringen und Dolchen zusammengefunden ward.

Der Stubbendorfer Fund ist aber wieder dem Funde von Neu=Bauhof bei Stavenhagen ähnlich, da dieser dieselben Dolche und Blecharmringe enthält (vgl. Jahrb. XXVI, S. 144).

Es ist nun merkwürdig, daß sich zu Pustohl neben dem Commandostab auch

2) ein breiter Blecharmring von 2 1/2 Zoll Höhe fand, welcher wieder den Ringen von Stubbendorf und Neu= Bauhof gleich ist. Diese Art Ringe haben sich in Meklenburg bisher nur neben Dolchen und "Commandostäben" gefunden. Der Ring von Pustohl ist einem Ringe von Neu=Bauhof und einem von Stubbendorf ganz gleich; es ist jedoch zu bemerken, daß die Zahl der erhabenen Parallelreifen auf allen Ringen verschieden ist (12, 13 und 14), daß also auch auf diesen Ringen die Verzierungen aus freier Hand modellirt sind.

Der Fund von Pustohl giebt also ein merkwürdiges Mittelglied zu einer gewissen, wichtigen Art von Alterthümern, welche an und für sich eigenthümlich sind und immer aus denselben seltenen Gegenständen bestehen.

Der Herr Gutsbesitzer Bobsien auf Pustohl hat die Güte gehabt, diese wichtigen Alterthümer dem Vereine zu schenken.