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Kegelgrab.

In Jahrb. XXVIII, S. 300, ist eine polirte, kleine elliptische Tafel aus feinkörnigem, bräunlichem Sandstein beschrieben, welche in einem Kegelgrabe der Bronzeperiode in Meklenburg gefunden ist und besondere Beachtung verdient, da in dieser Periode ähnliche Steine noch nicht bekannt geworden, oder doch noch nicht besprochen sind. Zugleich ist angeführt, daß der Herr Dr. v. Hagenow zu Greifswald den ähnlichen Inhalt eines Bronzegrabes besitzt. Derselbe hat nun die Freundlichkeit gehabt, unserm Vereine die merkwürdigsten Stücke dieses Fundes in bemalten Gypsabgüssen und andern Nachbildungen zum Geschenke zu machen. In einer wohl erhaltenen Urne, welche auf der Stelle gefunden ward, wo vor einigen Jahren das neue Detentionshaus bei Naugard erbauet ist, wurden neben mehrern Arm= und Fingerringen und einer Pfeilspitze aus Bronze, so wie zwei gleichen, nur in der Länge ein wenig verschiedenen Doppelknöpfen aus Bronze mit langer, aufstehender Spitze, wie sie in Jahrb. XI, S. 378, abgebildet sind, folgende merkwürdige Gegenstände gefunden:

ein fester, grünlicher Stein (Kalkstein) von elliptischer Gestalt, jedoch nur in der Größe einer halben Ellipse, so daß die Ellipse queer durchschnitten ist. Der Stein ist 2 Zoll hoch und 2 Zoll breit, so daß derselbe in seiner ganzen Größe ungefähr die Gestalt und Größe des in Meklenburg gefundenen Steines gehabt haben würde. Der Stein von Naugard ist jedoch dicker, ungefähr 1 Zoll dick; alle Kanten sind abgeschrägt und jede Fläche ist sorgfältig polirt; von einem mechanischen Gebrauche ist keine Spur vorhanden.

Was aber diesen Stein noch merkwürdiger macht, ist, daß ein zweiter, ganz gleich geformter Stein (Kalkstein) dabei lag, welcher jedoch nur 1 3/4 Zoll lang und breit und dabei 1 1/2 Zoll hoch, also viel kürzer und höher und dabei sehr stark abgeschrägt ist, so daß die elliptischen eigentlichen Oberflächen nur 3/4 Zoll Länge haben, indem alle Kanten sehr stark abgeschrägt sind. Auch an diesem Steine sind

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sämmtliche Flächen sauber polirt und ohne alle Spur von einem Gebrauche.

Ferner ward dabei noch

ein scheibenförmiger, an beiden Seiten ausgehöhlter Stein gefunden.

Das Seltenste dieses Fundes ist, daß bei allen diesen Alterthümern noch ein zugespitzter Griffel aus Knochen, 4 1/4 Zoll lang und 1/4 Zoll dick, gefunden ward.

Diese steinernen Alterthümer, in Verbindung mit dem Griffel sind nun im höchsten Grade selten und merkwürdig und wohl schwer zu deuten. Ich wenigstens weiß nichts zur Deutung beizubringen, möchte aber fast glauben, daß sie eine gottesdienstliche, symbolische Bestimmung gehabt haben.

G. C. F. Lisch.