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Kegelgrab von Bandow.

Im November 1862 wurden dem Herrn Amtsverwalter Balck zu Schwaan von dem Hauswirthe Wulf in dem Dorfe Bandow, Amts Schwan, folgende Bronze=Alterthümer überliefert, welche dieser auf seiner Hufe beim Steinbrechen gefunden hatte:

1) ein kurzes, breites Messer, in Gestalt eines Schermessers, aber wohl zum Zerschneiden von Gewandstoffen gebraucht, wie Worsaae Nordiske Oldsager, 2. Aufl., Taf. 36, Nr. 174, ohne Verzierungen, ungefähr wie Frid. Franc. Taf. XIX, Fig. 12;

2) eine Pincette (zum Zusammenhalten zweier Zeugenden zur Bildung einer Nath), ungefähr wie Frid. Franc. a. a. O., nur kleiner, an den Rändern mit einer eingegrabenen Linie und daneben mit eingeschlagenen kleinen Dreiecken verziert, welche auch auf dem bronzenen Horne von Wismar aus der ausgebildeten Bronze=Periode, Lithographie zu Jahrb. III,

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und an andern gleichzeitigen Bronze=Alterthümern als Verzierungen vorkommen;

3) ein Pfriemen;

4) eine Schmucknadel, welche in der Nadel viereckig, oben aber rund und gebogen ist und einen an den Seiten mit vier erhabenen Knöpfen verzierten Knopf hat, 3 1/2 Zoll lang, ganz wie Worsaae a. a. O. Taf. 53, Nr. 238, nur etwas kleiner.

Diese Alterthümer, welche mit einem leichten, nicht edlen Rost bedeckt sind, bilden offenbar das Arbeitsgeräth (1, 2, 3) und den Schmuck (4) einer weiblichen Person.

Der Herr Amtsverwalter Balck begab sich sofort an die Fundstelle und gewann folgendes Ergebniß.

Auf der sehr hügeligem Hufe lag, an der Grenze des Hausgutes Tatschow, eine kleine, kahle Anhöhe (ein "Kegelgrab") von ungefähr 8 Fuß Axenhöhe. Sie bestand aus Sand und Lehm und war im Innern von schwarzen Aschenstreifen durchzogen und mit Kohlen von Tannenholz vermischt. Ungefähr 3 Fuß unter der Oberfläche stieß man auf eine Steinkiste, aus großen, platten Grund=, Seiten= und Decksteinen aufgeführt, nach Westen hin offen, etwa 3 Fuß hoch, breit und tief. Auf dem Boden der Kiste standen mit Sand bedeckt im Dreieck

5) drei Urnen, jede von ungefähr 3/4 Fuß Höhe, fast eben so großer Weite in der Bauchung und etwa 4 Zoll Durchmesser in der Oeffnung, unten abgerundet, von der Gestalt, wie Jahrb. XI, S. 359. Sie waren stark mit Kieselstücken und Grand versetzt, bräunlichschwarz von Farbe, mit einem breiten Henkel und ohne alle Verzierungen, also ganz wie gewöhnlich die Urnen aus dieser Zeit gefertigt und gestaltet. Durch das Steinbrechen hatten sie aber alle gelitten, waren geborsten und zerfielen beim Wegräumen des Sandes. Von den beiden an der hintern Wand stehenden Urnen war die eine mit gröbern, die andere mit feinern zerbrannten Knochen gefüllt. Die dritte an der Oeffnung der Kiste stehende Urne enthielt nur Sand und Asche. Auf der Oeffnung dieser letztern gefüllten Urne sollen die oben beschriebenen Bronze=Alterthümer gelegen haben. Mehr hat sich nach Aussage der Dorfbewohner in dem Grabe und in der Nähe desselben nicht gefunden.

Wir verdanken diese sorgfältige Aufdeckung und Beschreibung dem Herrn Amtsverwalter Balck.

Ungefähr um dieselbe Zeit deckte der Herr Archiv=Rath, Pastor Masch aus Demern ein ganz gleiches Kegelgrab zu Lockwisch bei Schönberg auf. Das Kegelgrab hatte eine

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ganz gleiche Einrichtung, eine Steinkiste, in welcher eine gefüllte Urne stand, auf welcher ein Messer, eine Pincette und eine Nadel aus Bronze lagen. Diese Nadel war jedoch oben zu einer einfachen Spirale gebogen, wie Worsaae a. a. O. Taf. 53, Nr. 236. Vgl. über dieses Grab unten.

G. C. F. Lisch.