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III.

Anna,

geborne Markgräfin von Brandenburg,

Gemahlin

des Herzogs Albrecht von Meklenburg,

von

G. C. F. Lisch.


Nachtrag.


I ch habe es in den Jahrbüchern XXII, S. 3 flgd. versucht, das Leben der Herzogin Anna, gebornen Markgräfin von Brandenburg, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Meklenburg, und die eigenthümlichen Verhältnisse dieses Fürstenpaares am Hofe zu Güstrow zu schildern, und habe in den Jahrbüchern XXVI, S. 3 flgd. in dem Leben des gleichzeitigen güstrowichen Canzlers Joachim von Jeetze die Forschungen über diesen Hof weiter geführt. Es sind vorzüglich zwei bemerkenswerthe Umstände, welche das Leben dieses Fürstenpaares trüben, die abentheuerliche Unternehmung nach Dänemark, welche den Herzog in unübersehbare Schuldenverhältnisse stürzte, und der Rückfall des fürstlichen Paares zur papistischen Kirche. Um das Jahr 1540 hatten sich die Zustände sehr trübe gestaltet: die dänische Unternehmung war gescheitert, der Herzog war in großer Schuldenbedrängniß, die Herzogin kränklich. Ich habe schon in den Jahrbüchern XXII, S. 15 die Vermuthung ausgesprochen, daß die früh aufkeimende Kränklichkeit der Herzogin eine nicht unbedeutende Ursache der betrübenden Verhältnisse gewesen sei.

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Dies wird durch einen merkwürdigen eigenhändigen Brief der Herzogin Anna an ihren Bruder, den Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, im Staats=Archive zu Berlin 1 ) vollkommen bestätigt, welcher eine sehr betrübende Schilderung der Zustände und vollkommenen Aufschluß über die Lage giebt. Der Brief ist vom Sonntage Quinquagesima oder Esto Mihi (Febr. 27.) "anno 401" datirt; dies kann nur das Jahr (15)41 bedeuten, indem die Herzogin die Zehner und den Einer der Mindern Zahl voll neben einander geschrieben hat. Nach dem Briefe hatte der Herzog Albrecht die Absicht, "auf den Reichstag" zu ziehen. Dies kann aber nur der Reichstag von Regensburg sein, dessen Abschied am 29. Julii 1541 erlassen ward. Diesen Reichstag hat der Herzog Albrecht besucht, um burgundische Hülfsgelder für seinen dänischen Krieg zu erwirken. Am Sonntage Esto Mihi 1541 ward auch zwischen dem Herzoge Heinrich von Meklenburg und dem Herzoge Ernst von Braunschweig und sonst in Meklenburg über den Besuch dieses Reichstages noch verhandelt. Auch die kurfürstliche Antwort vom 10. März 1541 auf den Brief seiner Schwester beweiset, daß der Brief der Herzogin Anna vom J. 1541 datirt und der Reichstag vom J. 1541 gemeint ist.

In dem Briefe schreibt nun die Herzogin Anna am 27. Februar 1541 an ihren Bruder den Kurfürsten:

"daß sie einen großen Schaden an der Brust und am Schenkel habe und ihr von den Aerzten gerathen sei, in ein warmes Bad zu ziehen, und daß das Uebel immer ärger werde, so daß es die hohe Nothdurft erfordere, dieses Mittel zu gebrauchen; nun mangele es ihr aber an Zehrung, und sie bitte ihn herzlich und freundlich, ihr mit einer Unterstützung zu Hülfe zu kommen, damit sie die Reise mit ihrem Gemahle machen könne, welcher doch zum Reichstage verschrieben sei; könne dies nicht geschehen, so bitte sie, der Kurfürst möge sich nicht beschwert fühlen, wenn sie mit ihrem Gemahle in der Begleitung der Gemahlin des Kurfürsten (d. h. auf kurfürstliche Kosten) die Reise mitmache und dabei auf den Dienst warte" (d. h. in der Begleitung der Kurfürstin Hofdienst thue).


1) Vgl. Anlage Nr. 1. Ich verdanke die Vorlegung dieses Briefes dem Herrn Geheimen Archivrath Dr. Friedländer zu Berlin im Februar 1862.
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Sie fügt hinzu:

"daß es auch die hohe und große Nothdurft erfordeere, daß ihr Gemahl zum Reichstag gehe, wenn er und sie nicht ganz zu Bettlern werden wollten".

Das sind allerdings starke Aeußerungen, welche eine tiefen Blick in die trostlose Lage am güstrowschen Hofe thun lassen.

Glücklicher Weise ist im Staats=Archive zu Schwerin die Antwort 1 ) des Kurfürsten vom 10. März 1541 auf diesen Brief aufgefunden. Der Kurfürst giebt seiner Schwester Trost und Rath, aber auch gar nichts weiter. Er bedauert, ihr nicht helfen zu können, da er selbst von seinem Vater her mit hohen Schulden belastet sei und er bei der großen Theurung in Regensburg für sich selbst eine große Summe Geldes aufbringen müsse; er bedauert, sie auch nicht mitnehmen zu können, da der Zug schon angeordnet sei, so daß keine Aenderung gemacht werden könne, derselbe auch wegen der Theurung schon auf die nothwendigsten Personen habe beschränkt werden müssen. Er schließt damit, daß er sich gegen sie, wenn sie nach Regensburg kommen würde, brüderlich verhalten wolle, und fügt endlich noch in einer Nachschrift hinzu, daß, wenn sie nach Regensburg kommen sollte, "er damit wohl zufrieden sei, daß sie dort zu seiner Gemahlin komme und sich mit ihr unterrede!"

Diese Antwort war allerdings für Anna niederschlagend. Mittlerweile war der Herzog Albrecht wohl zum Reichstage gezogen, wie der Kurfürst Joachim mit seiner Gemahlin. Die Herzogin Anna blieb aber einstweilen zu Hause. Der Herzog hatte ihr gleich geschrieben, daß sie nicht "eilen solle, zu ihrer Schwester zu kommen, da er ihr die Zeit melden werde, wann sie nachkommen könne". Der Herzog Albrecht war noch nicht lange fort, als sein junger Sohn Christoph, welcher schon im Herbste 1539 sehr krank gewesen war, wieder heftig krank ward. Am 23. März 1541 schrieb 2 ) die Herzogin ihrem Gemahle nach und meldete ihm ihren Kummer und bat ihn, daß er doch nicht lange von ihr bleiben und sie nicht "so elendiglich in solchen Sorgen bleiben lassen" wolle.

Ob Anna im J. 1541 noch zu einer Badereise gekommen ist, hat sich noch nicht erforschen lassen.

Es folgen hier in den Anlagen die beiden erwähnte Briefe, welche des Lesens werth sind'


1) Vgl. Anlage Nr. 2.
2) Vgl. Jahrb. XXII, S. 63.
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Anlage Nr. 1.

Schreiben der Herzogin Anna von Meklenburg an ihren Bruder, den Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg.

D. d. Schwerin. 1541. Febr. 27.

Hochgeborner Furst, freuntlicher, herczallerliebster Herr vnd bruder. Ich bin glaubwirdig bericht, das e. l. myt sambt e. l. gemahel auff den reichstag in kurcz cziehen werden etc. . Nun ist e. l. on allen czweyffel nach wol freuntlich eingedenck, das ich e. l. hiebeuor geschryeben habe, das ich eynen großen schaden an der brust vnd schenkel hab, der halben myr die arczt vnd docktors geraten hab, in ein warm bad czu cziehen; die weyl es nun ie lenger vnd erger wyrt, so wil es die hoche notturfft erfurdern, das ich mich dohin begeben muß. Nu weys got, das es myr an czerung mangelt vnd der halben gancz beschwert bin, vnd weys got, das ich keynen menschen auff erden hab, da ich mych mehr ere vnd guttes czu vorsehe, auch eygentlich erfunden habe, wie ich dan e l. nummer mer czu fullen dancken kan: die weyl dan al mein czuuorsich auff diesser erden czu e. l. stehet, so ist mein gancz herczlich vnd freuntlich, e. l. wollen mych hczundt als der bruder nicht vorlassen vnd myt eyner czerung czu hulff kommen, so wolt ich myt meynen freunttichen herczliebsten heren vnd gemahel hin auß cziehen, die weill sein lieb doch auf den reichstag auch vorschrieben ist, des gleichen auch seyner lieben hoche vnd grosse notturfft erfordert, wu seyn lieb vnd wir nyt anders wollen gar czu bettler werden, oder e. l. wollen sich nycht beschweren, mych myt e. l. gemahel czu cziehen vnd auff den dienst czu warten, myt samb meynem freuntlichen herczliebsten herren vnd g emahel. Was e. l. in dem wil gelegen sein, bit ich e. l. bruderliche vnd freundliche antwort. Datum Schwerin, Sontages quinquagesima, anno 401.

Anna H. z. M.     
Manu propria ss.    

- - - Hochgebornen Fursten Hernn Joachim,
- - - grauen czu Brandenburg des heiligenn
- - - Ertz=Camerernn vnd Churfurstenn,
- - - - - Auch in Schlesienn, zu Crossenn,
- - - - - - - grauen zu Nurnburg vnd

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- - - - - - -Rugen Vnserm fruntlichen
- - - - - - - - - - hernn Brudernn vnnd
- - - - - - - - - - - - - Geuatternn.

(L. S.)

Nach dem Originale im königl. preuß. Geh. Staats=Archive zu Berlin.


Anlage Nr. 2.

Schreiben des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg an feine Schwester, die Herzogin Anna von Meklenburg.

D. d. Berlin. 1541. März 10.

Hochgebornne furstin, freuntliche, liepste Schwester. Wir haben E. l. schreiben, mit eigner Hand an vns gethan, Inhalts lesend vornommen vnd Horen in warheit gantz vngern, daß E. l. mit dermassen schwacheit vnd schaden behafft ist, wollen auch E. l. bruderlich vnd freuntlich rathen, E. l. wollen es nit In wind schlahen oder verachten, Sondern Je furderlich durch das warm bad oder andere dienliche mittel helffen lassen. Als aber ferrer E. l. bitten, sie mit Zerung zu steuren, wollen wir E. l. nit bergen, wie es villeicht E. l. on das bewust, das wir albereit mit hohen schulden, di auch meren teils vnser lieber herr vnd vater seliger vnd loblicher gedechtnus hinder sich vorlassen, beschweret sein, Zu dem auch zu itziger reisen, weil wir di schwinde teurung des orts vornommen, ein große Summa geldes bedurffen vnd mit schaden wie Wir konnen, Zu wege bringen mussen, Darumb wir E. l. in dem dismals nit wilfaren, noch sie daruf vor gewiß vortrosten mogen. Solchs wollen E. l. nit unfreuntlich, Sonder nach itziger vnserer gelegenheit vermercken. Daß wir auch E. l. mit vns nemen solten, haben Wir vnsern Zug albereit dermassen vorordnet, angeschlagen vnd bestelt, daß wir nunmehr darinnen kein anderung zu machen wissen. So haben wir auch von wegen der teurung vnd weil vermutlich der Reichstag sich in die Harre ziehen mocht, großen vnkosten zu uormeiden den hauffen eingetzogen vnd geschmelert, so uil vns moglich, vnd allein solchen Zug vff notturfftig personen gericht. Do aber E. l. sich mit Irem Hern gemahel dohin begeben, wo

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wir alsdan doraussen E. l. mit ichte vorsehen mogen, wollen wir vns dorinne bruderlich ertzeigen vnd verhalten. Wolten wir E. l. In antwurt Bruderlicher meynungk nicht vorhalten. Datum Coln an der Sprew, Donrstags nach Jnuocauit, Anno etc. . XLI.

Joachim kurfurst         
manu propria sst.        

Auch freuntliche, liepste Schwester, Wenn E. l. des orts kommen oder sein, Sein wir wol zufriden, daß E. l. zu vnserer Gemahlin kommen vnd sich mit Irer Liebden vntterreden. Datum vt in lit.

Der Hochgebornnen Furstin, vnser
freuntlichen liepsten Schwestern vnd gefattern
frawen Annen, gebornnen Marggreffin
zu Brandemburg etc. . Hertzogin
zu Megkelnburg, furstin zu Wenden,
Greffin zu Schwerin, der Lande Rostock
vnd Stargardt frawen.

I. L. eighhandt.     

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.