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Die heiligen Geräthe der Kirche zu Karlow.

Die Kirche zu Karlow ist zwar im Jahresbericht VII, S. 72, schon beschrieben, bedarf aber in Vergleichung zu den übrigen

Kirchen des Fürstenthums Ratzeburg

noch einer besonderen, vergleichenden Erwähnung. Nach den Beobachtungen des zuverlässigen Herrn Pastors Masch zu Demern ist die Kirche zu Karlow die einzige Kirche im Fürstenthume, welche von Feldsteinen (Granitgeschiebe) aufgeführt ist, während alle andern Kirchen von Ziegeln gebauet sind. Dies ist ein neuer Beweis für meine Erfahrung, daß im Bisthume Ratzeburg der Ziegelbau vorherrschend ist, während sich in dem (etwas später zur Entwickelung gekommenen) Bisthume Schwerin mehr Feldsteinkirchen finden.

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Die Kirche zu Karlow besitzt zwei seltene, alte Kirchengefäße, einen Kelch und eine Patene.

Der Kelch ist sehr kräftig gearbeitet. Auf dem Fuße steht auf vertieftem Grunde mit erhabenen Majuskelbuchstaben (in Messingschnittmanier mit vertieftem Grunde) die Inschrift:

Inschrift

d. i. Hoc vas pocula vitae de vera vite fert.

= Dieser Kelch bringt den Trank des Lebens vom wahren Weinstock.

Die symbolische Beziehung in dieser Inschrift liegt in dem zwei Male vorkommenden Worte uite oder vite, welches an der ersten Stelle nach damals allgemein herrschender Schreibweise (e statt ae) der Genitiv vitae (des Lebens) von vita, an der zweiten Stelle der Ablativ vite (von dem Weinstock ) von vitis ist. Das Wort vas heißt im Mittelalter nicht selten: Kelch, und wird z. B. auch oft zur lateinischen Bezeichnung des kelchförmigen Tauffasses gebraucht. Die Majuskelbuchstaben sind kräftig, derbe und breit und nicht fein, auch etwas leichtfertig gearbeitet, wie z. B. F c RT statt F e RT dasteht. Der Queerstrich im A ist nach unten gespitzt. Nach allen diesen Zeichen stammt der Kelchfuß jedenfalls aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Der Griff scheint etwas jünger zu sein, da auf den Knöpfen schon in Minuskelschrift der Name

Name

steht.

Auf dem Fuß ist eine Platte befestigt, in welche das schwedische Wappen gravirt ist mit den Buchstaben:

E. P. S.
H. Z. M.
d. i. Elisabeth Princessin von Schweden
Herzogin Zu Meklenburg.

Also schenkte ohne Zweifel die Herzogin Elisabeth (1581 -1592), Gemahlin des Herzogs Christoph von Meklenburg, Administrators des Bisthums Ratzeburg, diesen alten Kelch der Kirche.

Die Patene ist sehr alt und sehr sauber gearbeitet, hat jedoch am Rande einen Riß und eine Verbiegung, wahrscheinlich aus Kriegszeiten. Auf der innern Fläche ist ein Lamm mit einer Siegesfahne gravirt dargestellt. Auf dem Rande steht folgende Inschrift:

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Inschrift

Dies sind zwei leoninische Hexameter:

In domini mensa quid tractas, sedulo pensa,
Vivere sive mori facit hoc, quod porrigis ori.

d. i. Was du am Tische des Herrn beginnest, erwäge bedächtig,
       Leben oder auch Tod bringt das was du reichest dem Munde.

Die Inschrift in großer, schöner Majuskelschrift ist einfach, aber sauber und genau gravirt. Nach dem Charakter der Buchstaben ist die Inschrift am Ende des 13. Jahrhunderts oder spätestens im Anfange des 14. Jahrhunderts gemacht. Die Buchstaben sind noch eingegraben (in Stichmanier). Die Majuskelbuchstaben sind zwar schon elegant, jedoch sind die Formen noch sehr rein und es kommt in dem Worte TR A CT A S noch ein offenes C vor, während sonst das jüngere c geschlossen ist. Jedenfalls ist die Patene älter, als der Kelchfuß.

Auch besitzt die Kirche noch einen alten Taufkessel (Fünte) aus Granit, auf dessen Fuß derbe Menschenköpfe ausgehauen sind. Der Fuß steht neben der Kirche, die Schale liegt im Dorfe umgekehrt als Sitzbank. Der Herr Pastor Pumplün beabsichtigt, die Schale wieder auf den Fuß setzen zu lassen. Dieser Taufkessel scheint dem von Pokrent (vgl. Jahrb. VII, S. 72) ähnlich zu sein.

G. C. F. Lisch.