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2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters.


a) Weltliche Bauwerke.


Die Burg Dassow.

Die Burg des Landes Dassow (vgl. Wigger Annalen, S. 124) lag ohne Zweifel bei dem jetzigen Flecken Dassow. Der jetzige Flecken Dassow liegt hoch auf festem Boden und wird von Höhen begrenzt, steigt aber gegen die Stepenitz und deren Ausfluß in den dassower Binnensee in eine tiefe Wiese bis zur Brücke über die Stepenitz hinab. Hier liegt nun, wenn man von Westen her über die Brücke nach Dassow hin einfährt, ganz unmittelbar rechts an der Brücke und auf dem Ufer der Stepenitz in der Wiese ein fester, nicht sehr erhöheter Platz, welcher ohne Zweifel die alte Burgstelle von Dassow ist.

Der Herr Kaufmann Kallies zu Dassow ließ genau auf dieser Stelle neue große Speicher, an der Stelle alter, bauen, und grade am 7. Mai 1861 waren die Fundamente dazu tief und vollständig ausgegraben, so daß ich die Lagerungen deutlich sehen konnte. Von wendischen Ueberresten ließ sich in der Tiefe in der aufgetragenen schwarzen Erde nichts mehr erkennen; auch war dies wohl zu tief und das höher Gelegene durch jüngere Bauten aus dem Wege geräumt. Durch die Zerstörung und Abtragung der Burg im Jahre 1262 (vgl. Lübeker Urk. Buch, I, Nr. 257 und 266) werden übrigens die letzten alten Reste vernichtet sein. In gewöhnlicher Fundamenttiefe fanden sich aber in weiten Lagen sehr viel Schutt von kleinen Ziegelbruchstücken und sehr viele kleine Holzstücke; daneben lagen horizontal gestreckte, dünne Baumstämme und Balken, sehr große Massen größerer und kleinerer Granitblöcke von alten Fundamenten und einzelne alte Ziegel von großem Format, neben größeren Ziegelbruchstücken. Diese Fragmente sind ohne Zweifel die Ueberreste der mittelalterlichen Burg der von Parkentin, welche Dassow besaßen. Hiefür zeugt auch eine vortrefflich gearbeitete, abgebrochene Spitze eines eisernen Schwertes, welches wahrscheinlich noch dem 13. Jahr=

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hundert angehört und von dem Herrn Kallies dem Vereine geschenkt ward. Andere eiserne Sachen, z. B. Boot=oder Feuerhaken, gaben kein entscheidendes Merkmal ab. Nach Vollendung des Speicherbaues wird eine fernere Untersuchung unmöglich sein.

Die aufgefundenen Ueberreste zeugen freilich nur für eine mittelalterliche Burg; durch diese ist aber ganz sicher die wendische Burg vernichtet, welche auf derselben Stelle stand. Dicht hinter diesem ehemaligen Burgplatze, zwischen diesem und dem Flecken Dassow, liegt ein etwas größeres, festes, niedriges Plateau, auf welchem, vor dem Orte Dassow, einige Häuser stehen und die Bleiche liegt. Diese Stelle war zur wendischen Zeit ohne Zweifel das Dorf oder der Wohnplatz für das Volk, die Wik, wie gewöhnlich die Dorfstätten neben den wendischen Burgplätzen genannt werden. Ganz gleich liegt die alte Burg Rostock vor dem Petrithore, indem die nicht hohe Burg (jetzt Bleiche) an der Mündung des kleinen Flusses Witingstrang in die Warnow und dahinter landeinwärts in Wiesen die noch heute sogenannte Wik liegt.

Daß die Burg auf dem "Plönswerder", einer Insel vor der Mündung der Stepenitz, nahe bei der Brücke, gelegen habe, wie Wigger in den Mekl. Annalen, S. 124, vermuthet, glaube ich nicht, da diese zu klein, flach und niedrig ist und keine Spur von einer alten Befestigung zeigt.

G. C. F. Lisch.