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Die Kirche zu Bernit
und
ihre Wandmalereien.

Die Kirche zu Bernit bei Bützow ist zwar in den Jahrbüchern XXII, 1857, S. 314 flgd. von C. D. W., und der Altar von mir in den Jahrb. XXIV, S. 344, gründlich beschrieben, bedarf aber jetzt einer ausführlichem Darstellung da die Kirche seitdem der Restauration unterworfen gewesen ist, bei welcher sehr seltene und merkwürdige Kunstwerke zum Vorschein gekommen sind. Die Kirche stand in alten Zeiten unter dem Patronat des Klosters Rühn, und daher mag die künstlerische Ausstattung derselben kommen.

Die Kirche besteht aus einem niedrigen rechteckigen Chor, welches mit einem Gewölbe bedeckt ist, und aus einem breitern und höhern Schiffe, welches aus zwei gewölbten Rechtecken in der Länge besteht, welche auch durch einen starken, breiten Bogen getrennt sind; das westliche Rechteck des Schiffes springt etwas vor dem östlichen vor. Der Triumphbogen zwischen Chor und Schiff hat, da der Chor sehr viel niedriger ist, als das Schiff, eine verhältnißmäßig sehr kleine Bogenöffnung, und daher wendet der Triumphbogen dem Schiffe eine sehr breite Seitenfläche zu. Aus den verschiedenen Breiten der drei Rechtecke und den beiden starken Bogen, durch welche sie getrennt sind, dürfte sich schließen lassen, daß die drei Rechtecke der Kirche zu verschiedenen Zeiten, wenn auch bald hintereinander, gebauet sind. Der Thurm ist ein etwas jüngerer Bau von gleicher Breite mit dem westlichen Ende des Schiffes.

Die ganze Kirche ist im Allgemeinen von gespaltenen und an den Ecken behauenen Feldsteinen gebauet und nur die Thür= und Fensteröffnungen und die Thurmspitze sind von Ziegeln aufgeführt; die Bogen und Gewölbe im Innern bestehen selbstverständlich aus Ziegeln.

Der Bau der Kirche stammt aus der Zeit des Uebergangsstyls und zwar aus der jüngern Zeit desselben. Die grade Altarwand hat zwei niedrige Fenster, eben so viel die südliche Chorwand. Alle diese Fenster sind ursprünglich im Uebergangsstyle gewölbt gewesen; es ist sehr viel daran geändert und herumgebauet, so daß rundbogige Wölbungen nur scheinbar sind. Das höhere Schiff hat ähnliche, jedoch etwas jüngere Fenster gehabt, von denen nur noch das westliche Fenster der Nordwand in der Construction erhalten, wenn auch jetzt mit Feldsteinen zugemauert ist. Unter jedem Gewölbe stand in jeder Wand ein gekuppeltem Doppelfenster wel=

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ches aus zwei hohem, schmalen Fenstern im Uebergangsstyle bestand, in deren oberm Zwickel eine kleine Rose oder ein Rundfenster angebracht ist. Diese Construction zeigt nur noch, wie gesagt, das westliche Fenster der nördlichen Schiffwand. Die übrigen drei Fenster des Schiffes sind in jüngern Zeiten ausgebrochen, und jedes zu einem, ungetheilten, rechtwinklig durch die Wand gehenden, ungegliederten Fenster umgestaltet, welches keine reine und ursprüngliche Wölbung mehr zeigt.

Alle Gewölbe haben Gewölberippen.

Die Pforten, Gurtbogen und Gewölbe sind ebenfalls im Uebergangsstyle aufgeführt. Der Chor hat einen Fries aus gestürzten Treppengiebeln auf Putzgrund. Der östliche Giebel hat an den Seiten einen Rundbogenfries aus flach aufgetragenem Kalkputz, "eine Eigenthümlichkeit, welche sonst im Lande noch nicht bemerkt" ist. Dies ist die einzige Andeutung an den romanischen Styl an der ganzen Kirche.

Ich halte dafür, daß die Kirche in den letzten Zeiten des Uebergangsstyls erbauet ist, oder vielmehr, daß der Chor in die letzte Zeit des Uebergangsstyls (etwa 1240) das Schiff in die erste Zeit des gothischen Styls (etwa 1280) fällt.

Dies ist im Allgemeinen der Styl, dessen Beschreibung zum Verständniß des Folgenden nothwendig ist.

Im Thurmgebäude liegt noch ein altes, würdig gestaltetes, großes Taufbecken aus Granit, dessen glockenförmiger Fuß zur Basis eines Pfostens im Thurmgebäude verwendet ist.

Von den drei Glocken hat die eine größere die Umschrift

Umschrift

und auf dem Mantel in Umrissen die Bilder der Jungfrau Maria und der H. Katharina. Die verzierten Buchstaben in gothischer Majuskel sind sehr schön und fallen wohl in den Anfang des 14. Jahrhunderts. Die zweite größere Glocke hat am obern Rande nur die Buchstaben A   M . Beide Glocken sind entweder zur Zeit der Erbauung des Schiffes oder bald darauf zur Zeit der Ausmalung desselben gegossen.

Die kleinste Glocke stammt aus jüngern Zeiten und hat die Inschrift:

Inschrift

Der aus dem Anfange des 16. Jahrh. stammende, große, gute Flügelaltar hat in der Vorderansicht in der Mitteltafel die Jungfrau Maria und die Heiligen Katharine, Georg und Erasmus und in den Flügeln die zwölf Apostel und wird gegenwärtig (1861) restaurirt.


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Diese Kirche ist nun höchst merkwürdig durch eine so alte, durchgehende und schöne Wandmalerei, 1 ) wie sie bisher sonst im Lande nicht gefunden ist. Diese Malerei findet sich jedoch nur im mittlern Rechteck der Kirche oder in der östlichen Hälfte des Schiffes, wodurch die Annahme bestätigt werden würde, daß die drei Rechtecke der Kirche zu verschiedenen Zeiten erbauet sind. Nach dem Grundsatze, daß in der Regel die innern Wände nach der Farbe des Baumaterials decorirt und die innern Wände der Feldsteinkirchen mit Kalkputz übertragen sind, ist die Kirche im Innern mit Kalk geputzt, welcher jetzt eine gelblich=graue Farbe erhalten hat. Auf diesen Kalkputz sind nun große figürliche Darstellungen gemalt, welche wahrscheinlich im Anfange des vorigen Jahrhunderts mit Weißkalk übertüncht sind. Das ganze mittlere Rechteck der Kirche ist in Einem, schönen Gedanken bemalt und die Malereien sind im Monate Julii 1859 frei gelegt. Im Chor und im westlichen Rechteck der Kirche sind keine Malereien aufgefunden.

Die Wandmalereien bestehen hauptsächlich aus figürlichen Darstellungen in Lebensgröße. Ich möchte diese Malereien in die Zeit der Erbauung des mittlern Rechtecks der Kirche, oder sonst in das Ende des 13. Jahrhunderts oder spätestens in den Anfang des 14. Jahrhunderts setzen. Dafür spricht der Styl in den edlen, langen Gestalten, in der Würde und Einfachheit der Technik und der Farben und in vielen Einzelnheiten der Ausstattung. Der H. Georg und die Krieger sind noch mit blauen Ringpanzern bekleidet, und die oft vorkommenden, zweischneidigen, nicht langen Schwerter haben einen kurzen Griff, einen großen, runden, platten Knopf und eine kurze Parierstange. Vor allen Dingen sind aber die oft vorkommenden Inschriften entscheidend, welche in gothischer Majuskelschrift gemalt sind, und zwar in den ältern Formen, indem N und N , T und t wechseln, M (statt M) gar nicht vorkommt, c und e aber durchgeführt erscheinen. Ich möchte daher die Malereien in die Zeit 1280-1320 setzen. Jedenfalls müssen sie vor dem Jahre 1350 ausgeführt sein, da um diese Zeit die Majuskel der Minuskel weicht.

Von der Sockelmalerei ist wenig zu erkennen. An einer Stelle ist etwa 6 Fuß hoch über dem Fußboden ein altes bischöfliches Weihkreuz gemalt. Daneben bemerkt man in gleicher Höhe am Triumphbogen Spuren von einem rauten=


1) Die erste Entdeckung dieser Wandmalereien machte der Herr Bauconducteur Studemund zu Bützow, welcher mit dem Ausbau der Kirchen zu Bützow und Bernit betraut war.
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förmigen Gitterwerk in schöner rother Farbe und über diesem einen rothen Fries oder eine Leiste. Der Triumphbogen ist mit gemalten, sehr großen Quadern in sehr schöner rother Farbe eingefaßt.

Ueber dem Fries, ungefähr in der Höhe, wo die Wölbung des Triumphbogens anfängt, beginnen die figürlichen Wandmalereien. Die Seitenwände sind auf ungefärbtem Kalkputz mit natürlichem Rankenwerk bemalt, die südliche Seitenwand mit Rosen (wahrscheinlich als Hindeutung auf Maria und deren Bilder), die nördliche Seitenwand mit Weinlaub (wahrscheinlich Hindeutung auf Christus). Von den figürlichen Malereien ist auf jede Seitenwand auf jeder Seite eines Fensters eine Gemäldegruppe vertheilt.

Auf der südlichen Seitenwand sind in der östlichen Hälfte unter Rosenranken zwei große Figuren neben einander sichtbar, welche neben einem architektonischen Kreuze aus rothen Grenzlinien mit langem Stamme und rosettenartig ausgeschweiften oder kleeblattförmigen Balkenenden stehen. Ganz gleich gemalte Kreuze sind zu gleicher Zeit von dem Maler Milde in dem Chorgewölbe der alten, romanischen Kirche zu Semlow in Pommern bei Marlow entdeckt. Die rechts stehende dieser beiden Figuren ist eine weibliche Figur, welche ein noch klar zu sehendes, aufgerichtetes Schwert hält, also ohne Zweifel die H. Katharine. Die Figur zur Linken ist nicht mehr erkennbar; vielleicht ist der H. Erasmus abgebildet gewesen, so daß auch auf den Seitenwänden die Hauptfiguren des Altars dargestellt gewesen sind; denn auf der Wand gegenüber steht der H. Georg. - Auf der westlichen Hälfte der südlichen Seitenwand ist kein Gemälde entdeckt, da hier eine Eingangsthür ist und die Wand darüber durch scheinbar wiederholte Veränderung und Erneuerung des Thürbogens wohl viel gelitten hat. Vielleicht hat dieser Theil der Wand auch nie ein Gemälde gehabt.

Die nördliche Seitenwand ist auf dem Kalkputze mit Weinranken, mit röthlichen Ranken und Blättern und mit jetzt schwarz gewordenen Trauben bemalt. In diesen Weinranken steht an jeder Seite des Fensters ein großes Gemälde: in der westlichen Hälfte der Wand der H. Georg zu Roß, wie er den Drachen tödtet, in der östlichen Hälfte die Kreuztragung Christi, von Kriegern geführt. Diese Gemälde sind jetzt durch die Emporen verdeckt, welche im J. 1859 errichtet sind.

Alle diese Figuren haben Lebensgröße.

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Die westliche, der Gemeinde zugekehrte Fläche des Triumphbogens, welche sehr weit in die Kirche hineinspringt, ist mit einem sehr großen Gemälde bedeckt gewesen, welches jedoch äußerst lückenhaft war. Das Ganze scheint den Sündenfall dargestellt zu haben. In der südlichen Hälfte scheint Gott in riesenmäßiger Gestalt und neben ihm ein Engel unter einem Baume dargestellt zu sein. In der nördlichen Hälfte ist noch der Baum des Paradieses erkennbar, um den sich die Schlange mit einem Menschenkopfe windet. Neben dem Baume stehen Adam und Eva. Ueber dem Baume hangen von oben herab zwei große Wageschalen, deren eine, welche Gott am fernsten steht, mit kleinen Gestalten gefüllt ist und von zwei Armen (eines Teufels?) mit Krallen herabgezogen wird. An jedem Ende der Wand des Triumphbogens ist eine große Heiligenfigur erkennbar. - In der Mitte des Triumphbogens steht hoch über der Bogenöffnung und unter dem in der darüber stehenden Gewölbekappe thronenden Christus die Jungfrau Maria mit dem Christkinde.

Der bedeutendste und noch ziemlich gut erhaltene Schmuck scheint aber in die Gewölbekappen verlegt zu sein.

In jedem untern Zwickel der Gewölbekappen, ungefähr in gleicher Höhe mit den Gemälden auf dem Triumphbogen, steht ein drachenähnliches Thier, welche alle verschieden sind. Diese Drachen oder Lindwürmer versinnbildlichen die Welt, die durch die Erlösung befreiet ist, welche durch die großen Gemälde in den Gewölbekappen nach rein biblischem Geiste dargestellt wird.

Von den Gewölberippen ist die von Südwest nach Nordost durchgehende grün, die von Nordwest nach Südost durchgehende roth bemalt gewesen. Das Gewölbe hat einen einfachen Schlußstein.

Die reichen Darstellungen der Gewölbekappen bestehen aus lebensgroßen Figuren, in einfachen Farben, roth gelb und grün, jedoch ist roth und gelb vorherrschend.

Die südliche Gewölbekappe, über der Eingangsthür, enthält zwei Darstellungen neben einander: Christi Geißelung und Christi Kreuztragung, jede aus drei Figuren bestehend. Zur Rechten, gegen Osten hin, ist Christi Geißelung: Christus ist an eine Säule gebunden; zur Rechten neben ihm steht ein Knecht mit Ruthe und Geißel, zur Linken ein Knecht mit einer Ruthe und einem Knüppel oder einer Gabel. Zur Linken, gegen Westen hin, ist Christi Kreuztragung: Christus trägt das Kreuz; zur Rechten steht ein Knecht mit

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einer Lanze, zur Linken ein Knecht mit einem Beil. - Zwei Knechte haben Spitzhüte auf den Köpfen.

Die nördliche Gewölbekappe enthält die Kreuzigung Christi und zwei Apostelfiguren, im Ganzen fünf Figuren. In der Mitte ist Christus am Kreuze auf der Schädelstätte, auf welcher am Kreuzesstamme ein Schädel liegt; die Füße Christi sind über einander gelegt. Zur Rechten steht Maria anbetend, zur Linken Johannes Ev. trauernd, mit einem Buche im Arme. Zu äußerst rechts steht der Apostel Bartholomäus, mit dem Messer in der rechten Hand und einem großen Spruchbande, auf welchem in großen Buchstaben das Wort S A N c TVS steht, in der linken Hand. Zu äußerst links steht der Apostel Jacobus d. ä., mit Hut, mit dem Pilgerstabe und Beutel, Hut und Beutel mit der Muschel verziert, in der linken Hand und mit einem gleichen Spruchbande mit dem Worte S A N c TVS in der rechten Hand.

Die westliche Gewölbekappe enthält drei Darstellungen. In der Mitte ist Christi Auferstehung: Christus mit der Siegesfahne tritt aus dem Grabe, neben welchem drei Kriegsknechte schlafend liegen, zwei vor dem Grabe und einer hinter dem Grabe. Die Kriegsknechte sind mit Ringpanzern bekleidet und haben kurze Schwerter und altförmige Schilde, beide in den Formen des 13. Jahrh., in den Händen. Zur Rechten davon ist Christi erste Erscheinung nach der Auferstehung am Ostermorgen vor der Maria Magdalena: Christus erhoben mit der Siegesfahne, segnend, zur Rechten von ihm eine anbetende weibliche Figur. Zur Linken davon ist Christi Höllenfahrt: Christus mit der Siegesfahne tritt vor den mit Teufeln besetzten Höllenrachen, den weit aufgerissenen Rachen eines großen Ungeheuers, aus welchem er einen bärtigen Mann mit einer Frau an der Hand, denen ein anderer bärtiger Mann folgt, herausholt.

Die östliche Gewölbekappe enthält den thronenden Christus und andere Figuren, im Ganzen fünf Figuren. In der Mitte in einer parabolischen Glorie (Osterei) oder einer alten architektonischen Einrahmung in parabolischer Form ohne Strahlen sitzt Christus auf einem Regenbogen, am Munde mit zwei kurzen Schwertern (nach der Offenbarung Johannis 1, 16: "Und aus seinem Munde ging ein scharfes zweischneidiges Schwert"), die rechte Hand zum Segnen erhoben. An den vier Enden der parabolischen Einrahmung stehen die vier Evangelisten=Symbole, welche ein Spruchband mit dem Namen tragen, oben zur Rechten ein Mensch oder

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Engel mit Flügeln mit dem Namen M A t h e VS, oben zur Linken ein Adler mit dem Namen IOhI A N N e S, unten zur Rechten ein geflügelter Löwe mit dem Namen M A R c VS, unten zur Linken ein geflügelter Stier mit dem Namen LV c A S . e W A . An jeder Seite Christi knieet eine anbetende Figur, mit Heiligenschein, ohne Flügel, zur Rechten eine weibliche Figur (Maria), zur Linken eine bärtige männliche Figur (Johannes d. T.). Eine gleiche Darstellung war auf dem Altar in der fürstlichen Begräbnißkapelle zu Doberan, auf welcher auch ein thronender Christus mit zwei Schwertern am Munde und zur Rechten Maria, zur Linken sicher Johannes d. T., in Felle gekleidet, knieend dargestellt waren (Vgl. Jahrb. XIX, S. 365 - 366). - Zu äußerst rechts von Christus und den anbetenden Figuren steht der Apostel Petrus mit einem aufgerichteten großen Schlüssel in der rechten Hand und einem großen Spruchbande mit dem Namen S A N c TVS P e TRVS in der linken Hand. Zu äußerst links steht der Apostel Paulus mit einem Schwerte in der linken Hand und einem großen Spruchbande mit dem Namen S A N c TVS P A VLUS in der rechten Hand.

Die beiden untern Zwickel dieser östlichen Gewölbekappe und der östliche Zwickel der nordöstlichen Gewölbekappe enthalten von den übrigen etwas abweichende Darstellungen. Während die übrigen Zwickel kleine drachenartige Unthiere in roth und gelb enthalten, hat der nördliche Zwickel der östlichen Gewölbekappe ein weibliches Gebilde mit einem abgerundeten und zugespitzten Kleide, welches einen Pfeil vom Bogen geschossen hat, der Zwickel daneben in der nördlichen Kappe östlich ein ähnliches weibliches Gebilde, welches mit der ausholenden rechten Hand eine Handpauke schlägt, und der südliche Zwickel eine weibliche Figur, welche ein Faß anzapft, und hinter derselben einen kleinen grünen Teufel ("Grasteufel"?).

Diese Darstellungen gleichen ganz den Darstellungen auf den alten Antipendien aus der zweiten Hälfte des 13. oder der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, namentlich den Darstellungen auf dem Antipendium vor dem Altare in der Klosterkirche zu Lüne, welches Waagen in die Zeit um 1260 setzt und auf welchem die elliptische Einrahmung mit den Evangelisten=Symbolen (wenn auch mit anderer Hauptdarstellung nach der Bestimmung), Christi Geißelung, Kreuzigung, Auferstehung und Höllenfahrt fast ganz eben so, wie in Bernit, dargestellt ist; vgl. die Alterthümer der Stadt Lüneburg und des Klosters Lüne, herausgegeben vom Alterthumsvereine

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in Lüneburg, vierte Lieferung, Lüneburg, 1857, S. 5 flgd. und Abbildung.

Es ist gelungen, die Gemälde in den Gewölbekappen von der Kalktünche vollständig und klar zu befreien und gewissenhaft durch Ausbessern wiederherzustellen, 1 ) wozu das hohe Ministerium die Kosten außerordentlich bewilligt hat.

Auf dem östlichen Gewölbe über dem Altare und dem westlichen Gewölbe am Thurme, von denen das erstere älter, das letztere jünger ist, als das bemalte mittlere Gewölbe, sind bis jetzt nach genauen Untersuchungen keine Gemälde entdeckt.


Der Altar (vgl. Jahrbücher XXIV, S. 344 flgd.) welcher gegenwärtig restaurirt wird, ist ein ziemlich großer und gut gearbeiteter Flügelaltar, welcher nach den sich hier wiederholenden Eigenthümlichkeiten des im J. 1503 vollendeten großen Altars der Kirche zu Bützow sicher aus derselben Zeit stammt und wahrscheinlich von demselben Künstler gemacht ist. In der Mitteltafel stehen vier durchgehende große Figuren, in der Ansicht von der Linken zur Rechten: 1) der H. Erasmus, in einem Grapen stehend (vgl. Jahrb. a. a. O.), mit Bischofsmütze und Bischofsstab und mit der Winde in der linken Hand, 2) die Jungfrau Maria, auf dem Halbmond, mit dem Christkinde auf dem Arme, 3) die H. Katharina mit Schwert und Rad, 4) der H. Georg mit Lanze und Drachen. Diese Heiligenbilder scheinen auch auf den Seitenwänden der Kirche dargestellt gewesen zu sein. Die beiden weiblichen Heiligen sind dieselben, welche auf der großen Glocke stehen. Auf den queer getheilten Flügeln stehen die zwölf Apostel. Auf den Rückwänden der Flügel befinden sich vier ziemlich gute, jedoch schon verfallene Gemälde: 1) die Heimsuchung Maria, 2) die Verkündigung Maria, 3) die Anbetung der H. Drei Könige, 4) die Beschneidung Jesu.

Auf dem Schlußsteine des Chorgewölbes über dem Altare ist eine alte Gewölbescheibe aus Eichenholz angebracht,


1) Ich fühle mich verpflichtet, dem leitenden Herrn Bauconducteur Studemund zu Bützow für seinen lebhaften und gewissenhaften Eifer in der Entdeckung, dem Herrn Erbpächter Stoffer zu Bernit für seine rege Theilnahme und die vielfachen großen Opfer für die Sache und dem Herrn Maler Fr. Lange aus Bützow für die Treue und Geschicklichkeit bei der Wiederherstellung die aufrichtigste Anerkennung zu zollen.
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welche das Brustbild des Apostels Petrus in flachem Relief enthält. Die Zeichnung, namentlich in der Gewandung, ist sehr gut und die Reliefarbeit vortrefflich und verständig, wenn auch nach der Bestimmung flach, ausgeführt. Die Arbeit scheint aus dem Ende des 14. Jahrhunderts zu stammen.

Ein bis jetzt zurückgesetztes colossales Crucifix ist ebenfalls sehr gut gearbeitet.

Zur rechten Hand des Altars ist in der nördlichen Wand ein kleiner Monstranzschrein oder ein Tabernakel mit altem Eisenbeschlage. Die Mauernische ist inwendig blau bemalt und mit goldenen Sternen verziert und außer durch die Thür durch ein roth angestrichenes eisernes Gitter versichert. Die innere Fläche der Thür zeigt, wenn sie aufgeschlagen wird, die auf Goldgrund gemalte Darstellung des gegeißelten Christus.

In der Hinterwand rechts hinter dem Altare ist ein zweiter, kleiner, mit altem Eisenbeschlage stark versehener Wandschrein, wahrscheinlich ein Geldschrank.

Die Kirche besitzt auch noch einen theilweise alten Kelch, von dem jedoch nur noch der Griff alt ist; die Schale und der Fuß von Silber sind neu und ziemlich schlecht an den Griff gesetzt. Der Griff ist sehr kräftig und gut gearbeitet und hat wie gewöhnlich 6 Knöpfe, auf denen die Buchstaben des Namens ihecus (mit einem c) stehen. Zwischen je zwei Knöpfen sitzt vertieft ein kleines Marienbildchen. Der Griff ist stark vergoldet.

G. C. F. Lisch.