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Kopfringe von Turloff.

Im J. 1860 wurden in der "turloffer Forst" bei Sternberg von sternberger Arbeitsleuten bei der Arbeit, 6 Fuß tief und nach der Angabe von Steinen und Kohlen bedeckt, drei bronzene Kopfringe von seltener Form und völlig wohl erhalten, ohne eine Spur von Rost, gefunden und in Sternberg von den Arbeitsleuten an den Thorschreiber Stofferan verkauft, welcher sie an Se. K. H. den Großherzog einsandte. Diese Kopfringe sind sowohl wegen ihrer vortrefflichen Erhaltung, als wegen ihrer besonderen Form äußerst selten und merkwürdig und im Lande noch nicht beobachtet. Alle drei sind gewunden und durchschnittlich zwischen 8-9 Zoll im Durchmesser weit. Der eine Ring ist dick, 1/2 Zoll dick, weit und hoch gewunden; der zweite ist etwas dünner und sehr eng und flach gewunden; der dritte ist der dünnste und auch flach gewunden. Der dünnste Ring ist offen, mit einfachen Haken an den Enden, welche in einander gehakt werden können. Die beiden dicksten Ringe sind aber geschlossen gegossen und laufen dort, wo die Enden hätten sein sollen, in breite Bleche aus, welche sehr sauber gravirt sind, der dickste mit Halbkreisen, der mittlere mit Dreiecken an den Rändern. Ueber der Stelle, wo man die Enden und die Oeffnung hätte erwarten sollen, sind auf jedem Ringe 2 Spiralen angegossen. Diese Einrichtung ist also eine Nachbildung jüngerer Zeit; man hätte erwarten sollen, daß die Ringe geöffnet gewesen und auf den beiden Enden in breite, verzierte Bleche ausgelaufen wären, welche Haken mit Spiralen an den Enden gehabt hätten, die in einander hätten gehakt werden können. Die Ringe hätten also eigentlich die Gestalt haben müssen, welche die in Frid. Franc. T. X, Fig. 1, und in Worsaae Afbildninger etc. ., 1. Aufl., S. 41, Nr. 167, und 2. Aufl., S. 48, Nr. 221, abgebildeten Kopfringe haben, denen die turloffer Ringe fast ganz gleich sind. Statt dieser natürlichen Einrichtung sind die turloffer Ringe mit allen Verzierungen, ohne Oeffnung, ganz aus Einem Stück gegossen und man kann hieraus schließen, daß diese Ringe eine handwerksmäßige, nicht mehr natürliche und verstandene Nachbildung sind, also in die jüngste Zeit der Bronze=Periode gehören, in welcher die alten Formen schon zu verschwinden anfingen und nur traditionell wurden. Daher und wegen der noch guten Arbeit sind die Ringe von großem Werth für die Culturgeschichte.

G. C. F. Lisch.