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III.

Des

Dr. Johann Knutzen

Gesandtschaftsreise

an

den Kaiser Carl V. in Italien
im Jahr 1533,

von

G. C. F. Lisch.


I n den Jahrbüchern XXIII, S. 91 flgd. ist ein Gesandtschaftsbericht und Tagebuch über den Reichstag zu Regensburg Julii und August 1532 mitgetheilt, welcher äußerst wichtig und belehrend ist. Es ist a. a. O. zwar erkannt, daß dieser Bericht sehr werthvoll, von einem Meklenburger verfaßt und an den meklenburgischen Hof eingeschickt sei; jedoch konnte damals der Verfasser nicht ermittelt werden. Dies ist jetzt gelungen, da ein von derselben Hand geschriebener und mit dem vollen Namen unterzeichneter Bericht über eine Gesandtschaft an den Kaiser Carl V. in Italien entdeckt ist, welcher die Verhältnisse völlig aufklärt.

Der Verfasser des regensburger Reichstagsberichts vom J. 1532 in den Jahrb. a. a. O. ist der Dr. Johann Knutze oder Knutzen, Domherr zu Schwerin, Lübeck und Schleswig, Propst zu Lüneburg, Pfarrer zu S. Marien in Wismar und Inhaber sehr vieler kleiner Pfründen 1 ). Dieser Mann, welcher am 3. Junii 1546 starb und zu Lübeck begraben


1) Vgl. Jahrb. XIV, S. 33 flgd. - So z. B. zu Gadebusch "de Capelle to dem hospitall hefft Doctor Johannes Knutzen, von hertzogk Albrechtenn vorlent."
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liegt 1 ), hatte sehr bedeutende Fähigkeiten und Erfahrungen und hing mit diesen in aller Kraft und Zähigkeit dem papistischen Glauben an, weshalb man ihn auch den "König der Papisten" nannte. Er war ohne Zweifel der letzte bedeutende Papist in Meklenburg und wahrscheinlich der bedeutendste von allen in Meklenburg während der Reformation. Daher diente er auch in diesem Sinne dem Herzoge Albrecht dem Schönen von Meklenburg zu Güstrow, welcher mit seiner Gemahlin Anna von Brandenburg um das Jahr 1530 zur papistischen Kirche zurückkehrte 2 ) und bis zum Tode (7. Jan. 1547) strenge darin verharrte. Der Hebel zu den vielen merkwürdigen Vorgängen am güstrowschen Hofe war ohne Zweifel der Dr. Johann Knutze, welcher schon früh in herzoglichen Diensten stand, aber vorzüglich seit dem J. 1530 seinen Einfluß geltend machte und dem Herzoge nicht nur in kirchlichen Angelegenheiten rathend zur Seite stand, sondern auch in dessen vielfachen politischen Angelegenheiten in der wichtigsten Zeit als Diplomat mit Eifer diente. Er war des Herzogs Albrecht beständiger Gesandter zu zahlreichen Höfen Europas und Versammlungen und hatte bei bedeutender Geschäfts= und Personen=Kenntniß alle wichtigen Angelegenheiten des Herzogs in seiner Hand. Er war schon vor dem J. 1525 3 ), wahrscheinlich als Secretair, am Hofe, da er unter den Räthen, welche Hofkleider erhielten, zugleich mit dem Dr. Nicolaus Marschalk Thurius († 1525) und dem Leibarzt Dr. Rembert Gilzheim (vor 1535) aufgeführt wird.

Schon im J. 1530 begleitete er den Herzog Albrecht zu dem berühmten Reichstage zu Augsburg, auf welchem die meklenburgischen Herzoge sich nicht an der augsburgischen Confession betheiligten; Knutze war zwar nicht unter den Räthen und Hofdienern des Herzogs Albrecht, jedoch im Stillen wirkend in Augsburg gegenwärtig und wohnte eine Zeit lang mit dem ihm ohne Zweifel geistesverwandten Canzler Joachim von Jetze in Augsburg zusammen 4 ). Im J. 1532, als sich die lutherische Reformation schon siegreich Bahn gebrochen hatte, schickte der Herzog ihn als Gesandten an den Reichstag


1) Vgl. Jahrb. X, S. 196.
2) Vgl. Jahrb. XXII, S. 15.
3) Der Herzog Albrecht verlieh ihm schon im J. 1526 die herzogliche Vikarei auf dem Schlosse zu Neustadt, nach dem Visitations=Protocolle vom J. 1534: "Vor Nienstadt vp dem Schlate is I furstenlehn, Besitter Doctor Johannes Knutzen, eme durch hertzogk Albrechten verlenet Anno etc. . XXVI."
4) Vgl. oben über den Canzler Joachim von Jetze, S. 19.
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zu Regensburg 1 ) wegen eines General=Concils; hier machte er die Bekanntschaft des Cardinals Campegius, welcher schon 1525 die Unterdrückung der Reformation in Meklenburg betrieb 2 ) und mit Knutze in Verbindung blieb.

Das nächste wichtige Ergebniß dieser Forschungen ist nun, daß in einer sehr wichtigen, entscheidenden Zeit auch die Staatsgeschäfte des Herzogs Albrecht in den Händen zweier papistischer Geistlichen (Knutze und Jetze) lagen.

Das in Jahrbüchern XXIII, S. 91 flgd. mitgetheilte Tagebuch über den Reichstag zu Regensburg ist nun von Johann Knutze eigenhändig verfaßt und geschrieben und gewinnt dadurch ungemein an Wichtigkeit.

Nachdem nun die Stellung und die Handschrift des Dr. Knutze entdeckt ist, mag es auch gelingen, seine Wirksamkeit, welche äußerst wichtig ist, weiter zu verfolgen, und werden die bisher erforschten Nachrichten feste Grundsteine dazu liefern. Ueber die Herkunft und das Leben dieses wichtigen Mannes ist bisher wenig bekannt geworden. Möglich ist es, daß er ein Schleswiger war, da er auch die Würde eines Domherrn zu Schleswig bekleidete, und aus der dortigen vornehmen Bürgerfamilie Knutsen stammte 3 ); jedoch läßt sich hierüber noch nichts Bestimmtes aussprechen.

Im J. 1533 schickte der Herzog Albrecht den Dr. Johann Knutze über Frankfurt und Speier nach Ober=Italien, um bei dem Kaiser Carl V. viele Angelegenheiten zu betreiben, bis der Kaiser nach Spanien ging. Knutze folgte vom 14. März, über Trient, immer der Reise des Kaisers nach Mailand, Alessandria und Genua, und trat auch mit dem Cardinal Campegius in Verbindung. Der hier folgende Bericht über diese Gesandtschaft, welcher von Knutze eigenhändig in seiner kleinen, sehr schwer zu lesenden Handschrift geschrieben ist und durch seine Namens=Unterschrift zur Entdeckung seiner Handschrift geführt hat, ist der eigentliche Gegenstand der gegenwärtigen Mittheilung.



1) Vgl. Rudloff Meklenb. Gesch. III, 1, S. 75.
2) Vgl. Jahrb. VI. S. 222.
3) Vgl. Westphalen Mon. ined. IV, p. 3359, mit Famlien=Portraits.
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Des Dr. und Domherrn Joann Knutzen Bericht an den Herzog Albrecht von Meklenburg über seine Gesandtschaft an den Kaiser Carl V. in Italien.

D. d. Mailand. 1533. April 14.

Durchluchtiger, hochgeborner furste, gnediger her. Juwer furstliken gnaden synt myne ganßwillige gehorßame denste stedes vorahn boreith. Gnedige furste vnde her. Jck twiuel nicht, J. f. g. hebben myne breue vth Franckfort, Spyr gegeuen, entfangen, vnde kan J. f. g. wider nicht bergen, dath ick nach dem willen gades, wowol by wegelanck etliker mathe ganß swack gheweßen, am XIIII. in Martio to Trendth ingekamen, darsuluest nha dem Cardinal, in meninge J. g. warue vnde beuel, offt syn g. J. g. breue an Doctor Mathias gesanth, natokamende, ßo was syn g. van dar vor etlyken dagen in Osterich na dem Romischen koninge vorrucket, vude byn nach entfangener kuntschup, alße dath Ke. Mtt. vppe dusse syth Allexandrien noch syn schulde, vpgeseten vnde na Meylandt geredenn. Alße ick darsuluest am 18. in Martio in quam, was vor IIII daghen ohre Mtt. na Pigrucii myth dem hertogen van Meylanth in die jacht gereden. Dewyle myne perde mode vnde affgereden, byn ick dorch de post wente dar gekamen. De keyßer was dar, auerst doctor Mathias edder de cantzeler nicht. Des andern dages reth K. Mtt. na Valrutz, horth dem hertogen van Meylandt tho, vndt ßo vp Allexandrien, dar henne ick dorch de post in eynem dage reth. Am XX. dessuluigen Mantes quam Ke. Mtt. in Alexandrien vnde doctor Mathias am XXII, voruogede my by ohne, aueranthwordede ohm J. g. credentie myth aller instruction der articulen nach J. g. beuel, brochte idth ßo vor, dath he am 24 to pallaß toch, was myth ohm dar van III wente to VII vppe den auenth, kunde neue audientie krygenn. Darsuluest to Allexandrien krech ick mynes dynges eyn affscheth, muste J. g. sake haluen doctor Mathias synem beuel vnde gudtbeduncken nha wente to Genua volgen, dar ick hen reth dorch de post, was vul nha vmme den halß gekamen, byn des dodes ßo na ny gheweßen, quam darsuluest am XXVIII Martii, dede mennichuoldige anroginge, was myth ehm III edder IIII mal to pallaß, kunde nycht vorkamen, ist mandages nha palmarum (7. April), donsuluest gaff he my dusszen boscheth: Erstlich, dath he hadde van dem Cardinal van Trenth J. g. breue entfangen, wulde ouerst nicht ßo syn, wo J. g. mende, kunde edder muchte derhaluen by Ke. Mtt. nichtes

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vthrichtenn, myth widern worden etc. . Tom andern an de Commissarien auermals tho schriuende, flitlich vpßenth tho hebbende, J. g. myth dersuluigen Juwen g. broder gudtlich edder rechtlich mochte entscheden werden, achte Ke. Mtt. billich, hadde ock datsuluige ohm doctori Mathie ernstlich beualen, ouerst de doctor entschuldigede syck, kunde dar nicht sehen, muste volgen in Hispanien, welker ick my beswerde. To dem drudden myth den Hollendern etc. . nam ohre Mtt. myth hogenn gnaden ahn vnde wyl ßodanes vm J. f. g. myth allen gnaden vnde guden bedenken vnde wyl na ripem bedenckenth darup J. g. vnde dem Churfursten van Brandenborg wider schrynen. Koning Christians frouchen Koning fredericks ßone tho vortruwende, koninck Christian to gude, leth syck Ke. Mtt. wol geuallen, myth dem jungesten frouchen, dewyle dat oldeste dem hertogen van Meylandth togesecht. Dath ouerst Ke. Mtt. ßodanns jegen alle anderen schulde beuele, beswerde sick, ohre Mtt. wolde nichten van sick suluest ßodanns vornemen, lete ohre Mtt. wol gheschenn, doch ßo wolde ohre Mtt. dat in eyn bedenckenth nemen vnde darup J. g. wider schryuen.

Des tollens haluen wollde ohre Mtt. ock yn eyn bedenckenth nemen vnde vp wider ansokenth J. g. eyn gnedich boscheth geuen Doctor Mathias mende, mhen worde J. g. ßodanns nicht affslan, de sick erbuth vnde erbaden, J. g. in deme vnde anderen to denende.

Szo vel der bewillinge des vordrages myth J. g. ohme van Sasszen belangeth, kunde der acht haluen nichtes gheschenn, wanner he wedderumme der entleddigeth, muchten J. g. wider antoginge doen edder doen laten by Ke edder koninglike Mtt., worde ane twiuel nenen mangel habbenn. Ke. Mtt. werth J. g. radth schryuenn.

Vppe de andern articule der lutterschen hendele haluen kunde ick nhen boscheth edder antwerth erlangen. De sake suth my alßo ahn, vormarke ock nycht anders, sunder dath mhen werth vnde wyl dusche Nation in ohren vprorischen hendelen vnde vnencheith blyuen lathenn, in touorsicht, sick dar dath suluesth werde reformeren. To Bononien, ßo ick vorsta, ys ethwes jegen etlyke fursten sollicitiret vnde am dele upgebracht, wowol nichtes sunderges; wolde wol ick tho huß ghebleuen were, befruchte my, wowol dar nicht to der stede gheweßen, dath men my wat vordechtlich helden, mhen werth dath anders vinden; de dat gethan hebben vnde doenn, werden des wol stendich ßyn, synth des ock wol bekanth.

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Doctorn Hoetfilter hebbe ick nergens gefunden, hebbe ehm J. g. credentie myth Campegius des cardinals synem breue vnde J. g. meninge scrifftlick dorch de post togeschicketh, de suluige werth J. g. edder my kortlich anthwerden.

Jck hebbe ock, gnedige furste vnde here, doctor Mathias eyn memorial lathenn van den articulen vnde J. g. beuel vnde eynem van Ke. Mtt. trabanten Hans Torne genanth, is J. g. vnderdane van Nigenbrandenborch, wolde dath ick J. g. den vor eynen dener ghewunschet hadde vp J. g. hußer eyn, beualen, by doctor Mathias autoginge tho donde, dath ick my wyl vorßenn, dath J. g. eyn gudt boscheth vth dem haue bekamende werth, wo auerst nycht, kan J. f. g. alle dynck in koningliker Mtt. haue vorder sollicitiren vnde vpbringen.

Jck wyl my eyn tydtlanck, ßo verre ick gelt bekamen kan, in welsche landth vorßeen, dar nha in eyn bath rucken vnde vorth na dem borgermeister, wo nhu desuluige my in koninglike Mtt. hoff schyckende worde, wyl ick mynen plichten nha J. g. in deme haue ock truwelich denen, wenner my J. g. scryfft, vnde J. g. schickt gelt by der sake.

Nigetidinge ßo vorlepich, befinden J. g. vth ingelechter cedulen.

Gnedige furste vnde her, yck byn in der vnderdenigen thouorsicht, J. f g. hebben myner gnedichlick gedacht vnde werden noch gedencken vnde myn gnediger her syn, my gnedichlick entschuldiget nemen, dath ick J. f. g. nicht ehr vth welsche lanth geschreuen hebbe, kunde dar tho nicht kamen, ehr ick boscheth hadde, ock kunde ick nene bodscup bekamen. Ke. Mtt. leth alle post vpnemen vnde affschryuen vor ohre Mtt. afftoge van Genua. Wes sust mher vorlopeth, schal J. f. g. vnuorhalen nycht blynen vnde beuele hyr myth J. f. g. myth dersuluigen gemal myner g. frawen dem almechtigen vnde my ganß vnde gar J. f. g. vude dersuluigen gemal.

Datum Meylandth des mandages in den paschen ao. XXXIII.

Jck wyl g. h. vor gudth achten, J. f. g. schryue dem Cardinal nach Trendt, dewyl de by Romische koninglick Mtt. ys; he werth baldt torugge vthruckken.

J. F. G.   
vnderdeniger Capellan
Jo. Knutze.
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Dem durchluchtigenn hochgeborenn
furstenn vnde herrnn herrn Albrechten
hertogen tho Meklenborch, furstenn tho
Wendenn, graue tho Szwerin, Rostock
vnde Stargarde der lande here, mynem
gnedigen herrn vnderdenichlich.
   Jm lande tho Meklenborch, syne
   gnaden to egen handen.

Nach dem Originale, auf einem Bogen Papier, ganz von der Hand des Dr. Johann Knutzen, ohne Siegel, im großherzogl. meklenburg. Geh und H. Archive zu Schwerin.

 

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