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Der Canzler Joachim von Jetze.


Der Abgang des Canzlers Ketwig um Johannis 1529 war ohne Zweifel die Veranlassung, daß Joachim v. Jetze, welcher so eben im J. 1529 Propst des Nonnenklosters Eldena geworden war, von dem Herzoge Albrecht zum Canzler nach Güstrow berufen ward. Wenn auch J. v. Jetze erst im J. 1530 als Canzler vorkommt, so wird man doch annehmen müssen, daß er schon im J. 1529 unmittelbar nach Ketwigs Abgange sein Amt angetreten habe.

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Der Canzler J. v. Jetze war bisher ganz unbekannt. Rudloff in seiner Mecklenburgischen Geschichte III, 1, S. 237 (1. Aufl. S. 227) führt den Joachim v. Jetze unter den Canzlern des Herzogs Albrecht überall gar nicht auf, nennt aber dafür 1530 "Joachim von Eitzen Canzler des Herzogs Albrecht". Rudloff entnimmt diese Nachricht aus Schröders Evangelischem Meklenburg I, S. 168, welcher wieder aus Thomas Lutherus biseclisenex S. 19 schöpft, der in dem Gefolge des Herzogs Albrecht auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 zuerst den "Joachim von Eitzen Cantzler" aufführt; Thomas aber nennt als seine Quelle Coelestini historia comitiorum August. Der Name Joachim v. Eitzen ist aber nichts weiter als ein Lese= oder Druckfehler für Joachim v. Jetze, welcher sich von Buch zu Buch über hundert Jahre durchgeschlichen hat. Es kam darauf an, die erste Quelle der Nachricht zu entdecken. Die Quelle ist ohne Zweifel eine kleine, gleichzeitige, sehr seltene Druckschrift, von welcher die königliche Bibliothek zu Berlin ein Exemplar besitzt (vgl. Lisch Maltzan. Urk. V, S. 94, Nr. 928), mit dem Titel:

Warhafftig anzaygung wie Kaiser Carl der fünft ettlichen Fürsten auff dem Reychstag zu Augspurg im MCCCCCXXX jar gehalten, Regalia vnd Lehen vnder dem fan gelihen, was auch jr. Kai. Maie. vnd derselbe bruder Künig Ferdinand zu Hungarn vnd Behem etc. ., auch andere Churfürsten, Fürsten vnnd Stende des Reichs für Räthe vnd Adelspersonen auff solchem Reichstag gehept haben.

In dieser Schrift heißt es:

Nach solchem fürbringen ward darauf alßbald durch etliche darzu verordenten der Herzogen von Pomern der Kaiserlich stul zum ersten berennt vnd nach dem berennen stunden die verordenten, so von wegen baider gebrüder Hertzogen von Pomern vor der Kai. Maie. ire bitt wie sich gebürt thun solten, von iren pferden abe, Nämlich Hertzog Hainrich der jünger von Braunschweigk und Lünenburgk, Hertzog Hainrich von Mechelburg, Hertzog Ernst von Braunschweigk vnd Lünenburg vnd Hertzog Albrecht von Mechelburgk, diese vier fürsten waren mit fürstlicher klaidung, auch mit perlin geschmücken vnd gulden ketten fast köstlich beklaidt, giengen alle vier neben einander die pruck in stiffel vnd sporn auffen zu dem kaiserlichen stul, darauff der Kaiser in seiner Maie. saß, knieten vor der Kai. Maie. nider, wie sich zu thun gebürt, die Kai. Maie. vmb belehnung der Fürsten zu

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bitten, vnd als die gemelten vier Fürsten, auch hinder denselben Fürsten etlich Pomerisch verordente Rath knieten, Nämlich Jacob Wobeser, Jobst von Dewitz vnnd Lorentz Kleist, fienge der obgemelt Hertzog Hainrich von Braunschweig an zu reden u. s. w. - - - - -Darnach im dritten Rennen kamen die zwen Fürsten nämlich Hertzog Jürg vnd Hertzog Barnym gebrüder beide Hertzogen zu Pommern u. s w.

Dann wird das Gefolge der Fürsten aufgeführt.

Hertzog Hainrichs von Mechelburgs
Räth vnd Hoffgesynde.

Caspar von Schöneich Cantzler.
Achim Haue.
Wentzel Herr zu Biberstain.
Hans Sperling Marschalck.
Parum von Dannenberg.
Volrath Preen.
Achim Wangelin.
Bastian Krauße.
Volrath von Bulow.
Volrath Sperling.
Clauß Hane.
Diterich Rhor.
Jtel Schencke von Sweinßberg.
Hanß Schencke von Sweinßberg.
Achim Ribe.
Kersten Gamme.
Hanß Parckentin.
Cristoffer Linstow.

Hertzog Albrechts von Mechelburgs
Räth vnd Hoffgesinde.

Er Joachim von Yetzen Canzler.
Friderich von Wolffenrade Marschalck. Jörg von Helinger.
Claus Finicke.
Joachim Klainow.
Mathias Thernew.
Hainrich von Bulow.
Kone Pfüell.
Valtin von Krosigk.
Eustachius Haussener.
Gotfrid Gringe.

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Jörg Sidew.
Vicke Stralendorff.
Hans Leutzew.
Cistoffel Zabelsitz.

Item drey Edelknaben,
der ain ist ein Freiherr hayst

Er Lienhart von Lamberg,
der ander Busse von Berchenflete,
der dritte Philip Roloff.

Dieses Gefolge wird in derselben Reihenfolge auch bei Thomas eben so aufgeführt, so daß man klar sieht, daß er aus derselben Quelle schöpfte; nur sind bei ihm die Namen oft theils in einzelnen Buchstaben falsch, theils ganz entstellt.

Man sieht aber aus dem Original=Namensverzeichnisse, daß Joachim von Jetze ("Yetzen"), ein Geistlicher ("Er"), den Herzog Albrecht schon auf den berühmten Reichstag der augsburgischen Confession von 1530 als Canzler begleitete und denselben in seiner kirchlichen Umstimmung bestärkte. "Joachim von Eitzen" muß also in dieser Namensform aus der Geschichte gestrichen werden.

Von kaiserlicher Seite war auf dein Reichstage als kaiserlicher Rath auch der berühmte Ritter und Marschall Joachim Maltzan, welcher mit seinen Nachkommen am 2. Aug. vom Könige Ferdinand zum Freiherrn erhoben und am 12. Aug. vom Kaiser Carl V. bestätigt ward.

Die meklenburgischen Reichstagsacten berichten geradezu nichts über die Reise des Canzlers Joachim v. Jetze zum Reichstage; jedoch kommen gelegentliche Beweise vor, daß er dort war und wirkte. Es war nämlich auf dem Reichstage von meklenburgischer Seite ein anderer wichtiger Mann, welcher zwar nicht unter den Räthen und Hofleuten aufgeführt ist, aber von einer sehr bedeutenden Wirksamkeit war. Dies war der Domherr Dr. Johann Knutze 1 ), reich mit Pfründen behängt, der "König der Papisten" (vgl. Jahrb. XIV, S. 33-34), ein gewandter Mann, der von dem Herzoge Albrecht vielfach zu großen Gesandtschaften gebraucht ward, in Mitteleuropa sehr bewandert war und manche große Versammlung kennen gelernt hatte. Dieser wohnte zuerst 14 Tage in Augsburg bei Joachim v. Jetze, nahm aber späterhin eine eigene Wohnung. Knutze's Rechnung sagt hierüber Folgendes:


1) Vgl. die folgende Abhandlung über den Dr. Johann Knutze.
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Knutzen zerung. 30 Augsburg.

Jtem dem werde in Jetzens herberge gegeuen in jegenwerdicheit M. Johanns Rutzen, her Johan Meyne, Joachim Kock, hertich Albrechts Secretarien, vor XIIII dage hur II g. munte IIII patzsen.

Jtem alse ick von Jetzen toch, quam ick tho einem prester by sunte Moweritzius her Wolfgangk genant, dem gaff ick vor eyne kamer myt der dorntzen vann Sondags vor Laurenti wente mandags nha omn. sanctorum mit alle X gulden VI patzssen.

Schon aus dieser Freundschaft mit Johann Knutze kann man auch mit Sicherheit entnehmen, daß Joachim v. Jetze ein entschiedener Papist war, wie es damals an dem Hofe des Herzogs Albrecht auch wohl nicht gut einen andern Canzler geben konnte, als einen katholischen.