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II.

Ueber

Joachim von Jetze,

Canzler

des Herzogs Albrecht von Meklenburg

und dessen Regierung,

von

G. C. F. Lisch.


D er meklenburg=güstrowsche Canzler Joachim v. Jetze ist in der meklenburgischen Geschichte eine sehr wichtige Person, obgleich sie bisher gänzlich unbekannt gewesen ist. In der Geschichte unsers Vaterlandes ist die Regierung des hochherzigen Herzogs Johann Albrecht höchst bedeutsam, um so mehr da noch fast die ganze Gegenwart in derselben wurzelt. Zur richtigen Erkenntniß seiner großen und bewegten Zeit ist es aber nothwendig, daß man nicht allein ihn selbst, sondern auch den Gegensatz seines Strebens, die Regierung seines Vaters Albrecht, der schon mit seinem Bruder Heinrich in Widerstreit lebte, genau erkennt. Die Regierung des Herzogs Albrecht des "Schönen" ist bis jetzt aber völlig dunkel; wir kennen zwar den Gang seiner dem Geiste der Zeit widerstrebenden Handlungen, aber nicht die Hebel, welche ihn zu seinen Handlungen brachten. Wir müssen also seine geheimen Räthe kennen, und diese waren ohne Zweifel zwei bedeutende Geistliche: Joachim v. Jetze und Johann Knutze, jener Minister der innern, dieser Minister der auswärtigen Angelegenheiten, um die Stellung nach heutigen begriffen zu bezeichnen, beide klug, schlau, gewandt, heftig papistisch.

Der Herzog Albrecht war mit seiner Gemahlin Anna von Brandenburg im Anfange seiner alleinigen Regierung

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"gut martinsch", d. h. lutherisch gesinnt 1 ). Aber im J. 1530 traten beide offen mit heftiger Entschiedenheit zu der papistischen Kirche zurück und verharrten darin bis zum Tode. In dieser Zeit treten auch die beiden diplomatischen Papisten Joachim v. Jetze und Johann Knutze am Hofe zu Güstrow mit Uebergewicht auf und sind höchst wahrscheinlich die Urheber der Sinnesänderung des Herzogs und der Herzogin und vieler anstößiger Begebenheiten, welche freilich gerade das beförderten, was unterdrückt werden sollte.

Es ist daher höchst wichtig, das Leben des Joachim v. Jetze möglichst genau zu kennen. Bisher war die Person, selbst dem Namen nach, völlig unbekannt. Durch gemeinschaftliche Arbeit mit unserm Freunde und correspondirenden Mitgliede Ragotzky entstand die vorausgehende Abhandlung, welche ich so habe abdrucken lassen, wie sie aus gemeinsamen Studien bis zum Ende des J. 1859 hervorgegangen ist, da sie aus einem Gusse gearbeitet ist und aus hier schwer zugänglichen märkischen Quellen und Forschungen mehr das äußere Leben des Joachim v. Jetze darstellt. Angeregt durch die gewonnenen Ergebnisse habe ich aber weiter geforscht und bin, wenn auch nur durch sparsame Bruchstücke, zu einer vollständigen Erkenntniß des innern Lebens des Joachim v. Jetze gekommen, welches allerdings höchst merkwürdig ist.

Joachim v. Jetze war Canzler des Herzogs Albrecht von dessen Rücktritt zur papistischen Kirche bis zu seinem Tode und von strenger und heftiger papistischer Gesinnung.

Joachim v. Jetze gehörte dem geistlichen Stande an und war 1512 der jüngste Domherr zu Stendal, aber seit 1519 nicht mehr in der Altmark anwesend. Am Ende des J. 1527 tritt er zuerst in Meklenburg auf: am Montage in Weihnachten 1527 verhandelte er ("ern Joachim von Jetzte") ohne weitern Titel zu Waren für Hermann v. Kamptz, als dieser das Dorf Godow an Anna v. Dewitz, Wittwe des Achim v. Kamptz, und ihre Söhne Achim und Ewald verkaufte.

Im J. 1529 ward er Propst des meklenburgischen Nonnenklosters Eldena, zwischen Grabow und Dömitz, und blieb es bis zum Aufhören seiner Wirksamkeit in Meklenburg. Am 29. Jan. 1529 ward mit dem bisherigen Klosterpropst Heinrich Möller über dessen Verwaltung seit 24 Jahren abgerechnet; Heinrich Möller, welcher Domherr zu Güstrow ward, wird am Frohnleichnamstage 1529 der "Vorige Propst"


1) Vgl. Jahrbücher XXII, S. 9 und 15 flgd.
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und Joachim v. Jetze im J. 1532 "Propst" genannt und erscheint seitdem öfter in Geschäftsangelegenheiten des Klosters. Möglich ist es, daß der Herzog Albrecht den Joachim v. Jetze durch Heinrich Möller in Güstrow kennen lernte, welcher seinen Nachfolger als einen begabten Mann vielleicht dem Fürsten empfahl.

Seit dem J. 1529 erscheint Joachim v. Jetze sicher auch als Canzler des Herzogs Albrecht. Als solcher war er bisher völlig unbekannt. Um aber das Canzleramt des Joachim v. Jetze klar zu erkennen, ist es durchaus nothwendig, auch einen Ueberblick über das Leben der übrigen Canzler des Herzogs Albrecht zu haben, welche bisher ebenfalls fast ganz unbekannt gewesen sind.