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A m 2. Juli 1834 ward der nunmehrige Herr Archivrath und Conservator Dr. Lisch durch die Gnade des hochseligen Großherzogs Friedrich Franz I. nach 7jähriger ehrenvoller Wirksamkeit als Lehrer des Gymnasiums zu Schwerin zum Archivar an dem großherzoglichen Geh. und Haupt=Archive berufen, und zugleich zum Aufseher der großherzoglichen Alterthumssammlung ernannt. Diese glückliche Wahl ward bekanntlich die Veranlassung zu der Gründung unsers Vereins, welcher seine Existenz ausschließlich dem wissenschaftlichen Eifer des nun in die rechte Bahn gewiesenen, damals in voller Jugendkraft stehenden Mannes verdankt, und schon am 24. April des nächsten Jahres 1835, dem Jubelfeste der 50jährigen segensreichen Regierung des allgeliebten und verehrten Landesvaters, seine Wirksamkeit beginnen konnte. In gemüthlicher Erinnerung an diese nur den nächsten Freunden näher bekannten Ereignisse, über welche nun bereits ein Vierteljahrhundert hinweggegangen war, hatte der Herr Archivrath außer dem jetzt fälligen 24. Bande unserer Jahrbücher in stillem heimlichen Schaffen zugleich den ersten oder historischen Theil des 25. Bandes vollendet, und legte denselben, eben erst von einer längeren amtlichen und wissenschaftlichen Reise nach Kopenhagen zurückgekehrt, am 11. Juli in der ordentlichen Generalversammlung "in treuer Anhänglichkeit und Dienstbeflissenheit", wie die einfache Widmung an den Verein lautet, gedruckt auf den Tisch der Versammlung nieder.
An diese, für den Freund wenigstens ergreifende Scene knüpfte sich eine Debatte, welche hoffentlich für die Zukunft des Vereins nicht ohne glückliche Folgen bleiben wird. In Gemäßheit des in einer vorbereitenden Versammlung des Ausschusses gefaßten Beschlusses stellte nämlich der Unterzeichnete nach specieller Aufforderung Sr. Exc. des Herrn Präsidenten v. Oertzen den Antrag, die nächste General=Versammlung zur Feier der 25jährigen Wirksamkeit des
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Vereins auf den Jahrestag seiner Stiftung, den 24. April 1860 zu verlegen und mit einem außerordentlichen Festmahle zu verbinden, was sofort den allgemeinen Beifall der Versammlung fand. Bei der aufgeregten Stimmung, welche in Folge der verhängnißvollen politischen Ereignisse der neuesten Zeit in dem ganzen weiten Vaterlande alle Schichten des Volkes durchdrungen, jedes deutsche Herz mit Zorn erfüllt und den Blick aller deutschen Männer nur auf ein Ziel, den hart an den Gränzen unseres Vaterlandes plötzlich entbrannten Kampf eines Bruderstammes, gerichtet hat, - in dieser Stimmung konnte freilich die schon in der Ausschußversammlung warm besprochene Frage nicht ausbleiben, ob es schicklich sei, in solcher Zeit der allgemeinen Gefahr an die Vorbereitungen zu einem fröhlichen Festgelage zu denken; aber eben so nahe als die Frage, lag auch die Antwort, daß es sich hier keineswegs um ein gewöhnliches Jubelfest handle, daß unser Verein neben seinen reinwissentschaftlichen Zwecken stets den Charakter eines gemeinnützigen vaterländischen Instituts für sich in Anspruch genommen habe, und daß grade in der das Vaterland bedrohenden Gefahr für alle patriotischen Männer eine doppelte Aufforderung liege, sich fester zu einander zu stellen und jede Gelegenheit zur Hebung des Nationalgeistes, wie sie sich in dem vorgeschlagenen Feste, wenn es recht begangen werde, darbiete, mit Freuden zu benutzen. In diesem Sinne ward denn auch der Antrag einstimmig genehmigt, wiewohl mit dem selbstverständlichen Vorbehalt, daß der Brand inzwischen nicht das eigene Haus ergreife. Zur Entwerfung der Festordnung ward sodann eine Committe, bestehend aus dem Herrn Archivrath Dr. Lisch, dem Herrn Ministerial=Registrator Dr. Wedemeier und dem Unterzeichneten, gewählt, mit dem Auftrage, in der nächsten Ausschußversammlung geeignete Vorschläge zur Genehmigung vorzulegen, und mit der Vollmacht, zu deren Ausführung demnächst nach eigenem Ermessen noch 3 - 4 der in Schwerin ansässigen Vereinsmitglieder als Festordner heranzuziehen. Um aber dies 25jährige Stiftungsfest zugleich zu einem Feste der Verjüngung und Wiedergeburt des Vereins zu machen, ward auf weitern Antrag des Ausschusses schon jetzt beschlossen, in der Zwischenzeit die Statuten des Vereins einer Revision zu unterwerfen, und wenn nöthig die Thätigkeit desselben nach den bisherigen Erfahrungen und den gegenwärtigen Bedürfnissen neu zu ordnen. Namentlich aber schien es jetzt an der Zeit, den schon in der ersten General=Versammlung vor 25 Jahren besprochenen und seitdem nie aus den Augen verlornen Plan
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der Herausgabe einer allgemeinen meklenburgischen Urkundensammlung, bei dieser Gelegenheit wieder in Anregung zu bringen, weshalb der Unterzeichnete den Auftrag erhielt, diesen Gegenstand schon jetzt, wie hiemit geschieht, zur Berathung und Beschlußnahme in der bevorstehenden Festversammlung zu intimiren. Mögen diese Beschlüsse auch bei den abwesenden Mitgliedern des Vereins allgemeine Theilnahme finden, und diese namentlich durch recht zahlreichen Besuch der Versammlung bethätigt werden!
Mit Rücksicht auf die hiernach bevorstehenden außerordentlichen Ausgaben ist mir für dies Mal für den folgenden Bericht ausdrücklich die möglichste Raumersparung empfohlen worden. Aus diesem Grunde ist auch das statutenmäßig alle zwei Jahre mitzutheilende namentliche Verzeichniß der Mitglieder des Vereins, welches dem Berichte von 1857 zuletzt angeschlossen ward, gleichwohl weggeblieben, zumal da für das nächste Jahr der Abdruck der vollständigen Matrikel aus dem ersten Vierteljahrhundert beschlossen ist. Die in dem abgelaufenen Jahre eingetretenen Veränderungen in dem Personalbestande des Vereins sind übrigens ziemlich bedeutend, und leider nicht durchweg erfreulich. Zunächst habe ich den Tod eines unserer thätigsten correspondirenden Mitglieder zu melden, des am 28. Nov. 1859 im 61. Lebensjahre zu Wien verstorbenen kaiserlich österreichischen Regierungsrathes und Vice=Directors des Geh. Haus=, Hof= und Staatsarchivs zu Wien, Joseph Chmel. Der Verstorbene gehörte dem geistlichen Stande an, und war regulirter Chorherr des Augustinerstiftes St. Florian, hatte jedoch seinen Wohnsitz seit vielen Jahren in Wien, wo er als Stifter und eins der rührigsten Mitglieder der kaiserlichen Akademie und namentlich als ein um die Erforschung der österreichischen Geschichtsquellen hochverdienter Gelehrter in hohem Ansehen stand. Den Bestrebungen und Arbeiten unseres Vereins, die er zuerst in Oestreich zur Kenntniß und Anerkennung brachte, folgte er bis zu seinem unerwarteten Ende mit besonderer Aufmerksamkeit. - Die Vorschlagung neuer Ehrenmitglieder und Correspondenten glaubte der Ausschuß bis zur bevorstehenden Festversammlung verschieben zu müssen, was bei der diesjährigen Generalversammlung vollkommene Billigung fand. Die Zahl der correspondirenden Mitglieder hat sich daher gegenwärtig bis auf 53 vermindert.
Die Herren Präsidenten und Beamten des Vereins sind sämmtlich auf ihren Plätzen geblieben, und die Herren Repräsentanten wieder gewählt. Von den ordentlichen Mitgliedern
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dagegen sind nicht weniger als 11, größten Theils durch den Tod, aus unserer Mitte ausgeschieden, nämlich der Küchenmeister Engel zu Malchow, gest. im October 1858, der Landdrost v. Bülow zu Neustadt, gest. am 1. November 1858, v. Oertzen auf Repnitz, gest. am 18. October 1858, der Gymnasiallehrer a. D. Dr. Plagemann zu Wismar, gest. im Juni 1859, der Präpositus Hast zu Hagenow, gest. am 6., und der Landmarschall Graf Hahn auf Basedow, gest. am 7. des laufenden Monats; ferner durch freiwilligen Austritt: die Herren v. Schulse auf Ludorf, Eckermann auf Poetenitz, Dr. Reuter in Lübeck, Amtsverwalter v. Schöpfer zu Boitzenburg und Senator Bade zu Schwerin. Beigetreten sind dagegen die Herren v. Kohlhans auf Golchen, O.= App.=Ger.=Canzlitz Rogge zu Rostock, Pogge auf Gevezin, Pogge auf Wolkow, Pogge auf Blankenhof und Realschullehrer Sellin in Schwerin. Dadurch sind also grade nur die Todten ersetzt, so daß sich die Gesammtzahl der ordentlichen Mitglieder von 280 auf 275 vermindert hat. Dieser Verlust ist freilich bedeutend, liegt aber doch durchaus innerhalb der Gränzen der gewöhnlichen Schwankungen und ist überdies fast nur durch den besondern Unglücksfall herbeigeführt, daß 3 unserer ältesten Freunde grade noch unmittelbar vor dem Schlusse des Vereinsjahres durch den Tod abgerufen wurden. Eine Verminderung der Theilnahme an unsern Bestrebungen ist also aus diesen Zahlen gewiß nicht zu folgern, zumal die Betheiligung an den wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins, sowohl innerhalb, als außerhalb desselben, vielmehr in erfreulichem Wachsthum begriffen sein dürfte, wie der Inhalt der letzten Bände der Jahrbücher nachweiset.
Eine berichtliche Anzeige des Inhalts des letzten Bandes, welcher mit diesem Berichte vereinigt ausgegeben wird, muß ich mir dies Mal aus dem schon angeführten Grunde versagen, doch wird es mir erlaubt sein, auf die neuesten Erscheinungen der historischen Literatur, so weit sie Meklenburg betrifft, in gewohnter Weise kurz hinzuweisen. Es gehören hieher zunächst zwei im Auslande erschienene Werke, nämlich der zweite Band des Urkunden=Buches der Stadt Lübeck, herausgegeben von dem Vereine für Lübeckische Geschichte, dessen erster Theil 1843 erschien, ein tüchtiges Werk, das auch für die meklenburgische Geschichte ein reiches Material darbietet, - und der so eben in schwedischer Sprache erschienene erste Band der Beiträge zur Skandinavischen Geschichte aus ausländischen Archiven, gesammelt und herausgegeben von C. G. Styffe, welcher über das Verhältniß Schwedens zu Meklenburg
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im 14. Jahrhundert und den innern Zustand Schwedens unter dem König Albrecht, Herzog von Meklenburg, handelt, und worin 86 Urkunden, größten Theils aus dem Schweriner Staatsarchive, nach den von dem Verf. im Jahre 1857 während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes daselbst genommenen correcten Abschriften, mitgetheilt werden. - Sodann ist zu erwähnen, die neue Auflage der immer noch sehr gesuchten, aber längst vergriffenen, kurzen Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar von Dietrich Schröder durch Hrn. Prof. Dr. Crain zu Wismar, wovon das 1. und 2. Heft bereits ausgegeben ist. Der Herr Herausgeber beabsichtigt zugleich, demnächst in einem Anhange die Resultate seiner eigenen Forschung mitzutheilen, worauf man mit Recht freudig gespannt sein darf, da dieser geniale vaterländische Gelehrte speciell in dem alten Wismar fast nicht minder heimisch ist, als in dem heutigen. * ) Von dem größten Interesse für die ältere Geschichte unserer Heimath verspricht auch die Zusammenstellung aller die nördlichen Wenden betreffenden Nachrichten in den deutschen und auswärtigen Annalen und Chroniken zu werden, womit der Herr Gymnasiallehrer Dr. Wigger eifrig beschäftigt ist, und worauf mir vorläufig aufmerksam zu machen erlaubt sein mag.
Auch unser Verkehr nach außen ist durch den Beitritt von 3 neuen Vereinen zu dem Verbande der mit uns in Correspondenz und Schriftenaustausch stehenden wissenschaftlichen Gesellschaften erweitert. Es sind dies der Verein von Alterthumsfreunden zu Bonn, die kaiserlich österreichische geographische Gesellschaft zu Wien, und der erst kürzlich mit sehr bedeutenden Kräften zusammengetretene Verein für Geschichte und Alterthümer zu Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade. Die Gesammtzahl der verbundenen Vereine ist daher gegenwärtig bis auf 80 gewachsen.
Ebenso ist es auch dem Gesammtvereine der historischen Gesellschaften Deutschlands, der durch den Rücktritt des
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bisherigen überaus tüchtigen Verwaltungsausschusses zu Hannover eine Zeitlang selbst in seiner Existenz bedroht schien, auf der letzten allgemeinen Versammlung zu Berlin vom 15. bis 18. Sept. gelungen, sich aufs Neue zu befestigen, indem nicht nur der Vorstand des Stuttgarter Vereins unter dem Präsidio Sr. Erlaucht des Grafen Wilhelm von Würtemberg die ihm angetragene Leitung der Geschäfte übernommen hat, sondern auch wiederum mehre, dem Verbande fern gebliebene Vereine demselben beigetreten sind. Auf der erwähnten Versammlung, in welcher der Herr General=Director v. Olfers den Vorsitz übernommen hatte, betheiligten sich die Deputirten von 20 Vereinen, und über 100 Privatgelehrte, welche zwar zum größern Theile in Berlin ansässig waren, durch welche aber doch nicht allein alle Provinzen des preußischen Staates, sondern auch Baiern, Würtemberg, Baden, Nassau, beide Hessen, das Königreich und die Herzogthümer Sachsen, Hannover und Meklenburg, ja selbst Dänemark, Schweden, England und Frankreich vertreten waren. Nur die österreichischen Vereine hatten sich leider auch dies Mal, und zwar, wie angedeutet wird, nicht ganz freiwillig ausgeschlossen. - Die Finanzverhältnisse gestalten sich allmählig immer befriedigender, so daß in dem letzten Jahre selbst ein Ueberschuß der Einnahme von 300 Thlrn. einstweilen zinslich belegt werden konnte. - Die gemeinsamen, durch die gewählten Committen geleiteten Arbeiten beschränken sich übrigens im Wesentlichen immer noch auf die Erforschung der alten Gränzbefestigung des römischen Reiches am Rhein und Donau, und auf Beschreibung der Gaue Deutschlands. - Von speciellem Interesse für uns waren die Verhandlungen in der Section für heidnische Alterthumskunde unter dem Präsidium unsers ersten Secretairs, Herrn Archivraths und Conservators Dr. Lisch, da vorzugsweise Fragen zur Erläuterung von Alterthümern aus dem Nordosten Deutschlands zur Erörterung kamen. Der Gang der Debatte war aber auch noch in so fern für uns erfreulich, als dadurch dem Herrn Präsidenten, und damit auch unserm Vereine, für die wiederholten Angriffe, welche namentlich die von uns adoptirte Eintheilung der Alterthümer in 3 Perioden, so wie die Beurtheilung einzelner wichtiger Funde, in den letzten Jahren erfahren hat, bei mehren Gelegenheiten volle Genugthuung ward.
Schwerin, im Juli 1859.
W. G. Beyer, Dr.,
Archiv=Secretär, als zweiter Secretär
des Vereis.
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Schwerin, den 30. Juni 1859.
F. Wedemeier, Dr., Ministerial=Registrator,
p. t. Cassen=Berechner.
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Streitäxte: | ||||
aus | Hornblende | 1 | ||
" | Kieselschiefer | 1 | ||
" | Grünstein, unvollendet | 1 | ||
" | Grünstein, Bruchstück | 1 | ||
Keile aus Feuerstein | 8 | |||
Dolch aus Feuerstein | 1 | |||
Lanzenspitze aus Feuerstein (Bruchstück) | 1 | |||
Pfeilspitze aus Feuerstein | 1 | |||
Halbmondförmiges Messer | 1 | |||
Cylinder aus Hornstein (Bruchstück) | 1 | |||
Perle aus Bernstein | 1 | |||
Schleifstein aus Sandstein | 1 | |||
Dolchförmig geschliffener Sandstein | 1 | |||
Mehre natürliche, aber mit künstlich bearbeiteten vereinigt gefundene Steine von der Gestalt von Waffen und Thieren | 5 | |||
Bruchstücke menschlicher Gebeine |
Schwert aus Bronze | 1 | |||
Frameen aus Bronze mit Schaftloch und Oer | 3 | |||
" | mit Schaftriemen | 1 | ||
Dolchspitze aus Bronze | 1 | |||
Diadem | aus | Bronze | 1 | |
Gefäß | " | " | (Bruchstück) | 1 |
Gefäß aus Thon | 1 | |||
Graburne aus Thon (außer vielen Scherben) | 1 | |||
Bruchstücke menschlicher Gebeine. | ||||
Verschiedene Nachbildungen aus Gyps. |
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Ringe von verschiedener Größe aus Silber | 14 | |||
Fingerringe, spiralförmig, aus Bronze | 2 | |||
Gürtelgehenk aus Bronze | 1 | |||
Heftel aus Bronze (Bruchstück) | 1 | |||
Messer | aus | Eisen | 2 | |
Scheere | " | " | 2 | |
Münze aus Kupfer (Anf. des 13. Jahrhunderts) | 1 | |||
Perlen aus Glas | 5 | |||
Kamm aus Knochen | 1 | |||
Graburne aus Thon | 1 | |||
Spindelstein aus Thon | 1 | |||
Menschliche Schädel | 2 |
Lanzenspitze | aus | Eisen | 1 |
Pfeilspitze | " | " | 1 |
Messer | " | " | 1 |
Hufeisen | " | " | 3 |
Sporen | " | " | 2 |
Hammer | " | " | 1 |
Schlüssel | " | " | 2 |
Leuchter | aus | Bronze | 1 |
Schnalle | " | " | 1 |
Pfeifenkopf | aus | Granit | 1 |
Gußform | aus | Sandstein | 1 |
Ofenkacheln | aus | Thon | 47 |
Henkeltöpfe | " | " | 2 |
Teller | " | " | 1 |
Spindelsteine | " | " | 3 |
Reliefziegel | 6 | ||
Mehre Abbildungen auswärtiger Alterthümer in Gyps |
W. G. Beyer.
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Zur Münzsammlung sind im verflossenen Geschäftsjahre nur 69 Stück hinzugekommen, nämlich 36 silberne, 25 kupferne und 8 Schaumünzen.
Das interessanteste Stück ist offenbar der galvanoplastische Abdruck einer im kaiserl. Münzcabinet in Wien enthaltenen, bis jetzt noch nicht bekannt gemachten Schaumünze des Herzogs Heinrich des Friedfertigen, vom Herrn Archivrath Lisch geschenkt. Sie zeigt das vorwärts gekehrte Brustbild mit starkem, rund verschnittenem Haare und Knebelbart (das auch aus seinen Currentmünzen dargestellt ist), völlig geharnischt, mit Buckeln auf der Brust und mit starken Armschienen, in der Rechten den Griff des gesenkten Schwertes haltend, die Linke in die Seite gesetzt. Die Rückseite zeigt das vollständige Wappen von 5 Feldern, den meklenburgischen Stierkopf mit dem Ringe in der Nase, den stargardischen Arm mit einem Puffärmel und mit 3 Helmen. Die Umschrift enthält auf beide Seiten vertheilt den Titel des Herzogs: HENRICVS D. G. DVX MECH PRIN (Rückseite) VANDA: COM: SVERI. ROSTO ET STARGA. - Herzog Heinrich hat auf seinem großen Siegel nicht drei Helme gebraucht, es ist also diese nach Schnitt und Form der Buchstaben nicht im Inlande gefertigte Medaille das älteste Zeugniß für den Gebrauch der drei Helme auf dem vollständigen Landeswappen. - Ein zweiter galvanoplastischer Abdruck zeigt das bei Evers II, 82 beschriebene Schaustück des Herzogs Johann.
Die übrigen Münzen, welche der Sammlung zuflossen, haben geringen, numismatischen Werth; sie sind in den Quartalberichten aufgeführt, es wird also genügen, hier zu bemerken, daß durch sie manche Lücke ausgefüllt ward, und mit verbindlichstem Danke die Geber zu nennen. Es waren die Herren: Dr. Crull in Wismar, Domainenrath v. Brocken auf Dobbin, v. Oertzen auf Woltow, Ministerialrath Frhr. v. Nettelbladt, Justizrath Frhr. v. Maltzan in Rostock, Rittmeister Frhr. v. Printz in Ludwigslust, Bürgermeister Daniel in Schwaan, Rentier Wohlgemuth in Schwerin, Präpositus Hast in Hagenow, die Pastoren Albrand zu Lübow und Kossel zu Tarnow,
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Unteroffizier Büsch in Wismar, Gensdarm Peters, Seidel in Bützow und Ritter zu Friedrichshöhe. - Der Unterzeichnete konnte die Sammlung mit einer Reihe von Groschen des Markgrafen Albrecht zu Brandenburg als Hochmeister des deutschen Ordens aus den Jahren 1513 - 1523 vermehren, welche sich in einem in Brüel gemachten, von ihm erworbenen Münzfunde befanden. Dieser Fund enthält 334 Münzen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, und zwar, um ihn hier zu registriren, die Gepräge der Herzoge Magnus und Balthasar, Heinrich, Albrecht und Johann Albrecht von Rostock und Wismar (5 Schillinge von 1553 waren die jüngsten Münzen), dann von Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Schleswig=Holstein, Brandenburg, Pommern, Stralsund und dem Hochmeister Albrecht. Die größeren Münzen waren Halbreichsorts=Thaler (resp. Doppelschillinge), die kleinsten die Münzen der Städte Garz, Golnow, Pyritz, Stargard und Stettin.
Da die Münzsammlung seit einigen Jahren sehr weit gegen die andern Zweige der Vereinssammlung zurückbleibt, so erlaube ich mir, sie der Theilnahme der Vereinsmitglieder auf das angelegentlichste zu empfehlen.
G. M. C. Masch.
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Die Bereicherung unserer Bildersammlung in dem Zeitraume von Johannis 18 58/59 ergreift, wie im letzten Vorjahre, hauptsächlich das Fach der Bildnisse. Ueberhaupt gehört die größere Hälfte der ganzen Sammlung dem Portraitfache an, indem die Prospecte und Architekturen neuerdings immer mehr in Sammelwerken auf dem Vertriebswege der Lieferungen erscheinen. Die meisten im letzten Jahre gewonnenen Blätter sind neuen Ursprungs und im Auslande erzeugt. Die Mehrzahl derselben ist durch Ankauf erworben. Unsere einheimische Kunstproduction an Werken des Kupferstichs und der Lithographie, so weit sie der Kunsthandel vertreibt, bleibt gegen einige benachbarte Länder und Städte merklich zurück. Man hört bei uns häufiger auf schwachen Absatz von dergleichen Artikeln hindeuten. Unsere mehr berufenen Künstler legen auf eigene Leistungen in den genannten Kunstrichtungen wenig Werth. Endlich kommt die auch bei uns steigende Verbreitung der photographischen Nachbildungen hinzu.
Die Zusammenstellung des gegenwärtigen Gewinnes ergiebt an Bildnissen 19, Prospecten und Architekturen 10, Situationsplänen 2, Alterthümern 4, Localereignissen und Karrikaturen 4 Bl., zusammen 39 Bl. Am 12. Juli 1858 enthielt unsere Sammlung 778 Blätter, nunmehr 817, von denen 464 Bildnisse sind. Seit dem April 1853 beträgt der Zuwachs nahezu an 600 Blätter. - Dem nachfolgenden Verzeichnisse füge ich einige kunstliterarische Nachweisungen hinzu. Die neue Abtheilung der "Wappen und Siegel" werde ich im nächsten Berichte verzeichnen.
Louise, Königin von Dänemark, Tochter des Herzogs Gustav Adolph von Meklenburg=Güstrow, geb. 28. August 1661, verm. mit dem Kronprinzen Friedrich von Dänemark am 5. Dec. 1695, gest. im März 1721. Mutter des Königs Christian VI. - Brustbild. Kupf. 8. J. Friedlein sculp. 1700, Mit der Legende: "Wo reiner Tugend Glanz" .
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Friedrich Wilhelm Nicolaus, Herzog von Meklenburg=Schwerin, geb. 5. März 1827. Kniestück. Lith. von A. Achilles. Schwerin. 1849. Druck von Delius in Berlin. R. = Fol.
B. J. U. v. Kamptz, meklenburg=strelitzscher Oberlanddrost zu Stargard, geb. 9. März 1781 zu Schwerin, gest 5. Dec. 1855 zu Stargard. Brustbild. Lith. von Unte. Druck von Zöllner in Berlin. R. = Fol. (Geschenk des Herrn E. v. Kamptz in Schwerin.)
Joachim Ad. v. Bassewitz, geb. zu Schönhof am 26. Sept. 1774, seit 1798 meklenburg=strelitzscher Kammerrath, 1816 Geh. Rath und auf Schönhof, seit 1836 meklenburg=schwerinscher Landrath, gest. 1853 im Bade Kissingen im 67. Lebensjahre. Sein Wirken während der Kriegszeit von 1806 bis 1815, für die Stiftung und Einrichtung des Creditvereins, für den Bau der Kunststraßen, in der Schuldentilgungs= und in der Reluitions=Commission sichern sein Andenken. - Brustbild. Lith. Ohne Schrift. Fol.
Carl v.Rantzau, seit 1800 Kammerjunker im Hofstaate des Erbprinzen Friedrich Ludwig und der Erbprinzessin Helena Paulowna, hernach Kammerherr J. K. H. der verw. Frau Erbgroßherzogin Auguste. Brustbild. Gez. von G. v. Boddien, Lith. von Funke. Fol. (Beide letztgenannten Blätter geschenkt vom Herrn Geh. Regierungsrath v. Bassewitz.)
F. v. Flotow, Kammerherr und Intendant des großh. Hoftheaters zu Schwerin, Componist, geb. 1811. Lith. von Kriehuber, 1847. Verl. von Mechetti in Wien. Mit facsim. Unterschrift. R. = Fol.
Therese v. Bacheracht, geb. v. Struve, wieder verm. mit dem Oberstlieutenant v. Lützow, Schriftstellerin, gest. 1852 in Java. - Brustbild. Gest. von W. C. Wrankmore. Gr. 8.
Ida Gräfin Hahn = Hahn, geb. 1805, verm. 1826 mit dem Grafen F. Hahn = Basedow, geschieden 1829. Schriftstellerin. Halbfigur. Gez. von Fräulein v. Meyern = Hohenberg, gest. von A. W. Teichel. R. = Fol.
Leopold v. Buch, Geognost, Reisender, geb. 1773, gest. 1853. Brustbild. J. B. Kolb sc. 1852. Facsim. Unterschrift. Kl. 8. - Aus der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft zu Berlin. (Geschenkt vom Herrn Litteraten Fromm allhier.)
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(Ohne Schrift:) Kortüm, Prof. der Geschichte zu Heidelberg, gest. 1858. Photogr. 4. (Geschenkt vom Herrn Studenten der Rechte G. Brüning.)
Dr. F. G. L. Crull, Arzt zu Wismar. Lith. von C. Fuchs in Hamburg; Verlag von Gundlach in Wismar. Mit facsim. Handschrift. R. = Fol.
M. Baumgarten, Dr. und Prof. der Theol. Nach einer Photogr. auf Stein gez. von Engelbach. Mit facsim. Unterschrift. R. = Fol. (Als Geschenk überreicht vom Herrn Cand. Dolberg hier.)
F. L. Werner, Seminar=Director zu Ludwigslust, gez. und lith. von G. Schucht. Facsimil. Unterschrift. Verlag von Hinstorff. R = Fol.
K. Jahn, Hofprediger zu Schwerin, geb. 1816. Gez. von Pauline Suhrlandt, lith. von F. Meyer. Facsim. Unterschrift. Verlag von Hinstorff. R. = Fol.
G. Benda, Componist, Mitglied der ludwigsluster Hofkapelle, gest. 1795. Mechau del. Schroeter sculp. Neuer Abdruck. Verlag von Breitkopf und Härtel. Gr. 4.
F. H. Sponholtz, Organist zu Rostock, geb. 1803, Componist. Lith. Verlag von Schubert & Comp. in Hamburg. Gr. 4.
François Parrod, großh. Hofopernsänger zu Schwerin. Lith. von C. Schultz, 1842. R. = Fol.
Louise Koester, geb. Schlegel, königl. Kammersängerin zu Berlin, geb. 1823. Nach einer Photogr. lith. von C. Fischer. Verlag von E. Bote. R. = Fol.
Zerline Würzburg (aus Güstrow), Schauspielerin zu Wien. Lith. von Kriehuber. Unterschrift in Facsim. Verlag von L. Neumann in Wien. R. = Fol.
Die Stadt Boizenburg, von der Höhe des Elbufers aus gesehen. Lithogr. Colorirt. Q. = Fol. (Geschenkt vom Herrn Studenten der Rechte G. Brüning.)
Die Stadt Güstrow aus der Vogel=Perspective, um das J. 1700. Kpf. 4. Aus Thomas Analecta Gustroviensia. 1706. 8.
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Südliche Ansicht der Kirche zu Kölzow bei Sülz. Handz. in Blei vom J. 1859. (Geschenkt vom Herrn Dr. med. Huen in Marlow.)
Vordere Ansicht der Grabkapelle der Herzogin Louise zu Ludwigslust. Color. Handz. von L. Cornelius. 1814. Q. = F.
Das ehemalige Kreuzthor zu Parchim: a. Ansicht des in der Stadtmauer belegenen Thors. 2 Bl. Handz. Kl F. b. Ansicht des im Stadtwalle belegenen. 2 Bl. dgl. c. Grundrisse beider Thore. 2 Bl. desgl.
Grundriß der ehemaligen Burg der Moor=Hoben zu Wasdow an der Recknitz. Handz. von Ritter. (Geschenk des Herrn C. Ritter.)
Grundriß der Stadt Wismar vom J. 1850. Lith. von C. Herold. Verlag von Gundlach daselbst. R. = Fol.
Abbildung der Schädel vom Neanderthal bei Elberfeld und von Plau in Meklenburg. Wagenschieber sc. Q. = Fol. (Zu den Jahrbüchern des Vereins, Jahrg. XXIV.)
Taufbecken aus Kalkstein im Garten zu Dreveskirchen. Handz. in Blei. Fol.
Durchzeichnung der unentzifferten Inschrift einer Glocke zu Wismar. (Beide letztgenannten Bl. Geschenk des Herrn Dr. med. Crull in Wismar.)
Die Schwerter der "Eisernen Jungfer" aus dem Schlosse zu Schwerin. Handz. 8.
Zwei fliegende Blätter aus dem J. 1849: a. Bassermännchen und Windischgrätz, mit der Legende: "Ich kippe! Ich kippe!" . b. Ulrich und Ludeken, mit der Legende: "Nu mach' ich aber Ernst!" . Lith. 4.
Der Hochzeitsbitter im Fürstenthum Ratzeburg. Color. Volksbild, wie es öster in dortigen Bauernhäusern gefunden wird. Handz. R. = Fol.
Das Faschingfest der Künstler und Kunstfreunde zu Schwerin am 5. Febr. 1858 im Saale der Tonhalle. Gez. und lith. von Puschkin. R. = Fol. (1 Exempl. Ist angekauft, ein zweites später als Gesch. überreicht vom Hrn. Cand. Dolberg.)
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Im Verfolge der kunstliterarischen Nachweisungen wende ich mich zunächst zu den Bildnissen der meklenburgischen Hof= und Staatsbeamten und Gelehrten.
Philipp Georg Löw, Reichsfreiherr von und zu Steinfurth, meklenb. Geh. Rath, Ober=Hofmarschall und Kammerpräsident, gest. 6. März 1712 zu Steinfurth. (Hofmeister des Herzogs Friedrich Wilhelm z. M.) Kupferstich von J. H. E. Mockstatt. Fol. Findet sich in dem: "Ehren= und Liebes=Gedächtniß dem Herrn Reichsfreiherrn Ph. G. Löwen . zur Bezeugung brüderlicher Treue aufgerichtet". Gießen. 1712. Fol. (Ein Exemplar bei den Impressa des großh. Archivs zu Schwerin.)
E. J. v. Westphalen, Kanzler, zu Kiel, gest. von Ch. Fritzsch. 1742, 8. Siehe in der: "Hamburg. Verm. Bibliothek, Bd. I. 1743." 8.
Zu dem Portrait des Freiherrn C. v. d. Lühe zu Wien, im vorigen Jahre erworben, füge ich eine biographische Notiz: Carl Emil von der Lühe war aus einer holsteinschen Branche im J. 1751 geboren. Er ward Page bei der Königin Caroline Mathilde und nachher dänischer Kammerherr. Ungefähr 1788 kam er nach Wien, wo er Regierungsrath und kaiserlicher Kammerherr wurde. In den letzten Jahren des Jahrhunderts legte er seine Aemter nieder, "die er seinem Geiste nicht entsprechend fand". Er bezog einen Gnadengehalt von 2000 Gulden und starb im J. 1801. (Siehe Deutscher Merkur, 1801, Stück 5; Wehnert's Meklenburg. Provinzialblätter, Bd. I, Heft 3, 4; Bd. II, Heft 3, 4.)
Portraits von meklenb. Aerzten des 18. Jahrhunderts finden sich: J. E. Schaper, Dr. und Prof. der Medicin zu Rostock, gest. von Fritzsch, Hamburg. 8. in den: Annales litterarii Meklenburg. auf d. J. 1721. Erste Vorstellung. Rostock. 1722. 8. - Dr. S. G. Vogel, Hofrath und Prof. zu Rostock, gest. von G. Bretzing. 8. - Silhouette des Dr. C. Engel in Schwerin. 8. in dem: "Medicinischen Kalender auf das J. 1813. Herausgeg. von Dr. G. H. Masius. Rostock. 1813. 8." - Dr. C. F. L. Wildberg, Hofrath . zu Neustrelitz. Gest. von Clar. 8. findet sich in demselben Kalender auf d. J. 1815. - Dr. Ch. M. Burchard, Prof. der Medicin zu Rostock, gest. von C. Fritzsch. 8. in der: "Kritischen Sammlung zur neuesten Geschichte der Gelehrsamkeit", Bd. IV. 1777. 8.
In der letztgenannten Zeitschrift finden sich auch drei Portraits von unsern ältern Juristen, und zwar: Dr. C. H. Möller, Prof. der Rechte und Consistorialrath zu Rostock,
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gest. von Frau Philipp, geb. Sysang. 8. Kritische Sammlung, Bd. I, E. J. F. Mantzel, Prof. der Rechte zu Rostock, gest. von ders. 8. Ebendas. Bd. II, und Dr. M. B. Hering, Prof. der Rechte zu Rostock, gest. von C. Fritzsch. 8. Ebendas. Bd. V. Vom J. 1779.
In Beziehung auf die Abtheilung der Prospecte, Grundrisse. und Architekturen kann ich wiederum einige wenig bekannte Blätter nachweisen.
Das militärische Werk: "Schauplatz des gegenwärtigen Kriegs durch accurate Plans" . Nürnberg. Q.= Fol. (Raspische Buchhandlung.) enthält im dritten Theil u. A:
1) Prospect und Plan von Damgarten, wie es von der preußischen Armee unter dem Grafen v. Dohna am 1. Jan. 1759 eingenommen worden.
2) Desgl. der Stadt Demmin, welche von den Preußen unter dem General=Lieutenant v. Manteuffel belagert ward und am 17. Jan. 1759 sich ergeben mußte.
3) Desgl. von Anclam, welches am 21. Jan. 1759 mit Accord an die Preußen übergeben ist.
Besonders reich an bildlichen Darstellungen ist der Badeort Doberan. Das Gedicht: "Die Entstehung des Heil. Dammes. Eine Legende, bearbeitet von Ad. v. Sprevitz". Stettin bei M. Böhme. 1 Bogen. Gr. R. = Fol. (Ohne Jahr; um 1825?) zeigt lithogr. Ansichten von Doberan, der dortigen Kirche und dem Heil. Damm; doch nur in Form von Vignetten und von schwacher Ausführung.
Dagegen enthält das Buch: "Einige geschichtliche Bemerkungen zur Feier des 50jährigen Bestehens des Doberaner Seebades vom Med.=Rath Dr. Sachse." Rostock. 1843. gr. 4. einen genauen, klar und sauber hergestellten Plan vom Orte Doberan, mit Angabe aller Hauptgebäude, Plätze . gez. vom Kammer=Ingenieur L. Meincke, lith. von J. Tiedemann, so wie einen Plan vom Heil. Damm mit den dortigen Bauten und Anlagen und von der Rennbahn. Aus neuester Zeit kommen hinzu die Ansichten und Pläne in der Beschreibung der Doberaner Badeeinrichtungen durch den Med.=Rath Dr. Kortüm.
Ein Grundriß der Doberaner Kirche, mit Bezeichnung der Monumente des innern Raums, jedoch nur in der Größe eines Octavblattes, findet sich in: Doberan und Heil. Damm. Von S. v. Schreiber. Erste Abth. Rostock. 1855. 8. Das Blatt stammt aus der Tiedemannschen lithogr. Anstalt.
Unter den neuern Prachtbauten unsers Landes wird das großherzogliche Residenzschloß zu Schwerin wegen seiner malerischen Effecte noch fortgehend vielfach dargestellt. So
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hat z. B. auch die Monatsschrift: "Der Familienfreund, Jahrg. X, No. 8" eine Abbildung des Schlosses gebracht. Von einzelnen Partien desselben sind mehr oder minder gelungene photogr. Bilder aus hiesigen Ateliers in Umlauf gekommen. Mehrere ausgezeichnete Blätter der Art hat die Committe des hiesigen Vereins der Künstler und Kunstfreunde in Anlaß der ersten meklenburgischen Kunstausstellung im J. 1857 durch die Herren Tesch und Haubenreißer vervielfältigen lassen und mit zur Verloosung gebracht.
Der dem Hofrath Karsten, als erstem Secretär des Patriot. Vereins, gewidmete Ehrenbecher vom J. 1823 ist abgebildet in den Annalen der meklenburg. Landwirthschafts=Gesellschaft Bd. X, auch in dem Separatabdruck: "Stiftungsfeier der . Gesellschaft". Rostock. 1823. 8.
Von unsern älteren Holzschnittwerken sind die meisten der bis um 1550 erschienenen jetzt noch bekannten Bücher und Blätter bereits in frühern Jahrgängen unserer Jahrbücher von Lisch, Wiechmann und mir aufgeführt. Dagegen liegen mir aus der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts noch einige bisher hier nicht besprochene Werke vor, die uns wenn nicht durch die Drucker, so doch durch die Verfasser angehören.
Zunächst zwei Werke der Chytraeus. Die von David Chytraeus edirte: "Explicatio Apocalypsis Johannis perspicua et brevis" ist in mehrfachen Ausgaben zu Wittenberg bei Johann Crato erschienen. Mir liegen die Ausgaben vom J. 1571 und 1575 vor. Beide enthalten 24 Holzschnitte zu dem Texte des Chytraeus. Die Bilder haben nur halbe Blattgröße und erheben sich nicht über die handwerksmäßige Ausführung, wenngleich manche lebendig und charakteristisch in der Darstellung sind. Die Bilder der Ausgabe vom J. 1571 sind noch merklich frischer und kräftiger im Abdruck, als die von 1575. Eigenthümlich ist diesem Werke die Wiederholung der ganzen Bilderfolge am Schlusse des Buches, wo sich eine versificirte Beschreibung der apokalyptischen Bilder von G. Aemilius findet, dem Grafen Joachim von Anhalt=Bernburg gewidmet. Beide Ausgaben sind in kl. Octav und paginirt; die Ausgabe von 1571 hat jedoch vor der spätern voraus zwei blattgroße besser ausgeführte Bilder, nämlich Typus XV, Cap. 11, und Typus XVI, Cap. 12, pag. 507 und pag. 511: die Bestie mit der dreifachen Krone und die von den Drachen angefochtene Kirchenkönigin. (Die Ausgabe vom J. 1571 besitzt die Regierungs=Bibliothek, die Ausgabe vom J. 1575 die großherzogliche Bibliothek allhier.)
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Von größerem Interesse ist die zu Rostock in Holzschnitten ausgeführte Illustration der "Imaginum et Meditationum sacrarum libri tres. Nathan Chytraeus. Cum Cesareae Maiestatis Priuilegio. Rostochii excusi per Jacobum Lucium. Anno MDLXXIII." - Das Werk hat heutiges Taschenbuchformat und ist nicht paginirt, hat aber die übliche Bogen=Signatur. Es zerfällt in zwei Bücher. Das erste enthält funfzig Holzchnitte, die Hauptmomente des alten und neuen Testamentes darstellend, in Erfindung, Zeichnung und Schnitt von künstlerischem Verdienste, einzelne Blätter an Composition und Technik ausgezeichnet. Diesen Bildern, auf denen bekannte Monogramme nicht vorkommen, gegenüber steht die dichterische Erklärung des Nathan Chytraeus. Dieses erste Buch ist den regierenden Landesherren Johann Albrecht und Ulrich dedicirt. Das zweite Buch enthält eine Reihe vermischter religiöser Dichtungen, hat keine Holzschnitte und ist den jüngern Herzogen Christoph und Carl zu Meklenburg gewidmet. Am Schlusse des Werkes findet sich noch ein Bild in Blattgröße: Christus am Kreuze zwischen den beiden Missethätern, neben dem Kreuze Johannes und Maria. In wie weit die trefflichen Holzschnitte im Einzelnen von Jacob Lucius selbst oder einem seiner Gehülfen gefertigt sein mögen, vermag ich nicht zu entscheiden. Das Monogramm D kommt einmal vor. Ein Wohlerhaltenes Exemplar dieses seltenen und interessanten vaterländischen Buches besitzt die Regierungs=Bibliothek allhier. Jacob Lucius stammte aus Kronstadt in Siebenbürgen und wirkte lange als unternehmender Buchdrucker. Als Formschneider darf man ihn wohl der sächsischen Schule zuzählen.
Von einem am Ende des 16. Jahrhunderts erschienenen meklenburgischen Prachtwerke besitzt die großherzogliche Bibliothek, welche dermalen unter der Oberleitung und Fürsorge des Herrn Geh. Raths v. Plessen Exc. reorganisirt und umfassend ergänzt wird, zwei Ausgaben in gut erhaltenen Exemplaren. Es ist dies die von dem verehrungswürdigen Herzog Ulrich zu Meklenburg=Güstrow, dem Nestor unter Deutschlands Fürsten, verfaßte und auf seinen Befehl edirte:
"Kurtze Wiederholung etlicher fürnemer Heuptstücke christlicher Lehre nach Ordnung des Catechismi. Durch eine hohe Fürstliche Person zusammen getragen. Mit einer Vorrede Andreae Celichii, Meckelnburg. Superintendenten. Leipzig. 1594." 4.
Der Druck dieses Werkes ist zu Leipzig in mittelgroßen deutschen Bibellettern durch Michael Lantzenberger ausgeführt. Der in kräftig und Wohllautend gebildeter hochdeutscher Sprache
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abgefaßte Text wird von reich erfundenen Zierleisten eingerahmt, welche die Jahreszahl 1566 und die Monogramme oder Spruchchiffren: D. L. G. - V. D. M. A. F. H. und J. Æ. zeigen. Zu den Hauptabschnitten des Textes sind Ueberschriftsbilder in Holzschnitt (etwa 18) gegeben, theilweise trefflich ausgeführt von den Meistern H. L. L. H. und von Ungenannten. Das Buch ist ohne Paginirung; die Bogen=Signatur schließt mit M m m III. Der Verleger dieses von den Zeitgenossen mit großem Beifall aufgenommenen Werkes war der Buchhändler und Buchbinder Werner Lange zu Güstrow.
Schon nach Verlauf eines Jahres veranstaltete W. Lange eine zweite Ausgabe, welche die vom Herzoge Ulrich gemachten Correcturen enthält und gleichfalls in Leipzig bei M. Lantzenberger gedruckt ist. Diese Ausgabe erschien jedoch erst im J. 1600. Sie ist des Herzogs Gemahlin Anna, geb. Prinzessin von Pommern, gewidmet. Der sonst unveränderte Titel hat den Beisatz: "Von newem vbersehen vnd verbessert". Form und Kunstausstattung entsprechen im Wesentlichen der ersten Ausgabe. Jedoch ist diese zweite Ausgabe mit Seiten=Ueberschriften versehen und paginirt, und zwar 1 - 604; der letzte Bogen ist aber (wohl versehentlich) nicht mehr mit Seitenzahlen ausgestattet. Die Bogen=Signatur geht bis R r III. An den Holzschnitten tritt die Abnutzung einzelner Platten und die Ungleichheit des Abdrucks etwas auffallender hervor, als in der ersten Ausgabe.
Schwerin im August 1859.
A. Gloeckler.
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Für die Sammlung meklenburgischer Autographen sind im Laufe des verflossenen Jahres meist aus älteren zur Vernichtung bestimmten Acten folgende Stücke erworben:
Sophie, Wittwe des Herzogs Johann VII, Tochter des Herzogs Adolph zu Holstein. Unterschrift, Lübz 5. Dec. 1606.
Isabelle Angelique de Montmorency, Gemahlin Christian I. Louis. Unterschrift, Schwerin 23. Aug. 1672.
Gustave Caroline, Gemahlin Christian Ludwig II., geb. Prinzessin von M.=Strelitz. Bescheinigung, Neustadt 8. Nov. 1725.
Carl I, succed. in M.=Güstrow 14. März 1603. Unterschrift, Güstrow 23. März 1605.
Adolph Friedrich 1. Zwei Unterschriften: Kraka 7. Sept. 1618 und Schwerin 18. Jan. 1655.
Wilhelm von Lohausen, Oberst, Commandant zu Rostock . Unterschrift Magdeburg 3. Sept. 1635.
Otto Wackerbahrt und Fride von Bockwoldt, Statthalter und Räthe des Herzogs Christian I. Louis. Unterschriften: Schwerin 27. Mai und 30. Juli 1660.
Hans Heinrich Wedemann, Dr. der Rechte, Kanzler und Geh. Rath des Herzogs Christian I. Louis. Unterschrift, Schwerin 14. Mai 1673.
H. Bilderbeck, erster Domprediger und Superintendent zu Schwerin. Brief mit Siegel, Schwerin 5. December 1687.
v. Krassow, Oberst. Brief, Neustadt 11. Juli 1708. de Löw, Oberhauptmann zu Schwerin. Billet mit Siegel, Schwerin 2. Aug. 1706.
Joh. Burkh. Verporten, Hofrath des Herzogs Christian Ludwig II. Quittung mit Siegel, Wien 21. April 1725.
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v. Barnekow, Forstmeister zu Carstaedt (Verfasser der saisirten Schrift: Vermächtniß eines meklenburgischen Patrioten). Brief, Carstaedt 25. Juni 1772.
O. G. Tychsen, Prof. zu Bützow und Rostock. Brief, Bützow 30. April 1786.
Bedauerlich ist diesem Verzeichniß hinzuzufügen, daß die Bildnisse der meisten hier genannten fürstlichen Personen und Celebritäten in unserer Bildersammlung noch fehlen.
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Dolberg, Cand. theol.