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III. Zur Münzkunde.


Der Münzfund von Boek.

Zu Anfang des Decembers 1857 ward auf dem Gute Beek in der Nähe von Waren beim Pflügen eine Anzahl Münzen gefunden und vom Herrn Landrath Baron Lefort wurden diejenigen, welche die Sammlung des Vereins noch nicht besaß, derselben gütigst überwiesen.

Derjenige Theil der Feldmark, wo diese Münzen gefunden wurden, wird von den Leuten die Müritzfläche, oder kurzweg "de Flaeke" genannt. Es ist ein Areal von etwa 150,000 []R. neuen Landes, früher alten Seebodens, welcher seit der ersten Senkung der Müritz, die vor ungefähr 60 Jahren stattfand, allmälig trocken geworden ist. Stellenweise ist dieses Land schon früher in Acker umgewandelt, im Ganzen hat es jedoch lange als Weidefläche dagelegen, neuerdings wird immer mehr davon urbar gemacht. Nach Zurücktreten der Müritzgewässer entstand auf dem neuen Felde eine dichte Decke kurzer, aber sehr nahrhafter Gräser, deren Wurzelgewebe dort, wo der Pflug noch nicht hingekommen, eine ungemein zähe und filzige Narbe bildet. Unmittelbar unter dieser Narbe haben die Münzen auf einer kleinen Stelle beisammen gelegen und ist seine Spur von Kiste, Büchse oder Beutel, worin das Getd etwa verschlossen gewesen, aufgefunden worden. Der Wirthschafts=Inspector war zugegen, als die Münzen ausgepflügt wurden, hat alle aufgefundenen Münzen zu sich genommen, auch sofort weiter nachgraben lassen, ohne jedoch tiefer im Lande des alten Seebettes irgend etwas mehr zu finden. -

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Die Leute erzählen sich übrigens, daß schon früher in derselben Gegend der Fläche alte Kessel und Grapen aufgefunden worden sind.

Die Anzahl der Münzen war 224 und ihr äußeres Ansehen bewies, daß sie im Wasser gelegen hatten, sie hatten nicht die Grünspan=Oxydation der Funde im Lande, sondern waren größtentheils ganz schwarz (Schwefelsilber), haben aber durch kunstmäßige Reinigung ihr volles Ansehen wieder erhalten.

Die neueste Münze ist von 1635 und weiset also bestimmt genug auf die Zeit hin, wo dieser Vorrath eines nicht unbemittelten Mannes in die Tiefe des Sees geborgen wurde, auf die letzten Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Dies spricht sich in der Menge der verschiedenen Münzstätten aus, welche hier ihren Beitrag geliefert haben, nicht allein deutsche, sondern auch fremdländische, wie es denn überhaupt der Charakter aller Münzfunde aus den unruhigen Zeiten ist, die da Menschen aus den fernsten Gegenden umhertreiben und ihr vaterländisch Geld mit ihnen, welches sich dann, wenn es auch gar nicht den Währungen gemäß ist, wo es umlief, doch hinein fügen muß, wie es z. B. hier mit den englischen Sixpencestücken der Fall ist, welche sicherlich den halb Reichsorten gleich gerechnet wurden. Ferner ist zu bemerken, daß von den schwerern Münzen, die vor dem Kriege in Umlauf waren, nur sehr wenige vorkommen, die waren damals schon in den Tiegel zurück gegangen, jedoch eigentliche Kipper= und Wippermünzen, welche die Zeit in Menge hervorbrachte, finden sich nicht.

Wenden wir uns nun zu dem Einzelnen, so hat Meklenburg sowohl in der schwerinschen Linie Adolph Friedrich, wie in der güstrowschen Hans Albrecht, mit den beiden Städten Rostock und Wismar die meisten Stücke geliefert (70), jedoch ist keine größere Münze darunter, wiewohl von beiden Herzogen nach ihrer Rückkehr ins Land Thaler geschlagen wurden, die auch von beiden Städten vorhanden sind. Die Münzen, die sich hier vorfanden, waren die bekannten Schillinge und Sechslinge aus den Jahren 1621 - 24, dann schweriner Dütchen von 1632 und 33. Von Rostock und Wismar gleiche Werthe aus denselben Jahren, ein halb Reichsort von Rostock von 1634 (Evers II, 374. 4) war die größte vaterländische Münze. Aus den frühern Zeiten hatten sich 2 Schillinge erhalten, einer von Herzog Johann Albrecht von 1552 und ein wismarscher von 1553, und bot also diese Classe wenig bemerkenwerthes dar, und ist das Zahlverhältniß derselben:

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halb Ort. Dütchen. Schillinge. Sechslinge.
Fürstliche - 9 29 10
Rostock 1 2 13 -
Wismar - - 5 1
----- ----- ----- -----
1 11 47 11

Die Münzen von Lübeck fallen in die Zeit von 1620 bis 1632; es waren: ein halber Thaler von 1629 (Schnabel, p. 93), 2 Ortsthaler von 1623 und 1632 (das. p. 86 und 87), 3 halbe Ortsthaler von 1622 (das. p. 80), ein Dütchen von 1629 (das. p. 59), ein Schilling von 1620 (ein Gepräge, das bei Schnabel p. 50 fehlt, denn es hat civitatis und die volle Jahreszahl 1620,) und 15 Sechslinge von 1621, 22 und 24, im Ganzen also 23 Stück.

Hamburg gab den Thaler von 1622 (Hamb. Münzen, II, S. 248. n. 412), einen halb Reichsort von 1621 (das. S. 266 n. 614) und einen ältern Sechsling von 1597, dessen Gepräge (AV) a. a. Orte S. 309 nicht vorkommt.

Pommern war mit 8 Münzen vertreten, nämlich es fand sich ein älterer Ortsthaler des Herzogs Johann Friedrich von 1582 mit Brustbild und Wappen, 2 Doppelschillinge von Philipp Julius von 1610, deren einer mit dem Stempel von Stralsund bezeichnet war, 2 Groschen von 1622 und desgleichen von 1623. Von Herzog Ulrich war ein Dütchen von 1622 vorhanden. - Stralsund gab 3 alte Schillinge und 11 Dütchen aus den Jahren von 1628 - 1631 in bekannter Form.

Der Thaler des Herzogs Augustus zu Sachsen (Lauenburg) von 1622 war die einzige Münze aus diesem Lande in der bekannten Form bei Madai I, 1313, der aber diesen Jahrgang nicht anführt.

Vom Bischof zu Ratzeburg, Augustus, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, war der bekannte halbe Ortsthaler von 1635 (die jüngste Münze des Fundes) vorhanden, von seinem Bruder, Christian zu Minden, 4 halbe Ortsthaler von 1627, 28 und 32.

Aus dem Hause Braunschweig=Lüneburg fanden sich ein halber Thaler des Herzogs Heinrich Julius und ein Ortsthaler desselben, beide von 1612 mit Wappen und Wildmann, welche sich beide in dem Numophyladum Brunsvico-Luneburgense von Nicol. Seeländer nicht finden, wiewohl er die ganzen Thaler iu dieser Gestalt von verschiedenen Jahren anführt. Von Herzog Friedrich Ulrich ist der Thaler von 1631 da, welcher mit dem behelmten Wappen und dem Wildmann

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in verschiedenen Jahren vorkommt (Madai I, n. 1124), von ihm war auch ein halber und ein OrtsthaIer, beide von 1632, vorhanden, mit gekröntem Wappen und Wildmann. Von Herzog Wilhelm fand sich ein halb Ortsthaler von 1622.

Aus dem Hause Sachsen waren vom Churfürst Moritz 4 Ortsthaler da, aus den Jahren 1545, 48 und 50, von Churfürst August ein gleicher von 1555. Der Thaler von Churfürst Christian mit seinen beiden Brüdern, der eine Reihe von Jahren hindurch geschlagen ward (Madai I, n. 517) war hier vom Jahre 1597, desgleichen auch ein Ortsthaler der drei Brüder von 1609. Vom Churfürsten Johann Georg waren ganze Thaler von 1624 und 1630 da, desgleichen ein halber von 1612, alle mit Brustbildern und Wappen in bekannter Gestaltung. Aus dem Hause Altenburg war der Thaler des Herzogs Johann Philipp und seiner Brüder von 1623 da (Madai I, n. 1465), so daß also aus dem Hause Sachsen sich 11 größere Münzen fanden.

Von Würtemberg war ein sehr zierlicher halber Thaler des Herzogs Johann Friederich von 1624 da, der entsprechende ganze ist bei Madai I, 1629, desgleichen Köhler Münzbelust. III, p. 321 zu finden. Ein Kreuzer des Herzogs Ulrich mit den Wappen von Würtemberg und Teck auf der einen und dem montfortschen auf der andern gehört einer frühern Zeit 154. an. Der gräflich erbachsche Thaler, der zu den seltneren gerechnet wird (Köhler Münzbel. VII, p. 57, Madai I, n. 1684), war hier von 1624 und der gräflich mansfeldsche, den Madai 1804 von 1624 anführt, von 1625 vorhanden, der gräflich schlicksche Thaler von 1526 war von einem andern Gepräge als der von Madai II, 4370 angeführte, denn in der Umschrift steht nicht ET, sondern nur E und die Jahrszahl ist verkürzt 26 und nicht voll ausgeschrieben. Vom Grafen Johann von Stolberg war der halbe Thaler - von 1609 da, dessen ganzer von Madai I, n. 1417 angegeben ist.

Herzog Johann Adolf von Schleswig=Holstein ward durch einen Sechsling von 1615 in bekannter Form repräsentirt.

Von Städtemünzen fanden sich aber folgende:

Kaufbeuren ein sehr zierlicher Ortsthaler von 1543 mit dem Bilde und der Umschrift Kaisers Carl V. auf der einen und dem Stadtwappen auf der andern Seite, wovon der entsprechende Thaler bei Madai II, 4963 zu finden ist.

Nürnberg gab einen Thaler von 1627 in der Form,

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wie ihn Madai II, 5058 von 1624 anführt und dabei bemerkt, daß er von verschiedenen Stempeln und Jahren vorhanden sei.

Werden ein halber Thaler von 1545. hat das Brustbild des Kaisers mit der Umschrift CAROLVS ° V ° ROM . IMP ° SEMP ° AVG Blumenvignette und auf der Rückseite den gekrönten Reichsadler mit einem Schilde auf der Brust, worin ein W. Umschrift MO ° NO ° ARGE ° CIVI ° SVE ° WERD 45.

Worms hat einen halben Thaler von 1614, wo über dem Stadtwappen ein Drache hervorragt, im übrigen aber dem Thaler von 1617 bei Madai I, 2355 entspricht.

Der Ortsthaler von Braunschweig hat keine Jahrszahl, ist aber, da er Carls V. Namen trägt, in die frühere Zeit zu stellen; der halbe Reichsort von Hannover von 1625 hat die Werthangabe, und beide sind mit dem Stadtzeichen geziert, auch der halbe Thaler von Halberstadt von 1629 (Madai II, 4904 hat den entsprechenden ganzen) zeigt das Stadtwappen, aber auch das Bild des h. Stephan mit Buch und Palmzweig und den Namen in der Umschrift.

Aus dem deutschen Kaiserhause Oesterreich ist ein Ortsthaler des Königs Ferdinand mit Brustbild und einköpfigem Adler vorhanden. Von dem Erzherzog Albert und seiner Gemahlin Elisabeth fanden sich 3 viertel Kreuzthaler, einer von 1601, die andern ohne Jahrszahl, alle mit dem burgundischen Kreuze bezeichnet, und ist der entsprechende ganze Thaler bei Madai II, 3860 zu finden. - Von Erzherzog Ferdinand war der bekannte Thaler ohne Jahrszahl (Madai II, 3858) vorhanden. - Von Böhmen zeigte sich ein Viertelthaler des Königs Ferdinand II. von 1624 mit dem stehenden Bilde des Kaisers, und von Ungarn ein Viertelthaler des Königs Rudolph II. von 1588 und ein ganzer Thaler des Königs Matthias von 1614 (v. Schultheß = Rechberg I, n. 2442, Madai II, 2722 mit Bemerkung der Seltenheit).

Von den Münzen der Niederlande fand sich ein halber Thaler der Generalstaaten, mit einem Schilde, in dessen sechs Feldern die Wappen der Staaten, und auf der Rückseite ein Geharnischter mit 7 Pfeilen von 1590. Von Seeland war em Thaler von 1619, von Westfriesland dergleichen von 1624 (wie Madai II, 4643), von Utrecht ein halber Thaler von 1620 vorhanden und außerdem noch 2 abgegriffene, wie denn überhaupt die niederländischen Münzen weniger schön sind.

Von König Philipp von Spanien sind verhältnißmäßig viele Münzen in diesem Funde: 4 viertel und 10 achtel Piaster, welche sich in die Orts= und halben Ortsthaler einfügen

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mußten. Die hier vorkommenden sind, so weit sie erkennbar waren, aus den Jahren 1562 -1572 und für die niederländischen Besitzungen geschlagen, wie sich aus dem burgundischen Kreuze, auf dem das Wappen liegt, ergiebt, und es ist bekannt, wie wenig diese Münzen zu dem Reichsfuße paßten.

Der Sixpence - Stücke von England fanden sich drei, eins von Elisabeth von 1570 und zwei von Jacob von 1604 und 1621, mit Brustbild und Wappen.

Mit Ausnahme der zuerst angeführten meklenburgischen Münzen waren fast alle größere Sorten, und es scheint also, als ob damals das kleine fremde Geld, das sich im Münzfund von Slate (Jahrb. XIX, 414) in so verschiedenen Geprägen fand, schon wieder aus dem Umlaufe verschwunden war. Außer den angegebenen fanden sich nur noch dänische kleinere Münzen, drei von König Friedrich II. von 1562 und 83, und 32 von König Christian IV. von 1596 - 1630, sowohl in 4, als 2 und 1 Skilling-Danske-Stücken, welche sich allerdings den Groschen, Schillingen und Sechslingen der norddeutschen Münzherrn leidlich anschlossen, und fast ein Jahrhundert lang ihren Weg in diese Gegenden nahmen, bis sie endlich bei dem schwereren Münzfuß unmöglich wurden.

Es befanden sich aber in dem Vorrathe, den der Mann gegen das Ende des 30jährigen Krieges in der Müritz verbergen wollte: 15 Thaler, 13 halbe Thaler, 23 Ortsthaler, 25 halbe Reichsorte oder Achtelthaler, 4 Vierschillingsstücke (dänische), 24 Dütchen, 24 Groschen (18 dänische 2=Skillingstücke eingeschlossen), 69 Schillinge (15 dänische 1=Sk. eingeschlossen) und 27 Sechslinge.

G. M. C. Masch.