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Ueber die große Glocke zu Hohenkirchen,
welche eine schöne und seltene Umschrift führt, ist im Jahresbericht III, S. 182 bis 185 sehr ausführlich die Rede gewesen. Nach ziemlich sichern Zeichnungen lautet die Inschrift:
Ich versuchte 1838 statt der vielen andern Erklärungen, welche nicht zutreffen konnten, a. a. O. S. 184, Note, folgende Abtheilung und Erklärung, welche im Allgemeinen ziemlich richtig sein mußte:
und nahm an, daß: vas = Glocke, und signa = segne, bedeute, in pelb das l, statt plebs, versetzt und dahinter ein
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s ausgefallen sei und endlich statura sc. sit für maneat oder sit stehe, so das der Sinn sei:
Segne, o Gott, diese Glocke; das gerettete Volk sei glücklich.
Nun theilt Otte in seiner Schrift: Glockenkunde, Leipzig, 1858, S. 81, Note 3, dieselbe seltene Anschrift mit, welche auch auf einer Glocke zu Wiesenburg bei Belzig, ebenfalls in Majuskelschrift, steht und also lautet:
Mit Hülfe dieser Inschrift wird sich die Inschrift der Glocke zu Hohenkirchen mit ziemlicher Sicherheit erklären lassen. Ich lese jetzt nämlich:
und bemerke dabei: daß mehr als wahrscheinlich: SIN N für SI N steht, wie im Mittelalter häufig ein N vor GN eingeschoben wird; daß in PELB das L versetzt und das schließende S wegen des folgenden S ausgefallen ist, das Wort also PLEBS hätte lauten müssen; daß ST abbrevirt für S l T, d. sit steht; man könnte auch annehmen, daß in ST der erste Buchstabe beim Abschreiben falsch gelesen sei und das Wort T (et) heißen müsse, jedoch ist diese Abweichung nicht bedeutend. Ich lese daher die hohenkirchensche Inschrift also:
(d. i. Segne, o Gott, diese Glocke; das Volk sei wohl, die Luft gesund.)
G. C. F. Lisch.