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VI.

Genealogische und chronologische Forschungen

zur

Geschichte der meklenburgischen
Fürstenhäuser

Von

G. C. F. Lisch


A. Zur Geschichte des Hauses Meklenburg=Schwerin

1.
Fürst Hermann,

des Fürsten Johann I. von Meklenburg Sohn.

H ermann, der dritte 1 ) Sohn des meklenburgischen Fürsten Johann I. des Theologen, ist noch sehr wenig bekannt. Es wird im Allgemeinen gesagt, er sei geistlichen Standes und Domherr zu Lübeck und zu Schwerin gewesen (vgl. v. Rudloff M. G. II, S. 47 und 48, und v. Lützow M. G. II, S. 25). Die Quellen dieser Nachrichten sind zwei Chroniken, welche ungefähr zu einer und derselben Zeit geschrieben sind. Die doberaner und parchimsche Genealogie (Jahrb. XI, S. 18-19) sagt:

"Hermannus fuit canonicus Zwerinensis et Lubicensis".

Ernst v. Kirchberg sagt in seiner Reimchronik:

"Her Herman kunde canonike syn
zu Lubike vnde zu Zweryn",


1) E. v. Kirchberg nennt ihn den "dritten" Sohn Johanns I.: "der dridde hiez her Herman".
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Merkwürdig ist es nun, daß er weder in den Urkunden der Stadt Lübeck, noch in den Urkunden des Bisthums Lübeck, welche bis in das 14. Jahrh. jetzt gedruckt vor uns liegen, genannt wird und auch in den Schweriner Urkunden nicht beobachtet ist. Um so mehr ist jede Urkunde von ihm ein Gewinn für die Landesgeschichte. Kurz vor dem Tode seines Vaters war Hermann in Pommern. Als der Herzog Wartislav von Pommern=Demmin am 17. Mai 1264 der Stadt Greifswald die Aufführung einer Stadtmauer erlaubte und die Errichtung jeder fremden Burg auf dem Stadtgebiete verbot, auch der Stadt Einen Markt und Ein Recht gab 1 ), war der Fürst Hermann von Meklenburg bei ihm in der Nähe der Stadt Greifswald zu Darsin, jetzt Ludwigsburg bei Greifswald, und wahrscheinlich auch in der Stadt Greifswald. Die Vergleichung der Original=Urkunde 2 ) läßt keinen Zweifel über die richtige Lesart des Namens Hermann übrig. Am 27. Mai 1264 war auch der Fürst Heinrich von Meklenburg, sein Bruder, bei dem Herzoge Barnim von Pommern zu Greifswald. Am 17. Mai 1264 lag der Herzog Wartislav krank ("in nostra infirmitate") zu Darsin und machte hier sein Testament ("in nostro testamento nuncupativo, quod Darsim fecimus": vgl. v. Dreger Codex Pomer., Nr. 366, p. 475); an demselben Tage stellte er noch mehrere Urkunden aus, z. B. die hier mitgetheilte und die in v. Dreger Codex Pomer., Nr, 366, p. 475 gedruckte. Er starb noch in demselben Jahre, sicher vor dem Monate September.

In demselben Jahre, am 1. Aug. 1264, starb auch der Vater der meklenburgischen Fürsten, Johann I. der Theologe (vgl. Jahrb. XIX, S. 358). - Eine etwas spätere Urkunde Hermanns ist gedruckt in Rudloffs Urk. Lief. Nr. XIX. In diesen Urkunden wird Hermann noch nicht als Geistlicher bezeichnet.


1) Um dieselbe Zeit erhielt auch die Stadt Rostol ähnliche Zusicherungen: im J. 1265 wurden die Märkte und Gerichte auch in Rostock vereinigt und im J. 1266 mußte der Fürst eine Burg in der Stadt wieder abtragen.
2) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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2.
Ueber den Herzog Albrecht VI.

und
dessen Gemahlin Katharina

Ueber den Herzog Albrecht VI, den ältesten Sohn des Herzogs Heinrich des Dicken, und dessen Gemahlin Katharina sind die hauptsächlichsten Lebensumstände und Zeitbestimmungen noch alle sehr unzuverlässig und größtentheils unrichtig.

Rudloff II, 2, S. 836, sagt, daß Herzog Albrecht zuerst, im J. 1471, mit des Grafen Eberhard von Würtemberg Schwester Elisaabeth versprochen gewesen, die Heirath jedoch nicht zu Stande gekommen, die Braut dagegen zuerst mit dem Grafen Johann von Nassau und nach dessen Tode mit dem Grafen Heinrich von Stolberg vermählt worden sei. Albrecht habe dagegen im J. 1472 des Grafen Wichmann von Lindow Tochter Katharina geheirathet. Diese Angaben sind zum größten Theil unrichtig und fließen aus sehr trüben Quellen. Es ist im schweriner Archive ein Entwurf einer Eheberedung zwischen dem Herzoge Albrecht und der Gräfin Elisabeth von Würtemberg vorhanden, deren Datum aber vollständig verblichen und vermodert oder vielmehr wahrscheinlich noch gar nicht ausgeschrieben gewesen ist. Der herzogliche Secretair und Archivar Samuel Fabricius hat im 16. Jahrh. auf die Rückseite dieses Actenstückes geschrieben, daß daß Herzog Albrecht "Anno 1471" die Gräfin Katharina von Lindow zur Ehe genommen habe. Chemnitz giebt in seinem Chronicon einen weitläuftigen Auszug aus dieser Urkunde und fügt die Jahreszahl 1471 als Datum derselben hinzu, - und Rudloff nimmt alles dieses aus Chem nitz unbedingt auf! Die Sache verhält sich aber ganz anders.

"Unter des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg Vermittelung" war allerdings eine Ehe zwischen dem Herzoge Albrecht von Meklenburg und der Gräfin Elisabeth von Würtemberg beabsichtigt und es war schon der Entwurf zu den Ehepacten festgestellt, welcher jedoch nicht datirt ist. Dies geschah aber im Anfange des Jahres 1466. Es sind nämlich noch Schreiben des Grafen Eberhard von Würtemberg vom 9. April 1466 und des Markgrafen Albrecht von Brandenburg vom 27. April 1466 vorhanden, welche diese beabsichtigte Heirath besprechen; es geht aus diesen Schreiben hervor, daß schon beim Entwurfe der Ehepacten Mißhelligkeiten über das Heirathsgut entstanden. Die Ehepacten kamen nicht zum Abschluß. - Das Jahr 1471 kann schon aus dem

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Grunde nicht richtig sein, weil Elisabeth von Würtemberg schon im J. 1470 an den Grafen Johann von Nassau verheirathet ward, welcher schon im J. 1472 starb.

Vorzüglich aber können die bisherigen Zeitangaben deshalb nicht richtig sein, weil schon im Herbste des J. 1466 über die Vermählung des Herzogs Albrecht mit der Gräfin Katharina von Lindow verhandelt ward.

Sehr bald nach dem Abbruche der Verhandlungen mit dem Grafen von Würtemberg wurden Verhandlungen mit den Grafen von Lindow, Herren von Ruppin und Möckern, über eine Vermählung des Herzogs Albrecht mit der Gräfin Katharina von Lindow angeknüpft. Am 9. Oct. 1466 schrieben 1 ) die Grafen Johann und Jacob von Lindow an den Herzog Heinrich von Meklenburg, den Vater des Herzogs Albrecht, daß sie die Verhandlungen über eine Vermählung ihrer Schwester Katharina mit dem Herzoge Albrecht gerne empfangen und in Ueberlegung genommen hätten, und schlugen einen Tag zur Verhandlung am 15. Oct. zu Wittstock vor, um die vorbereiteten Verhandlungen zu einem guten Ende zu führen. Es leidet also keinen Zweifel, daß die Ehe des Herzogs Albrecht mit der Gräfin Katharina von Lindow, wenigstens durch die Ehepacten, im Jahre 1466 geschlossen ist.

Um Ostern 1468 unterzeichnet Katharina schon einen Brief als Herzogin von Meklenburg.

Rudloff a. a. O. sagt, die Gräfin Katharina sei eine Tochter des Grafen Wichmann von Lindow gewesen. Auch dies ist nicht völlig richtig. Katharina war eine Schwester der Grafen Johann und Jacob von Lindow, also eine Tochter des Grafen Albrecht III, welcher drei Male, und zwar das erste Mal mit Katharina, Herzogin von Schlesien, vermählt war; vgl. Riedel Cod. dipl. Brandenb. I, 4, S. 12 und 17. Nach den Vornamen zu schließen, war Katharina eine Tochter erster Ehe des Grafen Albrecht. Riedel kennt die Gräfin Katharina aber gar nicht. Der Graf Wichmann, mit welchem 1524 das Geschlecht der Grafen von Lindow ausstarb, ward erst im J. 1520 für mündig erklärt.

Es wurden zur Vermählung sicher nur allgemeine Ehepacten vollzogen, Die einzelnen Verschreibungen wurden erst später ausgefertigt. Im J. 1472 waren die Grafen Johann und Jacob von Lindow noch Gelder auf den Brautschatz ihrer Schwester Katharina schuldig. Da diese Verhandlungen die


1) Vgl. Anlage Nr. 1.
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ältesten, früher bekannten Actenstücke über die Vermählung sind, so hat man hieraus geschlossen, daß die Vermählung erst im J. 1472 oder im J. 1471 vollzogen sei. Der Herzog AIbrecht verschrieb erst am Johannistage 1482, also nicht lange vor seinem Tode, seiner Gemahlin das Leibgedinge.

Der Herzog Albrecht starb schon im Anfange des J. 1483. Rudloff sagt in der Stammtafel, er sei "1483 vor April 27" gestorben. Nach einer alten Aufzeichnung aus dem Anfange des 16. Jahrh. im schweriner Archive starb der Herzog am 16. Februar 1483:

"Im Jar des hern MIIII C LXXXIII des Sondages Invocauit starff h. Albert".

Am Pfingstabend, d. i. 17. Mai 1483, verschrieben sich die Herzoge Magnus und Balthasar für des Herzogs Albrecht Wittwe Katharina auf 4000 Gulden als den Nachstand ihrer Leibzucht, "nach dode des hochgebornen fursten hern Albrechts zeliger in godt vorstoruen" und am 1. NoV, 1483 wurden die Verhandlungen darüber weiter geführt.

Ueber den Tod der Herzogin Katharina herrscht noch völliges Dunkel Rudloff sagt nur, daß sie noch 1483 Nov. 1 gelebt habe, und es sind von ihr noch Briefe aus dem Herbste des Jahres 1483 vorhanden. Es wird sich aber das Sterbejahr der Herzogin nach neuern Entdeckungen genauer angeben lassen. Am 10. Sept 1485 schrieben 1 ) die Brüder Waldemar und Sigismund von Anhalt an die Herzoge von Meklenburg, daß, da nach einem Landgerüchte die Herzogin Katharina vor kurzem gestorben sei, die Herzoge ihnen hierüber sichere Nachricht geben möchten, damit sie ihre leibliche Schwester Fräulein Anna, welche sich bisher bei der Herzogin Katharina aufgehalten habe, zurückholen lassen könnten. Da eine Schwester der Grafen Johann und Jacob von Lindow, also auch der Herzogin Katharina, Namens Anna, mit dem Fürsten Georg I. von Anhalt=Dessau, dem Vater der Fürsten Waldemar und Sigismund, in dritter Ehe vermählt war, so war die Herzogin Katharina eine Tante der jungen Fürstin Anna und der beiden Fürsten von Anhalt. Die anhaltischen Fürsten nennen daher die Herzogin Katharina ihre "Schwester", ein Ausdruck, der bei Verschwägerungen sehr häufig vorkommt, namentlich wenn die Lebensjahre der Verschwägerten nicht sehr weit aus einander stehen.


1) Vgl. Anlage Nr. 2.
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Die Herzogin Katharina wird also im Spätsommer des J. 1485 gestorben sein, nach dem Inhalte des Schreibens der anhaltischen Fürsten gewiß nicht früher.

Nach dem Tode der Herzogin Katharina dauerten die Verhandlungen über die Rückzahlung ihres Heirathsgeldes noch lange fort Das erste noch erhaltene Schreiben 1 ) in dieser Angelegenheit ist vom 12. Januar 1489, das zweite 2 ) vom 26. März 1491, welchem noch einige bis gegen das Ende des J. 1491 folgen. Es ist also sicher, daß die Herzogin vor dem J. 1489 starb, also sicher zwischen 1485 und 1488, wenn man dem "Landgerüchte" keinen Glauben Schenken wollte.

 

Anlagen.

Nr. 1.

D. d. Ruppin, 1466. Oct. 9.

Vnnsen fruntliken dinst vnde was wy liues vnde gudes vormogen. Hochgebarnne Furste, liue ohme. So gy uns gefcreuen hebben van der vorhandelinge, de geschyn is tuschen deme hochgebarnnen fursten unde heren hertoge Albrechte, juweme fane, vnnsem liuen ohm, vnde vnnser suster, alle sulke vorhandelinge vnde gewerue, de dar tuschen geschin synt, hebben wy alle to gudermathen gut liken in andacht vpgenamen vnde mit den vnsen vnde andern, dar wy billick muchten mede spreken, fordan vorhandelt vnde nach den besten auerwagen, sunder so gy vns nu de tyt vnde stede als nomeliken amme sondage negest kamende nach Dionisii to Witstogk to kamende vorscreuen hebben, so sint wy alße gystern gantz spade van deme dage to Tempelin gekamen, dat vns de tyt gantz kort ist vnde de vnnsen vnde de anderen, de wy gerne dar by hadden, nicht kanen vppe deme sondage dar bringen vnde juwen knecht ok nicht so drade hebben kanen van vns forderen: bidden wy juwer leue in funderken flite, gy des nicht vor vnwillen nemen, sunder amme dingestdage negestkamende nach dissen suluen sunte Dionisius dage to Witstogk vppe den auent so meynen wy gewissze dar to kamende, vnbe des middewekes voert vnfe dedinge mit juw des haluen gerne fordan, so de vormals begrepen


1) Vgl. Anlage. Nr. 3.
2) Vgl. Anlage Nr. 4.
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vnde vorgenhamen fint, thome guden ende mit juw to bringende vnde vns gutliken mit juw to slitende, vnde juwe liue gewisse dar kame, dar wy vns gentzliken to deme dage vorlaten, vnde wes wy juwer liue kanen to dinste vnde to willen werden, don wy ganz mit alle vnseme vormoge gerne. Datum Ruppin, amme donresdage amme dage dionisii, vnder vnnseme ingesegele, anno domini etc. . LXVI to

Johannes vnde Jacob gebrodere von gots gnaden grauen vom Lyndow vnde heren to Ruppin.

Deme hochgebarnnen Fursten vnde hern heren Hinrick herthogen to Melnborch, to Wenden vnde grauen to Swerin, vnnseme liuen ohme.

(L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. Meklenburg. Geh= und K. Archive zu Schwerin. - Im J. 1466 fiel der S. Dionysius=Tag, der 9. Oct. auf einen Donnerstag.

Nr. 2.

D. d. Dessau. 1485. Sept 10.

Vnszer fruntliche vnde willige dinste zuuoren. Hochgeborne, fruntlichen, lieben omheme. Wir haben vß fremder irfarunge in eyneme lantgeruchte, daz die hochgeborne furstinne frauwe Katherine von Mecklenborg, vnszir liebe swester, in ghot kortez vorschehden fy, vnde so ir liebe in gantcz ghutlicher fruntschafft vnde wolmeynunge das hochgeborne freuwechin Annen, vnfze libliche liebe swester, by sich enthelt, nicht gewyssens haben, wie eß dar vmb ist, vnde so daz geruchte wdr were, weren wir deß sere vorschrocken vnde bekummert vmbe vnßir swester, der wegen ist vnszer fruntliche bethe, uwer lieben wollen vns deß eyn gewisszen geben by desszeme kegenwertigen vnszerm bothen, wollen wir vnszir swester vorgenant lasszen holen. Daz vordinen wir alle zeyt mith fruntlichen vnde willigen dinsten gerne. Geben zu Dessow, amme Sonnabende nach Natiuitatis Marie, Anno domini etc. . LXXXV to

Waldemar vnde Sigemundt gebroder von gotis gnaden fursten zu Anhalt, Graffen von Asschanien etc. ., heren zu Bernborgk etc. .

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Denn hochgebornen fursten vnde heren heren Magnuszen vnde heren Balthesararen, gebruderen, Hertzogen zcu Mecklenborgh, fursten zcu Wenden, Graffen zcu Swerin, der Lande Rostogk vnde Stargerde etc. heren, vnßern fruntlichen lieben heren vnde omhem.

(L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. Meklenburg. Geh. und K. Archive zu Schwerin.

Nr. 3.

D. d. Cölln a. d. Spree, 1489. Jan. 12.

Vnnser frunttich dinst mit vermogen alles gutten zuuoren, Hochgebornen fursten, lieben ohmen. Vnns haben die wolgebornen vnnd edelen vnnser rete vnd lieben getrewenn Johanns vnnd Jacob, grauen von Lindow, herrn zu Ruppin vnnd Mokern, zu erkennen gebenn, das in nach abganck frawen N, etwan des hochgebornen fursten, hern Albrechts, hertzogen zu Mekelmburg, ewrs lieben bruders, inn got seligen, gemahel, yrer lieben swester, von dem widerfall irs hehrats ir mitgeben nach laut der hey ratsbriue, nemlich newntausend gulden heimgefallen, der fy by euch forderung getan vnnd doch bisher auff yr gutlich vnnd fruntlich ersuchen nichts haben bekomen mogen, demnach vnnd wir durch fy ytzundt mit vleis ersucht sind, fy deßhalben gen euch freuntlich zu uerschriben, bitten wir mit fruntlichem vleis, ewr lieb wolle den genanten grauen Johansen vnnd Jacob von Ruppin solchs gelts genugsamlich entrichten vnnd betzalung thun nach laut der verschribung obenberurt, wo yr aber inn vermeynug seyt, einrede zu haben, sein wir der genanten grauen als vnnser lantsessen vnnd verwanten zugleich vnnd aller billickeit mechtig, bitten auch van deßwegen ewr lieb der gebrech zu uerhorung vnnd handelung vor vnns auch nicht vßzuschIagen, als wir vnns deß vß fruntlichem wesen zu ewr liebe wol versehen thun werden, sein wir geneigts willens vmb ewr lieben fruntlich zu uerdienen vnnd bitten deß ewr lieben fruntlich antwort. Datnm Coln an der Sprew, am mantag nach Trium Regum, anno domini im LXXXIX ten .

Johanns von gots gnaden marggraue zu Brandemburg, des heiligen romischen richs erßcamerer vnnd curfursten, zu Stettin Pommern etc. ., hertzog, burggraue zu Nuremberg vnnd fursten zu Rugen.

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Den hochgebornen fursten vnnsen lieben ohmen herrn Magnus vnnd herrn Baltzer, gebrudern hertzogen zu Mekelmburg, fursten zu Wenden, grauen zn Swerynn, Rotstock vnnd Stargart der lannde herren,

(L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. Meklenb. Geh. u. K. Archive zu Schwerin

Nr. 4.

D. d. Schwerin. 1491. März 26.

Vnsze frunthlicke dinste touornn. Wollgebornne, fruntlike liue oheme. Allso denne Jwe liue vns itzund gefcreuen hebbenn der sakenn halbenn, szo jwe liue samptlikenn mit jwer liue bruder graue Jacob van jwer vnde vnszer liuen sußter wegen zeliger in godt vorstoruen vermeynen to vns to hebbenn, vnde vns wider vermanen, wo jwer liuen bruder imme latesten to Stettin dorch den gestrengen vnde duchtigen unszen Radt vnde liuen getruwen er Nic. Hanen Ritter darumme besandt hebbenn, wo de meyninge des briues wider sundet, hebbenn wy vernamen, Twiuelen wy des nicht, jwe liue hebbe alle vorscriffte dorch vns vnde jwe liuen vnderlangs ergangen noch woll in dechtnissze, Jdoch wanner vnsze fruntlike liue ohem vnde Bruder margreue Hans etc. ., nach synen liuen vorscriffte vnde affschede vns jegen syner liuen to kamen vp bequemelike dage vnde legelike stede vorscrifft scheffte halbenn van beiden delen vns berurende, willenn wy jegen syner liuen komen vnde vnszen vorscrifftenn an jwer liuen erlanget genuch don. Wusten wy susz jwer liuen dinste vnde fruntschop to donde, des weren wy gewilliget. Datum Zwerin amme pallmeauendt, Anno etc. . XCI°,

Magnus vnde Balltzar.     

An

Grauen Johannszen to Ruppin,

Nach dem Concept im großherzogl. Meklenburg. Geh. u. K. Archive zu Schwerin. Am 18. März 1491 schreibt der Graf Johann von Lindow von seiner "Borch Oldenruppin" an die Herzoge Magnus und Balthasar von Meklenburg, daß sein Bruder den Herzog Magnus, als dieser zu Stettin gewesen sei, wegen der Angelegenheit ihrer verstorbenen Schwester durch "Clawes Hanen Ritter" beschickt und der Herzog Magnus durch diesen habe erklären lassen, daß er die Angelegenheit dem Markgrafen Johann von Brandenburg und den meklenburgischen Räthen zur Entscheidung verstellen wolle; der Graf Johann bittet nun um genauere Erklärung, um die Sache vorbereiten zu können.

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3.

Ueber den Sterbetag der Herzogin Sophie,
Gemahlin des Herzogs Magnus II.

Der Sterbetag der Herzogin Sophie, des braven Herzogs Magnus II. Gemahlin, in deren hohes Lob alle Schriftsteller übereinstimmen, ist bisher noch nicht ganz sicher gestellt, obgleich der Sterbetag mehrfach von Interesse ist, wäre es auch nur wegen ihres seltenen Grabdenkmals. Die Herzogin ward vor dem Hochaltare des Dominikaner= oder Schwarzen=Mönchsklosters zu Wismar begraben und ihr Grab mit einer kunstreichen Messingplatte geschmückt, auf welcher ihr erhaben gegossenes, statuarisches, liegendes Bild aus Messing, von ihren Wappen und der Grabinschrift umgeben, dargestellt ist, dem einzigen Werke dieser Art, welches noch in Meklenburg vorhanden ist, leider aber nicht sehr geschützt zu sein scheint, da die Kirche nicht mehr als Gotteshaus benutzt wird.

Den sichersten Anhaltspunkt giebt wohl ohne Zweifel die Inschrift auf der Grabplatte. Diese lautet nach dem Originale:

Inschrift

Vgl. Schröder Pap. Mekl. II, S. 2721.

Hiernach starb die Herzogin im J. 1504 am Freitage nach Misericordia domini. Dies war im J. 1504 der 26. April.

Hiemit stimmt auch der lübische Chronist Reimar Kock, ein wohl unterrichteter Wismaraner, überein, wenn er in seiner handschriftlichen Chronik schreibt:

1504. Des fridaghes na sunte Marcus iß frauwe Sophia, de nagelatene wedewe hartig Magni, ene Moder Hinrici und Alberti van Mekelnborg und thor Wißmar tho den schwarten Monnecken begraven.

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Der S. Marcus=Tag, der 25. April, fiel im J. 1504 auf einen Donnerstag, also war der Freitag nach S. Marcus der 26. April. Beide Angaben werden durch die officielle Todesanzeige bestätigt; diese ist zwar nicht selbst, jedoch sind noch einige Antworten darauf vorhanden. In dem Beileidsschreiben des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg an die Herzoge Balthasar und Heinrich von Meklenburg wird Bezug genommen auf das herzogliche

"Schreybenn, das etwen dy hochgeborne furstin fraw Szophia gebornne zu Stettin Hertzogin zu Mecklnburg etc. . am freytag vorganngen, doch mit verwarung aller Sacramenten, als ein cristliche furstin von disem jamertall todtlichen abgeschiden".

Das kurfürstliche Schreiben ist von Cöln an der Spree "am tag walpurgis" datirt. Der Tag Walpurgis ward zwar gewöhnlich am 27. Febr. gefeiert, aber auch am 1. Mai. Die Feier am 1. Mai muß hier nothwendig angenommen werden; dann war der nächst vorher vergangene Freitag der 26. April. Das Beileidsschreiben des Kurfürsten Friedrich von Sachsen ist zu Torgau am Sonnabend nach Inventionis crucis, also am 4. Mai, das des Landgrafen Wilhelm von Hessen zu Cassel am Freitage nach Ascensionis domini, also am 17. Mai, datirt.

Anders redet Slagghert in seiner Chronik des Klosters Ribnitz, in welcher die Stelle nach dem plattdeutschen Originale nach einer Abschrift also lautet:

Anno M. D. IV. An deme dage Marci Froychen (?) Sophia, Hertich Magnus tho Meckelenborch naghelaten Vorstynne vnd des hochgebaren gnedigen Heren Hertich Eriche tho Pamern Dochter und Hertich Buglasses Suster und froychen Dorothea der Abdissen tho Ribbenitz er Moder, ys in Got den Herrn gestoruen vnde begrauen tho der Wysmer by den Broderen sunte Dominicus Orden vor deme hogen Altar in einem vorhauen Graue, dar up licht eyn gaten Missinges Sten myt enem groten, schonen Bilde, na er gebildet, mit eren Wapen. Desse [Vorstynne] hest gegeuen desseme Closter tho Ribbenitz in erem Testamente de alderbeste casele myt Golde dorchgeslagen vnd enem schonen Parlen Cruce vp deme Rueggen, myt ener schonen Amitten 1 ) van Parlen und Golde vnd eddelen Stenen.


1) Amita, gewöhnlich Amictus, der erste Theil des Priestergewandes, ein weißes Tuch, das Hals und Brust bedeckt.
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Slagghert setzt also den Sterbetag der Fürstin auf den Tag des Evangelisten Marcus. Dies ist der 25. April.

Eben so berichtet die lateinische Uebersetzung des Slagghert in Westphalen Mon. Ined. IV, p. 878: "Ao. 1504 in die Marci evangeliste illustrissima Sophia etc. obiit"; wohl zu merken ist, daß diese Uebersetzung die ganze Stelle von dem Grabe der Herzogin ausläßt.

Eben so lautet auch eine Aufzeichnung in einem im Archive zu Schwerin aufbewahrten Verzeichnisse fürstlicher Sterbetage aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts:

"M C IIII. am dage marci evangeliste starff Sophia, gemaell h. magni".

Da alle amtlichen urid unmittetbaren fürstlichen Quellen für den 26. April reden, so ist dieser Tag auch unbedenklich als der Sterbetag der Fürstin anzunehmen.

Albert Krantz am Schlusse seiner Bandalia, XIV, 35, giebt den Todestag der Herzogin nicht an.


B. Zur Geschichte des Hauses Meklenburg=Stargard.

4.

Ueber die Gemahlinnen des Herzogs Johann I.
von Meklenburg=Stargard.

Es sind bis jetzt zwei Gemahlinnen des Herzogs Johann I. von Meklenburg=Stargard, des Bruders des ersten Herzogs Albrecht von Meklenburg=Schwerin, bekannt: Anna, geborne Gräfin von Holstein, und Agnes, geborne Gräfin von Ruppin, verwittwete Fürstin von Werle; vgl. Rudloff. M. G. II, S. 526 (vgl. S. 457) und F. Boll Gesch. des Landes Stargard, II, S. 52 (wo unrichtig nur Rudloff, II, S. 456 citirt ist). Aus einer Stelle in einer Kriegsschadenberechnung des Ritters Otto von Dewitz vom J. 1358, die ich Boll zu seiner stargardischen Geschichte a. a. O. mitgetheilt habe:

"quum frater domini Magnopolensis duxit suan dominam"

geht hervor, daß der Herzog Johann sich im J. 1358 wieder vermählte. Die Gemahlin, mit der er sich im J. 1358 verband, wird aber nicht die zweite, sondern die dritte gewesen sein.

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Nach Rudloff starb die erste Gemahlin Anna vor dem J. 1356.

Nun habe ich eine Urkunde entdeckt, nach welcher der Herzog Johann vor dem 13. Januar 1358 eine zweiteGemahlin Rixe durch den Tod verloren hatte. Am 13. Jan. 1358 stiftete 1 ) nämlich der Herzog Johann einen Altar in der Kirche des Klosters Himmelpfort zu Messen für das Seelenheil seiner Lieben, seiner Vorfahren und seiner Nachkommen, namentlich aber der Frau Riye, welche hiebevor seine liebe Ehegenossin gewesen war ("vru Ryccien, die hierbevorne uuse lêue echtghenote 2 ) was"), endlich seines Bruders Albrecht, seiner Gemahlin und ihrer Erben. Es geht hieraus hervor, daß Herzog Johann nicht lange nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Anna († vor 1356) die Rixe wieder geheirathet, diese aber bald nach der Vermählung (vor dem 13. Jan. 1358) durch den Tod wieder verloren habe, wahrscheinlich nicht lange vor dem 13. Jan. 1358, da der Altar, wie in solchen Fällen häufig zu geschehen pflegt, wohl bei oder bald nach dem Begräbnisse gestiftet ward. Woher diese Rixe stammt, habe ich noch nicht ermitteln können; vielleicht stammte sie aus dem Hause Werle oder aus einem nordischen Hause, wo der Name Rixe gebräuchlich war.

Hierauf nahm Herzog Johann, nach der oben mitgetheilten Stelle in der Rechnung des Ritters Otto v. Dewitz noch im J. 1358, zur dritten Gemahlin die geborne Gräfin Agnes von Lindow, verwittwete Fürstin von Werle.

Der Herzog Johann I. von Meklenburg=Stargard hatte also folgende drei Gemahlinnen:

1) Anna, Gräfin von Holstein, † vor 1356.
2) Rixe (Fürstin von Werle?), 1356 † 1357.
3) Agnes, Gräfin von Lindow. 1358.

5.

Ueber das Sterbejahr des Herzogs Johann II.
von Meklenburg=Stargard.

Das Sterbejahr des Herzogs Johann II. von Meklenburg=Stargard ist bisher noch nicht bestimmt gewesen. Rudloff Mekl. Gesch. II, S. 570 thut dar, daß er vor dem 19. März 1417 gestorben sei; F. Boll in seiner Geschichte des Landes Stargard, II, S. 109 sagt, daß er "aller Wahr=


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
2) Auch im Holländischen heißt echtgenoot - Ehegemahl.
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"scheinlichkeit nach in dem Jahre 1416, wenigstens in den ersten Monaten des folgenden Jahres gestorben" sei. Daß er nach dem 7. Mai 1416 gestorben sei, beweiset Boll a. a. O. Es wird sich aber nachweisen lassen, daß er imJahre 1416 vor dem 9. October, also zwischen 7. Mai und 9. October 1416 gestorben ist. Am 9. Oct. 1416 schenkte 1 ) nämlich der Herzog Johann von Meklenburg=Stargard dem Kloster Himmelpfort "die Walkmühle, welche sein lieber Vater seliger Gedächtniß auf dem Stadtgraben zu Lichen bei dem fürstenbergischen Thore hatte bauen lassen und wie er und sein Vater die Mühle besessen hatten", wofür er dem Kloster die Pflicht auferlegte, für sein und seiner Vorfahren und Nachkommen Seelenheil ewig Gedächtnißfeiern zu halten. Aus dem Umstande, daß der Schenker seines Vaters mit besonders zärtlichen Worten gedenkt und eine Gedächtnißfeier für das Seelenheil der Glieder seines Hauses stiftet, glaube ich mit Sicherheit schließen zu können, daß der Schenker der Herzog Johann III. ist und der Sohn des Herzogs Johann II, der nach dem Ton der Urkunde erst vor kurzem gestorben war. Auch würden, wenn unter dem verstorbenen Vater der Herzog Johann I. hätte verstanden werden sollen, die beiden Brüder Johann II. und UIrich I. die Schenkung gemacht haben. Es wird also der Herzog Johann II. im dritten Viertheil des Jahres 1416 gestorben sein.

6.

Das Sterbejahr des Herzogs Rudolph
von Meklenburg=Stargard, Bischofs von Schwerin.

Das Sterbejahr des Schweriner Bischofs Herzogs Rudolph ist für die Genealogie sowohl der Herzoge von Meklenburg, als der Bischöfe von Schwerin von, mehrfacher Bedeutung, nicht minder das Sterbejahr seiner beiden Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhle Schwerins, Namens Heinrich, Rudloff sagt in seiner Mekl. Gesch. II, S. 560, daß Rudolph im J. 1415, nach Julii 25 gestorben sei, und ich habe in den Jahrbüchern VIII, 1843, auch das Jahr 1415 als sein Sterbejahr, auf urkundliche Beweise getützt, angegeben. Dennoch sagt Boll in seiner Geschichte des Landes Stargard, II, 1847, S. 109, daß Rudolph im J. 1416 gestorben sei. Die Be=


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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weisführung für das richtige Jahr ist sehr schwierig, da aus der letzten Zeit des Bischofs Rudolph und aus der ersten Zeit seines Nachfolgers Heinrich von Nauen nur sehr wenige Urkunden vorhanden sind. Jedoch wird sich der Beweis führen lassen.

Der Bischof Rudolph läßt sich im J. 1415 durch folgende Urkunden als lebend nachweisen.

1) 1415. Febr. 5.

"Henning Reventlow verkaufft dem Capitel zu Zwerin seinen Hoff zu Wendischen Rambow, den Hinrich von Loo sein Stiefvater und Grete seine mutter besitzet, mit den darzu ligenden hufen vnd allem, waß sein Vater Gottschalck Reventlow da gehabt vnd ihm geerbet, mit richte, dienste, vor 100 Mk, lüb. Datum Zwerin 1414, im Sontage Marteti Magdalenen tage (Julii 22). Vnd ist Bischoffs Rodolphi Consens hieran gehefftet sub dato Butzow 1415 in die Agathae (Febr. 5)."

Nach Daniel Clandrians Verzeichniß der Urkunden des Stifts Schwerin; das Original der Urkunde ist nicht mehr vorhanden.

2) 1415. Febr. 22.

Lübbert Witgerver, Scholasticus des Bisthums Schwerin, stiftet eine ewige Vikarei in der Kirche zu Schwerin mit 26 Mk. Lüb. Hebungen aus dem Dorfe Driefpet, die er von dem Bischofe Rudolph gekauft hat. Datum mensis Januarii die XII, pontificatus domini Johannis papae XXIII anno quinto (v. i. 12. Jan. 1415). Diese Stiftung wird von dem Bischofe Rudolph zu Bützow am 22. Febr. 1415 und von dem schweriner Dom=Capitel am 5. April 1415 bestätigt.

Diese Urkunde ist im Auszuge gedruckt in Schröder's Pap. Meckl. II, S. 1773.

3) 1415. April 3.

Der Bischof Rudolph von Schwerin verkauft dem Kloster Doberan das Eigenthumsrecht an dem Dorfe Retschow, unter Bewilligung des Dom=Capitels zu Schwerin. "Gheuen vnde screuen tu Zwerin 1415, des mydwekens in deme paschen."

An dieser Urkunde, welche im Originale bei den Urkunden des Klosters Doberan im Schweriner Archive vorhanden ist, hängt noch des Bischofs Rudolph großes Siegel ("grote ynghzeghel") und das große Siegel des Dom=Capitels.

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Damals lebte also der Bischof Rudolph sicher noch.

4) 1415. Juli 28.

Die Herzoge Otto und Casimir von Pommern verbünden sich mit "hern Rodeloue bysscope to Zwerin" und seinen Brüdern Johann und Ulrich, Herzogen von Meklenburg=Stargard, und mit den Herzogen Johann und Albrecht von Meklenburg=Schwerin gegen die "wendeschen heren", 1415, des negesten sondages na s. Jacobes dage apostoli.

Rudolph lebte also noch am 28. Julii 1415; er konnte höchstens einige Tage oder Wochen vorher gestorben sein, wenn bei der Ausstellung dieser Urkunde die Nachricht von seinem Tode noch nicht zu den pommerschen Herzogen gelangt sein sollte. Jedenfalls kann man aber annehmen, daß er noch im Julii 1415 lebte.

Im December 1415 war Rudolph aber schon todt, "Johan vnd Albrecht Hertzogen zu Mekelnburgk stifften vnd machen eine ewige Prouenn in der Kirchen zu Zwerin, die genannt ist eine Middel=Prouen, deren verlehnung sie vnd ihren erben sich furbehalten, vnd geben darzu 24 Mk. sundischer pfenninge iarlicher gulde in den Muhlen zu Wotreutze vnd zum Brule vnd 9 Mk. lub. Bede im dorffe Jordenßhagen von den gemeinen Bauren deß dorffes. Item 2 Mk. lub. in der Bede im dorffe Meytin vff dem Buge vffzuboren alle Jar vff Michaelis. Datum Zwerin 1416 in S. Johannis Evangelisten tage in den Weinachten (d. i. 1415. Dec, 27).

und

"Lubbertus Witgherwer, scholasticus ecclesiae Zuerinensis, amministrator etc. vacante sede episcopali confirmiret vorberurte von H. Johan vnd Albrechte zu Mekelnburgk gestifftete Prouene, vnd ist Ihrer F. G. vor registrirter Fundation=brieff dieser Confirmation inserirt. Datum et actum Zwerin 1416 mensis Decembris die 27 (d. i. 1415. Dec. 27).

Diese Urkunden des Bisthums Schwerin sind nicht mehr im Originale vorhanden, aber aus den sichern Regesten Daniel Clandrian's,bekannt. Beide Urkunden sind vom 27. Dec. des Jahres 1416 datirt, d. h. nach jetziger Zeitrechnung im Jahr 1415, indem damals das Jahr mit Weihnacht begann.

Am 27. Decbr. 1415 war also der Bischof Rudolph schon todt und der Schweriner Dom=Scholasticus Lübbert Wit=

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gerwer war bei der Sedisvacanz ("vacante sede episcopali") Administrator des Bisthums Schwerin; Rudolphs Nachfolger war also noch nicht gewählt.

Lübbert Witgerwer war damals ein bekannter, thätiger Mann. Am 22. Febr. 1415 stiftete er eine Vicarei im Dome zu Schwerin, wie oben angeführt ist. Am 3. April 1415 war er Dom=Scholasticus, der älteste Domherr und Stellvertreter des abwesenden Domdechanten; der Bischof Rudolph nennt ihn in der oben angeführten doberaner Urkunde:

"Lubbert Witgherwer, oldeste dumhere, an des dekens stede, de in dem houe tu Rome ys".

(Am 22. Febr. 1415 wird "Jacobus Oem senior" genannt). Am 27. Dec. 1415 war er während der Sedisvacanz Administrator des Bisthums. Am 10. Jan. 1416 gab er, "Lubbertus Wytgherwer, scholasticus, als Testamentarius fel. Johannis Hunnendorf, zu der Vicarien präbendenbrote und zum Jungfrauenkloster Rehna 4 Mk. jahrlicher Hebungen aus dem Dorfe Steinfeld", nach Dan. Clandrian's Regesten. Ob damals schon der neue Bischof gewählt worden war, läßt sich kaum bestimmen, da Witgerwer hier nur als Testamentsvollstrecker handelte. Jedoch ist es wahrscheinlich, daß Heinrich von Nauen schon am 10. Januar 1416 zum Bischofe von Schwerin gewählt war, da sich im entgegengesetzten Falle Lübbert Witgerwer wohl noch Administrator genannt haben würde.

Am 17. Julii 1416 war aber Heinrich von Nauen sicher schon Bischof von Schwerin. An diesem Tage ("anno millesimo quadringentesimo decimo sexto") bestätigte er ("Hinricus dei et apostolice sedis gratia episcopus Zwerinensis") die Stiftung einer Vicarei in der Kirche zu Dreweskirchen durch den Priester Marquard Roberstorf. Die Ur kunde 1 ), welche im Originale vorhanden ist und ein bisher noch unbekannt gewesenes Siegel des Bischofs führt, läßt keinen Zweifel übrig.

Zu gleicher Zeit bestätigt diese Urkunde die Richtigkeit der Annahme, daß die oben angeführte Urkunde des Dom=Scholasticus Lübbert Witgerwer als Administrators vom 27. Dec 1416 in das Jahr 1415 nach unserer Zeitrechnung gesetzt werden müsse, da am 27. Dec. 1416 keine Sedisvacanz mehr sein konnte, wenn der nachfolgende Bischof Heinrich schon am 17. Julii 1416 vom päbstlichen Stuhle bestätigt war.


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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Es ist also urkundlich erwiesen, daß der Bischof und Herzog Rudolph in der zweiten Hälfte des Jahres 1415 starb.


Die Regierungszeit seiner beiden Nachfolger gleichen Namens, Heinrich II. und III, läßt sich hiernach und nach andern Bestimmungen auch ziemlich genau festsetzen.

Da am 27. Dec. 1415 noch Sedisvacanz war, so wird Heinrich II. von Nauen wohl nicht mehr in diesem Jahre gewählt sein. Man kann also wohl mit Sicherheit annehmen, daß Heinrich II. erst im J. 1416 auf den bischöflichen Stuhl gelangte. Er lebte noch am 8. September 1418 (vgl. Jahrb. VIII, S. 23, Note), und am 27. Oct. 1418, als die Herzoge von Meklenburg und die Fürsten von Werle eine Aussöhnung 1 ) schlossen; in dieser heißt es:

"An desse endracht, vrede, stukke vnde artikel vorgescreuen thee wy hern vorbenomt an beyden siden den erwerdigen an got vadere hern Hinrike van godes gnaden biscop to Zwerin, vnsen gestliken vader, alle syne nakomelinghe vad syn stichte, like vns sulven".

Im Anfange des Jahres 1419 am 8. Jan. war jedoch wieder Sedisvacanz. Lübbert Witgerwer war nach einer Original Urkunde wieder Administrator, zugleich mit Johann Lunow während derselben (vgl. Jahrb. XXI, S. 177). Es ist daher mehr als wahrscheinlich, daß Heinrich II. noch im J. 1418 starb. - Der Bischof Heinrich III. v. Wangelin tritt im J. 1419 öfter auf.

Man kann daher die Zeit der Regierung, oder doch wenigstens die der eigentlichen Wirksamkeit des Bischofs Heinrich II. von Nauen mit ziemlicher Sicherheit in die Zeit 1416 - 1418 setzen. Sollte der wirklich früher gewählt oder später gestorben sein, so kann der Unterschied sicher nur einige Tage ausmachen.

7.

Die Söhne des Herzogs Ulrich I.
von Meklenburg=Stargard.

Die drei älteren, im J. 1414 noch lebenden Söhne des Herzogs Johann I. von Meklenburg=Stargard: Johann II, Ulrich I. und Rudolph starben bald nach einander: Rudolph


1) Vgl. Rudloff M. G. II, S. 577, und Urkunden=Sammlung.
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gegen Ende des J. 1415 1 ), Johann in der zweiten Hälfte des J. 1416 2 ) und Ulrich am 1. April 1417. Der Herzog Johann II. hinterließ einen Sohn Johann III. und zwei Töchter Hedwig und Agnes 3 ). Der Herzog Ulrich I. hinterließ "Söhne" und eine Tochter Anna. Der Herzog nennt in seinem Testamente 4 ) vom 19. März 1417 seine Tochter Anna ("generosa domina Anna filia sua") namentlich und setzt die Herzoge von Meklenburg=Schwerin und seine Gemahlin Margarethe zu Vormündern "seiner Söhne" und seiner Töchter ("filiorum suorum et filie sue") ein. In der doberaner Genealogie 5 ) wird auch gesagt, daß Herzog Ulrich "Söhne" und Töchter (filios et filjas") gehabt habe.Auch in Staats=Urkunden aus den Jahren 1417 und 1418 werden die "Kinder", also die Söhne, des Herzogs Ulrich erwähnt. In dem Vertrage der meklenburgischen Herzoge mit den werleschen Fürsten 6 ) vom 16. Oct 1417 uber die Befreiung des Fürsten Christoph von Werle verhandeln die Herzoge Johann und Albrecht von Meklenburg=Schwerin in ihrem und "ihrer: jungen Vettern, Herzogs Johann, und Herzogs Ulrich Kinder, von Meklenburg=Stargard," Namen ("van eer iunghen vedderen weghene hertogen Johan vnde hertigen Vlrikes kynderen heren van Mekelenborch van Stargarde"). Ebenso handeln in rostocker Aussöhnung zwischen den meklenburgischen und den werleschen Fürsten vom 27. Oct. 1418: Johan vnd Albrecht (von Meklenburg=Schwerin), iunghe Johan van Stargarde vnd hertoch Vlrikes kindere, vedderen, alle ghehetten hertogen to Meklenborch", und der Rath der Stadt Schwerin sagt in der am 21. Mai 1426 vollzogenen Beglaubigung dieser Urkunde, daß sie besiegelt gewesen sei, auch "mit den ingesegelen - - van hertoge Olrikes kindere" 7 ).

Der eine (jüngere) Sohn des Herzogs Ulrich, Herzog Heinrich, erscheint in der Folge lange Zeit als regierender Herzog. Der ältere Sohn Ulrichs ist aber bisher dem Namen nach nicht bekannt gewesen.


1) Vgl. S. 72 flgd.
2) Vgl. S. 70.
3) Vgl. Jahrb. XI, S. 22.
4) Vgl. Boll Geschichte des Landes Stargard II, S. 368.
5) Vgl. Jahrb. XI, S. 22.
6) Vgl. Urkunden=Sammlung.
7) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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Rudloff sagt M. G. II, S. 570: "daß Herzog Ulrich mehrere Söhne hinterlassen habe, ist aus seinem Testamente unwidersprechlich: wie sie aber hießen, bekommt man nicht zu wissen, sondern in der Folge succedirte ihm nur sein Sohn Heinrich". Ferner sagt Rudloff a. a. O. S. 577: "daß unter "Hertoch Vlricke's Kindern" nur die im Testamente nicht nahmhaft gemachten minderjährigen Söhne verstanden werden müssen, versteht sich von selbst; deren Namen aber bleiben auch jetzt noch ein Geheimnis". In dem fürstlich=meklenburgischen Stammbaum zu der Meklenburgischen Geschichte hat Rudloff den ältern Sohn Ulrichs unter dem muthmaßlichen Namen Johann in die Genealogie eingeführt: "(Johann etc. .) einer oder mehrere Söhne, † † vor 1423", und der herzoglich meklenburgische Stammbaum zum meklenburg=schwerinschen Staatskalender hat denselben unter dem bestimmten Namen "Johann † vor 1423" aufgenommen,

Dem Vorgange Rudloff's folgt F. B. in seiner Geschichte des Landes Stargard II, S. 112, indem ersagt: "Der andere Sohn Ulrichs muß schon früher verstorben sein, ohne daß sein Name uns erhalten wäre. Indessen ist wahrscheinlich, daß er auch nach seinem Großvater Johann hieß".

Diese Vermuthung ist nun nicht begründet. Es läßt sich urkundlich nachweisen, daß Herzog Ulrich I. von Meklenburg=Stargard zwei Söhne hinterließ, welche Albrecht und Heinrich hießen. Am 22. Junii 1417 erhob nämlich zu Costnitz vor dem Reichshofgerichte der Fürst Balthasar von Werle Klage 1 ) auf den Landestheil, welchen

"die hochgebornen fursten vnd herren her Albrecht vnd her Heinrich, gebrudere, hertzogen zu Meckelnburg von Stargarden"

inne hatten. Diese sind ohne Zweifel die Söhne Herzogs Ulrich I.


1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
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C. Zur Geschichte des Hauses Werle.

8.

Ueber den Fürsten Barnim von Werle.

Die traurige Begebenheit des werleschen Vatermordes (1291) ist bekannt genug. Weniger bekannt ist das Schicksal der Söhne, die ihrem Vater Heinrich das Leben nahmen, und ihrer Familien. Rudloff sagt (II, S. 199) von den Vatermördern:

"Nicolaus von Werle ließ zuvörderst die Burg und Stadt Penzlin einnehmen und Heinrich II, der sich bisher noch daselbst behauptet hatte, ward nun gänzlich von Land und Leuten vertrieben. Von Gewissensbissen gefoltert, folgte er, aller Vermuthung nach, in das Vaterland seiner Gemahlin (Mechtild), H. Barnims II. zu Stettin († 1295) Tochter, und beschlos da sein Leben frühe und unvermerkt. Sein einziger Sohn Barnim wagte es nicht, die Schande, die seinen Vater bedeckte, wieder auszulöschen, sondern beweinte den Fluch seiner Familie in den einsamen Zellen des Klosters Kolbatz".

Diese Darstellung, wohl eingegeben durch die Theilnahme, welche eine solche Geschichte erweckt, scheint aber aus einzelnen Andeutungen erfunden zu sein, so wahrscheintich sie auch klingt. Der Fürst Barnim war alterdings Geistlicher, und mag auch zuerst im Kloster Colbatz gelebt haben; aber gegen das Ende seines Lebens sehen wir ihn in hohen kirchlichen Würden und in einer Thätigkeit, welche nicht gewöhnliche Krafte in Anspruch nahm. Barnim war, sicher 1330 - 1332, Propst des Dom=Capitels zu Camin und Inhaber (? "patronus") der Pfarre zu Gützkow. Sein Vorgänger war 1321 - 1322 Reimar von Wacholt. Darauf folgt "Barnim von Werle" 1330 - 1332. Bei dem Mangel an gedruckten Urkunden läßt sich die Lücke von 1322 - 1330 bis jetzt nicht füllen. In der Zeit 1330 - 1332 wird aber Barnim von Werle wenigstens fünf Male als Dompropst zu Camin aufgeführt. Nach der letzten Urkunde vom J. 1332 wird er bald gestorben sein, da 1334 - 1336 der Propst Conrad genannt wird, dem 1336 Bernhard Behr in der Regierung der Propstei folgte (sicher bis 1343).

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Es leidet keinen Zweifel, daß der "Propst Barnim von Werle" der Fürst sei. Am 25. Oct. 1331 wird er von dem Bischofe Friedrich von Camin der "edle Herr von Werle" genannt:

"nobilis et honorabilis dominus Barnym de Werle, ecclesiae nostrae praepositus ac patronus ecclesiae Gutzekowensis" 1 )

und damit gar kein Zweifel obwalten könne, nennen die Herzoge Otto und Barnim und die Herzogin Elisabeth von Pommern am 13. Dec. 1330 den caminer Dompropst Barnim von Werle ihren "lieben Oheim"

"mit anseme leven ome Barnym van Werle dem pravest" 2 ).

 

Vignette

1) Vgl. Urkunden=Sammlung.
2) Vgl. Urkunden=Sammlung.