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Ueber

die Siegel der Stadt Grabow,

von

G. C. F. Lisch.

Viele Städte haben im Laufe der Zeit ihre ehrwürdigen Siegel, in denen oft ein großer Theil der Geschichte ihrer Stiftung liegt, so sehr entstellen lassen, daß der wesentliche Inhalt ganz verloren gegangen ist. Es giebt aber auch Städte, welche ihr altes Siegel ganz fallen lassen und ein neues Bild in das Siegel aufgenommen haben. So führte z. B. die von den Herzogen von Pommern bestätigte Stadt Stavenhagen, welche im 13. Jahrhundert zu Pommern gehörte, in einem großen Siegel einen Schild mit dem pommerschen, aufsteigenden Greifen; seit wenigstens drei Jahrhunderten hat aber die Stadt dieses Wappenbild fallen lassen und den Stierkopf in ihr Siegel aufgenommen, ohne Zweifel weil sie andere Landesherren erhalten hatte.

Auffallender ist aber die bis jetzt noch nicht erklärte und chronologisch ganz dunkle Veränderung des Siegels der Stadt Grabow. Die Stadt Grabow führte in alten Zeiten im Siegel den Heiligen Georg, in ganzer Figur auf dem Drachen stehend, mit einem aufgerichteten Schwerte in der rechten und einem auf die Erde gestützten, mit einem Kreuze geschmückten Schilde in der linken Hand. Das Siegel hatte eine zweifache Umschrift, in zwei Reihen: in der äußern:

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Umschrift

in der innern:

Inschrift

Das große und das kleine Siegel waren von gleicher Bildung. Beide kommen während des 13 - 15. Jahrhunderts öfter vor. Noch während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts führt die Stadt Grabow ein kleines Siegel mit dem Heil. Georg, welches wohl im Anfange des 16. Jahrhunderts gestochen sein wird, da das Inschriftband im Renaissancestyl geschlungen um die Heiligenfigur gelegt ist. Dieses Siegel kommt in den Acten zuletzt am Donnerstag in den Pfingsten 1550 vor.

Jetzt führt die Stadt einen halben Mond und drei Sterne im Siegel. Ueber die Einführung dieses Siegels war bisher gar nichts bekannt und es hatte den Anschein, als wenn das Siegel erst in neuern Zeiten erfunden worden sei. Genauere Forschungen haben jedoch ein anderes Ergebniß geliefert. Dieses neue Stadtsiegel erscheint sehr bald, nachdem das alte Siegel mit dem Heil. Georg aufhört. Während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts führt die Stadt Grabow im Siegel einen Renaissance=Schild, auf welchem unten ein mit den Sicheln nach oben geöffneter halber Mond und darüber ein großer Stern in der Mitte des Schildes steht; über dem Schilde stehen die Buchstaben C. G. Dieses Siegel erscheint zuerst in den Acten am 12. Octbr. 1569 und fernerhin während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Darauf erscheint im 17. Jahrhundert, sicher im J. 1667, ein kleines Siegel ("Minor - Secret") mit einem halben Monde und drei Sternen zur Seite, und dieses Wappen ist bis heute das Wappen der Stadt Grabow geblieben.

Forscht man nach diesem so auffallenden Wechsel des Siegelzeichens der Stadt Grabow, so ist darüber keine urkundliche Nachricht vorhanden. Jedoch gestattet die Zeit der Abschaffung des alten und die Einführung des neuen Wappenzeichens den Schluß, daß der Wechsel zur Zeit (nach 1550 und vor 1569) und im Geiste der Reformation, namentlich der vollständigen Durchführung der Reformation durch den Herzog Johann Albrecht I., vielleicht im J. 1552, durch einfachen Rathsschluß, geschehen sei. Man entfernte aus dem Stadtsiegel das Bild eines katholischen Heiligen, nachdem in der Kirche die Verehrung der Heiligen vollständig abgeschafft war.

G. C. F. Lisch.