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Weltliche Bauwerke

des Mittelalters.


Das Giebelhaus zu Güstrow
an der Mühlenstraße,

welches der bedeutendste Ueberrest alter weltlicher Baukunst in Güstrow und eines der ausgezeichnetsten Bauwerke aus einer gewissen Periode in Meklenburg ist, ist noch immer nicht fest bestimmt, so sehr das Gebäude auch eine Geschichte verdiente. Das Haus ist ein sehr großes Giebelhaus von bedeutenden Verhältnissen und ohne Zweifel in der allerletzten Periode des gothischen Styls, ja schon mit Anklängen an die "gothische Renaissance" aufgeführt. Es wird durch eine Auffahrt von einem rechts daneben stehenden massiven Queerhause getrennt, welches ursprünglich gewiß zu dem Giebelhause, als Scheure oder Speicher, gehörte, und hat hinter sich einen großen Garten, welcher in alten Zeiten auch einen großen Hof umschlossen haben mag.

Es ist immer meine Ansicht gewesen, daß dieses Haus schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, etwa gegen das Jahr 1530, erbauet worden sei. Der jetzige Besitzer hat nun an einem der alten Schornsteine einen gebrannten Ziegel entdeckt, in welchen die Jahreszahl 1539 mit arabischen Ziffern in den damals üblichen Zügen eingegraben ist. Das Haus ward also sicher im J. 1539, also nach den großen Stadtbränden, vollendet und ist sicher eines der letzten bedeutendern Beispiele alter Bauart in Meklenburg.

Es steht noch zur Frage, wem das Haus zur Zeit der Erbauung gehört habe. Ich glaube, es war der Hof des Klosters Doberan, welchen dieses im J. 1433 von dem Kloster Michaelstein zu seinen am Mühlenthore gelegenen Mühlen kaufte (vgl. Jahrb. XII, S. 13 und 331). Der Hof des Klosters lag nach der Kauf=Urkunde am Ziegenmarkte. Nun liegt jetzt das in Frage stehende Haus nicht am Ziegenmarkte, aber unmittelbar neben diesem in der Mühlenstraße,

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wenn man vom Ziegenmarkte (oder Mühlenthore) nach dem Markte geht, links an der Straße, einige Häuser vom Anfange derselben; der Ziegenmarkt mag früher einen größern Raum eingenommen haben. - Eine andere Ansicht, der michaelsteiner oder doberaner Hof sei das letzte Haus der Stadt, wenn man vom Markte nach dem Mühlenthore geht, rechts am Mühlenteiche, gewesen, weil dieses hinten sehr altes Mauerwerk hat und auch am andern Ende des Ziegenmarktes liegt, kann wohl nicht richtig sein, da dieses Haus an einer Seite am Mühlenteiche liegt, in der Urkunde von 1433 aber ausdrücklich gesagt wird, daß der michaelsteiner Hof zwischen zwei Häusern, zwischen Hans von Schonen und Curt Rissert, liege. Demnach muß der Hof in einer Straße und nicht am Ende derselben gelegen haben.

G. C. F. Lisch.