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Ueber

die Kirche, den Hochaltar und das Kloster zu Rehna,

von

G. C. F. Lisch
und
G. M. C. Masch

Ueber den Hochaltar der Kirche zu Rehna ,

von

G. C. F. Lisch.

Der Altar der Kirche zu Rehna (vgl. Jahrb. XV, S. 296), welcher in Schwerin während der Restauration der Kirche im J. 1851 auch restaurirt ward, gehört zu den bessern Kunstwerken des 15. Jahrhunderts im Lande, wenn auch grade nicht zu den ausgezeichnetsten, und hatte namentlich mehrere interessante Malereien, welche leider so sehr gelitten hatten, daß sie schwer restaurirt werden konnten. Auch die geschnitzten Figuren sind aus der Vergoldung ungewöhnlich reich mit feinen, gemalten Ornamenten bedeckt, welche alle sorgfältig wieder hergestellt sind, nachdem von ihnen vorher eine getreue Copie genommen war. Die Restauration gab Gelegenheit zur genaueren Untersuchung des Altars.

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Der Altar besteht aus einem Mittelstück mit Doppelflügeln, welche auf beiden Seiten verziert sind, in der Hauptansicht mit Schnitzwerk, rückwärts mit Gemälden:

1) Die Hauptansicht mit Schnitzwerk, und zwar:

das Mittelstück enthält in der Mitte die Kreuzigung. Unten steht ein Faß, in welches ein Kriegsknecht einen Schwamm taucht; auf dem Fasse steht: [ A L]PH A . ONT A , d. i. ALPH A , OMEG A , wovon der ungebildete Vergolder das OMEG A in ONT A verdreht hat. Ein anderer Kriegsknecht reicht einen Schwamm aus einem Rohr hinauf.

Neben dieser Darstellung, noch auf dem Mitteltheile, stehen 4 weibliche Heilige an jeder Seite 2 über einander, unter Baldachinen.

Oben (in der Ansicht) links: die H. Katharine: gekrönte Heilige, in anschließendem Gewande, mit einer Schmuckkette um den Hals; unter ihren Füßen liegt der Kaiser Maximin, welcher mit dem Kopfe unter dem Saume ihres Gewandes hervorschauet; die beiden Hände mit dem Attribute, welches hier nur ein Schwert gewesen sein kann, waren abgebrochen. Eine Inschrift war ursprünglich weder auf dem Saume des Kleides, noch auf der Console, auf welcher die Figur steht.

Oben rechts: die H. Margarethe. Gekrönte Heilige, mit einem offenen Buche im rechten Arme; die Linke hat das Attribut, ein Schwert, gehalten. Eine Inschrift hatte nie auf der Console gestanden. Auf dem Saume des Mantels steht:

O . S A NC[TA . M] A RG A RET A . OR A . PRO . NO .

Unten links: die H. Dorothea. Ungekrönte Heilige, welche mit der rechten Hand einen Korb hält und mit der linken etwas (eine Rose? ) gehalten zu haben scheint. Auf dem Saume des Mantels stand nur noch:

O . S A NCT A . . . . . .

Auf der Console stand auf blauem Grunde:

Inschrift

Unten rechts: die H. Barbara. Gekrönte Heilige, welche mit der Linken einen Thurm umfaßt und mit der Rechten ein offenes Buch vor sich hält. Auf dem Saume des Mantels steht:

O . S A N[CT A . B A ]R[img src="gif_images/symbol_A_14x13.gif" alt="A" type="float"/>R A . OR A .] P[RO .] ONBIHE (Sic!)

Auf der Console steht auf blauem Grunde:

Inschrift
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Auf den Flügeln stehen in Schnitzwerk die 12 Apostel, mit Inschriften zu den Füßen.

Oben (in der Ansicht) links:

s 9 . petrus. Mit krausem, dunkelbraunen Haar und Bart und kahlem Scheitel, barfuß, einen Schlüssel mit beiden Händen haltend

s 9 . iohannes. Ohne Bart, barfuß, den Kelch segnend.

s 9 iacobus. Mit langem, wallenden Haar, Pilgerhut und Pilgerstab, barfuß, die linke Hand gesenkt und geöffnet.

Oben rechts:

s 9 . andreas. Mit langem, grauen Haar und Bart, barfuß, ein offenes Buch in der rechten und ein Andreaskreuz mit der linken Hand haltend.

[s 9 . thomss] . Die Inschrift war ganz abgefallen. Mit jugendlichem Gesichte, ohne Bart, beschuhet, im linken Arme ein offenes Buch haltend; mit der rechten Hand, welche abgebrochen ist, hat er wohl eine Lanze gehalten. - Diese Figur war mit der zweiten unten links (S. Matthäus) verwechselt.

s 9 . bartolomeus. Mit krausem, dichten, schwarzen Haar und Bart, beschuhet, mit der linken Hand ein Messer haltend.

Unten links:

[s 9 . iac]ob 9 . minor. Mit dunkelbraunem, getheilten Bart, barfuß, mit der Hand eine Walkerstange haltend.

s 9 . matheus. Mit langem, gespaltenen, braunen Bart, mit einer Regenkappe, welche über Stirne und Schultern fällt, barfuß, die Rechte hoch haltend und mit dem Zeigefinger hinabzeigend, mit der gesenkten Linken eine Hellebarde haltend, welche jedoch abgebrochen ist. - Diese Figur, welche mit der des S. Thomas, oben rechts in der Mitte, verwechselt war, gehört hierher, wie Gestaltung und Inschrift anzeigt.

s 9 . philippus. Ohne Bart, alt, dick, mit Glatze, barfuß, im rechten Arme ein geschlossenes Buch, mit der linken Hand den Stamm des Doppelkreuzes haltend, das jedoch abgebrochen war.

Unten rechts:

s 9 . simon. Mit spitzem, schwarzen Bart, barfuß, ein geschlossenes Buch in der Linken, die Säge mit der Rechten haltend. - Diese Figur war mit der folgenden verwechselt; Attribut und Inschrift weisen sie jedoch in diese Nische und die hier stehende in die folgende.

s 9 . iudas . tadeus. Mit langem, rothen Bart, barfuß, mit einem Hut (?) auf den Rücken geschnallt, mit beiden Händen die Keule haltend.

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[s 9 ] M[athias] Mit gespaltenem, braunen Bart und kahlem Kopfe, barfuß, mit einer Tasche am Gürtel, ein Beil haltend.

Das Mittelstück mit der Kreuzigung (ohne die weiblichen Heiligen zur Seite) ragt einen Fuß hoch über die Flügel hinaus. Neben dieser Erhöhung sind über den Nischen, in welchen die weiblichen Heiligen stehen, zur Füllung kleine Flügel 1 ) von ungefähr einem Fuß Quadrat Größe angebracht, in deren jedem ein geschnitztes Brustbild von ungewöhnlicher Größe steht, so daß es beinahe den ganzen kleinen Flügel füllt. Diese bärtigen Brustbildfiguren, welche sehr charakteristisch sind und nach dem Leben gebildet zu sein scheinen, sind mit einem Pelzwams bekleidet und haben eine Mütze, um welche eine Lilienkrone liegt, auf dem Kopfe. Diese Figuren mögen wohl die beiden zur Zeit der Erbauung des Altars regierenden Herzoge, Herzog Heinrich II. d. ä. von Meklenburg=Stargard (1423 † 1466) und Heinrich III d. j. von Meklenburg=Schwerin (1436 † 1477) darstellen sollen. Die Brustbilder sind sehr gut gearbeitet und in ihrer Art sehr selten.


Die ersten Flügel enthalten in Malerei einen Cyclus von Darstellungen aus den Freuden der Jungfrau Maria. Wenn die ersten Flügel zugeschlagen sind, so erblickt man 4 große Tafeln, welche ein Mal queer getheilt sind. Jede dieser 8 Abtheilungen enthält ein Bild und man erkennt klar einen chronologischen Fortschritt in der Reihenfolge der Begebenheiten von der linken nach der rechten Seite, und zwar so, daß die obere Reihe allein auf Maria, die untere Reihe zugleich auf das Christkind Beziehung hat. Es folgen nämlich von der linken Seite nach der rechten:

oben:

1) Mariä Darstellung im Tempel: Maria, als dreijähriges Kind die Stufen des Tempels allein hinaufsteigend, eine bekannte, apokryphische Darstellung. Das Kind, mit einem vergoldeten Heiligenscheine um das Haupt, ist in ein langes, weibliches Gewand gekleidet, hat sehr langes, wallendes, gelbliches Haar und trägt eine brennende Kerze in der Hand. Es ist offenbar ein junges Mädchen. Man könnte sonst an die Dar=


1) Aehnliche kleine Flügel hat der schöne Altar von Blaubeuren; in dem einen steht Georg Säurlein, der Meister des Altars, in dem andern der Bischof Otto von Constanz, in dessen Diöcese Blaubeuren lag. Vgl. C. Heideloff Der Hochaltar zu Blaubeuren, Nürnberg, 1846, S. 15 und 16.
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stellung denken, wie Jesus als Knabe sich im Tempel verliert. Von den Altarstufen sind nur 8 angedeutet. Im Hintergrunde steht, neben einer weiblichen Figur ohne Heiligenschein, eine weibliche Heilige mit Heiligenschein, wahrscheinlich Mariens Mutter, Anna, und Joseph, welcher sowohl durch seine herkömmliche Gestalt und den rothen Rock, vorzüglich aber durch den bezeichnenden Krückstock als solcher zu erkennen ist.

2) Die Vertrauung der Maria mit Joseph. . Unter den Anwesenden stehen: im Hintergrunde eine ganz weiß gekleidete Nonne mit weißem Kopfschleier (Weihel) und weißem, Brust, Hals und Kinn bedeckenden Vortuch (Wimpel), offenbar mit Anspielung auf die Prämonstratenser= Tracht, jedoch ohne ein rothes Kreuz auf der Stirne, und eine Jungfrau in ganz rothem Gewande und weißem Kopftuch, jedoch mit bloßem Halse, offenbar eine Darstellung,der damals üblichen Tracht der patricischen Jungfrauen Lübecks.

3) Die Verkündigung Mariä; der Engel trägt ein Spruchband mit Ave Maria etc.

4) Die Heimsuchung Mariä.

unten:

5) Christi Geburt, Christus in der Krippe liegend.

6) Christi Beschneidung.

7) Christi Anbetung durch die Heil. Drei Könige.

8) Christi Darstellung im Tempel.

Die kleinen Flügel oben, welche über die großen Brustbilder klappen, haben eine Reihe untergeordneter, kleiner Bilder:

9) Josephs Schatzung in Bethlehem: Joseph geht von einem Tische, auf welchem ein Priester Geld einstreicht; an der Wand des Gemaches hängt ein Bild auf Goldgrund mit schwarzen Umrissen gemalt, Jsaak's Opferung darstellend.

10) Christi Verkündigung an Joseph (Matth. 1, 20).

11) Maria in Wehen, von Joseph umfaßt und geführt (Luc. 2, 6).

12) Christi Reinigung: das neugeborne Christkind soll gebadet werden; Maria liegt im Bette; mehrere Weiber sind mit der Bereitung des Bades und um Maria beschäftigt.


Die zweiten Flügel enthalten in Malereien die besonderen Heiligen der Kirche. Die Kirche ist vorzüglich der Heil. Elisabeth und an erster Stelle der Jungfrau Maria geweihet (vgl. Jahrb. XV, S. 297). Es mußte nun allerdings auffallen, daß die geschnitzte Hauptansicht des Altars keinen besondern Heiligen der Kirche enthält; dieselbe enthält Christum

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in der Kreuzigung, die 12 Apostel und 4 viel verehrte jungfräuliche Heilige von denen 3: Katharine, Margarethe und Barbara, zu den Nothhelfern gehören; die vierte ist nach der Inschrift sicher die H. Dorothea, obgleich man sie auch mit der H. Elisabeth verwechseln könnte.

Die nächst folgende zweite Darstellung auf den ersten Flügeln enthält Begebenheiten aus dem Leben der Jungfrau Maria, der Hauptpatronin der Kirche.

Nun erst folgen in der letzten Darstellung auf den zweiten Flügeln (und der Rückseite der zugeklappten ersten Flügel) die Heiligen der Kirche. Dies wird durch die in der Reliquienurne beim Abbruche des Altares im J. 1851 aufgefundene, unten (S. 344) mitgetheilte Weihungsurkunde vom J. 1456 glänzend bestätigt. Diese bischöfliche Urkunde giebt an, daß der Altar und die Kirche geweihet sei zu Ehren der Heiligen: Michael, Eustachius, Candidus, Victor, Lambert, Benedict, Gertrud, (Romana) Agnes und Elisabeth.

Die 4 Flügel sind der Länge nach durch Malerei getheilt und enthalten 8 Heilige fast in Lebensgröße, von der Linken zur Rechten in folgender Ordnung:

1) Der H. Candidus, ein Ritter im Harnisch, mit einem aufgerichteten Schwerte in der Hand; in dem Heiligenscheine steht:

S . C A NDIDVS.

2) Der H. Lambertus, ein Bischof, mit einem Bischofsstabe im rechten und einem ausgerichteten Schwerte im linken Arme; in dem Heiligenscheine steht:

S . L A MPERTVS.

(Nur die 4 Heiligen aus den äußern Tafeln haben Namen im Heiligenscheine, die 4 innern nicht.)

3) Der H. Michael, Erzengel, mit dem Schwerte in der einen und der Wage in der andern Hand.

4) Die H. Agnes (Romana Agnes), eine schöne Jungfrau mit dem Christkinde, welches mit einem Rosenkranze spielt, auf dem Arme. Nach der Weihungsurkunde kann diese Heilige keine andere, als die H. Agnes sein, welche hier als eine Braut Christi dargestellt wird. Die H. Gertrud ist im Heiligenscheine genannt und die H. Elisabeth sonst erkennbar.

In der Weihungsurkunde ist gesagt, daß die Kirche und der Altar auch geweihet seien zu Ehren

"Ghertrudis Romane Agnetis virginum ac Elizabeth vidue".
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Die H. Gertrud ist in einem andern Gemälde (8) als solche bezeichnet; die H. Elisabeth Wittwe (9) ist an dem Schleier erkennbar. In dem zur Beurtheilung stehenden Bilde (4) ist die H. Agnes dargestellt. Es ist die Frage, wozu das Wort Romana gehöre. Ein Beiname der H. Gertrud kann es nicht sein, da diese keine Römerin war. Das Wort Romana kann also nur entweder zu Agnes gehören, oder eine eigene Heilige Romana bezeichnen. Die H. Agnes war eine Römerin und es könnte daher der Beisatz wohl gelten zur Auszeichnung von andern Heiligen gleiches Namens, deren Verehrung vielleicht jünger war. Die Originalurkunde hat keine Interpunction zwischen den Namen, jedoch steht der Name Romana ziemlich dicht vor Agnes. Es ist aber vorzüglich zu bemerken, daß auf der Altartafel keine andere weiblichen Heiligen dargestellt sind, als die Gertrud, Agnes und Elisabeth (vgl. 10). - Dagegen läßt sich vielleicht geltend machen, daß ein landschaftlicher Name vor einem Heiligennamen, wie hier: "die Römerin Agnes", ganz ungewöhnlich sei und man deshalb zur Annahme einer Heiligen Romana sich entschließen müsse, um so mehr, da es viele Heilige giebt, die den Namen Romana führen. Dies mag immerhin alles wahr und richtig sein; gegen eine solche Annahme spricht immer der Umstand, daß eine H. Romana auf den Altartafeln nicht abgebildet ist, während doch alle andern in der Urkunde genannten Heiligen dargestellt sind.

Ich muß daher diese Angelegenheit unentschieden lassen. - Die H. Agnes ist sicher da; die Verehrung einer Heil. Romana in Rehna läßt sich jedoch nicht mit Sicherheit eher behaupten, als bis vielleicht eine Urkunde entdeckt wird, in welcher dies ausdrücklich ausgesprochen ist.

5) Der H. Eustachius, Nothhelfer, mit einem Palmzweige in der linken Hand, neben ihm ein Hirsch, der ein Crucifix zwischen dem Geweih trägt.

6) Der H. Benedict, Abt, in der schwarzen Tracht der Benedictiner, mit einem Bischofsstabe im Arme, indem er mit der rechten Hand ein idealisirtes, durchsichtiges, grünes Kraut, Disteln und Dornen, mit drei grünen Knospen (Distelköpfen?), segnet, welches er mit der linken Hand hält. Nach der Weihungsurkunde muß dieser Heilige der Benedict sein, indem für ihn keine andere Stelle übrig bleibt.

7) Der H. Victor, im Harnisch, hält eine Fahne mit beiden Händen; in dem Heiligenscheine steht:

S A TVS . VICTOR.

8) Die H. Gertrud, in Klostertracht, mit einem Palm=

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zweige in der rechten Hand und einem Hospital=Modell im linken Arme; das Hospital ist ziegelbraun, mit einem ziegelrothen Dache und einem Dachreiter; in dem Heiligenscheine steht:

S . GERTRVD.

Die beiden kleinen Flügel haben keine zweiten Flügel.

Auf der Rückseite der ersten Flügel sind aber zwei Brustbilder gemalt:

rechts in der Ansicht:

9) Die H. Elisabeth, Wittwe, Brustbild, eine weibliche Heilige, in einen weißen (Wittwen=) Schleier gehüllt. Dies ist ohne Zweifel die H. Elisabeth (Elisabeth vidua), die Hauptheilige der Kirche, da am ganzen Altare keine andere Figur die H. Elisabeth sein kann.

Dies wären also die 9 Heiligen, welche die Weihungsurkunde nennt.

Neben der H. Elisabeth steht, links in der Ansicht, auf der Rürkseite des kleinen Flügels:

10) ein Ecce homo, von welchem zwar das Gesicht fast ganz abgefallen, aber doch noch an den Umrissen an einer Seite als ein Ecce homo zu erkennen ist, sicher mit nacktem, männlichem Oberleibe, rothem Mantel auf den Schultern, langem Haar, einer Dornenkrone, wie es scheint, auf dem Haupte, die rechte Hand erhoben; das Gesicht fehlt jedoch ganz.

Eine H. Romana (vgl. zu 4) kann dies nicht sein, da das Brustbild offenbar eine männliche, nackte Brust zeigt.

Die Predelle oder Altarstaffel, auf welcher der Flügelaltar steht, war mit einem jungen, schlechten Gemälde bedeckt. Als dieses abgenommen ward, zeigte sich ein schönes, interessantes Gemälde aus der Zeit der Erbauung des Altars. In der Mitte sitzt die thronende Jungfrau Maria, welche den Mantel ausbreitet. Zu beiden Seiten knieen hinter einander anbetend Personen aus allen Ständen, zu ihrer Rechten die Geistlichen, zu ihrer Linken die Laien, in folgender Ordnung:

Altarstafel
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Altarstafel

Man sieht in dieser Darstellung offenbar die gleichzeitigen Personen, von denen die mit { bezeichneten neben einander knieen.

Der Altar ist im J. 1456 geweihet und daher gehören die Personen in diese Zeit. In dem Kaiser, der den Reichsapfel der Maria zu Füßen gelegt hat, ist auf den ersten Blick der Kaiser Friedrich V. (1440 † 1493) zu erkennen. Die drei ersten weltlichen Männer tragen Ordensketten. In 1., 2. und 3. ist wohl der Kaiser mit seiner Familie, vielleicht auch noch ein anderer Reichsfürst, dargestellt, in 4. ein Ritter mit Frau, in 5. Patricier (vielleicht aus Lübek), in 6. lübeker patricische Frauen und Jungfrauen, wie die rothen Mäntel ("Hoyken") und weißen, auch rothen Kleider und die weißen, spitzen Mützen ("Witt Tipp") andeuten, welche auf alten lübeker Gemälden aus dem Ende des 15. und Anfange des 16. Jahrhunderts als eigenthümliche Patriciertracht in Lübek oft vorkommen. Diesen correspondiren: 1. der Papst, 2. ein Cardinal, 3. ein Erzbischof und Bischof, 4. zwei Priester (dem Ritter an Range gleich), 5. ein Benedictiner=Abt, in schwarzer Tracht, da das Kloster zuerst Benedictiner=Ordens war, und ein Prämonstratenser=Propst mit weißem Mantel, 6. zwei Prämonstratenser=Nonnen, da das Prämonstratenser=Kloster Rehna viele Lübekerinnen beherbergte, die hier ihren weltlichen Schwestern gegenüber knieen.

Nach diesen Zeichen scheint der Altar in Lübek gemacht zu sein.


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Ueber den Bau des Chores der Kirche zu Rhena,

von

G. C. F. Lisch.


Aus der aufgefundenen, unten mitgetheilten Weihungsurkunde vom 10. October 1456 ergiebt sich nun auch die Sicherheit der in den Jahrbüchern XV, S. 295 - 296, niedergelegten Forschungen, nämlich daß der Chor der Kirche zu Rehna in der Zeit 1441 - 1450 erbauet sei. Zwar ist der Altar und mit demselben die neu eingerichtete Kirche erst am 10. October 1456 geweihet worden; aber nach den erwähnten Forschungen mußten die Ringmauern und die Chorstühle schon im J. 1454 fertig sein; vielleicht verzögerte sich die Vollendung des Altars bis in das Jahr 1456.


Ueber die Erhöhung des Schiffes der Kirche zu Rehna,

von

G. C. F. Lisch.


Die 4 Wappenschilde auf den Consolen im Schiffe der Kirche zu Rehna (Jahrb. XV, S. 292 - 293) sind folgende, nachdem man ihnen durch Erbauung eines neuen Chores hat näher kommen können. Zwei, schräge gegenüber stehende Schilde haben ein geschachtes Andreaskreuz, in dessen oberm Winkel ein bärtiger Kopf steht (das Wappen der lübeker Patricierfamilie von Darzow: Jahrb. XV, S. 256); das dritte hat einen geästeten Zweig mit zwei Blättern und darüber zwei Rosen (das Wappen der lübeker Patricierfamilie von Lüne? Jahrb. a. a. O.), das vierte einen Löwen.


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Ueber die Heiligthümer des Hochaltars zu Rehna,


von

G. M. C. Masch.


Bei dem Ausbau der Kirche in Rehna (vgl. Jahrb. XV, S. 287 ff.) ward der Altarschrein abgehoben, und die Umschrift des alten Leichensteines, welcher als Decke des Altartisches benutzt ward und dessen Bilder, zwei den Kelch weihende Priester, bereits a. a. O. S. 298 beschrieben sind, ist nun völlig lesbar geworden. Die Inschrift lautet vollständig, wie unten folgt, nach meiner Lesung und der Lesung meines Freundes Lisch (S. 345).

In einer Höhlung im Gemäuer des Altartisches an der rechten Seite fand sich das bei der durch den Bischof Johann von Ratzeburg am Sonntage nach Dionysii (10. October) 1456 vollzogenen Weihe eingelegte Gefäß.

Dieses ist 4 Zoll hoch und 3 1/4 Zoll weit, aus hellgrünem, fast weißem und sehr dünnem Glase, in Form einer bauchigen Urne; der oben 1 1/2 Zoll hohe, sich nach unten verengende Rand ist glatt, der Bauch des Glases ist mit 12 aufgelegten keulenförmigen Rippen, deren jede mit 6 blauen Punkten besetzt ist, verziert. Es war mit einem Deckel von Wachs, wie die Schale eines Siegels gestaltet, bedeckt.

In dem Glase 1 ) befanden sich:

1) vier Körner Weihrauch von Bohnengröße und ein Stückchen Bernstein;

2) ein unregelmäßig geformtes, zusammengebogenes Bleistück, welches in sich 12 in seidene Läppchen eingewickelte Reliquien, ohne weitere Bezeichnung, einschloß. Das Seidenzeug, welches seine frische Farbe verloren hat und jetzt gelblich aussieht, ist bei 5 Stücken sehr dick und der Einschlag ist von rother Farbe, 2 Stücke sind mit grünen Zacken bezeichnet, von damastartigem Gewebe, 3 Stücke sind schleierartig, sehr zart, 1 Stückchen ist in eine schwere, rothe Kante gewickelt und das zwölfte Stück ist in ein braunes Läppchen in einen Knoten geschlagen. Die Reliquien sind Knochensplitter, meistens ganz klein, andere ein wenig größer, bis zu 1/2 Zoll Länge;

3) die Weihungsurkunde des Bischofs Johann von Ratzeburg, 5 1/2 Zoll lang und 2 3/4 Zoll breit, zusammengefaltet


1) Die Reliquienurne mit ihrem Inhalt ist von den Vorstehern der Kirche zu Rehna dem großherzogl. Antiquarium überwiesen.
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3 Zoll groß. Das Siegel ist von der Urkunde, an welcher es an einem Pergamentbande hing, getrennt. Die Urkunde lautet folgendermaßen:

Der Bischof Johann III. Preen von Ratzeburg weihet den Altar und die Kirche des Klosters Rehna.

D. d. Rehna 1456, Oct. 10.

Nach dem jetzt im grossherzoglichen Antiquarium zu Schwerin aufbewahrten Originale.

Johannes dei gratia episcopus Raceburgensis presentibus publice protestamur, quod de anno domini M°CCCC°L sexto, dominica proxima post festum beati Dyonisii martiris, presens altare et hanc ecclesiam in honore omnipotentis dei sueque gloriose matris virginis Marie et in commemoratione sanctorum Mychaelis archangeli, Eustachii, Candidi et Victoris, Lamb[erti], martirum, Benedicti abbatis, Ghertrudis, Romane Agnetis, virginum, ac Elizabeth vidue dedicando consecrauimus, cooperante nobis gratia saluatoris. In cuius rei testimonium secretum nostrum presentibus est appensum.

Nach dem im Hochaltare der Kirche zu Rehna in der Reliquienurne im J. 1851 gefundenen Originale auf Pergament, welches etwas durch Moder gelitten hat. An einem Pergamentstreifen hing das jetzt abgerissene runde Secretsiegel des Bischofs Johann III. Preen (1454 - 1461) von Ratzeburg, mit einem Marienbilde in halber Figur mit dem Christkinde im Arme, unter einem gothischen Baldachin, darunter mit einem rechts gelehnten Schilde mit drei Pfriemen vor einem aufgerichteten Bischofsstabe, mit der Umschrift:

Umschrift

Zwischen den Worten Romane Agnetis ist ein nur kleiner Zwischenraum, so dass nach dem Charakter der Schrift beide zusammen zu gehören scheinen.


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Ueber den Leichenstein aus dem Hochaltare der Kirche zu Rehna,

von

G. C. F. Lisch.


Der auf dem Altare der Kirche zu Rehna liegende Leichenstein (vgl. Jahrb. XV, S. 298), welcher bei der Restaurirung des Altars frei zu liegen kam, hat folgende Inschrift, nachdem der früher verdeckt gewesene Theil derselben bei der Restauration der Kirche von meinem Freunde Masch gelesen werden konnte (vgl. oben S. 343).

Inschrift

In den Spitzbogen über den beiden Figuren steht:

Umschrift

d. i.

Anno domi MCCCXX primo, VIII die Johannis baptiste, obiit Johannes secundus, prepositus ecclesie Renensis, de Lubeke natus.
Anno domini MCCCXII, in die Praxedis virginis, obiit Hermannus, prepositus ecclesie Renensis. Orate pro eis.

Isti prepositi duo te bene Rene regentes Non sint depositi, sed regni sceptra ferentes.

Hiernach läßt sich jetzt die Reihe der ältesten Pröpste (Jahrb. XV, S. 298 und 304) berichtigen. Der Propst Hermann, welcher am 21. Julii 1312 starb, war 1275 - 1307 Propst und resignirte wahrscheinlich einige Jahre vor seinem Tode. Ihm folgte nach den Urkunden des Klosters der Propst Heinrich

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1310 - 1315, und diesem folgte Johannes vom J. 1318 an. Da dieser auf dem Leichensteine ausdrücklich Johannes der zweite (seines Namens) genannt wird und am 1. Julii 1321 starb, so stecken nicht nur in dem früher als Eine Person aufgeführten Propste Johannes 1318 - 1324, wie Jahrb. XV, S. 298, richtig vermuthet ist, zwei Pröpste dieses Namens, sondern es ging ihnen auch ein Johannes vorauf, dessen Regierungszeit aber nicht zu bestimmen ist.

Auf die Pröpste Johannes II. und III. folgte wohl Werner, welcher in den Klosterurkunden 1343 - 1346 vorkommt; bald darauf folgt Arnold, schon 1348. Werner wird aber wohl auf die beiden Johannes gefolgt sein; in dem kleinen Stadtbuche der Stadt Wismar (von 1328 beginnend) kommt er schon im J. 1342 vor (nach der Mittheilung von C. D. W.):

Marquardus Zedeler et Gherekinus de Losten promiserunt iunctis manibus, quod redend dicitur, domino Ywano de Clutze pro X mr. lub. pro vna lasta siliginis in festo beati Michaelis proximo persoluendis. Dominus Wernerus prepositus in Rene wlt et debet predictos Marquardum et Gherekinum indempnes tenere. 1342. Johannis et Pauli.

Es folgen also die Pröpste:

1236 - (1238):   Ernst.
1244 - 1251: Eckhart.
? Johannes I. 
1260 - 1261:  Conrad. 
1267 - 1271: Heinrich I.
1275 - 1307: Hermann († 1312).
1310 - 1315: Heinrich II. 
1318 - 1321: Johannes II. († 1321).
1321 - 1334: Johannes III.
1342 - 1346: Werner.

G. C. F. Lisch.     

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Ueber das ehemalige Refectorium und die übrigen Klostergebäude des Klosters zu Rehna,

von

G. C. F. Lisch.


Zwischen der Kirche zu Rehna und dem südlich davon in einiger Entfernung, in gleicher Flucht mit dem Westgiebel des Thurmes liegenden, gegen Westen gerichteten Amtsgebäude, welches wahrscheinlich die ehemalige Propstei bildete, steht der hübsch gebauete und gewölbte Kreuzgang des Klosters, welcher jetzt leider nur zur Niederlage von Holzmaterialien u. dgl. benutzt wird. Der Kreuzgang hat 3 im Rechteck stehende Flügel. Der südliche Flügel stößt an das Amtsgebäude und liegt mit der Kirche parallel; der östliche Flügel liegt mit dem Ostgiebel der Kirche ungefähr in derselben Flucht; der nördliche Flügel lehnt sich an die Südwand der Kirche bis gegen den Thurm. Der östliche Flügel hat in der Mitte ein Thor nach dem von den drei Flügeln eingeschlossenen innern Klosterhofe; an der diesem Thore gegenüberstehenden innern Wand des Kreuzganges läßt sich noch eine alte Wandmalerei erkennen, wie es scheint, eine Maria mit dem Leichnam Christi im Schooße (Maria tôr ladinge). Diese 3 Flügel des Kreuzganges sind nur Ein schmales Gewölbe breit und dienten nur zum Verbindungs= und Processionsgange. Die vierte, westliche Seite des Klosterhofes ist jetzt offen und soll, nach Ueberlieferungen alter Leute, früher nur durch eine Mauer geschlossen gewesen sein, welche von dem Amtsgebäude nach dem Thurme der Kirche ging. Dieser innere Hof innerhalb der Flügel des Kreuzganges war zur Klosterzeit "Kirchhof" . Der Kreuzgang hatte nach dem Kirchhofe hin Fenster. Ueber die alten Klostergebäude giebt ein Inventarium vom J. 1576 Auskunft; dasselbe sagt: "Diese drei Seiten des Kreuzganges sind durchaus gewölbt, und sind auf der einen Seite nach dem Kirchhofe wärts alte, zerbrochene Fenster".

Dieses Inventarium redet auch nur von drei Flügeln des Kreuzganges und läßt nach der Stellung der übrigen Gebäude nicht die Annahme zu, daß der Kreuzgang früher vier Flügel gehabt haben sollte.

An diese drei Flügel des Kreuzganges waren und sind nun nach außen hin große Gebäude gelehnt, welche die Außenmauern des Kreuzganges ganz verschlossen.


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An den südlichen Flügel des Kreuzganges, welcher an das Amtsgebäude stößt, "an der einen Seite des Kreuzganges", war im J. 1576 "ein gemauertes Gebäude, 20 Sparren lang und 3 Böden hoch". Dieses Gebäude steht noch und wird jetzt zu Pferde= und Holzställen benutzt. Es wird von dem südlichen Flügel des Kreuzganges durch eine Mauer geschieden. Ueber beiden Räumen war der im Anfange des 17. Jahrh. von der verwittweten Herzogin Sophie angelegte "Rittersaal", von dessen Einrichtung jetzt keine Spur mehr übrig ist.


An den östlichen Flügel des Kreuzganges lehnte sich nach dem äußern Garten gegen Osten hin ein großes Gebäude, welches das große Refectorium und die Zellen enthielt. Das Inventarium von 1576 berichtet hierüber ausführlich also: "Vff der andern Seiten des Kreutzganges stehet ein gemauert Gebew von 47 Sparren, ist zum Theil gantz offen. Im Obertheil sind Zellen gewesen, die aber gantz vnd gar wegkgebrochen, und ist der Bodden durchaus von Mauerstein gelegt. Im Untertheil sind nachfolgende Gewelbe: 1) "der große Reuenter"; das andere und das dritte Gewelbe, welche in gleicher Flucht an diesem Reventer standen, waren ziemlich wüst; "im vierten Gewelbe war nichts, allein in der Maur ein alt Schap vnd vier Lufften gemalter Fenster. Der große Reventer hatte 60 alte Rautenfenster; im andern Gewelbe waren 30 Rautenfenster; im dritten Gewelbe war ein klein Stublein abgeschauert". - - An dieses Gebäude stießen die "Küche und das Brauhaus", beide unter Einem Dache. Daran stieß "ein kleines Gebäude nach dem Wasser (Radegast) wärts, welches zum Schlachthause gebraucht" ward. - Dieses Refectorium, welches sich ohne Zweifel an die Ostwand des östlichen Kreuzgangsflügels lehnte, war also sehr groß, aber schon 1576 sehr vernachlässigt, und ist in der Folge, ungewiß zu welcher Zeit, abgebrochen. - Den Bemühungen meines Freundes Masch zu Demern ist es gelungen, die Stelle dieses Gebäudes sicher zu stellen. An der äußern, östlichen Wand des östlichen Flügels des Kreuzganges, welche jetzt dem Garten zugewendet ist, sieht man noch die "Kragsteine, auf denen die Gewölberippen standen, die Spitzbogenansätze der Gewölbe und kleine Nischen, welche deutlich beweisen, daß hier ein Gemach gestanden habe; in diesem östlichen Flügel des Kreuzganges, welcher, wie oben bemerkt, die große Pforte zum Kirchhofe hat, sieht man im Innern in der östlichen Wand noch die niedrigen Thüren zum Eingange in das Refectorium und außerdem die höhern Bogenhallen zu den Treppen, welche zum zweiten Stock

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(mit den Zellen) führten". Ungefähr an der Stelle des Reventers wurden tief in der Erde unter Schutt früher ein (Back=?)ofen, Menschenknochen und ein "Ziegel=Mosaikfußboden" gefunden. An der Stelle der Küche und des Brauhauses fand man schöne, behauene Granitblöcke, welche an die Juden verkauft wurden, die damit ihre Synagoge gebauet haben. An der Stelle des Schlachthauses fand man große Granitplatten. Von dem Schlachthause und der Radegast lief parallel mit dem Refectorium eine Mauer, deren Fundamente im Garten gefunden sind und welche ohne Zweifel einen an das Refectorium stoßenden Garten einschloß.

Das Refectorium war ohne Zweifel zwei Gewölbe tief, welche in der Mitte von Säulen getragen wurden. In Beziehung auf diesen Bau hatte ich Gelegenheit, eine Entdeckung zu machen, welche im hohen Grade interessant ist. Vor dem Amtshause stehen noch 5 oder 6 große viereckige Säulencapitäler aus Kalkstein, welche jetzt als Bänke oder Sitze vor dem Hause benutzt werden. Diese Capitäler sind ganz einfach in den Umrissen; jedoch hat eines derselben eine Verzierung. welche für die Geschichte des Klosters von Bedeutung ist. Dieses Capitäl trägt nämlich auf drei seiner Seiten einen Wappenschild mit einem geschachten Andreaskreuze, in dessen Oberwinkel ein bärtiger Kopf steht. Dieses Wappen gehört der lübeker Patricierfamilie von Darzow (Dassow) und findet sich auch zwei Male in der Kirche an den Kragsteinen, welche die Gewölberippen des Schiffes über dem ehemaligen Nonnenchore tragen (vgl. Jahrb. XV, S. 293 flgd.). Daß der Bau des Refectoriums vorzüglich durch die Mittel dieser Familie geschah, ist hiernach unzweifelhaft, wie die Wölbung des Nonnenchores durch diese und zwei andere Familien bewirkt ward. Wahrscheinlich ward das Refectorium auch um das Jahr 1430 gebauet, da in dieser Zeit von der genannten Familie Geld zum Bau innerhalb des Klosters (binnen closters tho deme buwe ) legirt ward. Es sind dies interessante Beiträge zu der Geschichte der Stellung und des Einflusses des lübekischen Patriciats.


Der nördliche Flügel des Kreuzganges oder, wie das Inventarium von 1576 sagt, "die dritte Seite des Creutzganges", welche unmittelbar auf das Gebäude des Reventers folgt, lehnt sich "an die Kirche" und war im J. 1576 an Dach und Sparren baufällig.

Außerdem war noch ein "Kornhaus im Kloster".


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Vor dem Kloster, in Verbindung mit demselben, gegen Westen gerichtet, standen die Gebäude für die männlichen Klosterdiener; diese Gebäude stehen noch, freilich modernisirt, und bilden die Amtsgebäude. Es waren namentlich im J. 1576 "das lange gemauerte Haus" und "das lange Haus" dadurch das Thor geht; darin waren 1576 die Hofstuben, des Hauptmanns und des Küchenmeisters Gemächer, zunächst am Kreuzgange. Unter diesen Gemächern werden auch die Keller genannt, ohne daß in dem Inventarium von unterirdischen Gängen die Rede ist, von denen die neuere Zeit auch hier, wie bei alten Klöstern und Schlössern, fabelt. Endlich stand hier noch das "Kornhaus auf dem Hofe, der Marstall und "das Pforthaus".

Das "lange gemauerte Haus", nach dem Inventarium von 1576 "fürm Jahre inwendich außgebawet", war "zwei Gemächer hoch" und diente nach der Säcularisation des Klosters der herzoglichen Familie als Residenz für Wittwen und unvermählte Prinzessinnen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte es noch viele Bilder und andern künstlerischen Schmuck, z. B. noch alte Bilder des Schwedenkönigs Albrecht, des Herzogs Heinrich etc. .


Bald nach der Entdeckung dieser interessanten Erscheinung machte mich Se. Excellenz der Geheime Rath von Plessen zu Schwerin auf das "Wagenschauer" des Amtes Rehna aufmerksam, welches ein merkwürdiger, sehr schöner, gewölbter Klosterbau aus dem Mittelalter sei. Mein Freund Masch, der in der Nähe wohnt, übernahm auf meine Meldung die Erforschung, über welche er nachfolgenden Bericht erstattet.


Ueber einen Saal des Klosters Rehna,

von

G. M. C. Masch.


An der Nordseite des Amtshauses in Rehna, eines ehemaligen Klostergebäudes, liegt, mit der Fronte nach Westen gekehrt, in gleicher Linie mit der Wand des Kirchthurmes, in der Ecke zwischen dem Amtsgebäude und dem südlichen Flügel des Klosterganges, ein Bauwerk, welches unter allen, die vom Kloster

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vorhanden sind, am besten erhalten ist und in mehrerer Hinsicht die größte Berücksichtigung verdient. Es war höchst wahrscheinlich ein Saal des Convents.

In die Westseite sind zwei mächtige Thüren eingeschlagen worden, - es dient diese Halle jetzt zu einem Wagenschauer -, und damit sind die Fenster, welche sich allein an dieser Seite befanden, untergangen; die Thüröffnungen sind mit neueren Rundbogen überwölbt. Tritt man nun durch das 4 Fuß 9 Zoll dicke Gemäuer ein, so ist der Raum von Süden nach Norden 26 Fuß, von Westen nach Osten 37 Fuß im Lichten groß, und ist durch zwei in der Mitte stehenden Pfeiler in 6 Gewölbe abgetheilt.

Die Pfeiler sind Monolithen, in der Basis vierseitig, dann sind die Ecken abgeschrägt und der Schaft selbst ist regelmäßig achtseitig. Jeder Schaft trägt ein ganz einfaches Capitäl, welches der Basis, jedoch gestürzt, gleich ist und sich in eine viereckige Platte endigt, auf welcher die Gurtbogen und die Rippen der Gewölbe stehen.

Die Südwand, welche zugleich die Außenwand des Klostergebäudes bildet, ist nicht unterbrochen, nur durch einen ganz neuen Anbau entstellt. Die Ostwand enthält zwei große Pforten, welche bis in die Spitze gehen; sie sind beide vermauert und es haben die Nischen, welche sie in dem dicken Gemäuer bilden, später zu Feuerstellen gedient, wie der Ruß, der sich findet, beweiset: ursprünglich führte die eine in den daran stoßenden südlichen Flügel des Kreuzganges. - In der Nordseite findet sich nun zuerst eine vermauerte Thür, welche in den Nonnengarten ("Kirchhof") führte. So wird dieser Raum, der an zwei Seiten vom Kreuzgang, an der dritten von der Kirche und vorne an der Westseite von einer Mauer, die von dem Saale zu dem Thurm hin ging, und deren sich ältere Leute noch bestimmt erinnern, da sie nicht erst neuerdings abgebrochen ward, eingeschlossen war, noch jetzt genannt, und ist er erst in sehr späten Zeiten zur Beerdigung von Leichen benutzt worden. - In der innern Wand sind noch eine größere und zwei kleinere Nischen.

Dieses ganze Gebäude ist in einem sehr reinen und sauberen Spitzbogenstyl aufgeführt. Die 6 Gewölbe, welche durch die auf den Pfeilern stehenden Gurtbogen gebildet werden, sind spitze, vierseitige Kappen, und Gurtbögen wie Rippen sind sehr fein profiliert. Sie laufen an den Wänden auf zierliche Consolen von Stuck aus. Diese haben unten 3 große Laubblätter, tragen dann eine Platte mit Kugeln verziert und darauf Brustbilder, nicht nach einer Form, aber nach einem Typus gebildet, jugendliche Gesichter, heils gekrönt, theils mit wallendem Haar; alle

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halten in der Rechten ein Spruchband, freilich ganz mit Tünche überzogen; zur Linken steht bald ein Kelch, bald eine gestürzte, glockenähnliche Figur. Auf ihren Köpfen ist wiederum eine Platte, wie die untere, und darauf stehen denn nun auf jeder die Gurten, die zwei Gewölberippen und zwei Rippen, welche den Bogen in der Wand abschließen. Die in den vier Ecken befindlichen tragen natürlich nur drei Rippen.

Die Schlußsteine der Gewölbe sind runde, aufgelegte Scheiben, von einem mit Kugeln gezierten Rande umgeben, und sind mit folgenden Wappen und Emblemen bezeichnet.

Die erste Scheibe beim Eintritte rechts, also dem Kloster zugewendet, hat den Wappenschild der v. Bülow mit den 14 Kugeln; die ihr gegenüber stehende, also dem Kirchhof zugewendet, hat einen gespaltenen Schild, welcher vorne einen Stern, hinten ein halbes Mühlrad zeigt; die Scheibe in der Kappe, welche auf das von Bülow'sche Wappen folgt, hat einen Schild mit einem Mühlrade; ihm gegenüber steht ein Schild mit dem Darzow'schen Wappen, einem geschachten Andreaskreuze mit einem Kopfe in der obern Abtheilung. - Die beiden folgenden Scheiben, also den großen Pforten zunächst, haben rechts ein segnende Hand, links einen Christuskopf.

Auch die Färbung dieses Gemaches läßt sich noch erkennen; es war wenigstens an den obern Wänden weiß, mit großen grünen Ranken mit Blättern überzogen, die Rippen waren dunkelroth, die Kappen vielleicht grün, jedoch ist es ohne Entfernung der weißen Tünche nicht zu bestimmen, wozu jetzt gerade die Mittel nicht zur Hand waren. In den Gewölben sind vier eiserne, roh geformte Haken, wie es scheint, schon in alter Zeit angebracht, wahrscheinlich zum Tragen von Lampen bestimmt. Der Fußboden ist mit viereckigen Ziegelplatten getäfelt.

Daß die ganze Bauart in die letzte Zeit des 14. und ins 15. Jahrhundert hinweiset, giebt der Augenschein, und wird diese Zeit durch die Wappen bestätigt. Lisch hat in den Jahrbüchern XV, S. 293, Nachricht gegeben und daselbst Nr. XXXII und XXXIII die Urkunden mitgetheilt, wie der Propst Johann Wendland, die Priorin Adelheid v. Bülow und der Convent zu Rehna am 10. November 1430 an Hermann Dartzow und andere lübeker Bürger 26 Mk. ewige Rente aus der Landmühle und Bentzin verkaufen, wovon 8 Mk. jährlich zum Bau innerhalb des Klosters verwendet werden sollten, und benutzt diese Nachricht, um die Zeit der Erhöhung der Kirche in ihrem Schiffe zu bestimmen, da sich das Wappen der Darsow darin findet, und es läßt sich sehr gern ihm darin beistimmen. Wenn

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wir nun aber hier bei diesem Saale, dem Ausdrucke der Urkunde (binnen closters tho dem buwe) ganz conform, "innerhalb des Klosters" einen Bau haben, daselbst offenbar an letzter Stelle das Darsow'sche Wappen finden und das Wappen der Priorin antreffen, so müssen wir die Zeit der Errichtung des Gebäudes mit den angeführten Urkunden in Verbindung stellen. Nun waren aber von 1430 - 1457 (vgl. Jahrb. XV, S. 304) drei Priorinnen aus dem Geschlechte der v. Bülow da, und es ist die Frage, welcher von ihnen man das Wappen in dem Gebäude zuschreiben darf. Die Sache ist schwierig, und ist es klar, daß das gespaltene Wappen mit dem Stern und dem Mühlrade sie entscheiden würde, und - dieses Wappen ist mir gänzlich unbekannt. Es ist sicherlich des Propstes Wappen, Propst war mit Adelheid v. Bülow von 1430 - 1435 Johann Wendland; dessen Wappen ist es nicht, denn er führte ein großes W (Jahrb. XV, S. 353). Andreas Stalknecht, der zur Zeit der Priorin Sophie v. Bülow 1441 - 1448 Propst war, hat dieses Wappen nicht geführt, denn sein Pferdekopf ist in der Kirche zu Rehna zu sehen. Es bleiben nur Petrus Richardis, welcher dem Stalknecht vorging, 1439 - 40, und Heinrich Havemann, der ihm unter Pelle v. Bülow 1453 folgte, und die Wappen von beiden sind unbekannt. Wahrscheinlich ist es jedoch, daß einem von diesen beiden das in Frage stehende zukommt, und so würde denn die Vollendung des Baues gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts anzunehmen sein. - Das vierte Wappen mit dem Mühlrade trägt zur Lösung dieser Frage nichts bei; ein solches Bild wurde von zwei Familien hiesiger Gegend geführt; zuerst findet es sich bei den lübeker Patriciern v. Mölen, jedoch kommen diese nicht mehr in der Zeit vor, in welche der Bau zu stellen ist, und dann die vom Lo, welche in Papenhusen, also dem Kloster Rhena sehr nahe, einen Hof hatten, welchen sie 1382 an den Bischof von Ratzeburg verkauften, und es hat dies Wappen also wohl einer Klosterfrau aus diesem Hause angehört.


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Ueber den Capitelsaal des Klosters Rehna,

von

G. C. F. Lisch.


Der in den vorstehenden Zeilen von Masch beschriebene, neu entdeckte Saal ist ohne Zweifel sehr interessant und der Erhaltung und bessern Benutzung werth. Es ist die Frage, wozu dieser Saal gedient habe. Die Ansicht, daß er das Refectorium des Klosters gebildet habe, wie Masch und ich selbst Anfangs glaubten, kann nicht richtig sein, da die Lage des Refectoriums im Vorstehenden ganz sicher nachgewiesen ist. Die aufgefundenen Capitäler der Säulen von dem abgebrochenen Gebäude reden schon dagegen. Hatte das Gebäude des Reventers nur 5 Säulen, so war es 6 Gewölbe lang oder, da es zwei Reihen Gewölbe hatte, 12 Gewölbe groß, also noch ein Mal so groß, als das Wagenschauer. - Dennoch wird das Gebäude des jetzigen Wagenschauers ein Klostersaal gewesen sein, da er an die Propstei grenzte und mit dem Kreuzgange durch Pforten in Verbindung stand. Wahrscheinlich war es der Convent= oder Capitelsaal, da er, sehr angemessen, zwischen der Propstei und dem Jungfrauenkloster (Kreuzgang) lag.

Die Zeit der Erbauung dieses "Wagenschauers" oder Capitelsaales läßt sich genau bestimmen. Das Wappen auf dem zweiten Gewölbeschilde, ein gespaltener Schild mit einem Sterne in der vordern und einem halben Müllrade in der hintern Hälfte, ist das Wappen des rehnaer Propstes Johann Mölenknecht, welcher 1422 - 23 als Propst des Klosters vorkommt. An einer Originalurkunde vom Tage Bricci (13. November) 1423 im schweriner Archive hängt sein wohl erhaltenes, rundes Siegel von rothem Wachs, welches im runden Felde das Brustbild des Apostels Jacobus mit Pilgerstab, Muschel und Buch hat; vor ihm steht im untern Inschriftrande ein längs gespaltener Schild, in der rechten Hälfte mit einem Sterne, in der linken Hälfte mit einem halben Mühlrade; die Umschrift lautet:

Umschrift

Zwischen 1416 und 1430 kommt nur 1422 - 23 dieser Propst vor. Dazu stimmt auch das Wappen der Priorin v. Bülow. Es war

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Probst     Priorin
1414 - 1416 Johann Gode,
1409 - 1422 Adelheid Rütze,
1422 - 1435 Johann Mölenknecht,
1430 - 1439 Adelheid v. Bülow.
1430 - 1435 Johann Wendland.

Der Bau des "Wagenschauers" muß also unter dem Propste Johann Mölenknecht und der Priorin Adelheid v. Bülow, also zwischen 1422 - 1430, ungefähr um das Jahr 1425 durch Hülfe lübeker Patricierfamilien, namentlich der Familie von Darzow, ausgeführt sein. Wahrscheinlich ist dies der erste Bau im 15. Jahrhundert, darauf folgte wohl der große Reventer und endlich die Erhöhung der alten Kirche und der Neubau des Chores derselben.

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Ueber die verwittwete Herzogin Dorothea von Meklenburg,

als Klosterfrau zu Rehna,

von

G. C. F. Lisch.


Dororthea, geborne Markgräfin von Brandenburg († 1491), Gemahlin (1437) des Herzogs Heinrich IV. von Meklenburg († 1477), ist in der Kirche zu Gadebusch in der Königskapelle begraben. Im Jahresber. III, S. 135, ist die Inschrift ihres Grabsteines mitgetheilt, welche also lautet:

Inschrift

Daß die Herzogin nach dieser Inschrift im Kloster Rehna starb und zu Gadebusch begraben ward, hat eine besondere Veranlassung. Am Tage des H. Clemens 1473 verschrieb ihr Gemahl ihr zum Leibgedinge die Vogtei Gadebusch mit Schloß und Stadt und das Land und die Vogtei Grevesmühlen. Nach dem Tode ihres Gemahls erklärte sie am Sonntage Lätare

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1480, daß "sie gerne die Zeit ihres Lebens zu Schwerin bleiben und ihre Leibzucht abstehen" wolle; in Folge dieser Erklärung verschrieben ihr ihre Söhne Albrecht, Magnus und Balthasar ein Jahrgeld von 600 guten Marken aus den genannten Vogteien und Wohnung und Tafel auf dem Schlosse zu Schwerin. Am Tage der H. Katharine 1485 sagen aber ihre Söhne, daß ihre Mutter "sich in ein einsam Leben gegeben und in das Kloster zu Rehna bestätigt" ("sick in eyn ensaem leuent gegeuen unde int kloster tho Rene bestediget heft") und ihnen aus eigener Bewegung ihr Leibgedinge abgetreten habe, wogegen sie ihr ein Jahrgeld von 600 guten Marken aus ihren ehemaligen Leibgedingsämtern versichern. Daher nennt sie sich in der Unterschrift eines an ihren Sohn Herzog Magnus gerichteten Briefes vom Freitage vor Katharine 1487 auch: "jetzt begebene Schwester im Kloster Rehna" ("nv bogheuen suster amme closter Rene"). Die verwittwete Herzogin ward also wirkliche Klosterfrau.

Moderlike leue mit vnsen bede altiidt touornn. Ffrundtlike leue sone. Wii sundt van der gnade gades sundt vnde wol to reke, des bogher wii desgelick altiid vann juw tho horende. Wii bidden leffliken gii vnß juwen salter mochten lenen, liggende in der grote kisten, wiil wii juw den wol vorstan vnde to willen wedder schaffenn, wii zin ame leuende edder dode, wente vnße salter nv so duster is, wii ene nicht konenn lesenn. Ffurder, alderleueste sone, bidde wii to male frundtlikenn, dat gii den glotsmidt Bedtken Wolden to juw uorbeden latenn van der X. lodt suluers wegenn van vnßes leuenn her sons wegenn hertich Albrechtes zeliger dechteniße, dem godt gnedich vnde barmhertich zii, dat daß doch nv thome ende mochte kamen. Leue son, wii bidden juw tomale frundtlikenn, dat gii vnß wolden gheuen enen budel, alß Czilie plecht to makende, wii wolden denn gerne suluest botalenn; wer vnß tomale lefflick, vmme juwer leue willenn to dregende. Ffurder bidde wii, leue her sone, gii vnß midt wadt ales mochtenn besorgenn, mochte gii vnß grodt tho dancke ane don. De wii juw gade bouelen sundt, salich, wolmogende to langenn tiden. Screuen amme ffridage vor Katherine ame jare etc. . LXXXVII.

Dorothea van gades gnaden hertoghinne to Meklenborgh, zeligenn hertich Hinrikes naghelaten wedewe nv bogheuen suster amme closter Rene etc. .

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Deme hochgebaren ffurstenn vnde heren, heren Magno, hertoghenn tho Meklenburgh, ffurstenn to Wendenn, greuenn tho Zwerinn, Rostock vnde Stargherde der lande heren, vnßeme lefflikenn her sone.