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Wendische Burgwälle von Weberin und Wendorf.

Der Herr Pastor Willebrand zu Cladow hat im ritterschaftlichen Amte Crivitz wieder zwei wendische Burgwälle, zu Weberin und Wendorf, entdeckt, welche, wenn auch die Geschichte noch nichts über sie sagt, von Interesse sind, weil sie östlich vom Schweriner See, zwischen Pinnow und Sternberg, in einer Gegend liegen, in welcher noch keine alte Burgwälle bekannt geworden sind. Der Herr Pastor Willebrand berichtet Folgendes:

Wendischer Burgwall von Weberin.

Auf der Feldmark von Weberin liegt am Frauensee ein heidnischer Burgwall, welcher in Weberin der "Burgwall" genannt wird. Derselbe erhebt sich etwa 60 Fuß hoch über den an seinem Westabhange liegenden Frauensee und ist von SW. gegen NO. 170 Schritte lang und von NW. gegen SO. 140 Schritte breit. Da der Westabhang des Plateaus gegen den Frauensee ziemlich steil ist, so fehlt hier jede künstliche Umwallung. Von der Nordwestecke des Burgwalles aber, wo sich auch die Auffahrt befand, läuft eine künstliche Umwallung auf dem Rande des Plateaus umher bis zur Südwestecke, wo der steile, zum See abfallende Abhang wieder beginnt. Diese Umwallung hat eine Höhe nach außen hin von etwa 12 Fuß, nach innen von 5 bis 6 Fuß. An der innern Seite dieser künstlichen Umwallung läuft, parallel mit derselben, eine Vertiefung umher, so daß die Umwallung eine Art von Brustwehr bildet, hinter welcher ein Mann aufrecht stehen kann, ohne von außen gesehen zu werden. Im N., O. und S. fällt der ganze Burgwall mehr oder minder steil in den umher liegenden sandigen Acker ab.

Auf dem Plateau des Weberiner Burgwalles, namentlich auf solchen Stellen, die von den Weberiner Bauern beackert werden, finden sich nun viele Gefäßscherben und vom Feuer geröthete Lehmklumpen mit Stroheindrücken; hin und wieder finden sich auch am Rande umher und an andern Stellen noch Scherben, jedoch nur selten. - Die auf dem Burg=

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walle gesammelten Gefäßscherben sind ohne Ausnahme heidnisch, d. h. aus Thon, mit Granitgrus oder Sand vermengt, und haben eine bräunliche Farbe. Einige wenige Scherben haben auch die bekannten wellenförmigen Verzierungen unter den Gefäßrändern, wodurch sich bekanntlich die jüngsten wendischen Gefäße charakterisiren.

Ungefähr 5 Minuten weit nordöstlich von dem Burgwalle steht auf einem Berge zwischen dem Frauensee und dem Viersee ein Kegelgrab, neben welchem ein verkümmerter Weißdornstrauch steht.

Wendischer Burgwall von Wendorf.

Eine Viertelmeile von dem weberiner Wallberge gegen ONO. liegt auf der Hälfte des Weges zwischen Weberin und Wendorf, aber schon auf dem Gebiete von Wendorf, ein zweiter Burgwall, welcher der "Hexenberg" genannt wird. Der ganze Burgwall hat eine länglichrunde Form und einen Durchmesser von etwa 150 Schritten von N. gegen S. Dieser Burgwall liegt auf der Ostspitze einer Landzunge, die im N. und S. von Wiesen, im O. von einem Bache begrenzt wird, der aus der Glambek, einem See bei Weberin, kommt, die wendorfer und müsselmower Mühlen treibt und dann in die Warnow fällt. Im Westen, wo auch die Auffahrt war, hängt die Landzunge mit dem Ackerlande zusammen. Auch dieser Wall ist auf dem Rande umher von einer künstlichen Umwallung umgeben. Nach außen hin hat der Wall eine Höhe von 6 bis 12 Fuß; nach innen findet sich hinter dem Walle rings umher, wie beim Burgwall am Frauensee, eine Vertiefung von 3 bis 6 Fuß. Gegen Süden senkt sich der Burgwall etwas, und hier fand sich an einer brunnenartigen Vertiefung, außer rothen Johannisbeeren (wovon sich auch außerhalb des Baches am Walle eine Gruppe findet), auch ein Strauch mit sehr saftigen, weißen Johannisbeeren.

Auch auf diesem Burgwalle finden sich viele heidnische Gefäßscherben aus Thon mit Granitgrus durchknetet, und keine andere. Die Scherben von diesem Burgwalle sind aber größer und schöner und, wie es scheint, edler geformt und heller an Farbe, hellbraun, als die Scherben von dem weberiner Burgwall. Der Burgwall von Wendorf scheint also älter, als der Burgwall von Weberin zu sein. Jedoch fanden sich auch ein Paar Scherben mit den wellenförmigen Randverzierungen, so daß es keinem Zweifel unterliegt, daß auch dieser Burgwall zur wendischen Zeit benutzt ward. - Auch fanden sich auf dem Burgwalle viele zerschlagene Feldsteine von jüngern

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Steinarten, welche auf mehrern Flächen so stark verglaset sind, als wenn sie mit einer dicken (weißlichen oder grünlichen) Glasur überzogen sind.

Auf der großen Schmettau'schen Karte von Meklenburg führen die Wiesen nördlich vom Hexenberge den Namen: "beim alten Hofe".

Sagen knüpfen sich weder an den wendorfer, noch an den weberiner Wallberg.


Von der wendorfer Mühle ward jedoch dem Herrn Pastor Willebrand folgende Sage erzählt:

Es war einmal zu Wendorf ein Müller. Als er starb, hatte er noch etwas auf dem Herzen behalten, was er gerne den Seinigen offenbart hätte. Er hatte daher keine Ruhe und nach seinem Tode war es nicht richtig in der Mühle. Oft knarrte es Nachts und drehte sich etwas in der Mühle, und wenn der Geselle aufstand, konnte er nichts finden. Da baten die Leute den Pastor, sie von diesem Geiste zu befreien. Der betete den Geist auch in das Ofenrohr. Als der Geist darin war, hielten sie einen Sack davor und fingen ihn darin. Da bat der Geist kläglich, ihm zu seiner Beschäftigung doch etwas mitzugeben; und sie steckten ihm ein Pfund Wolle in den Sack, die er bei seinen Lebzeiten gerne gepflückt hatte, und trugen den Sack nach dem Moor, das auf dem Wege von Weberin nach Jülchendorf liegt. Hier pflegen nun die Leute noch heutiges Tages sich leicht in dem Holze zu verirren, namentlich des Nachts, und man sagt dann von ihnen: "em hett woll de "Wullplücker möt't".