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9.
Ueber das Dorf Zweendorf

oder
Wozezekendorf und Albertsdorf.


Wie sich einer an sich interessanten, wenn auch scheinbar geringfügigen Sache fortwährend merkwürdige Eigenthümlichkeiten ablauschen lassen, so auch den in der Ueberschrift genannten Namen. In Jahrb. V, S. 70 flgd., ist die Geschichte dieser Namen ausführlich behandelt.

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Die Dörfer gehörten in der ältesten Zeit unserer Geschichte, in der ersten Hälfte des 13. Jahrh., einem Ritter Albert vom Buge. Nach diesem hieß:

Albertsdorf der Ritterhof, und
Wozezekendorf das dazu gehörende Bauerdorf;
Zweendorf oder To den twen dorpen wurden
beide Güter zusammen genannt,

nachdem beide an das Kloster Doberan gekommen waren.

Als dieses Kloster im J. 1257 das Gut Albertsdorf gekauft hatte, ward beschlossen:

Albertsdorf in
Abtsdorf (villa abbatis) umzutaufen,

aber dieser Name erhielt nie allgemeinen Eingang; jedoch kommt in den Klosterrechnungen häufig die Form:

Wo=Absdorf (= zu dem Abtsdorf)

mit der wendischen Präposition Wo= (= zu) vor.

Nun scheint die Entdeckung 1 ) von großem Interesse zu sein, daß Albertsdorf und Wozezekendorf derselbe Name sind. Der polnische heilige Albert, ein geborner Böhme, zuletzt Erzbischof von Gnesen (995), hieß nämlich zuerst Woiciech. Seitdem ist in den slavischen Ländern der Name Woiciech (auch abgekürzt Woytech) für Albert allgemein und der heil. Albert heißt noch heute in Polen: Swente Woiciech.

Nimmt man nun an, daß sich diese Uebersetzung des Namens schon früh über alle slavischen Länder verbreitete, so mag es nicht unwahrscheinlich sein, daß Wozezekendorf oder Wozezkdorf nichts als eine wendische Uebersetzung des deutschen Namens Albertsdorf ist und daß der Ritterhof einen deutschen, das Bauerdorf einen wendischen Namen von gleicher Bedeutung erhielt.

Die erklärende Nachricht steht in Dlugossi Historia Poloniae I, p. 106.

981. Primo episcopo Pragense Dithmaro mortuo, Adalbertus, Bohemus natione et lingua, de nobilibus parentibus ortus (pater eius Slawnik, mater eius Strzezistawa), in Pragensem episcopum acclamatione cleri et populi electus est. - - Hic in baptismo nomen Bohemicum Woiciech, quod significat exercituum consolator, acceperat; sed episcopus Maideburgensis, apud quem exegerat adolescentiam, eum Adalbertum difficultale expressionis originarii nominis motus cognominat.


1) Nach gütiger Mittheilung Sr. Excellenz des Herrn Barons v. Maltzan auf Duchnow etc. . in Polen, zu Weistrup.
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Der Name Wozezekendorf ward übrigens schon früh abgekürzt, indem, wie häufig, die erste Sylbe Wo= abgeworfen ward, während man dieselbe Sylbe, freilich in anderer Bedeutung, dem Namen Abtsdorf vorsetzte. In einer im wismarschen Stadtbuche enthaltenen Urkunde vom J. 1369 (feria III. post Johannis baptiste) werden als Bürgen einer Verschreibung für die Kirche zu Russow unter Andern genannt: "Hermannus de Ortzen de Roggow, Hintzeke Mathei de Russow, Johannes Smale de Tzetzekendorp, Antonius Vten, Conradus Vten de Tzetzekendorp etc."; als Vorsteher der Kirche zu Russow werden genannt: "Hintzeke Mathei, Johannes Smale de Tzeetzekendorp, Johannes Burmester de Alberstorpe".

G. C. F. Lisch.