zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 403 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Kirche zu Vipperow.
Vgl. oben S. 335.

Der Ort Vipperow spielt schon in den ältesten Zeiten unserer Geschichte eine Rolle und wird bei der Bestätigung des Bisthums Schwerin schon im 12. Jahrh. genannt. Im J. 1171 1 ) wird gesagt, daß die Provinz des Herzogs Heinrich des Löwen von Schwerin bis Vipperow reiche ("provincia ducis Henrici -- a Zuerin - - usque Vepro"); nach den päpstlichen Urkunden von 1185 und 1189 1 ) sollte das Land Vipperow ("Veprowe") zum Bisthume Schwerin gehören. Ohne Zweifel war also Vipperow in wendischer Zeit ein Ort von Bedeutung 2 ). Durch die Kreuzzüge Heinrichs des Löwen und die darauf folgende feste Einrichtung des Bisthums Schwerin und die Bestimmung der Grenzen desselben waren aber uralte Bestimmungen verändert worden und der Bischof von Schwerin gerieth sehr bald in heftige und lange dauernde Streitigkeiten mit den Bischöfen von Camin und Havelberg. Bei der Stiftung des Bisthums Havelberg im J. 946 hatte nämlich der Kaiser Otto bestimmt, daß die Nordgrenze des Bisthums bis an die Eldequellen ("ab orlu fluminis quod dicitur Eldena") 3 ) reichen solle. Die Eldequellen sind aber immer bei Darze, westlich von Röbel, in gleicher Breite mit Röbel, angenommen. Das Land Vipperow, welches südlich von Röbel lag, gehörte also, gegen die Bestimmungen über die Grenzen des Bisthums Schwerin, zum Bisthume Havelberg. Erst am 16. Dec. 1252 ward der Streit zwischen den Bischöfen von Schwerin und Havelberg geschlichtet 4 ), indem der Bischof von Schwerin dem Bischofe von Havelberg die Kirchen des Landes Vipperow bis zur Kirche des


1) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 35, 39, 41.
1) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 35, 39, 41.
2) Vgl. Jahrb. II, S. 102 flgd.
3) Vgl. Riedel Cod. dipl. Brand. I, 2, S. 435.
4) Vgl. Lisch Mekl. Urk. III, S. 97, Nr. XL.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 404 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

H. Nicolaus in Röbel, d. h. der Kirche auf der Neustadt Röbel, abtrat. Seitdem ging die Nordgrenze des Bisthums Havelberg in grader Richtung von dem Müritzbusen bei Röbel mitten durch die Altstadt und Neustadt Röbel über die Eldequellen bei Darze nach dem südlichen Ende des plauer Sees bei Stuer.

Es läßt sich daher wohl annehmen, daß das Land Vipperow nördlich mit der Neustadt Röbel begann und nach Süden hin an dem westlichen Ufer der südlichen Müritzbuchten, welche in alter Zeit die Vipperowschen Wasser hießen, über Vipperow hinaufreichte, gegen Osten bis an die Eldequellen bei Darze.

Es ließ sich also in der Kirche zu Vipperow ein altes Bauwerk vermuthen. Ich unterwarf sie daher einer Untersuchung; diese hat nun freilich ergeben, daß sie kein sehr altes und bedeutendes, aber doch immer ein interessantes Bauwerk ist. Die Kirche bildet nämlich ein großes Oblongum, ohne irgend eine Gliederung, in einem festen, tüchtigen Feldsteinbau, im Uebergangsstyle. Die Ecken bestehen aus behauenen Granitblöcken. Die Altarwand hat drei Fenster. Die Seitenwände haben zwischen der Altarwand und der Pforte an jeder Seite drei, von der Pforte bis zum Thurme an jeder Seite zwei Fenster; über der Pforte ist noch Raum für ein Fenster. Von den Fenstern sind jedoch mehrere zugemauert. Der Bau ist also so angelegt, daß in jeder Seitenwand für sechs Fenster gleichmäßiger Raum vorhanden ist, die Seitenwände also für zwölf Fenster Raum haben. Die schmalen Fenster sind leise gespitzt und im Uebergangsstyle construirt; die Wölbungen der Fenster sind von Ziegeln ausgeführt. In dem äußern Altargiebel sind die Fenster mit schmalen Streifen von Ziegeln im rechten Winkel eingefaßt. Neben dem nördlichen Fenster in der Altarwand ist eine aus Ziegeln construirte, große, flache, rund gewölbte Mauernische.

Im Innern sind in den Giebeln Töpfe vermauert. Dies sind schwarzblaue, kugelige, sehr feste Töpfe aus dem Mittelalter, mit engem Halse, so weit, um eine nicht zu große Hand durchzulassen; sie sind liegend eingemauert mit dem offenen Halse dem Innern der Kirche zugekehrt, so daß man von der Kirche runde Oeffnungen sieht. Ueber den Altarfenstern in der Altarwand ist eine Reihe von Töpfen sichtbar. In dem gegenüberliegenden Westgiebel, zu welchem man über ein Chor gelangen kann, sind in gleicher Höhe in einer untern Schicht in einer Reihe 9 Töpfe, in einer darüber liegenden Schicht 4 Töpfe vermauert, oder doch wenigstens sichtbar und offen. In Meklenburg sind diese eingemauerten Töpfe bis jetzt nur in der Kirche zu Döbbersen bei Wittenburg beobachtet (vgl. Jahresber. VI, S. 85). Jedoch sind schon früher in Mittel= und Norddeutschland einige

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 405 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Male eingemauerte Töpfe in Kirchen vorgekommen; man vgl. Wiggert in Neuen Mittheilungen des thüringisch=sächsischen Vereins I, S. 111 flgd. Auch in der Altmark sind Beispiele vorgekommen. Ich kann mir keinen andern Grund denken, als daß man durch diese Bauart die Giebel erleichtern wollte.

Neben der Eingangspforte, im Innern, ist ein Weihbecken aus einem großen, rohen Granitblock eingemauert, welches ganz das Ansehen einer alten heidnischen Quetschmühle hat.

Der Altar hat ein Mittelstück mit geschnitzten Figuren und zwei Flügel mit Malerei. Die Malerei auf den Flügeln ist in neuern Zeiten, wahrscheinlich im vorigen Jahrhundert, aufgetragen, schlecht und unbedingt zu verwerfen. Das geschnitzte Mittelstück, etwa aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammend, ist aber sowohl in den Figuren, als in den Ornamenten recht gut und, wenn auch nur als Alterthum, aufzubewahren.

In der Mitte des Mittelstückes steht in großer Figur die Jungfrau Maria, mit dem Christkinde auf dem Arme, auf dem halben Monde, in einer Strahlenglorie, welche sie ganz umgiebt. Daneben sind an jeder Seite zwei Mal zwei Nischen über einander, in welchen unter kleinen Baldachinen folgende Heilige stehen:

nach innen neben Maria:
     rechts von Maria:
          oben: S. Antonia (?), mit Faß (?)
          unten: S. Katharina, mit Rad und Schwert;
     links von Maria:
          oben: S. Barbara, mit Thurm,
          unten: S. Elisabeth, mit Korb;
nach außen, neben diesen weiblichen Heiligen:
     rechts von Maria:
          oben: Ap. Petrus, mit Schlüssel,
          unten: Ap. Jacobus, mit Muschel;
     links von Maria:
          oben: Ap. Johannes, mit Kelch
          unten: Ap. Matthäus, mit Beutel,
                    (das Beil in der Hand ist abgebrochen).

Im Mittelraume der Kirche stehen 18 Kirchenstühle, welche wohl noch aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammen. Die Seitenstücke haben runde Köpfe, deren dem Mittelgange zugekehrte Seiten flach ausgeschnitten sind und theils allerlei Thiere, theils Rosetten und architektonische Ornamente zeigen. Die Arbeit ist, wie gesagt, zwar flach, wie dergleichen aus jener Zeit oft vorkommt, aber in der Erfindung und Zeichnung der Beachtung werth und für den Fall der Baufälligkeit der Stühle zu conserviren.