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II. Zur Baukunde.

1. Zur Baukunde der vorchristlichen Zeit.


Der wendische Burgwall von Vipperow.

Nach der unten bei der Bechreibung der Kirche zu Vipperow mitgetheilten Darstellung der Bedeutsamkeit des Dorfes Vipperow ließ sich vermuthen, daß sich dort ein wendischer Burgwall finden lasse. Nach einer in Jahrb. II, S. 106, Note, mitgetheilten Nachricht fand sich im Anfange des 18. Jahrhunderts am Müritzufer nördlich von Vipperow

"nahe an der Müritz der sogen, alte Hoff, welcher sonsten für alters, wie der augenschein gab, mit hohen wällen und gräben umgeben gewesen. Dieser ohrt nebst dem darauf stehenden häuschen und da herum liegenden Wiesen war umbher gantz unter waßer von der Müritz gesetzt".

Diese Stelle ist noch auf der großen Schmettauschen Charte nördlich von Vipperow bezeichnet und gehörte zu Solzow. Nach den von dem Herrn Pastor M. Wachenhusen zu Vipperow angestellten Untersuchungen wurden hier neben starken Fundamentmauern nur Kachel=, Gefäß= und Glasscherben aus dem 15. und 16. Jahrh. gefunden. Dieser alte Hof ist also die Stelle des alten Ritterhofes der Linie Hahn auf Solzow.

Es ward mir von einem alten Manne, der in jüngern Jahren Kirchenjurat gewesen ist, eine andere Stelle namhaft gemacht, welche der wendische Burgwall von Vipperow sein könnte. Ungefähr 12 Ruthen vom Ufer, dem Dorfe Vipperow und dem Gute Retzow (am jenseitigen Ufer) gegenüber liegt in der Müritz eine kleine Insel, welche von den Einwohnern von Vipperow der "Borgwall" genannt wird. Diese kleine Insel ist theils mit Weichholz bewachsen, theils wird sie von den Fischern als Gartenland benutzt. Der alte Mann erzählte, "diese Insel

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sei der "Borgwall" und wenn sie in alten Zeiten hinübergewollt hätten, so hätten sie ein Paar "Pferdeköpfe" hinübergeworfen". So dunkel nun auch diese Sage ist und so wenig der allte Mann auch im Stande war, sie weiter auszuführen und zu deuten, so deutet doch die Sage von den "Pferdeköpfen" auf eine alte Zeit, da Pferdeschädel eine große Rolle in den alten Sagen Meklenburgs spielen, wie man sie auch in den Hünengräbern der Stein=Periode beigesetzt findet. Dieser "Burgwall" ist der wendische Burgwall von Vipperow. Bei meiner Anwesenheit in Vipperow fand ich keine Gelegenheit hinüberzukommen, um an Ort und Stelle Untersuchungen anstellen zu können. Der Herr Pastor M. Wachenhusen zu Vipperow hat aber die Güte gehabt, Nachgrabungen anzustellen, und fand mehrere Fuß tief nur die bekannten Gefäßscherben aus der letzten heidnischen Zeit, mit Granitgrus durchknetet und am Rande mit wellenförmigen Linien verziert, wie sich solche Scherben auf allen heidnischen Burgwällen Meklenburgs finden. Von mittelalterlichen Scherben war keine Spur zu finden.

Es leidet also keinen Zweifel, daß diese Insel den heidnischen Burgwall des Landes Vipperow bildete. Die Lage und Beschaffenheit desselben hat die größte Aehnlichkeit mit der des Burgwalles von Kutzin oder Quetzin im plauer See (vgl. Jahrb. XVII, S. 25).

G. C. F. Lisch.