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Goldener Eidring von Jülchendorf.

Schon wieder ist ein goldener Eidring in Meklenburg gefunden und wieder durch Gewinnsucht untergegangen, jedoch haben glücklicher Weise noch zu rechter Zeit zuverlässige und übereinstimmende Nachrichten eingezogen werden können. Im Januar des J. 1853 waren zwei Arbeiter aus dem Domanialdorfe Jülchendorf in der Nähe der ventschower Forst bei Sternberg auf dem Felde von Jülchendorf (nach andern Berichten auf dem Gebiete des ritterschaftl. Gutes Kaarz) mit Stämmeroden beschäftigt. Beim Ausroden eines starken Buchenstammes stießen sie am 26. Jan. beim Ausgraben einer Wurzel auf eine Steinkiste, in der eine Urne stand, durch welche die Wurzel gewachsen war. Die Urne war hiedurch in Scherben zerfallen, welche beim Ausgraben eine grauliche Farbe hatten. Als sie die herausgegrabene Wurzel spalten wollten, stießen sie mit der Axt auf einen harten Gegenstand, welcher der Eidring war, um den also die Wurzel herumgewachsen war; der Ring zeigte bei der Befreiung auch den Axthieb. Die Finder gingen mit dem Ringe nach der Stadt Brüel zu dem Kaufmann Herrn Otto Klitzing, welcher den Ring wog und untersuchte, den Ankauf ablehnte, dagegen den Findern den wohlgemeinten Rath gab, den Ring zuvor schätzen zu lassen, aber nicht zu verkaufen, da er der Ansicht sei, daß sie ihn nicht verkaufen dürften, sondern an die höhere Behörde einsenden müßten, wobei er weitere Aufklärungen einzuziehen und ihnen behülflich zu sein versprach. Die Finder ließen sich aber von dem Goldschmiede Winkelmann zu Brüel bereden, ihm den Ring für 19 Thaler Cour. zu verkaufen. Winkelmann schmolz nach einigen Tagen den Ring ein. Vielfache Gerüchte, welche sich bald nach der Auffindung verbreiteten, ließen die Sache bald öffentlich bekannt werden.

Der Ring war ganz wie der im J. 1850 zu Woosten bei Goldberg gefundene Eidring gestallet, über welchen und die Eidringe überhaupt man Jahrb. XVI, S. 268 flgd. vergleichen mag. Der Ring war so groß, daß die Finder ihn über ihre Hand streifen konnten. Er war an einer Seite geöffnet, an der der Oeffnung entgegengesetzten Seite etwas dicker, nach innen etwas eingebogen; die beiden dünner werdenden Enden erweiterten sich an der Oeffnung, wo sie zusammenstießen, zu zwei hohlen Halbkugeln ("in der Form von Mundstücken eines Blaseinstrumentes"). Die Außenseite war "schwach geriefelt", hatte aber sonst keine andere Zeichen. Der Herr Kaufmann Klitzing wog den Ring und fand ihn 7 1/2 bis 7 3/4 Loth schwer.

Es leidet keinen Zweifel, daß der dem Ringe von Woosten

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in jeder Hinsicht ganz ähnliche Ring ein Eidring aus der (germanischen) Bronze=Periode und von reinem Golde gewesen sei, da aus dieser Periode kein anderes als reines Gold, immer von derselben Beschaffenheit, und zwar häufig gefunden ist. Hiernach würde der Ring einen Werth von ungefähr 100 Thlr. Cour. gehabt haben.

Anders freilich berichtet jetzt nach der Einschmelzung der Goldschmied Winkelmann: der Ring sei ein gewöhnliches Armband, 6 3/4 Loth schwer, hohl, von schlechtem Golde und nur 21 Thlr. werth gewesen; nur die Oberfläche sei durch das lange Liegen in der Erde "verfeinert" worden; er habe keine andern Zeichen gehabt, als die Jahreszahl 1742, welche mit modernen arabischen Ziffern einpunktirt gewesen sei!

G. C. F. Lisch.