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Kegelgrab von Steffenshagen
in der Prignitz.

Zu Steffenshagen, zwischen Putlitz und Pritzwalk, einem Filiale von Triglitz, liegt in einem kleinen Tannenwalde ein mit

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Tannen bewachsener Sandhügel, mit Steinen besetzt, ziemlich der höchste Punkt der ganzen Feldmark, welcher früher mit Eichen bestanden gewesen sein soll. Dieser Hügel bildet ein Kegelgrab von etwa 20 Fuß Durchmesser und ist genau an den umgrenzenden großen Steinen zu erkennen. Schon früher sind viele kleine Steine von der Oberfläche des Hügels abgefahren. Als im Sommer des J. 1853 wieder Steine zum Bau gebrochen wurden, stieß man etwa 1 Fuß unter der jetzigen Oberfläche auf eine kleine Steinkiste, welche nicht ganz in der Mitte des Hügels stand. In dieser Steinkiste, welche mit einem Deckstein zugedeckt war, stand eine große, offene, hellbraune, thönerne Urne, von der gewöhnlichen Gestalt der großen Urnen der Kegelgräber, mit scharfem Bauchrande, wie die in Jahrb. XI, S. 357 abgebildete und beschriebene Urne von Meyersdorf. Die Steinkiste war nicht größer, als daß diese Urne nur eben hinein paßte. Einer der großen Steine der Steinkiste war inwendig mit einer dünnen, dunkelbraunen, zusammenhangenden Masse, welche noch zusammenhangend ist, fast ganz überzogen; dem Anschein nach ist es Leder womit die Steinkiste ausgefuttert war. Der Finder sagte, der Stein habe ausgesehen, als wenn er mit Löschpapier überzogen gewesen wäre. Die Urne enthielt Erde, Asche, Knochentheile und eine schöne Lanzenspitze aus Bronze, 5" lang, hohl gegossen, mit zwei Nagellöchern, vollständig oxydirt, aber völlig spitz und sehr scharf; in dem Schaftloche steckte noch vermodertes Holz des Schaftes. Leider ward die zum Trocknen ausgehobene Urne zerschlagen. In der Ecke in der Steinkiste neben der großen Urne stand ein leerer Doppelbecher aus gebranntem Thon, eines der seltensten Stücke des Alterthums.

Doppelbecher

Der Becher ist aus gewöhnlicher hellbrauner Urnenmasse, 6" hoch; die Schale ist 2 1/2", der Griff 2, der Fuß 1 1/2" hoch. Die 2 1/2" hohe Schale ist gegen 4 1/4" weit, der 1 1/2" hohe Fuß ist auch ausgehöhlt und 3 1/2" weit. Ohne Zweifel ist dies höchst seltene und bestimmt der Bronze=Periode angehörende Gefäß ein Becher, ein Geräth zum häuslichen Gebrauche, dem Todten mit ins Grab gegeben.

Der Herr Pastor Ragotzky zu Triglitz, correspondirendes Mitglied des Vereins, hat demselben nicht nur die Beschreibung der Aufgrabung sondern auch den Becher geschenkt.

G. C. F. Lisch.