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I. Zur Alterthumskunde

im engeren Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Zeit der Hünengräber.


Alte Begräbnißplätze von Dreveskirchen.

Nachtrag zu Jahrb. XVII, S. 368 flgd.

Die interessante Vertheilung der Alterthümer auf der Feldmark Dreveskirchen bei Wismar, welche in den Jahrb. a. a. O. geschildert ist, läßt sich durch die Bemühungen und Entdeckungen des Herrn Koch auf Dreveskirchen noch weiter führen, indem auch noch eine Wohnstätte aus der Steinperiode entdeckt ist.

1. Alterthümer aus der Steinzeit.

Auf dem Felde von Dreveskirchen dehnt sich in südwestlicher Richtung von dem Hofe, nach Dahmkow hin, eine kleine Hügelreihe aus, nicht weit, ungefähr 1500 Schritte, vom Gestade der Ostsee entfernt; das Ackerstück heißt der Klingenberg.

Beim Drainiren des Feldes fand nun Herr Koch, ungefähr in der Mitte zwischen Dreveskirchen und Dahmkow, die Scherben eines sehr grobkörnigen thönernen Gefäßes von birnenförmiger Gestalt, im Aeußern sehr rauh und auf dem Bauchrande noch nicht mit geschlämmtem Thon überzogen, nach den Schwingungen der Linien und den stark hervorragenden, ausgeschnittenen Knoten oder Buckeln, welche auf dem Bauchrande unter dem Halse umher stehen, der Steinperiode angehörend.

Auf derselben Hügelkette, mehr nördlich, fand Herr Koch beim Drainiren wieder Scherben eines thönernen Gefäßes und hart gedörrte, gerade geformte Lehmklumpen, mit Asche und Kohlenstaub vermengt, wie Stücke von menschlichen Wohnungen, der Thonbekleidung der "Klemstaken" ähnlich, jedoch ohne Stroheindrücke.

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Auffallend ist es, daß an beiden Stellen die Ueberreste des Alterthums fast 4 Fuß tief in nassem Lehm gefunden wurden, während doch die alten Gräber immer auf der Erdoberfläche aufgeschüttet wurden. Ohne Zweifel sind dies nicht Ueberreste von Gräbern, sondern Ueberreste von menschlichen Wohnungen aus der Steinperiode, verschüttete Höhlen oder Gruben, aus deren Anlage sich wohl schließen lassen dürfte, daß zur Steinzeit die Wohnungen der Menschen zum Theile aus Höhlen bestanden, über denen vielleicht ein Dach errichtet war. Auch scheinen hiefür die gefundenen Ueberreste der Gefäße zu sprechen, welche einen andern Charakter haben, als die Grabgefäße.

Daß diese Gegend zur Steinzeit bewohnt war, dafür redet der Umstand, daß von dem Herrn Koch auf derselben Hügelkette mehrere Steinalterthümer gefunden sind, welche derselbe dem Vereine zum Geschenke übersandt hat, nämlich:

1) ein Keil aus dunkelgrauem Feuerstein,

2) ein Keil aus weißem Feuerstein,

beide 4 1/2" lang und an der Schneide und an den Kanten vielfach ausgebrochen, gefunden auf derselben Hügelkette, mehr nördlich von den Ueberresten der Wohnstätten;

3) ein roh zugehauener Feuersteinblock zu einem Dolche, gegen 9" lang und 4" breit in der Mitte, mit sehr fester Hand in regelmäßigen Umrissen bearbeitet, ein schönes, seltenes Stück, gefunden ebendaselbst;

4) ein roh zugehauener Feuersteinblock zu einer Lanzenspitze, etwas roher zugehauen, als der so eben erwähnte, gegen 7" lang und 3" breit in der Mitte, gefunden ebendaselbst;

5) ein dicker Feuersteinspan, 4" lang, an den Kanten überall und viel ausgebrochen und offenbar gebraucht, gefunden ebendaselbst.

Früher sind dort schon Alterthümer gefunden, namentlich

ein schöner Schleifstein aus sogenanntem "alten rothen Sandstein" zum Schleifen der Feuersteingeräthe (vgl. Jahrb. XVII, S. 365), so wie

mehrere Keile und

viele Feuersteinspäne (vgl. Jahrb. XVIII, S. 231).

Auch eine Streitaxt, aus einem Bruchstücke einer größern gemacht, ward zu Dreveskirchen gefunden (vgl. Jabrb. daselbst S. 238).

2. Alterthümer aus der Bronzezeit.

Der (germanische) Begräbnißplatz auf der Höhe des Berges südlich von den Tagelöhnerwohnungen in den Tannen hat mehrere

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Kegelgräber aus der Bronzezeit (vgl. Jahrb. a. a. O. S. 368). Der Herr Koch deckte im J. 1853 wieder eines dieser Gräber auf. Das Grab lag ungefähr 600 Schritte von der Kirche. In demselben war eine länglich runde Steinkiste von ungefähr 1' 9" Länge und 1' Weite und Höhe. In der Steinkiste fanden sich keine Spuren von Urnen und Scherben, jedoch die zerbrannten Knochen eines menschlichen Gerippes, dessen Schädelbeine nicht sehr dick sind.

Außerdem lagen in der Kiste einige interessante Alterthümer aus Bronze:

1) ein Schwert mit Griffzunge, mit edlem Roste bedeckt, im Ganzen 2 1/2' lang, in der Klinge 2' 2 1/2", in dem Griffe 3 1/2" lang; die Klinge ist in 4 Stücke zerbrochen und hat in diesen Stücken oxydirte Bruchenden; die äußerste Spitze, welche nach dem oxydirten Bruchende beim Einlegen abgebrochen war, fehlt. Die Griffzunge hat 4 Nietlöcher in der Mitte, und 4 Nietlöcher sind oben in der Klinge; es wurden auch noch 4 Niete aufgefunden, von denen 3 längere wohl zum Griffe, das 4te kürzere wohl zur Klinge gehört haben. Neben dem Schwerte fanden sich viele, vom Oxyd grün gefärbte Holzstückchen, welche ohne Zweifel die Bekleidung der Griffzunge gebildet haben.

Ferner fand sich:

2) eine Heftel mit zwei Spiralplatten, zerbrochen, sehr klein, gegen 3" lang.

3. Wendischer Wohnort.

In dem Raume zwischen den Katenwohnungen und den Hofgebäuden, unterhalb der wendischen Begräbnißstätte, wurden ungefähr 1 1/2' tief unter der Oberfläche mehrere alterthümliche Ueberreste gefunden: viele schwarz gebrannte kleine Steine, Gefäßscherben und Thierknochen. Nach den Gefäßscherben gehören diese Reste ohne Zweifel der wendischen Zeit und einem Wohnorte an.

G. C. F. Lisch.