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D ie Neujahrsabrechnung über den Personalbestand unsers Vereins ist natürlich stets die ungünstigste, da mit diesem Termine die im Laufe des Jahres allmählich eingegangenen Kündigungen in Kraft treten. So ist auch diesmal in Folge voraufgegangener Kündigung der Austritt von 5 ordentlichen Mitgliedern, nämlich der Herren v. Gundlach auf Hinrichsberg, Director Zander zu Ratzeburg, Amtmann Erhardt zu Bützow, Klosterhauptmann v. Borck zu Malchow und v. Levetzow auf Hohen-Mistorf zu melden, wozu dann aus dem letzten Quartale der schmerzlichere Verlust von 4 andern Mitgliedern durch den Tod hinzukommt, nämlich des Reichsfreiherrn Albrecht v. Maltzan auf Peccatel und Peutsch, des Hauptmanns Zinck zu Dömitz, des Gerichtsraths Ahrens zu Schwaan und des Amtshauptmanns Ratich zu Ludwigslust. Unter ihnen fällt für uns der Verlust des am 11. Oct. 1851 im 38. Jahre seines thätigen Lebens zu Rostock verstorbenen Freiherrn v. Maltzan am schwersten in die Wage. Freund und Beförderer der nationalen Kunst und Wissenschaft in Meklenburg überhaupt, hatte der Verewigte unserm Vereine seit einer Reihe von 12 Jahren seine ganz besondere Liebe zugewendet, so dass wir seiner unermüdlichen, aufopfernden Hingebung ohne allen Zweifel einen sehr grossen Theil des bisherigen günstigen Erfolges verdanken, obwohl er selbst zu unsern wissenschaftlichen Mitarbeitern nicht gehörte. Auch in den 3 andern Verstorbenen, von welchen der Hauptmann Zinck schon zur Zeit des hochseligen Grossherzogs Friedrich Franz I. ein lebhaftes Interesse an der heimischen Alterthumskunde bewies, und namentlich fast alle damals vorgenommenen Ausgrabungen leitete, haben wir wahre und thätige Freunde unsers Vereins verloren.
Neue Mitglieder erwarb der Verein dagegen seit Michaelis nur 4, nämlich die Herren Ahlers, Landsyndicus zu N.-Brandenburg, Eduard v. Ketelhodt auf Hermannsgrün , Kammerherr zu Dresden, Haupt, Pensionär zu Tressow bei Wismar, und Stern, Bauconducteur zu Schwerin.
Die auswärtigen Verbindungen des Vereins haben abermals an Umfang gewonnen durch den eingeleiteten Schriftenwechsel mit dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Osnabrück und der Gesellschaft für südslawische Geschichte und Alterthumskunde zu Agram. Der erstere Verein ward im Jahre 1847 durch den Herrn Dr. Stüve, damals Bürgermeister zu Osnabrück, gegründet, und begann seine Wirksamkeit unter der Leitung seines Stifters und nunmehrigen Ministerial-Vorstandes gerade in dem verhängnissvollen Jahre 1848, in welchem so viele andre Vereine die ihrige einzustellen genöthigt waren.
Von den verschiedenen Sammlungen des Vereins ist nur die Bildersammlung ganz ohne Zuwachs geblieben, obgleich auch die übrigen immer noch nicht wieder so reichlich bedacht wurden, als früher. Es erwarben nämlich:
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A. Die Alterthumssammlung,
I. Aus vorchristlicher Zeit.
1) Aus der Zeit der Hünengräber.
1 kleiner Streithammer aus Hornblende, 1 Keil aus Hornblende, 1 Keil aus Feuerstein, 2 kleine Keile aus Feuerstein, 1 kleiner hohlgeschliffener Keil aus Feuerstein, noch 6 grössere zerbrochene und 2 unvollendete Feuerstein-Keile, 1 grosser Feuersteinsplitter, 2 durchbohrte Scheiben aus grauem Sandstein, und 1 Perle aus weissem Kies, zusammen gefunden an einem Hügel (Kampf- oder Fabrikstätte?) zu Tressow, geschenkt von dem Herrn Pensionär Haupt daselbst. - 1 Streithammer aus rothem Hornstein, mit von beiden Seiten angebohrtem, unvollendetem Schaftloche, gefunden in dem Amte Buckow, geschenkt von dem Herrn Pastor Masch zu Demern. - 1 Wetzstein aus grauem Thonschiefer, von der Gestalt der Feuersteinkeile, gefunden zu Losten, geschenkt von dem Herrn Dr. med. Crull zu Wismar. - 1 auffallend kleiner Pferdeschädel, gefunden zu Langen-Brütz, wahrscheinlich beim Abräumen eines alten Grabes, geschenkt von dem Herrn Präpositus Dr. Schencke zu Pinnow.
2) Aus der Zeit der Kegelgräber.
haben die hiesigen Sammlungen in dem abgelaufenen Quartale keine Bereicherungen empfangen, da 3 goldene Spiralen, welche zu Göhlen bei Ludwigslust gefunden wurden, für uns leider verloren gegangen sind.
3) Aus der Zeit der Wendenkirchhöfe.
1 durchbohrte Scheibe aus grauem Sandstein, unbestimmten Fundortes, geschenkt von dem Herrn Pastor Masch zu Demern. - 1 sehr kleines, fast kugelförmiges Gefäss aus Thon, gefunden zu Camin bei Wittenburg, geschenkt von dem Herrn Pastor Masch zu Demern.
II. Aus dem christlichen Mittelalter.
1 eiserne Lanzenspitze, gefunden auf dem Kirchhofe zu Peccatel, bei der Beerdigung des wailand Barons Albrecht v. Maltzan, geschenkt von dessen Vater, dem Herrn Landrath Baron v. Maltzan auf Rothenmoor. - 1 kleines eisernes Beil, gefunden zu Satow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch daselbst. - 1 grosser eiserner Schlüssel, gefunden zu Schlutow, geschenkt von dem Fräulein E. Jatzow zu Schwerin. - 1 Henkelkrug von schwarzgrauem Thon, gefunden zu Waren, geschenkt von dem Herrn Senator Ruess daselbst.- 1 kleine Scheibe aus Thon, gefunden zu Satow und geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch daselbst. - 1 Spindelstein aus roth gebrannter Ziegelerde, gefunden beim Stammraden unter einer alten Eiche auf einem isolirten Hügel zu Tressow, geschenkt von dem Pensionär Herrn Haupt daselbst.
B. Die Münzsammlung.
2 Groschen des Erzbischofs Johann Rhode von Bremen vom Jahre 1499, einer für Bremen, der andre für Verden, geschenkt von dem Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz. - 1 schwedisches 2 Oer-Stück aus Kupfer, vom Jahre 1629, gefunden zu Satow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch daselbst.
C. Die Büchersammlung.
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D. Die Urkundensammlung.
1 Original-Urtheil von der Juristen-Facultät zu Rostock in einem Privatstreite in der Mark Brandenburg gesprochen, vom 24. März 1610, geschenkt von dem Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz.
Gelegentlich möge hier die Nachricht Raum finden, dass von dem hohen Staatsministerium zu Schwerin aus dem Nachlasse unsers berühmten Historikers Rudloff verschiedene Handschriften historischen Inhalts, namentlich aber eine
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9 Foliobande starke meklenburgische Urkunden-Sammlung (vrgl. Rudloff meklenb. Gesch. 1. S. XXVII.) für das Geheime und Haupt-Archiv zu Schwerin angekauft worden sind.
E. Die Naturaliensammlung.
1 prachtvoller Schädel eines Urochsen, ausgegraben in Polen, hinter Warschau, von dem Reichsfreiherrn August v. Maltzan Exc. auf Duchnow, seinem Neffen, unserm verewigten Freunde, dem Reichsfreiherrn Albrecht v. Maltzan auf Peccatel geschenkt, und aus dessen Nachlass von dem Vater unserm Vereine überwiesen.
Seit Abfassung des Michaelisberichtes sind folgende wissenschaftliche Arbeiten eingereicht:
Ueber die Verbindungen des Hauses Werle mit dem Hause Braunschweig-Lüneburg;
Wiener Gesandtschaftsberichte über die Herzoge Adolph Friedrich und Johann Albrecht;
Die Wandmalerei der Kirche zu Alt-Röbel;
Die Kirche zu Wilsnack;
Beschreibung des Altares in der Kirche zu Rehna.
Unter den kleinern Nachrichten über Alterthümer des Landes ist noch ein Bericht des Herrn Candidaten Kossel über das Hünengrab zu Maslow (Jahrbücher XVI. S. 253) zu erwähnen.
W. G. Beyer,
Dr., Archiv-Secr.,
als zweiter Secretair des Vereins.