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Der Hochaltar der Kirche zu Doberan

und

die Goldene Tafel der Kirche des S. Michaelis=Klosters zu Lüneburg.

Der in Jahrb. XIV, S. 352 flgd. beschriebene und zur Untersuchung gezogene, sehr alte und prächtige Hochaltar in der Kirche der ehemaligen Cistercienser = Abtei Doberan ist einzig in seiner Art in Meklenburg, indem, als Tradition aus ältester

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Zeit, die Mitteltafel desselben aus einem Schreine zur Aufstellung von Reliquien besteht; überdies ist der Altar der älteste, merkwürdigste und schönste in Meklenburg. Es ist a. a. O. bemerkt, daß auch die Klosterkirche zu Eismar in Holstein noch einen ähnlichen Altar besitzt.

Ein gleicher Altar war die sogenannte Goldene Tafel in der Kirche des Michaelis = Klosters zu Lüneburg am Kalkberge. Die Kirche dieses Klosters, sowohl die frühere auf dem Kalkberge, als die jetzige am Füße des Berges, nahm eine ähnliche Stelle in der Landesgeschichte ein, indem eine große Menge von Landesfürsten in derselben begraben wurden, wie auch der erste christliche meklenburgische Fürst Pribislav eine Zeit lang hier begraben lag. Daher genoß das Kloster auch eines großen Ansehens und einer reichen Gunst.

Der Altar dieser Kirche war nun sehr merkwürdig. Die Mitteltafel bildete ebenfalls, wie die des doberaner Altars, einen Schrein mit mehrern Abtheilungen, oder mehrere architektonisch verbundene, mit Schnitzwerk verzierte, nach der Kirche hin geöffnete Schreine, in denen viele kostbare Reliquien aufgestellt waren, von welchen noch viele im Museum der ehemaligen Ritterakademie zu S. Michaelis aufbewahrt werden. Umher war der breite Rand dieser Mitteltafel mit getriebenem Goldblech belegt: daher der Name: Goldene Tafel. Das Goldblech ward gestohlen, die Tafel zerstört und so ist die eigentliche goldene Tafel verschwunden; jedoch sind noch ziemlich genaue Zeichnungen von der ganzen Tafel und Reste von dem Schnitzwerke der Schreine auf dem hohen Chore vorhanden.

An dieser Tafel hingen, wie an der doberaner, Doppelflügel, welche an der Vorderseite mit geschnitzten und vergoldeten Heiligenfiguren und auf der Rückseite mit Gemälden bedeckt sind. Diese wohl erhaltenen Flügel werden noch auf dem hohen Chore der Michaeliskirche aufbewahrt und sorgfältig geschützt. Der Styl dieser Schnitzerei und Malerei ist sehr gut, jedoch lange nicht so alt, schön und sinnreich, wie auf dem doberaner Altare.

Die "gravirten Messingplatten" auf den Gräbern des Herzogs Otto des Strengen von Braunschweig = Lüneburg († 1330) und seiner Gemahlin Mechthild († 1339), welche in Orig. Guelf. IV, p. 77, abgebildet sind, sind ebenfalls gestohlen und spurlos verschwunden; jedoch wird die treffliche, gleichzeitige geschnitzte Einfassung des Grabes ebenfalls noch auf dem Chore der Michaeliskirche aufbewahrt.

Es ist in der That sehr wünschenswerth, daß diese beiden ehrwürdigen, schönen und merkwürdigen Denkmäler wieder auf=

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gerichtet werden und den abscheulichen "Revolutionsstyl" verdrängen helfen, in welchem Kirche und Altar dieser schönen und ausgezeichneten Kirche am Ende des vorigen Jahrhunderts aufgeputzt ist und schändlich verunstaltet wird.

Bemerkenswerth ist, daß die Kirche, wenn auch im Spitzbogenstyl erbauet, doch eine schöne Krypta hat.

G. C. F. Lisch.