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Die Kirche nach der Reformation.

In den nächsten Zeiten nach der Reformation wurden die Kirchen sehr vernachlässigt; die Herzogin Elisabeth († 1586), Gemahlin des Herzogs Ulrich, war die erste Person, welche sich der Gotteshäuser mit Ernst und Eifer wieder annahm, nachdem die Verhältnisse einigermaßen geordnet waren.

Um das Jahr 1560 ließ der Herzog UIrich die Thurmspitze abnehmen, und das Thurmgebäude stand viele Jahre unbedacht. Am 4. Jan. 1579 klagen die Kirchenvorsteher, daß der Glockenstuhl "fast 20 Jahre unter dem bloßen Himmel gestanden" habe. In den Beschwerden der Stadt Plau vom J. 1572 heißt es:

"Zum andern wissen sich E. F. G. auch gnedtlich zu erinnern, daß vnser Glocken = Torn vorgangenn Jaren auß befelig E. F. G. ist abgebrochen und der kupffer, so daruff gelegenn, welcher nicht geringschatzig gewesenn, in E. F. G. gewarsam kommen vnd vff E. F. G. alhie Hause Plawe genommen worden, und itzunder vnser Glockenn so nidrich hengenn, auch die wellen, darinne sie hangen, dermassen verstocketh, daß wir midt warheith E. F. G. zu berichtende befharen müssen, daß sie herunter entzwei fallen."

Weshalb der Thurm abgetragen war, wissen wir nicht; er hatte entweder durch das Alter oder durch einen Brand, der um das J. 1560 die Stadt verwüstet hatte, bedeutend gelitten. Der

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Rath und die Kirchenvorsteher wiederholen diese Klagen in den Jahren 1577 und 79.

Im J. 1581 fing man mit der Restauration des Thurmes an und setzte so viel Mauerwerk auf, daß es möglich war, den Gockenstuhl höher zu bringen. Zugleich hatten Rath und Kirchenvorsteher eine Stadtuhr, ein Positiv in der Kirche und eine Taufe neu verfertigen, die Orgel repariren und die Kirche decken lassen. Da erst befahl der Herzog Ulrich am 10. Nov. 1581, daß das Mauerwerk nicht höher geführt, sondern eine "schöne, hohe Spitze" darauf gesetzt werden solle.

Aber die alte im J.1572 erhobene Klage ward von der Stadt im J. 1589 auf einem städtischen Convente zu Jabel und im J. 1591 vor dem Herzoge wiederholt. Als nun auch das Mauerwerk baufällig geworden und der Umsturz des Glockenstuhls zu befürchten war, machte man endlich Ernst, nachdem auch der Herzog sich bereit hatte finden lassen, dabei die arme Kirche zu unterstützen. Im J. 1598 wurden Riß und Anschlag gemacht und die Ausführung auch demnächst angegriffen. Es liegt noch ein flüchtiger Abriß in Rothstift von Kirche und Thurm bei den Acten. Der projectirte Thurm ist schon im Renaissancestyl, dem schweriner Schelfthurm ähnlich. Bemerkenswerth ist die Verzierung der Spitzen: auf dem Ostgiebel des Chors steht ein einfaches Kreuz, auf dem Ostgiebel des Schiffes ein Kreuz und auf demselben ein Wetterhahn, auf der Thurmspitze über dem Knopfe ein Kreuz und an der Stange als Wetterfahne der meklenburgische Büffelskopf, das Wappen des fürstlichen Patrons. Dieses Project wird zur Ausführung gekommen sein, da nach den Stadtacten im J. 1613 von der Wittwe des Burgemeisters Christian Turmann die Ablegung der von dem Verstorbenen geführten Rechnung über die Erbauung des Kirchthurms gefordert ward. Nach einer Aeußerung des Rathes vom 19. April 1638 war dieser "etwa vor 30 Jahren mit großen Unkosten dem lieben Gott zu Ehren erbauet", also um das J. 1608.

Im J. 1616 ward der Schade wieder gebessert, den "Gottes Wetter dem Glockenthurme" zugefügt hatte. Aber noch im J. 1617 stand die ganze Kirche dachlos, zum Schaden der Gewölbe, und ward erst 1617 und 1618 wieder gedeckt.

Als am 30. Juni 1631 die Schweden in Plau einrückten, um die Kaiserlichen auf der Festung zu belagern, brachten sie auch "Geschütz auf den Kirchthurm", richteten jedoch nichts damit aus, vielmehr schossen die Kaiserlichen stark auf den Thurm.

Nachdem im J. 1637 die Kaiserlichen wieder in Meklenburg eingedrungen waren, kam auch Plau wieder in ihre Hände.

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Hier war der Hauptmann Erasmus Warasiner, vom Regimente Gallas, Commandant, welcher beschloß, den "Kirchthurm abzubrechen." Das war aber doch dem General Gallas zu viel, welcher ihm am 25. April 1638 aus seinem Hauptquartier Grabow befahl, "mit der Abbrechung des Thurms zurückzuhalten" und sofort zu berichten, "welche Ursachen ihn bewogen, "die Abbrechung vornehmen zu lassen."

In dem großen Brande der Stadt am 6. Nov. 1696 brannte auch die Kirche aus und die "schöne, hohe Spitze des Kirchthurms" fiel in Asche. Und eben so brannte bei dem großen Brande am 5. Mai 1756 die Kirche mit ab.

Durch diese Brände wahrscheinlich ist es gekommen, daß das Dach des Schiffes viel niedriger gelegt ist, als es im Baustyle liegt und ursprünglich gewesen ist, zum bedeutenden Nachtheile des stattlichen Ansehens der schön gebauten Kirche.

Gegenwärtig hat man die in vieler Hinsicht nothwendige Restauration der Kirche mit der stylgemäßen Restauration der Fenster begonnen.