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Christoph Lemme, Kapellan und Pastor.

Bei der Besetzung der Stelle nach dem Tode des Capellans Nicolaus Schröder traten alle Leidenschaften und Gebrechen hervor, an welchen fortan fast zwei Jahrhunderte hindurch die Predigerwahlen im Lande gelitten haben.

Der Pastor Daneke schlug beim Herzoge im J. 1595 den plauer Schulmeister Lazarus Walter, aus Neustadt in Meklenburg gebürtig, zu der Stelle vor, der 6 Jahre auf der Universität Rostock studirt hatte und bei dem Dr. Simon Pauli zu Tische gegangen und auch von diesem zum fleißigsten empfohlen war. Walter machte sich auch anheischig, die "junge Wittwe" seines Vorgängers zu heirathen. Er hatte aber in der Stadt Gegner, welche die Gemeinde aufhetzten. Obwohl dem Herzoge das Patronat zustand, so wollte damals doch "jeder in Plau die Macht haben, Prediger ein = und abzusetzen." Nach den verschiedenen Berichten sollte Walter keine Gaben haben; er sollte ungeübt sein, keine ausreichende Stimme besitzen und "das meißnische Idioma" (d. h. die hochdeutsche Sprache) gebrauchen, "des die Gemeinde ungewohnt sei und nicht verstehen könne." Lazarus Walter erhielt die Stelle nicht, sondern sollte 1596 auch den Schuldienst verlassen, ohne daß er gekündigt war oder hatte.

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Der darauf vorgeschlagene Pastor Johann Gisenhagen 1 ) zu Proseken, ein Bruder des Nicolaus Gisenhagen, Hofpredigers des Herzogs Ulrich zu Güstrow, gefiel der Gemeinde auch nicht, weil er nicht Gaben genug habe. Die Plauer hatten im geheimen einige Bürger nach Proseken geschickt, welche sich dort für lübeker Bürger ausgaben und eine Katechisation anhörten und den Pastor im Krugr spachen.

Da schlug der parchimsche Superintendent Antonius Bocatius den Christoph Lemme vor. Dieser war ungefähr 30 Jahre alt, eines Pastoren Sohn von Conow, im Amte Eldena, wo der Vater, der noch lebte, wohl 40 Jahre Pastor gewesen war. Er hatte auf seines Vaters Kosten seine Studien in Rostock eifrig getrieben und sich die folgenden 2 oder 3 Jahre fleißig im Predigen geübt. Er mußte erst bei Hofe vor dem Herzoge predigen und ward darauf von dem Herzoge am 9. Sept. 1595 zu dem Amte vocirt, wogegen denn auch die Gemeinde nichts einzuwenden hatte.

Christoph Lemme, Pastor.

Nach dem am 10. Nov. 1607 erfolgten Tode des Pastors Christoph Daneke rückte der Capellan Christoph Lemme in dessen Stelle ein, die der Herzog Carl ihm bei seiner Anwesenheit in Plau versprochen hatte. Der Burgemeister Turmann hatte zwar die Gemeinde zur Berathschlagung zusammenrufen lassen und man war darüber einig geworden, daß man gegen die Lehre und das Leben Lemme's nichts einzuwenden habe, aber darin "habe er unrecht und übel gehandelt, daß er diese Sache nicht vor dem Rathe, sondern bei dem Landesfürsten gesucht habe, denn das Patronat stehe bei dem Rathe; er habe daher die Pferde hinter den Wagen gespannt und man sei gesinnt, einen andern ihres Gefalles vermöge ihres Rechts zu vociren." Der Herzog ließ sich aber nicht irre machen, sondern den Christoph Lemme in das Pfarramt einführen, wobei sich denn auch die Gemeinde beruhigte.

Christoph Lemme, "der älteste Pastor", starb mit seiner Frau im J. 1630 an der Pest.



1) Vgl. Jahrb. XII, S. 248.