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Das Mauerwerk der Ordensschlösser in Preußen.

Vom wailand Prediger Dr. Häbler in Marienburg. 1 )

Ueber die Festigkeit und Dauerhaftigkeit der alten Schlösser sind manche Untersuchungen angestellt, ist Manches geschrieben worden. Mit Recht staunt man die alten Mauern an, die jedem Einflusse der Zeit und der Witterung widerstehen und nur mit Anstrengung durch die Hacke zerstört werden können und besonders in Rücksicht auf den Mörtel, der durch seine Härte und Bindekraft wesentlich das alte Mauerwerk von dem neuern unterscheidet.

Man hat sogar die Bestandteile des alten Mörtels chemisch untersucht, aber keine bedeutenden Ergebnisse daraus ziehen können; ja es hat sich gezeigt, daß die Alten in der Mischung des Mörtels nicht genau und immer gleichbleibend waren. Doch stimmt man allgemein darin überein, daß die Alten auf die Zubereitung der Ziegelsteine und des Mörtels mehr Achtsamkeit und Genauigkeit verwandt haben, als in der neuern Zeit. In Rücksicht auf die Dauerhaftigkeit des Mauerwerks der alten Ordenshäuser oder ihrer Ueberbleibsel geben geschichtliche Ansichten und die alten Baurechnungen aus der Ordenszeit Hinweisungen, die


1) Aus dem handschriftlichen Folioband mit dem Titel: "Heber das Ordens=Haupthaus Marienburg. Das Rechnungswesen, die innere Verfassung und die Bauwerke des deutschen Ordens zu Marienburg betreffend, belegt durch Auszüge aus den alten Ordens=Rechnungen im geheimen Archiv zu Königsberg."
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bei einer genauen Zusammenstellung und mit Beziehung auf das Oertliche belehrende Folgerungen ziehen lassen.

Jede Baustelle hatte bei den Alten ihre eigene Ziegelei und ihre eigene Kalkbrennerei, und es ward jeder Neubau mit der Errichtung einer Ziegelscheune und eines Ziegelofens und eines Kalkofens angefangen. Ziegel und Kalk wurden auf der Baustelle selbst gebrannt und letzterer gleich nach dem Brennen gelöscht und verbraucht, — und das ist eigentlich das ganze Geheimniß der Festigkeit des alten Mauerwerks.

Daß die alten auf jeder Baustelle eine Ziegelei und einen Kalkofen hatten, also an Ort und Stelle diese Bedürfnisse bereiteten und am wenigsten den gebrannten Kalk meilenweit herbeiführten, das beweisen die alten Rechnungen.

Für die Ziegel suchten und fanden die Alten den Lehm auf jeder Baustelle oder in ihrer Nähe. Vielleicht nahmen sie es nicht einmal mit der Gattung Lehm so genau: sie verbrauchten ihn so, wie sie ihn fanden; doch mag in dem bessern oder schlechtern Lehm die Ursache zu finden sein, daß die Mauersteine der Alten auch nicht immer eine gleiche Dauerhaftigkeit zeigen, daß manches Mauerwerk unzerstörbar scheint, anderes aber denn doch nach 500 Jahren zu verwittern anfängt. — Aber auf die Zubereitung des Lehms verwandten die Alten alle Mühe und Sorgfalt. Der Lehm wurde gehörig gereinigt, durchgearbeitet, getreten, und die mit Sorgfalt geformten Ziegel wurden stark und tüchtig durchgebrannt — Holz sparte man nicht — und dieses bewirkte die Dauerhaftigkeit des Ziegels. Vielleicht trug auch die große Form des Ziegels zu der Dauerhaftigkeit desselben bei, indem er nun um so stärker gebrannt werden mußte. Besonders scheinen die Alten die größte Sorgfalt auf die Ziegel, die die äußere Fläche einer Mauer — die ohnedies nicht geputzt wurde — bilden sollten, verwandt zu haben, indem sie die geformten Ziegel, nachdem diese schon getrocknet waren, noch beschneiden ließen, um ihnen eine recht glatte Oberfläche zu geben, und wahrscheinlich erhielten diese Ziegel auch im Brennofen da ihre Stelle, wo die größte Glut sie traf, um sie am stärksten ausbrennen und gleichsam verglasen zu lassen. Das Verhacken der Riegel, diese unverzeihliche Unart der neuern Baumeister, verstanden die Alten durchaus nicht — wie denn auch jeder verhackte Ziegel seiner mehr oder minder verglaseten Oberfläche beraubt wird und um so leichter verwittert. Nicht nur die bunten, auch alle einfachen Gesims= und Eckziegel wurden als solche geformt und in ihrer Gestalt gebrannt; einen Hammer brauchte der Maurer beim Mauern nicht, so wie er auch mit Ziegelstücken nicht zu mauern verstand. — Nur dann, wenn auf der Baustelle gar kein Lehm

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oder nicht genügend vorhanden war, wurden gebrannte Ziegel ihr zugeführt, — wie denn auch das Verführen der Ziegel nichts taugt, indem diese dadurch sich an einander abreiben und folglich das Verglasete der Oberfläche verlieren und dadurch vergänglich werden, abgesehen davon, daß häufig die Ecken und Kanten bestoßen werden und der Ziegel um so mehr unbrauchbarer wird. zerbricht der Ziegel beim Führen, so taugt er gar nicht: er ist entweder schlecht gearbeitet oder schlecht gebrannt, oder beides zugleich. Letzteres ist wohl unstreitig der Fall bei den Ziegeln der jetzigen Zeit, daher die Vergänglichkeit alles neuen Mauerwerks; man bemerkt, daß die Ziegel oft nach einigen Jahren schon verwittern oder ausbröckeln, besonders wenn sie ohne Anputz der Witterung bloß gestellt sind, ja selbst unter dem Anputz, da dieser wegen des schlechten Mörtels bald abfällt. Fast scheint es, daß nur die Vergänglichkeit der Ziegel den neuern Baumeistern das Putzen der äußern Wände gelehrt hat, um dadurch die Ziegel vor dem Einflusse der Witterung zu decken, auch wohl um die nachlässige Arbeit beim Mauern und die verbrauchten Ziegelstücke dem Auge zu entziehen. — Ganz verkehrt und ihr eignes Werk zerstörend ist die Weise der heutigen Baumeister, bei solchen Mauern ohne Abputz die Ziegel, ehe sie die Mauer fugen lassen, mit andern Ziegelstücken abreiben zu lassen. Freilich macht die Sorglosigkeit der heutigen Maurer, die mit ihrem dünnen Mörtel Alles besudeln und auch ihre Mauer während des Mauerns beklecksen, dieses Verfahren notwendig; aber gerade durch dieses Abreiben der Mauer wird dem Ziegel seine besonders gehärtete, beinahe verglasete Oberfläche genommen und dadurch ihm seine Dauerhaftigkeit geraubt. Das Abreiben der Mauer verstanden die Alten durchaus nicht, sie mauerten mit zäherem Mörtel; da indeß das Beklecksen der Mauer nicht ganz zu vermeiden war, so wurde die fertige Mauer abgerichtet, d. h. die Ziegel wurden mit einer Farbe, aus Rothstein zubereitet, angestrichen.

Der Kalk wurde stets auf oder ganz in der Nähe der Baustelle gebrannt, dann sogleich gelöscht, mit Grand gemischt und vermauert. Das Herbeiführen des gebrannten Kalkes kannten die Alten durchaus nicht. Bei der jetzigen Bauweise, nur gebrannten Kalk anzukaufen und ihn meilenweit, oft in einer feuchten oder gar regnichten Witterung herbeizuführen, ihn wohl Tage lang an freier Luft ungelöscht liegen zu lassen und den gelöschten Kalk endlich Jahre lang in der Kalkgrube aufzubewahren, kann nie ein fester Mörtel entstehen, nie ein Mörtel, der dem alten auch nur ähneln wird, indem jede Feuchtigkeit in der Luft, auch beim trockensten Wetter von dem gebrannten Kalk angezogen wird, diesen mehr oder minder löscht und ihm dadurch seine

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Bindekraft entzieht. Selbst der schwedische gebrannte Kalk, der doch in Tonnen versandt wird, ist in der Regel verfallen und daher ohne die nötige Bindekraft. — Die Alten kauften die rohen oder ungebrannten Kalksteine und ließen diese auf die Baustelle bringen; selbst in Schweden wurden bedeutende Kalkankäufe gemacht, aber nur ungebrannt wurden die Kalksteine nach Danzig gebracht und dann weiter auf die Baustelle geführt. Ehe sie hier in den Kalkofen gebracht wurden, wurden sie, besonders der Lesekalk, sorgfältig gereinigt, alle Erdtheile, und besonders die anklebenden Lehmtheile entfernt, so daß nur der reine Kalkstein in den Brennofen kommen konnte. Nach dem Brennen wurde der Kalk sogleich gelöscht, und der Luft dadurch jeder nachtheilige Einfluß genommen. Nun wurde er rasch verbraucht, wie denn auch bei jedem Bau der Alten, nach dem Ausweis der alten Rechnungen, das Kalkbrennen auf der Baustelle fortdauerte, so lange der Bau selbst währte. Auch sieht man in den alten Rechnungen Kalkbrennen und Kalklöschen immer neben einander, ein Beweis, daß Letzteres gleich auf das Erstere folgte. — Je schneller der Bau fortgesetzt wurde, je mehr Menschenhände beschäftigt waren und je rascher der Kalk verbraucht wurde, desto härter und dauerhafter ward der Mörtel in der Mauer. Oft hatte man nicht Zeit, es abzuwarten, bis der Kalk sich völlig löschte, weil man ihn schon auf der Baustelle brauchte; man mischte ihn mit Grand noch während seines Löschens und verbrauchte ihn. Das beweisen die vielen ungelöschten Kalktheile, die man in so vielen Mauerwerken mitten im Mörtel, oft dicht neben einander, bis zu der Größe einer Erbse, auch wohl einer Haselnuß, antrifft, und die, wenn man den Mörtel auseinander schlägt, wie weißes Mehl aussehen. Freilich binden diese ungelöschten Kalktheile nicht, aber sie sind ein Beweis, daß der gelöschte Kalk grade durch dieses rasche Löschen und Mischen und durch diesen schnellen Verbrauch eine solche Bindekraft erhalten hat, denn je mehr solche ungelöschte Kalktheile in dem Mörtel angetroffen werden, desto härter ist derselbe, so daß grade ein solches Mauerwerk in seinen Fugen sich nicht trennen läßt; der Mörtel ist härter, als die Mauersteine selbst, diese lassen sich eher zerschlagen oder spalten, der Mörtel aber bleibt fest zwischen den Oberflächen der Ziegel, die er mit einander verbunden hat. — Wenn der gelöschte Kalk vorräthig in der Kalkgrube gelegen hätte, so könnten solche ungelöschte Kalktheile nicht übrig geblieben sein. Freilich findet man auch vieles Mauerwerk, wo der Mörtel nicht solche ungelöschte Kalktheile in sich hat, und dieses beweiset, daß für ein solches Mauerwerk der Kalk nicht rasch verbraucht worden ist, aber dann ist der Mörtel auch bei weitem nicht so hart und

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festhaltend, und man kann die Ziegel eher von einander trennen, auch wohl ganze Ziegel bei dem Brechen einer solchen Mauer erhalten. Zugleich beweisen die ungelöschten Kalktheile in dem alten Mauerwerke, daß die Alten den Mörtel nicht zu dünn zurichteten und verbrauchten, wie die jetzigen Maurer es machen; sie liebten zähen Mörtel und verarbeiteten den zähen Mörtel, den sie zugleich bei den äußern Seiten der Mauer, sobald der Ziegel aufgelegt war und der Mörtel hervorquoll, in die Fuge zurück oder einstrichen, und dadurch der Fuge die glatte und dauerhafte Oberfläche gaben; Sie fugten die Mauern gleich bei dem Mauern mit demselben Mörtel aus, mit dem sie mauerten.

Bei der Zubereitung des Mörtels sahen die Alten besonders auf die Güte des Grandes, mit dem der Kalk gemischt wurde. Es wurde ganz reiner und sehr grober Grand genommen, wie noch alle alten Mauerwerke bezeugen. Jeder Kalk, mit Lehm gemischt, verliert an Bindekraft, und wird der Lehm oder die Erde auch nur in den kleinsten Theilen mit dem Grande dem Kalke zugesetzt, so wird seine Bindekraft nach Maßgabe des unreinen Grandes mehr oder minder geschwächt. Nur zu oft nehmen die neuen Baumeister statt des Mauergrandes wirklichen Sand, einen so feinkörnigen, staubigen Sand, daß beinahe die Hälfte desselben aus Erdteilen besteht, — wie kann daraus ein festes Mauerwerk entstehen? Die Alten suchten sich den gröbsten Grand aus; fanden sie auf der Baustelle oder in der Nähe derselben keinen recht reinen und ganz groben Grand, so wurde der vorhandene Grand vor der Mischung mit dem Kalk durchgesiebt durch Kalksiebe, um den Grand von dem feinen, staubigen Sande und von allen Lehm= und Erdteilen zu reinigen und ihn wenigstens klar und rein zu erhalten.

So viel ist gewiß, daß die Mauern der Alten um so fester und unvergänglicher sind, je schneller der Bau betrieben wurde. Die mehrsten Ordensburgen entstanden während des Krieges. So wie ein Stück des Landes erobert worden war, so wurde eine Burg hingebaut, um dasselbe zu behaupten und zu schützen. Wo sollte da der Orden vorräthigen gelöschten Kalk hernehmen? Und wie thöricht ist die Meinung neuerer Baumeister, daß alter Kalk, der viele Jahre in einer Kalkgrube gelegen habe, der beste sei, da der Orden bei seinen Bauten keinen alten Kalk hatte und haben konnte, und nur mit ganz frisch gebranntem Kalk baute und bauen konnte, und seine Bauwerke sich grade so sehr durch Dauerhaftigkeit auszeichnen! Je frischer der Kalk ist, d. h. je schneller er nach dem Brennen gelöscht und verbraucht wird, desto besser ist er, d. h. desto fester wird der Mörtel. — Auch lehrt die Erfahrung, daß grade die ältesten

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Schlösser, die also während des Krieges und daher in größter Eile erbaut worden sind, den festesten Mörtel zeigen. So ist z. B. zu Marienburg das hohe Schloß zwischen dem zweiten und dritten Abfalle etwa in zwei Jahren erbaut, und sein Mauerwerk wankt nicht, trotzt jedem Einflusse der Witterung, selbst der neuern Zerstörungssucht; kein Ziegel verwittert, kein Mörtel fällt aus, das Mauerwerk steht schmuck wie geglättet und fester wie Stein.

Das Ausfugen der Mauer, so wie die Alten nämlich fugten, trug auch wohl zur Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit des Mauerwerks Vieles bei. — Dieses Ausfugen verhinderte nicht allein das Eindringen der Feuchtigkeit zwischen die Ziegel, es verhinderte auch das Verwittern des Kalkes zwischen den Ziegeln, indem der Kalk sogleich in die Fugen glatt eingestrichen wurde und dadurch eine ursprünglich feste Oberfläche erhielt. Der Kalk zwischen den Ziegeln an der äußern Seite der Mauer mußte, eben so wie der Kalk in der Mitte der 10 bis 12 F. dicken Mauer, in sich selbst erhärten, ohne austrocknen, d. h. ohne verwittern zu können. — In der neueren Zeit hat man bei Mauerwerken, die ohne Anputz stehen bleiben, das Ausfugen der Alten nachgemacht, aber nicht in der Art, wie die Alten es machten, und daher auch nicht mit sonderlichem Erfolge. Man mauert erst die ganze Mauer in die Höhe und läßt die Fugen offen stehen, und erst nach Beendigung der Mauer oft erst im folgenden Jahre oder noch später, fängt man an, von oben herab einen neuen Kalk einzufugen. Inzwischen ist der Kalk, mit dem man gemauert hat, in den Fugen an seiner äußern Seite erstorben, d. h. verwittert und hat seine Bindekraft zu dem Mörtel, den man nun auf's Neue in die Fugen einstreicht, verloren, und der neu eingefügte Kalk fällt, wie die Erfahrung lehrt, sehr bald wieder aus. In der Regel hat man auch mit schlecht zubereitetem, dünnem Kalke gemauert. Zu den Fugen nimmt man zwar fettern und zähern Mörtel, der sich aber wahrscheinlich um so weniger mit dem schlechtern und ohnedies schon verwitterten Mörtel zwischen den Ziegeln verbindet und das Ausfallen der Fugen um so mehr bewirkt. — In Marienburg sind nicht blos die äußern Seiten der Mauern, sondern auch alle innern Seiten, alle Quermauern, die noch nachher geputzt wurden, kurz alle Wände in großen und keinen Gemächern, in den Sälen und in den Kammern unter dem Anputz ausgefugt, eben so wie die Kellerräume in ihren innern Wänden, die ungeputzt stehen blieben. Am auffallendsten ist es, daß auch die geputzten Wände ausgefugt sind, und man mag den Abputz abkratzen, wo man will, so findet man die Mauer stets gefugt, selbst in den runden Räumen

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der Windeltreppen unter dem Anputz. Dies zeigen uns die mannigfachen Röhren oder Schlünde in den Mauern und die Schornsteine, die in den Mauern hinaufsteigen; Alles ist inwendig ausgefugt, selbst die engsten Röhren in den Mauern.

Nur die Gewölbe, mochten sie geputzt werden oder ungeputzt bleiben, wie z. B. das merkwürdige Gewölbe mit dem dicken Pfeiler unter dem Convents=Rempter in der Marienburg, fugten die Alten nicht aus, weil hier wegen der unterliegenden Bogenstellung und Schalbreter ein Ausfugen nicht möglich war; sie ließen das Gewölbe, nachdem die Schalbreter weggenommen worden waren, so stehen, wie es war, — und auch dieses giebt einen Beweis, daß sie eine fertige Mauer nicht mehr nachfugten. Nur die Bogen über den Thüren und Fenstern, wenn sie ungeputzt stehen bleiben sollten, wurden gefugt, welches auch nach rasch weggenommener Bogenstellung geschehen konnte, ehe der Kalk erstorben war, und also noch in die Fugen leicht zurückzustreichen war.

Daß die Alten auch bei ihren Mauerwerken mitunter sich Nachlässigkeiten erlaubten, leidet keinen Zweifel. Die oft gar zu breiten Fugen, das Fehlerhafte in den Gurtstellungen der Gewölbe, sind unverkennbar, aber die Alten verließen sich auf die Härte ihrer Ziegelsteine und auf die Festigkeit ihres Mörtels. Daher sind auch so manche Wagnisse erklärbar, die kühn und auf die Festigkeit ihres Mörtels sich verlassend sie sich erlaubten und die ein neuerer Baumeister sich nicht erlauben würde. — Auch der Ziegelverband der Alten, daß sie nämlich Strecker und Läufer in demselben abwechselten, wird mannigfach getadelt.

Dr. Häbler.