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Die Burg Stuer,

am Südende des plauer Sees, welche seit alter Zeit der feste Stammsitz der Familie von Flotow 1 ) war und noch jetzt von der Familie für sich reservirt ist, nachdem sie in der neuesten Zeit die dazu gehörenden Güter verkauft hat, ist wohl die bedeutendste mittelalterliche Ruine in Meklenburg. Die Burg liegt in einiger Entfernung von dem Hofe in einer sehr weiten Wiesenfläche, welche einst Moor oder Wasser war und dadurch die Burg ungemein stark befestigte. Die Burg steht auf einem nicht sehr großen, aber hohen Walle von viereckiger Form.

Dieser Burgwall, welcher im deutschen Mittelalter erhöhet und befestigt ward, ist sicher ein alter, heidnischer Burgwall, da schon im J. 1173 der plauer See nach dem Orte Stuer der Stuersche See (Sturich-zê) genannt ward 2 ).


1) Vgl. Jahrb. XIII, S. 346-349
2) Vgl. Jahrb. X, S. 39.
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Der bedeutendste Theil der Burg ist ein hoher, viereckiger Thurm, mit mächtigen, wohl 10 Fuß dicken Mauern von sehr großen Ziegelsteinen; nach den Ziegeln und einer jetzt vermauerten Spitzbogenthür fällt die Erbauung dieses Thurmes in das Ende des 14. Jahrhunderts. 1 ) Aus dem Rande des Burgwalles stehen die Fundamente von starken Mauern, und innerhalb des Burgwalles liegen am Rande umher noch weite Kellergewölbe. Ohne Zweifel standen am Rande umher die Gebäude der Burg, von denen der noch stehende Thurm einen Theil bildete, und schlossen einen nur kleinen Burghof ein. Etwas niedriger stehen die Reste einer starken, hohen Mauer. Umher ziehen sich im Wiesengrunde zwei weite Gräben, zwischen denen ein Wall steht.

Dicht vor dieser eigentlichen Burg steht ein zweiter, länglicher Burgwall, der etwas niedriger und auch von Mauerfundamenten umgeben ist. Dieser Wall bildete ohne Zweifel die Vorburg, welche mit der Hauptburg durch eine Zugbrücke verbunden war.

Vor der Vorburg sind mehrere feste Erhöhungen sichtbar, auf denen in alter Zeit wohl Thürme oder kleinere Vorburgen ("Berchfrit") standen.

Diese Burgruine ist wohl die sehenswertheste im Lande. Aehnlich in der Anlage und Größe ist die alte maltzansche Burg Wolde; jedoch hat diese keine Steinruinen mehr.

Rechnet man hiezu noch die romantische Gegend unmittelbar am plauer See bei den Stuerschen Mühlen, wo jetzt die Wasserheilanstalt steht, die Burgwälle von Plau mit dem wohlerhaltenen Thurme und vom Lenz, auch von Quetzin, so wie nach Röbel hin die Ruine der Feldsteinkirche von Dambeck, so ist diese Gegend in den bezeichneten Grenzen um den hübschen plauer See in antiquarischer Hinsicht eine ungewöhnlich reiche für Meklenburg.

G. C. F. Lisch.


1) Vgl. Jahrb. XIII, S. 388.