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d. Zeit der Wendengräber.


Spindelsteine oder Würtel.

Wir haben die in den Wendenkirchhöfen häufig gefundenen durchbohrten, an beiden Seiten convex erhöheten, kleinen Scheiben für Spindelsteine ausgegeben. Diese Geräthe sind meistentheils aus gebranntem, feinkörnigen, festen Thon, mitunter mit einer Salzglasur überzogen; zuweilen finden sie sich auch aus Verschiedenartigem Gestein, seltener aus Glas mit Mosaikarbeit. Diese Steine finden sich, in derselben Größe und Gestalt, auch unter den Ruinen und an den Stellen mittelalterlicher Burgen und häufig an Dorfstätten, in der Nähe von Seen und Teichen etc. . Sie gehören daher sicher der heidnischen Eisenperiode und dem christlichen Mittelalter an. Die Würfel aus diesen beiden Perioden werden sich oft sicher scheiden, indem wenigstens wohl die glasurten dem christlichen Mittelalter angehören. Auch aus der Bronzeperiode kommen öfter ähnliche Scheiben vor, jedoch sind diese gewöhnlich regelmäßige Scheiben ohne Wölbung, zuweilen größer, als die Würfel, nicht selten aus feinkörnigem Sandsteine und mit eingegrabenen Linien verziert. Von diesen Scheiben werden wohl manche als Knöpfe gedient haben, wenn wir auch das Vorkommen von Spindelsteinen in der Bronzeperiode nicht leugnen wollen.

Daß die gewölbten Scheiben aus der heidnischen Eisenperiode und dem christlichen Mittelalter aber wirklich Spindelsteine sind, die bis zur Erfindung des Spinnrades (um 1530) zu den Spindeln gebraucht wurden, beweiset der noch heute bestehende Gebrauch. Nicht allein in Italien, Spanien und andern Ländern wird noch so gesponnen, sondern selbst im sächsischen Erzgebirge sollen sich, nach sichern Erzählungen, noch einige alte Frauen finden, die noch mit der Spindel spinnen können, so daß sich hier die uralte Spindel neben der jüngsten Spinnmaschine findet. Auf die sächsischen Jahrmärkte bringen noch heute die Serpentinsteinhändler Spindelsteine ganz von derselben Größe und Gestalt (aus Serpentin) und oft mit denselben Verzierungen, wie die alten heidnischen, und ich habe es selbst erfahren, daß sie auf den Jahrmärkten zu Dresden zum Verkaufe ausgeboten werden. Auch im obern Vogtlande finden sie sich noch als traditionelle Reliquien und Spielzeuge.

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Der Herr Bibliothekar Dr. Gustav Klemm zu Dresden hat dem Vereine zwei moderne Würtel aus dunklem zöblitzer Serpentin, mit weißen, kreisförmigen Verzierungen, welche derselbe auf dem Jahrmarkte zu Dresden gekauft hat, und einen sogenannten Schreckstein, in Form eines Herzens, aus hellem, fleckigen Serpentin, wie man solche den Kindern anhängt, zum Geschenke gemacht.

G. C. F. Lisch.