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XII.

Miscellen und Nachträge.


1.

Ueber die Inschrift von Althof.
(Nachtrag zu Jahrb. II, S. 29.)

D ie in Jahrb. II, S. 20 flgd. mitgeteilte und erläuterte Ziegelinschrift aus der Capelle zu Althof, eines der ältesten und ehrwürdigsten Denkmäler unserer Geschichte, hat Wichtigkeit genug, um sie fortwährend im Auge zu behalten und an ihrer Wiederherstellung zu arbeiten. Die noch vorhandenen Bruchstücke geben freilich das sichere Resultat, daß Pribislav's Gemahlin, die Stammmutter des fürstlichen Hauses Meklenburg, Woizlava hieß, das erste christliche Gotteshaus zu Alt=Doberan, die jetzige Kapelle zu Althof, gründete und hier begraben ward; aber die Form der Inschrift ist noch keinesweges mit Zuverlässigkeit hergestellt.

Der Herr Professor Wiggert zu Magdeburg theilt nun dem Vereine mit, daß er beim ersten Anblick der Inschrift zwei leoninische Hexameter in denselben erkannt und späterhin folgende Zusammenstellung und Ergänzung versucht habe:

Umschrift

Claustri fundatrix Woizlav terrae dominatrix
Fulta fide multa jacet hic in pace sepulta.

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Wiggert bemerkt sehr richtig, die Cistercienser seien offenbar im Bilden leoninischer Hexameter sehr geübt gewesen. Wir finden sogar die Spruchbänder der Heiligenbilder an dem herrlichen Tabernakel der Kirche zu Doberan mit solchen Hexametern bedeckt. Auch Grabschriften wurden im 14. Jahrh. häufig in leoninischen Hexametern ausgeführt; die Inschrift auf dem Grabe des am 21. Jan. 1329 gestorbenen Fürsten Heinrich des Löwen (Jahrb. IX, S. 429) giebt ein Musterbild von Inschriften dieser Art; sie lautet:

Anno milleno tricenteno vice noveno,
Natus ut est ille, quem predixere Sibille,
Dicta die magne, proh, Hin. defungitur, Agne,
Mychilbnrgh princeps quem tristis obisse dolet plebs.
Huic genitrix Christi succurrat, ne nece tristi
Demonis arcetur, sed iustus congratuletur.

Eine solche Inschrift stellten die Steine von Althof ohne Zweifel dar. Vielleicht waren es vier oder sechs Hexameter, von denen die ersten das Todesjahr der Woizlava nach Christi Geburt ausdrückten, die letzten die Stelle ihres Begräbnisses anzeigten. Es dürften daher die Steine der Inschrift folgendermaßen zu ordnen sein:

Umschrift

Nach dieser Anordnung und den in Jahrb. II a. a. O. aufgeführten Begebenheiten möchte mit der Zeit und mit Hülfe anderer ähnlicher Inschriften eine Wiederherstellung des Ganzen nicht unmöglich sein.

Wiggert bemerkt noch: "Die Klosterbewohner hielten gewiß die Woizlava für die eigentliche Urheberin des Klosters, und vielleicht mit Recht. Sehr häufig waren fromme Frauen die eigentliche Urheberinnen dessen, was der Gatte ausführte. Vielleicht war Doberan die Morgengabe für Woizlava. Da nun Woizlava überdies terrae dominatrix genannt wird, so wäre noch die Frage, ob sie nicht als Regentin während der Pilgerfahrt ihres Mannes die Sache ausführte".