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Kirche zu Lübz.

Vgl. Jahresber. VIII, S. 134 flgd. und IX, S. 456.

Bei der Restaurirung des fürstlichen Epitaphiums in der Kirche zu Lübz in den J. 1846- 1847 und der Legung eines neuen Leichensteines auf das Grab der Herzogin Sophie ist das Epitaphium von aller Umhüllung befreiet.

Das im Jahresber. VIII, S. 135 beschriebene Epitaphium enthält drei durch Säulen abgetrennte Räume, von denen jedoch nur der mittlere und der für den Beschauer links daneben befindliche Raum mit Bildsäulen ausgefüllt, der Raum rechts aber leer ist. Auf dem Unterbau für die Statuen stehen folgende drei Inschriften:

1) in der Mitte:

V. G. G. SOPHIA G. ZU SCHLESWIG HOLSTEIN
GEBOREN A. MDLXIX VND HERTZOG HANSEN ZU
MECKLENBURG A. MDLXXXVIII VERMÄHLET,
HAT MIT S. F. G. GEZEUGET H. ADOLPH FRIEDRICHN,
H. HANS ALBRECHTN VND FREWLIN ANNAM
SOPHIAM, AUCH IHRE STERBLICHEIT WISSEND
DIS MONUMENTUM A. MDCXXXIV IHR SELBST
SETZEN LASSEN, IST SEELIGLICHEN IN GOTT ENT
SCHLAFFEN A. MDCXXXIIII, DEN XIV NOUEMBRIS.

2) zur linken:

V. G. G. ANNA SOFIA GEBORNES
FREWLIN ZU MECKLENBURG
H. HANSEN ZU MECKLENBURG TOCHTER
IST GEBOREN A. MDXCI
VND SEELIGLICH IN GOTT
ENTSCHLAFFEN
A. MDC
CHRISTUS IST MEIN LEBEN,
STERBEN IST MEIN GEWIN.

3) zur rechten:

V. G. G. HEDEWIG GEBORNES
FREWLIN ZU MECKLENBURG
H. ADOLPH FRIEDERICHEN TOCHTERLIN
IST GEBOREN A. M. DCXXX
VND IN GOTT ENTSCHLAFFEN
A. MDCXXXI.
DER GERECHTEN SEELEN SEIN IN
GOTTES HAND VND KEINE QUALE
RUHRET SIE AN.
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ad 1. Aus dieser Inschrift ergiebt sich, daß die Herzogin Sophia diese ihre Bildsäule noch bei ihrem Leben, und zwar in ihrem Todesjahre, selbst setzen ließ. Der Schluß der Inschrift ist also nach ihrem Tode nachgetragen. Nach den Acten starb die Fürstin am 14. Nov. 1634, Nachts 1/2 1 Uhr, und ward am 14. Jan. 1635 zu Lübz begraben. Viele ältere Einwohner der Stadt Lübz versichern, die Bildsäule habe früher ein Bund Schlüssel in den gefaltenen Händen gehalten; hieran knüpft sich die Sage, die ungewöhnlich kräftige, wirtschaftliche und auch heftige Fürstin habe einmal ihre Tochter mit einem Bund Schlüssel, welches sie stets zu tragen gewohnt gewesen, im Zorne an den Kopf geschlagen, wovon diese stumpfsinnig geworden sei.

ad 2. Die Bildsäule der Prinzessin Anna Sophia, Tochter der Herzogin Sophia, ist ohne Zweifel zugleich mit der Bildsäule ihrer Mutter gesetzt, als die Prinzessin ungefähr 42 Jahre alt war. Sie starb im J. 1648 zu Rehna, wo sie nach dem Tode der Mutter ihren Wohnsitz hatte und ward im Dome zu Schwerin beigesetzt; daher ist in der Inschrifttafel ihr Todesjahr nicht ausgefüllt, da man nach so langer und so schwerer Zeit die Inschrift wohl vergessen hatte. Bei der Restaurirung der H. Bluts=Kapelle im Dome zu Schwerin im J. 1844 und der Umsargung der in der Gruft ruhenden Fürsten fand sich die Leiche der Prinzessin Anna Sophia nicht in dieser Hauptgruft. Sie ward jedoch nach einigem Forschen in der Gruft des Herzogs Christoph unter dessen Bildsäule gefunden. Hier steht in einem ausgemauerten unterirdischen Gemache neben dem zinnernen Sarge des Herzog Christoph, dessen hölzerne Umhüllung gänzlich zerfallen ist, der wohl erhaltene hölzerne Sarg der Prinzessin Anna Sophia, mit rothem Sammet und Goldtressen überzogen, mit der Inschrift:

V. G. G. A. S.
H. Z. M. F.
ANNO
1648.

ad 3. Die dritte Inschrift rechts redet von dem Tode der Prinzessin Hedwig, des Herzogs Adolph Friederich Töchterlein. Die Prinzessin ward während des Exils des Herzogs Adolph Friedrich I. am 11. August 1630, zu Lübeck, wo sich der Fürst nach dem Abzuge Wallensteins aufhielt, geboren und hier am 12. Septbr. d. J. getauft. Die Großmutter, welche seit der Uebersiedelung ihrer Söhne nach Lübeck mit diesen in größerm persönlichen Verkehr stand, nahm das Kind zu sich. Sie mußte

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es aber schon nach 3/4 Jahren, am 17. Mai 1631, sterben sehen. In der Gruft der Heil. Bluts=Kapelle steht unter den Leichen der 5 letzten, jung gestorbenen Kinder des Herzogs Adolph Friedrich der Sarg der Prinzessin Hedwig nicht. Die Herzogin Sophie trug sie zu Lübz zu Grabe; aber auch hier ist keine andere Stelle für die Leiche zu finden, als in dem Unterbau des Monumentes selbst. Die Herzogin Sophia schreibt an ihren Sohn über das Begräbniß seiner Tochter an deren Sterbetage:

"Weil nun diese schwürige läufften grosse begangnussen schwerlich zugeben werden, alß weren wir woll gemeinett, da D. L. damit einigk, irgentt nach verfliessung einß Monateß den todten Corper in vnser neu hieselbesten erbauten begrebnuß bestetigen vnd mit christlichen Ceremonien ohne weitleufftigkeit hinsetzen zu lassen, D. L., dero hertzliebe Gemahlin vnd andere doch leider der begrebnuß nicht beywohnen konnen".

Die Eltern

"stellten es zu der Herzogin gefelligen disposition, weil sie mit der leichbegengnuß bey ihrem bekandten Zustande jetzo nichts anordnen konnten".

Nach diesen Worten ist die Begräbnißstätte der Prinzessin Hedwig nur in dem Unterbau des Epitaphiums hinter dem Altare zu suchen, da die Herzogin selbst in einem von Ziegelsteinen in der Erde ausgemauerten, gewöhnlichen Begräbnisse vor dem Altare ruht. Zugleich ergiebt sich aus diesen Worten, daß der architektonische Bau des Epitaphiums schon im J. 1631 fertig war, nach den Worten der Inschrift aber die Bildsäule der Herzogin Sophia erst im J. 1634 hineingesetzt ward. Vielleicht ward die Bildsäule der Prinzessin Anna Sophia zuerst fertig.

G. C. F. Lisch.