zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 97 ] zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

VIII.

Liscows Leben,

von

G. C. F. Lisch.


L iscow gehört ohne Zweifel zu den größern Geistern des deutschen Volkes. Nicht allein daß er unter den Satirikern noch immer in der ersten Reihe steht, der Reichtum seines Geistes, seine Klarheit und Gewandtheit sind so ausgezeichnet, daß er bis auf die neueren Zeiten wohl von niemand übertroffen ist; lebhaft erinnert er in der objectiven Vollendung der Ausdrucksweise an Göthe. Verehrungswürdig ist die Wahrheitsliebe und kräftige Offenheit und Geradheit seines Wesens, Eigenthümlichkeiten, welche er nie verleugnete und die mit seinen Schriften in vollkommenem Ebenmaaße stehen; er repräsentirt durch sie eine fein gebildete norddeutsche Natur, wie kein anderer. Was seine Werke besonders charakterisirt, ist eine seltene Klarheit und Schärfe der Auffassung und eine ungemeine Leichtigkeit, Sicherheit und Schönheit im Ausdruck; hierin vorzüglich eilte er seiner Zeit so bedeutend voraus, daß ihm keiner seiner Zeitgenossen zu vergleichen ist 1 ). Von seinem Leben und Charakter war bisher gar nichts bekannt; es giebt wohl keinen Schriftsteller seines Ranges, dessen Lebensverhältnisse in ein so tiefes Dunkel gehüllt wären. Und doch muß


1) Sehr treffend fällt daher Koberstein (Grundriß zur Geschichte der deutschen National=Litteratur, 1827, S. 213) das feste Urtheil: "Auf die Bildung der "deutschen Prosa wirkten zwei Männer erfolgreich ein: von Mosheim und Liscow".
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 98 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

eine genauere Kenntniß seiner Handlungen und seiner Schicksale für das Verständniß und die Beurteilung seiner Schriften mächtig wirken und diese den Gebildetem des Volkes näher führen. Jedenfalls aber ist Liscow besonders für unser engeres Vaterland von hoher Bedeutung, da er ohne Zweifel zu den größten Geistern gehört, welche Meklenburg erzeugt hat.

Die frühern Nachrichten über Liscows Leben bestehen in einer ziemlich großen Zahl kurzer, in Zeitschriften zerstreuter Nachrichten, welche jedoch zum Theil nur unsichere Ueberlieferungen und unbegründete Vermuthungen sind und daher wenig Beachtung verdienen; der begründeten und wahrscheinlichen Angaben sind aber bis jetzt sehr wenige, und diese sind fortwährend von einem Buche in das andere gewandert, so daß sich die bisherigen Nachrichten über Liscows Leben auf einige wenige Originalquellen zurückführen lassen.

Liscow war ein Meklenburger; so viel war in neuern Zeiten zur Gewißheit geworden. Anhaltende Aufmerksamkeit führte endlich auf leise Spuren von seinem Wirken; im Verfolgen derselben wurden denn im großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archive zu Schwerin nach mehrjährigen Forschungen endlich nach und nach so bedeutende Entdeckungen gemacht, daß sich nicht allein die Hauptschicksale seines Lebens bis zu einem gewissen Zeitpuncte sicher und vollständig darstellen, sondern sich auch in einer Reihe eigenhändiger Briefe sehr wichtige Beiträge zu seinen Schriften liefern lassen. Zu den Werken Liscows dürfen fortan nicht allein seine für den Druck bestimmten literarischen Werke, sondern müssen auch seine Briefe gezählt werden, da diese fast mehr, als jene die Theilnahme des Gebildeten in Anspruch zu nehmen im Stande sind.

Wenn in den folgenden Zeilen ein Abriß von Liscows Leben versucht wird, so wird bei diesem Unternehmen für mehrere wichtige Abschnitte seines Lebens die bisher betretene Bahn gänzlich verlassen, wenn auch fortwährend berücksichtigt, dagegen eine ganz neue, aus den Originalquellen geschöpfte und mit diesen belegte Schilderung geliefert werden, damit nicht dereinst wiederum die Forschung getrübt oder gar durch irgend ein unvorhergesehenes Unglück unmöglich gemacht werde.


Nachdem diese Arbeit schon vollendet war, erhielt ich Kunde von schätzenswerthen Nachrichten, welche in den schleswig=holstein=lauenburgischen Provinzialberichten

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 99 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

enthalten seien. Und wirklich sind diese Mittheilungen so bedeutend, daß sie für die Erkenntniß des Lebens Liscows, so wie für seinen künftigen Biographen oder den Herausgeber seiner Werke von großer Wichtigkeit sind. Diese Nachrichten sind folgende: eine viele neue Angaben enthaltende und schätzenswerthe Biographie Liscows von dem Justizrath und Bankdirector Dr. G. P. Schmidt von Lübeck in Altona, 1821, Heft 5, S. 1-12 und 1822, Heft 2, S. 1-28, mit Nachträgen in 1823, Heft 1, S. 94-102, und 1828, H. 1, S. 117-123; interessante Beiträge zu Liscows Leben in des Candidaten H. Schröder zu Krempdorf Aufsätzen, in denen er den jüngern J. F. Liscow zum Verfasser der Satiren zu erheben sucht, in 1824, Heft 4, S. 155-163, 1825, Heft. 4, S. 730-742 und 1827, Heft 4, S. 682-698, und Entgegnungen auf dieses Bestreben von einem Ungenannten in 1825, Heft 2, S. 354, und von dem Stud. F. H. C. Lübker in 1827, Heft 3, S. 518-532, so wie Zurücknahme der Vermuthung von Schröder in 1830, Heft 2, S. 259-262; beachtenswerthe Familienüberlieferungen vom Dr. jur. von Coch zu Wilster, einem Urenkel der Schwester Liscows, in 1825, Heft 4, S. 742-745; endlich Untersuchungen und Beiträge von Siemers in 1828, Heft 2, S. 730-732, und von Dietz in 1828, Heft 2, S. 344-347. Ich habe diese Nachrichten noch geprüft, bearbeitet und eingeschaltet 1 ), da sie meine Forschungen durchgängig unterstützen.

Schmidt hat seine Forschungen späterhin noch einmal zu einer zusammenhangenden Biographie umgearbeitet: Christian Ludwig Liscow, in den Historischen Studien von Schmidt von Lübeck, Altona, 1827, S. 121-194, und diese Bearbeitung nach spätern Mittheilungen in Holst. Pr. B. 1828, H. 1, S. 117 flgd. fortgesetzt. Diese Arbeit enthält viele treffliche Betrachtungen und Gesichtspuncte; jedoch behalten die ersten Mittheilungen in den Holst. Pr. B. durch den Geist der Forschung immer ihren eigenthümlichen Reiz. In diesen sagt Schmidt, 1821, Heft 5, S. 2: "Wir haben alle Nachrichten von ihm gesammelt, auch selbst geforscht, auf unsere Weise. Es hat uns nicht die Mühe verdrossen, Kirchenbücher und andere Urkunden nachschlagen zu lassen. Dennoch sind wir nicht im Stande, eine Lebensbeschreibung dieses ausgezeichneten Mannes zu liefern. Alles, was wir liefern können, sind Materialien zu einer solchen Biographie, zum Theil


1) Der Kürze wegen werde ich die Citate durch die Abkürzung: "Holst. Pr. B." bezeichnen.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 100 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"neue und unbekannte, und alle authentisch. Möge ein Gelehrter von Profession, dem eine öffentliche Bibliothek zu Gebote steht, diese Materialien benutzen, um die deutsche Litteratur von der Schmach zu rächen, einen ihrer classischen Schriftsteller nicht zu kennen".


In den Tagen, an denen ich die folgenden Blätter für den zu bestimmten Zeiten festgesetzten Druck der Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde schließlich redigirte, kam mir die neueste Schrift über Liscow:

Christian Ludwig Liscow. Ein Beitrag zur Literatur= und Kulturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts. Nach Liscows Papieren im K. Sächs. Haupt=Staats=Archive und andern Mittheilungen herausgegeben von Karl Gustav Helbig, Oberlehrer an der Kreuzschule in Dresden. Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 1844,

in die Hände. Das Werk veröffentlicht endlich die viel besprochenen und lange ersehnten Nachrichten über Liscows letzte Lebensschicksale aus den Acten des königl. sächsischen Staats=Archivs zu Dresden, bei welchen sich "eine Convolut Papiere und Briefe Liscows, die ihm weggenommen waren", fand, und ist daher nicht allein für die Literaturgeschichte, sondern auch für die Zeitgeschichte im höchsten Grade wichtig. Nach aufmerksamer Durchforschung der Abhandlung und Vergleichung derselben mit der meinigen finde ich, daß keine von beiden etwas von dem Stoffe der andern enthält, daß beide vielmehr sich zu einer vollständigen Biographie Liscows ergänzen. Es würde freilich besser gewesen sein, wenn Einer des Andern Materialien zur Verfügung gehabt und Ein Ganzes gebildet hätte. Da aber einmal beide Verfasser gleichzeitig nach verschiedenen Originalquellen denselben Gegenstand bearbeitet haben, so müssen beide Arbeiten zu einem Ganzen neben einander bestehen bleiben. Damit aber beide Arbeiten auch ihre Eigenthümlichkeit bewahren, so habe ich die meinige unverändert gelassen und zur Vervollständigung und Vergleichung, so wie zur Bequemlichkeit für die Leser nur die Resultate der Helbigschen Forschungen in [- - H.] kurz eingeschaltet. Sehr erfreulich ist mir die Uebereinstimmung meiner Arbeit mit den Helbigschen Forschungen nicht nur in den historischen Resultaten und der Behandlungsweise, sondern auch in den Ansichten über Liscows Charakter und Werth gewesen, was

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 101 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

jedoch nicht groß Wunder nehmen darf, da Liscow eine zu klare und seltene Persönlichkeit ist.

Uebrigens werden die bisher erschienenen Arbeiten über Liscow nur kritische Vorarbeiten für den künftigen Biographen des großen Mannes und Herausgeber seiner Schriften sein können, welcher jetzt aber auch wohl ein sicheres, ausreichendes und vollständiges Material finden wird.


Die bisherigen ältern Nachrichten über Liscows Leben, so viel deren bekannt geworden sind, sind folgende. Alle Original=Quellen werden im Folgenden mitgetheilt werden; die übrigen Nachrichten sind im Wesentlichen nichts weiter, als zahlreiche Wiederholungen der Angaben, welche die Original=Quellen liefern. Die sichersten Quellen sind Liscows eigene Schriften, namentlich Liscows Vorrede zu seinen gesammelten Schriften, 1739. - Dann folgen: Papiere des Kleeblatts, oder Ecksteiniana (von Sander), Brandiana und Andresiana, Leipzig, 1787, mit den Ueberlieferungen des Dompropstes Dreyer zu Lübeck. - Allgemeine deutsche Bibliothek, 1788, Band 82, Stück 1, S. 296 (Wiederholung der Erzählungen von Dreyer). - Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1789, Stück 9, Sept., S. 893 (Wiederholung der Dreyerschen Ueberlieferungen nach der Allgem. deutsch. Bibliothek), und 1790, Stück 10, Oct., S. 652 (Anzeige von Liscows Tod aus dem hamburger Correspondenten, 1760, Nr. 204), Einsendungen von Dietz, beide noch einmal abgedruckt in Holst. Pr. B. 1828, H. 2, S. 344. - Freimüthiges Abendblatt, Schwerin, 1827, Nr. 462, S. 921 (Liscows Taufschein); Nr. 464, S. 962 (Die Anecdote von Liscows Verspottung des spanischen Gesandten aus dem Janus, 1800, Julii); Nr. 465, S. 982 (Die Entfernung Liscows aus Dresden, aus der Irene, 1806);

Nr. 870: Neuere Forschungen in den oben erwähnten schleswig=holstein=lauenburgischen Provinzialblättern, 1821 bis 1828, und der Leipziger Litteratur=Zeitung, Int. Bl. 1806, St. 56, und 1807, St. 19. - Der Freimüthige von Kotzebue und Merkel, 1805, August (Beurtheilung von Liscows Schriften). -Müchlers Ausgabe von Liscows Schriften, Berlin, 1806, Vorrede, (enthält keine neue Nachrichten). - Gaysenhayner's und Flörcke's Norddeutsches Unterhaltungsblatt, Güstrow, 1816, I, 1, S. 38 flgd. (enthält nur die bekannten Nachrichten). - Cleemann

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 102 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Archiv =Lexicon, Parchim, 1809, enthält die bekannten Nachrichten und führt außerdem folgende Literatur an: Meister's Charakteristik deutscher Dichter, II, S. 88 (mit Liscows Bildniß); Riedel's Briefe an das Publicum; Küttner's Charaktere deutscher Dichter und Prosaiker; Flögel's Geschichte der komischen Litteratur; Koch's Grundriß einer Geschichte der Sprache und Litteratur der Deutschen; Bauer's Gallerie der berühmtesten Dichter des 18. Jahrhunderts; Eschenbach's Annalen der Universität Rostock, Band 2, Stück 16, 1790 (enthält Liscows Immatriculirung und damit zugleich die erste Angabe von Liscows Geburtsort). [Die neuere Literatur giebt Helbig S. I. an.]


Eine ältere Quelle muß hier aber ganz voraufgeschickt werden, weil sie alle Perioden von Liscows Leben berührt, lange Zeit hindurch für die Hauptquelle gegolten hat und weiterhin wiederholt zur Beurteilung kommen wird. Dies sind die Nachrichten, welche der Dompropst Dreyer zu Lübeck dem Herausgeber der "Papiere des Kleeblatts" mittheilte. Dreyer war bekanntlich ein höchst ausgezeichneter, kenntnißreicher, historisch gebildeter Mann, welcher an den Orten heimisch ward, an denen und in deren Nähe Liscow gelebt hatte; ja Dreyer wird Liscow selbst gekannt haben. Dreyer war am 13. Dec. 1723 zu Waren in Meklenburg geboren, erhielt seine erste Bildung in seiner Vaterstadt und besuchte, darauf die Domschule zu Schwerin; in den J. 1738-1739 studirte er zu Kiel, wo er sich in dem Hause des bekannten Geheimenraths von Westphalen, seines Oheims, der sorgfältigsten Pflege erfreute. Nachdem er die Universität Halle besucht hatte, kehrte er im J. 1743 nach Kiel zurück, arbeitete hier bei seinem Oheim und ward im J. 1745 daselbst Professor. Im J. 1753 ward er Syndicus der Stadt Lübeck und erhielt im J. 1761 die Würde eines Dompropstes daselbst. Er starb am 15. Februar 1802 zu Lübeck. Dreyer's historischer Forschungsgeist und seine Bekanntschaft mit allen gelehrten Männern Lübecks und Holsteins berechtigen zu der Annahme, daß er theils aus eigener Erfahrung, theils aus glaubwürdigen Berichten älterer Männer, namentlich des Rectors von Seelen, möglichst zuverlässige Nachrichten über Liscow gewonnen hatte.

Dreyer's Nachrichten sind niedergelegt in einem Buche, betitelt:

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 103 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Papiere des Kleeblattes, oder, Ecksteiniana, Brandiana, und Andresiana. Meldorf und Leipzig, bey R. J. Boie, 1787 1 ),

einem schönwissenschaftlichen Sammelwerke von satirischer und humoristischer Tendenz, in welches S. 203-444 Liscows Satire über die Vortrefflichkeit und Nothwendigkeit der elenden Scribenten "für unsere Zeiten bearbeitet, so wie nicht minder mit Einleitung und Anmerkungen bereichert von Matthias Tobias Brand" aufgenommen ist, um Liscows Schriften zu würdigen und in ein glänzendes Licht zu stellen; der Herausgeber sagt nämlich in der Einleitung S. 207: "Etwas über "Liscows Leben und Schriften:" "Liscow übertraf an satirischem Geiste alle seine Landsleute vor und neben ihm; schrieb zuerst unter ihnen eine Prose, deren Reinheit und Bestimmtheit noch fünfzig Jahre nach ihm in der goldenen Zeit ihrer Litteratur Wenige erreichten; und ragte an reicher Belesenheit und wahrer Aufklärung weit über seiner Zeit hervor. Er lebte, starb und ward vergessen".

Der Herausgeber sagt nun über Liscows Leben Folgendes:

(S. 236) "Schon lange lag diese meine Einleitung druckfertig, als ich nach Jahrelangen vergeblichen Bemühen durch die Güte des würdigen gelehrten Domprobsten Dreyer in Lübeck noch einige Nachrichten, Liscows Leben betreffend, erhielt. So wenig es auch ist, so darf ich es Dir, geliebter Leser, doch nicht vorenthalten."

"Liscow oder Liskov hieß nicht Christoph Friedrich, wie der Verfasser der Charaktere mit halber Gewißheit ihn nennt, sondern Christian Ludewig." (S. 237.) "Er war als Candidat der Rechte zu Lübeck im Hause des Domdechanten und geheimen Raths von Thienen Privatlehrer seiner beyden Stiefsöhne, der jungen Herren von Brömbsen. Hier erfuhr er eine Unannehmlichkeit, wovon ich die avthentische Nachricht der Gefälligkeit des Herrn Cantor Schnobel in Lübeck verdanke, eine Unannehmlichkeit, welche die entferntere Bewegursache zu seinem Streite mit Sievers gewesen seyn soll. Der Dechant von Thienen ließ nemlich seine Stiefsöhne von dem Cantor Sievers, dem Vater des Magisters, examiniren,


1) Diese "Papiere des Kleeblattes", welche auch einige sonst nicht bekannte satirische Ankündigungen von Liscow u. dgl. enthalten, scheinen äußerst selten zu sein. Ich hatte lange vergebens darnach geforscht, bis mir sie die königliche Bibliothek zu Berlin reichte. [Helbig hat das Buch nicht zur Ansicht erlangen können; vgl. S. VII.]
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 104 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

um zu sehen, was Liskov's Unterricht gefruchtet habe. Die Kinder bestanden schlecht. Die Schuld konnte in der Art des Examens liegen; und wenn auch die jungen Herren in der That der billigen Erwartung nicht Genüge thaten, so ist doch wenigstens der Schluß von der Unwissenheit des Schülers auf die Untauglichkeit des Lehrers, wie man weiß, nicht immer der sicherste. Dies scheint aber der Dechant nicht erst untersucht zu haben, wie man wohl aus Liskovs ausgezeichneten Kenntnissen und Talenten, die doch augenscheinlich genug documentirt sind, argwöhnen mag. Genug, Liskov erhielt Vorwürfe, und der Herr Cantor seine Schüler. Dies kränkte ihn, denn er war Mensch. Allein, wenn es ihn gereizt hat, die Sünde des Vaters am Sohne heimzusuchen, so wäre auch dies menschlich, nur freilich nicht edel. Die erste Blöße gab ihm der junge Magister gleich nach seiner Rückkehr von der Academie durch ein Avertissement, worin er um Beyträge zu einem "itzt lebenden gelehrten Lübeck" bat und zugleich es ankündigte. Liskov parodirte es. Als erster, bisher noch ganz unbekannter, Versuch verdient diese Parodie immer aufbewahrt zu werden, und als Reliquie ist sie mir wohl so merkwürdig, wie eine Sprosse der Leiter, die Jacob im Traume sah. Hier sind beyde Avertissements" (datirt Lübeck, d. 28. Dec. 1730 und d. 11. Jan. 1731.) - - - - - - - - - - - - - - - (S. 245.) "Dies wäre denn die Parodie, wozu Liskov allenfalls Veranlassung genug in dem albernen Avertissement des Magisters finden konnte, ohne daß wir daraus eben auf persönlichen Groll schliessen dürften, wenn nicht obige Anecdote es einigermassen wahrscheinlich machte. Dem sey wie ihm wolle, so begreifen wir nun, wie Sievers so hastig unsern Satyricker für den Verfasser der scharfen Recension erklären, und dadurch so unbesonnen die eigentliche Fehde veranlassen konnte. Ihren übrigen Verlauf wissen wir. Von Lübeck kam Liskov als Privatsecretair zu dem geheimen Rath von Blome, dem damaligen Probsten des adelichen Klosters Pretz, ohngefähr um die Jahre 1738 und 1739. In oder vor dieser Periode hat er auch, wie man aus seiner Vorrede sieht, einige Zeit in Mecklenburg auf dem Lande zugebracht. Vielleicht war es auf den Gütern des geheimen Raths. Von nun an verlassen uns die Nachrichten aufs neue; und wir finden endlich unsern Liscow in Dresden wieder, wo er an dem geheimen Kammerrath von Heinecke einen thätigen Gönner hatte. Allein er gehörte nun einmal zu der seltnern und un=(S. 246)glücklichen Classe von Menschen, die bei einem

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 105 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

leisen, reizbaren Gefühle für das Lächerliche und Unschickliche einen witzigen Einfall eben so wenig zurückhalten können, als das Niesen; und oft ihre besten Freunde beleidigen, ohne daß ihre Absicht eben etwas Schlimmeres wäre, als Befriedigung ihres Bedürfnisses. Er beleidigte durch Sarcasmen seinen Gönner; und durch Sarcasmen über den damaligen englischen Minister am Dresdner Hofe zog er sich das Unglück zu, Dresden verlassen zu müssen. Er starb zu Eulenburg in Meissen 1759, und, wie man sagt, im Arrest."

"Dies wäre denn die erste, immer noch gar zu mangelhafte Nachricht, das Leben unsers deutschen Swift's betreffend."

Diese Nachrichten theilte in einem kurzen, historischen Auszuge bei Gelegenheit der Anzeige der "Papiere des Kleeblattes" die Allgemeine deutsche Bibliothek, 1788, Band 82, Stück 1, S. 296, mit und ward dadurch lange Zeit Hauptquelle für das Leben Liscows.


Ueber Liscows Leben.


1. Liscows Abstammung und Verwandtschaft.

Unser Christian Ludwig Liscow 1 ) stammt aus einer meklenburgischen Predigerfamilie, deren Schicksale sich aus den meklenburgischen Archivacten hundert Jahre hindurch klar und bestimmt verfolgen und sich aus dem nachstehenden Stammbaume und dessen quellenmäßiger Erläuterung erkennen lassen.

[Um eine vollständige Kenntniß der ganzen Familie zu gewinnen, ist der Stammbaum aus Helbig's Schrift und andern Nachrichten durch Chr. Ludw. Liscows Nachkommen vermehrt.]


1) Liscow schreibt seinen Namen ohne Ausnahme immer "Liscow", mit lateinischen Buchstaben, selbst wenn er, was öfter vorkommt, seine Vornamen daneben mit deutschen Buchstaben schreibt. [Helbig's Unterscheidung zwischen "Liskow" und "Liscow" je nach den Buchstaben, S. 1, scheint völlig unerheblich zu sein.]
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 106 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Stammtafel
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 107 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Actenmäßige Erläuterung des Stammbaumes der Familie Liscow.

I. 1. Christian Liscow,

Prediger zu Alt=Gaarz, 1639, † 1681.

Christian Liscow I. ("Christianus Liscovius Primisloviensis Marchicus") war im J. 1615 zu Prenzlau geboren, hatte hintereinander die Schulen zu Prenzlau, Stettin und Lüneburg besucht und darauf zu Rostock studirt. Nach Beendigung seiner Universitäts=Studien ward er Hauslehrer bei dem Herrn Jaspar v. Oertzen auf Roggow, in dessen Hause er ungefähr 6 Jahre lebte. Durch die Bemühung desselben erhielt er im J. 1639, ungeachtet der Protestation einiger Gemeindeglieder gegen den ausländischen Candidaten, die Pfarre zu Alten=Gaarz bei Neu=Bukow, welcher er bis zum J. 1681 vorstand. In diesem Jahre ward ihm der Candidat Johann Schütz adjungirt, der seine Tochter Ursula heirathete. In demselben Jahre starb Christian Liscow und hinterließ einen Sohn und eine Tochter:

II. 2. Christian Liscow,

Prediger zu Westenbrügge, 1671, † 1695.

Christian Liscow II., auch Lischow geschrieben, war der Sohn des Pastors Christian Liscow zu Alten=Gaarz. Er ward als Candidat (oder "Studiosus") im J. 1671 Prediger zu Westenbrügge und starb im J. 1695 mit Hinterlassung zweier Söhne: Heinrich Christian und Joachim Friederich.

3. Ursula Liscow

war die Tochter des Pastors Christian Liscow I. zu Alten=Gaarz. Sie ward an den Pastor Johann Schütz verheirathet, der im J. 1681 Adjunct und noch in demselben Jahre Nachfolger ihres Vaters in der Pfarre zu Alten=Gaarz ward. Der Pastor Johann Schütz starb im J. 1705; seine Frau überlebte ihn.

Der Prediger Christian Liscow II. zu Westenbrügge (vgl. II., 2.) hinterließ zwei Söhne:

III. 4. Heinrich Christian Liscow,

Prediger zu Volkenshagen, 1718-1725.

Heinrich Christian Liscow war der älteste Sohn des Pastors Christian Liscow zu Westenbrügge. Er war vorher 16 Jahre lang königl. schwedischer Garnisonsprediger beim Fürstenbergischen Regimente zu Wismar und ward im J. 1718 zum Pastor in Volkenshagen bei Ribnitz vocirt, nachdem hier zwei Wahlen wegen Wahlumtriebe annullirt worden waren.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 108 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Er starb am 28. October 1725. Seine Wittwe, eine Schwester des Pastors Lackmann zu Westenbrügge, der seinem Vater im Amte gefolgt war, lebte noch im J. 1741, 72 Jahre alt, dem Anscheine nach kinderlos, da ihr Mann sehr schwächlich war und nicht lange nach seiner Verheirathung starb, von Kindern nirgends die Rede ist, so oft sie auch zu den Acten ihre Lage schildert und von Kindern der andern Predigerwittwe zu Volkenshagen redet, und sie in hohem Alter ihr Vermögen der Kirche zu Volkenshagen zu vermachen die Absicht hatte. In den Pfarracten zu Volkenshagen findet sich auch keine andere Nachricht über das Ehepaar.

5. Joachim Friederich Liscow,

Prediger zu Wittenburg, 1699, † 1721.

Joachim 1 ) Friederich Liscow war der jüngste Sohn des Pastors Christian Liscow II. zu Westenbrügge. Er war am 12. März 1675 zu Westenbrügge geboren. Nachdem er zu Rostock seine Universitätsstudien vollendet hatte, ward er Pagen=Informator am fürstlichen Hofe zu Grabow 2 ). Von hier ward er im J. 1699 zum Prediger in der Stadt Wittenburg befördert und war hier so beliebt, daß, als er im J. 1710 einen Ruf nach Ivenack erhalten hatte, die Gemeinde dringend um sein Bleiben bat. Er starb am 25. Julii 1721 und hinterließ eine Wittwe, Margarethe Christine, welche am 11. Junii 1734 beerdigt ward, und drei Söhne und eine Tochter. Seine Frau scheint eine Tochter oder Schwester des Rectors Hausvoigt in Eutin gewesen zu sein, da dieser mit seiner Schwester oder Tochter bei der Tochter Taufzeugen waren 3 ).

Die Kinder 4 ) des am 25. Julii 1721 verstorbenen Predigers Joachim Friederich Liscow zu Wittenburg waren:

IV. 6. Christian Ludwig Liscow,

getauft am 29. April 1701, der älteste der Brüder, der bekannte Satiriker. Daraus, daß sein Vater Pagen=Informator


1) Nach seinen im schweriner Archive oft vorkommenden, deutlich und voll ausgeschriebenen eigenhändigen Unterschriften hieß des Satirikers Liscow Vater Joachim Friederich, nicht Johann Friedrich, wie in dem weiter unten mitgetheilten Kirchenzeugnisse und bei Helbig, S. 1, angegeben ist. Nach einem Zeugnisse des ehemaligen Herrn Predigers Ritter zu Wittenburg, jetzt zu Vietlübbe bei Plau, ist auch in dem wittenburger Kirchenbuche der Name mit Joachim Friederich angegeben, auf den auch sein zweiter Sohn getauft ward.
2) Schon Schmidt in Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 4, vermutet scharfsinnig, daß Liscows Vater eine Stellung am fürstlich meklenburgischen Hofe eingenommen habe.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 7, und 1822. H. 2. S. 27.
4) Von hier an ist außer den Archiv=Acten auch das wittenburger Kirchenbuch durch Vermittelung des Herrn Predigers Ritter benutzt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 109 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

am fürstlichen Hofe zu Grabow gewesen war, erklärt es sich, daß die fürstlichen Personen zu Grabow Pathenstelle bei ihm vertraten und er die Namen des Prinzen, nachmaligen Herzogs Christian Ludwig führte. Er starb am 30. Oct. 1760 als sächsischer Kriegsrath.

7. Ernestine Elisabeth Auguste Liscow,

welche am 8. Mai 1703 getauft ward. Diese Tochter ward nach damaligem Gebrauche bei der wittenburger Pfarre "conservirt": d. h. sie ward am 30. Nov. 1722 an den Nachfolger ihres Vaters, den ehemaligen (seit 1710) Feldprediger beim Waldowschen Regimente, Johann Anton Schütze zu Grabow (aus Havelberg, nachdem er vor den Werbenachstellungen auf seine "schöne Leibeslänge" geflüchtet war,) verheirathet. Dieser starb schon am 20. Dec. 1726 und hinterließ seiner Wittwe zwei unmündige Kinder: August Friederich Schütze, getauft den 10. Dec. 1723, und Margarethe Henriette Dorothea Schütze, getauft am 24. Dec. 1724, beerdigt am 9. März 1736.

Nach dem Tode ihres Mannes ist das Schicksal ihrer beiden jüngern Brüder innig mit dem ihrigen verflochten; diese Brüder waren:

8. Joachim Friederich Liscow,

getauft am 29. Nov. 1705, der mittlere der Brüder. Er besuchte die Schule zu Lübeck. Am 26. Aug. 1723 opponirte er ("Wittenburgo-Mecklenb.") als Primaner nebst seinem Freunde Boetius aus dem Eutinschen und dem Meklenburger Ratke dem auf die Universität gehenden G. Cläden aus Flensburg hier bei dessen öffentlicher Disputation 1 ). Michaelis 1723 (oder nach andern Nachrichten 1724) ging er zum Studium der Theologie mit Boetius auf die Universität Jena, welche auch der Dichter v. Hagedorn im Frühling des J. 1726, 18 Jahre alt, bezog. Hier knüpfte sich zwischen J. F. Liscow und v. Hagedorn das Band inniger Freundschaft, welches ihr ganzes Leben hindurch dauerte; beide sollen in Jena ein munteres Studentenleben geführt haben 2 ). Im J. 1728 war er Candidat der Theologie und conditionirte als Hauslehrer zu Waschow bei Wittenburg.


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 3; 1823. H. 1. S. 94-95; 1825. H. 4. S. 731; 1827. H. 3. S. 529; Schmidt Histor. Studien, S. 125.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 94-95; 1825. H. 4. S. 731; 1827. H. 3. S. 522.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 110 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

9. Carl Heinrich Liscow,

der jüngste der Brüder, geboren am 30. Dec. 1707, getauft am 1. Jan. 1708, war im J. 1728 ebenfalls Candidat der Theologie und Hauslehrer zu Stintenburg bei Zarrentin am Schalsee im Lauenburgischen 1 ).

Von mehr Geschwistern ist nirgends eine Spur zu finden. Der Dr. von Coch meint nach Familiennachrichten zwar, daß es "mehr als wahrscheinlich sei, daß der Licentiatus juris Rassow in Hamburg, der mit einer zweiten Schwester unsers Satirendichters verheirathet gewesen," seine verwittwete Schwägerin sehr thätig unterstützt habe 2 ); aber einmal fehlt es an glaubwürdigen Nachrichten hierüber, dann wird in einem Briefe des französischen Gesandten in Hamburg vom 30. Junii 1736 Rassow nur Liscows Freund genannt; in nähern Verwandtschaftsverhältnissen werden aber die Familien Liscow und Rassow gestanden haben, da der Rathsherr Heinrich Rassow zu Gadebusch Gevatter bei dem zweiten Kinde des Pastors Liscow stand 3 ).

Die Wittwe Schütze scheint sowohl durch Schwäche des Charakters, als auch durch Mangel in Bedrängniß gerathen zu sein. Ihre Mutter wünschte sie zum zweiten Male bei der Pfarre zu "conserviren"; die Tochter hatte sich aber schon im J. 1728 mit dem lüneburgischen Landmesser Koch, der sich in Geschäften der hannoverschen Commission seit anderthalb Jahren zu Wittenburg aufhielt, in Liebeshändel eingelassen und war dadurch in bösen Ruf gekommen. Ihre beiden jüngern Brüder, darüber aufgebracht, forderten den Landmesser Koch am 31. Aug. 1728 zum "Zwiegespräch" in der Stadt Wittenburg an der Mauer hinter den "beiden Priesterscheunen." Es kam bald zum heftigen Wortwechsel und, da alle drei bewaffnet waren, zu ernstlichen Thätlichkeiten, so daß Koch und Friederich Liscow nach Hause getragen werden mußten. Die Brüder Liscow hatten den Landmesser Koch übel zugerichtet, dieser hatte dagegen dem Friederich Liscow mit seinem Hirschfänger eine Wunde in das rechte Ellenbogengelenk beigebracht. Diese Wunde war im Anfange leichtfertig behandelt, bald darauf aber so schlimm geworden, daß der "Brand" zu weit um sich gegriffen hatte und an eine Heilung nicht mehr zu denken war.


1) Diesen Carl Heinrich Liscow kennt Schmidt in Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 3 nicht, auch das wittenburger Kirchenzeugniß in 1822. H. 2. S. 27 führt ihn nicht auf, obgleich er nach des Herrn Predigers Ritter Zeugniß in das Kirchenbuch eingetragen ist.
2) Vergl. Dr. v. Coch in Holst. Pr. B. 1825. H. 2. S. 743.
3) Vergl. das Kirchenbuchzeugniß in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 27.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 111 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Am 11. Sept. bat die Mutter um die Erlaubniß zur stillen Beerdigung ihres Sohnes, der, wenn er auch noch nicht gestorben, doch nicht mehr zu retten sei, da die Verwesung schon über den Arm hinausgegangen und der Kranke von der heftigsten Raserei befallen sei. Die Landesregierung bewilligte der Mutter am 14. Sept., "casu existente", die stille Beerdigung in Betracht, daß ihr Mann in Wittenburg viele Jahre Prediger gewesen sei.

Joachim Friederich Liscow tritt von dieser Zeit an ganz aus der Geschichte Meklenburgs.

Carl Heinrich Liscow verschwindet seit dieser Zeit aber ganz aus der Geschichte.

Die Wittwe Schütze "entfernte" sich bald darauf wegen Andranges der Gläubiger ihres verstorbenen Mannes aus Wittenburg und ließ ihrer Mutter ihre beiden Kinder zurück, von denen in Cleemann Syll. Parch. S. 90 August Friederich im J. 1748 als Student angegeben wird.

Die Nachrichten über des Satirikers Liscow Brüder erhalten durch die neuern Mittheilungen eine eigenthümliche Wendung. - Es ist ohne Zweifel, daß Joachim Friederich Liscow es war, der am 14. Septbr. 1728 im Sterben lag. "Beide, der Wittwe Schützen mittelster und jüngster Bruder, als des seel. Hrn. Past. Liscowen Söhne Friederich und Carl, wovon jener zu Waschow, dieser aber zu Stintenburg Kinder=Informatores" waren, werden mit diesen Worten ausdrücklich von dem Magistrate zu Wittenburg bei dem Herzoge Carl Leopold als Theilnehmer an dem Streite mit Koch angeklagt und es wird dabei "Friederich Liscow" als derjenige bezeichnet, der "im rechten Arme bey der junctur beym Ellenbogen verwundet" worden sei. Dazu sagt auch die Mutter in ihrer Bitte, daß ihr "einer Sohn, der zu "Waschow conditioniret und seine studia theologiae absolviret, verwundet" worden sei, und der Herzog ermahnt sie in seiner Antwort, ihre "beyden Söhne Friederich und Carl abzurathen, zumahlen denn dergleichen keinem Menschen, viel weniger dann theologiae studiosis anstehe".

Nun aber lebte ebenfalls ohne Zweifel Joachim Friederich Liscow noch lange in Hamburg, während Carl Heinrich seit dem J. 1728 völlig verschwindet. Man könnte auf die Vermuthung kommen, es sei der jüngere Bruder gewesen, welcher 1728 verwundet worden und gestorben sei, da er nicht weiter vorkommt; aber die oben mitgetheilten Nachrichten sind

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 112 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zu klar und glaubwürdig, als daß man eine Verwechselung annehmen könnte.

Einen unwiderleglichen Beweis, daß J. F. Liscow im J. 1728 nicht gestorben und begraben, sondern geheilt sei, giebt seine körperliche Beschaffenheit. In einem "poetischen Billet" Hagedorns an ihn vom 10. März 1735 heißt es:

Ein weiß, durchsichtiges, beschnittenes Papier,
Das achtzehnmal geschwärzt mit kurz und langen Zeilen,
Die nicht nach jüdischer Manier
Zur linken Hand, wohl aber rechtwärts eilen,
Wo unten an dem Rand,
Zu meinem innigsten Vergnügen,
In deutlichen und halb ovalen Zügen
Zuerst ein J, dann F, und endlich Liscow stand,
Ertheilte durchs Gesicht
Dem Herzen den Bericht,
Dies letternreiche Blatt und reizende Papier
Sei ein Epistelchen von Dir.

Eschenburg sagt hiezu in einer Anmerkung zu dem hagedornschen Gedichte "der Schwätzer": "Ihm fehlte die rechte Hand, die er in einem Duelle verloren hatte". Schmidt 1 ) bezieht dies richtig auf J. F. Liscow, obgleich andere es auf C. L. Liscow haben angewandt wissen wollen 2 ). Es ist aber hieraus die Sage entstanden, daß dem einen Liscow die rechte Hand gefehlt habe. Der Dr. von Coch berichtet 3 ) aus Familiennachrichten: "Es hat aber weder Er (C. L.), noch sein Bruder "(J. F.) die rechte Hand im Zweikampfe gänzlich eingebüßt, sondern nur der letztere (Joachim Friederich) hat bloß eine fast ganz gelähmte Hand davon getragen, nachdem er in einem Duelle mit einem curländischen Barone, das er sich durch Satirisiren zugezogen, einen Degenstoß durch den Unterarm erhalten". Auch Schmidt 4 ) nimmt an, daß J. F. Liscow in einem Duelle auf der Universität Jena die rechte Hand verloren habe.

Aus den oben mitgetheilten Nachrichten aus den Original=Acten des schweriner Archives wissen wir aber, daß es nicht ein curländischer Baron, sondern eben des Dr. von Coch Ur=Aeltervater war, welcher dem J. F. Liscow der Schwester wegen die rechte Hand lähmte. J. F. Liscow


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 12-14.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 162.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1825. H. 4. S. 730.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 95.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 113 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

starb also nicht, sondern ward, freilich bei völliger Lähmung des rechten Armes, wiederhergestellt, und diese Eigenthümlichkeit stellt die Person des J. F. Liscow noch fester.

Die Wittwe Schütze ging mit dem Feldmesser Koch davon und ließ ihrer Mutter ihre zwei Kinder erster Ehe zurück, von denen das jüngste, 12 Jahre alt, 2 Jahre nach dem Tode der Mutter in Wittenburg starb. Koch oder, wie er nach Familiennachrichten 1 ) heißt, Georg Johann Eberhard von Coch war der einzige Sohn des kurhannoverschen Majors Johann Coch. Frühzeitig trat er in kurhannoversche Militärdienste. Da er ein Meister in der Handzeichnung gewesen sein soll, so diente er der hannoverschen Commission in Meklenburg als Feldmesser. Er soll sich auch einige Zeit bei dem bischöflich=lübeckischen Geheimen=Rathe von Coch, einem Verwandten, in Lübeck aufgehalten und hier C. L. Liscow kennen gelernt haben 2 ). Nach seinem bewaffneten Zusammentreffen mit den jüngern Brüdern Liscow 3 ) nahm er seinen Abschied als Ingenieurlieutenant und ging nicht lange nach seiner Wiederherstellung mit seiner Frau, der ehemaligen Wittwe Schütze, geb. Liscow, nach Preetz. In Wittenburg sind sie nicht getrauet, in Preetz auch nicht. Sechszehn Wochen nach der Hochzeit, am 26. April 1729, also 8 Monate nach dem Kampfe Cochs mit den Brüdern Liscow, ward die Frau zu Preetz von einem Sohne, Georg Friederich, entbunden, welcher am 1sten Mai 1729 ohne Taufzeugen aus den Familien getauft ward, woraus schon Schmidt auf "ungünstige Verhältnisse" schließt 4 ). Beim Ausbruche des österreichischen Erbfolgekrieges trat Coch im J. 1742 wieder in kurhannoversche Dienste. Seine Frau begleitete ihn bis nach Hamburg, wo sie zurückblieb und sich einige Zeit bei ihrem Bruder Joachim Friederich aufhielt. Sie empfing von ihrem Manne aus Ilmenau den letzten Brief, in welchem er ihr seine Beförderung zum Hauptmann meldete. Seitdem vernahm sie nichts weiter über ihn, als daß er in einem Treffen geblieben sei. Sie zog jetzt von Hamburg nach Schleswig, wo sie bis an ihr Ende in dem Hause des Advocaten Hansen wohnte. - Ihr Sohn Georg Friederich Coch studirte 1751 in Halle und 1752 und 1753 die Rechtswissenschaft, ward Advocat zu Schleswig, erwarb sich den Ruf eines geschickten Juristen, ward 1779 königlicher


1) Die nächstfolgende Darstellung ist einem nach Familiennachrichten verfaßten Aufsatze des Dr. von Coch zu Wilster, eines Ur=Enkels der Schwester Liscows, in Holst. Pr. B. 1825. H. 2. S. 742 entnommen, wenn nicht andere Quellen angegeben sind.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1825. H. 2. S. 354.
3) Vergl. oben S. 110.
4) Vergl. Schmidt in Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 94.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 114 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Hardesvogt des Amtes Gottorf und starb als solcher zu Schleswig am 2. Sept. 1780; auch er hatte einen besondern Hang zur Satire und bei kleinem Wuchse ungewöhnliche Muskelkräfte. Ein Sohn von diesem war der vor einigen Jahren (vor 1825) verstorbene Pastor Coch zu Rahlstedt, dessen Sohn der oft genannte Dr. v. Coch ist 1 ).

Joachim Friederich Liscow ging, da er als Theologe nicht gut in Meklenburg bleiben konnte, wohl bald nach seiner Herstellung nach Hamburg, wo seit dem Mai 1733 sein Universitätsfreund v. Hagedorn und seit 1734 auf einige Zeit öfter sein Bruder Christian Ludwig wohnte; er wohnte hier sicher schon im J. 1735 2 ). Er lebte hier als privatisirender Gelehrter oder, unter dem beliebten Titel der damaligen Zeit, als Secretair von allerlei schriftstellerischen Arbeiten und andern schriftlichen Geschäften, ohne Anstellung. Er war hier "Redacteur der gelehrten Artikel des Hamb. Correspondenten", welche damals die spätern Literatur=Zeitungen vertraten, und der Hamb. Anzeigen" 3 ).

Hagedorn nennt ihn deßhalb auch einen Rechtsgelehrten 4 ). Die Freundschaft mit Hagedorn war warm und lebhaft. Hagedorn nennt ihn 1744 in dem Gedichte "der Schwätzer" 5 ):

Als nun mein Liscow kam, der Bruder von dem Ketzer. Später jedoch ward dieses Verhältniß gestört, da Hagedorn empfindlich und mißlaunig ward. [H. S. 44]

[In einem Briefe vom 4. April 1740 giebt Hagedorn von dem abenteuerlichen Plane des J. F. Liscow, die Tochter eines hamburger Kaffeehausbesitzers zu heirathen und das Kaffeehaus später selbst zu übernehmen, unserm Liscow Nachricht. H. S. 51. - Am 4. Juni 1741 rühmt Hagedorn gegen unsern Liscow seines Bruders Freundschaft: "Je plains le pauvre Solitaire, comme je serois à plaindre moi-même, si je devois exister ici sans Mr. Votre frère". H. S. 57-58. -Noch am 12. Februar 1749 schreibt J. F. Liscow an seinen Bruder unter andern über den mißgestimmten Hagedorn: "Si jamais nous venons à des explications, que j'évite, il pourroit bien lui arriver le malheur, dont il se plaint


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 686.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 12, und die angeführte Scherzepistel Hagedorns.
3) Schmidt Histor. Studien, S. 127 und 167.
4) Am 4. April 1740 schreibt Hagedorn von ihm: "C'est se rendre quasi indigne de ces ancetres que de renoncer à l'éclat, qui environne les Jurisconsultes". H. S. 51.
5) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 14. Die hagedornsche Fabel "die Thiere" ist an Christian Ludwig Liscow gerichtet.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 115 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"sans fondement, c'est à dire, de perdre en moi un ami, qu'il ne retrouveroit peut-être de sa vie". H. S. 61-62.]

Im J. 1760 führt ein Werk "die Stadt Hamburg in ihrem politschen, ökonomischen und sittlichen Zustande, von Christian Ludwig von Griesheim, 1760", §. 54, den "scharf denkenden Lüscow" als in vielen Geschäften lebend auf 1 ).

Noch im J. 1764 steht Joachim Friederich Liscow unter den Subscribenten auf die zu Hamburg herausgegebenen Gedichte Richey's 2 ). "Nach allen uns zugekommenen Nachrichten ist er unverheirathet zu Hamburg gestorben 3 ).

Daß J. F. Liscow zuletzt Burgemeister in Hamburg geworden sei, beruhet wahrscheinlich auf einer Verwechselung mit Lipstorf 4 ).

In den schleswig=holstein=lauenburgischen Provinzialblättern ist lange Streit darüber gewesen, wer von den beiden Brüdern der satirische Schriftsteller gewesen sei. Der Candidat H. Schröder zu Krempdorf, darauf zu Itzehoe, vertheidigte hartnäckig die Ansicht, "der jüngere Bruder Joachim Friederich sei der bekannte Satiriker" 5 ). Die zahlreichen Widersprüche würden aber, nach Gewinnung historischer Sicherheit, nicht zu lösen sein und Schröder hat sich selbst schon dadurch vollständig widerlegt, daß er ausspricht, "daß der in Dresden angestellt "gewesene Liscow unbezweifelt der Satirendichter sei" 6 ), auch seine Ansicht endlich wieder zurückgenommen 7 ), nachdem Schmidt wichtige Nachrichten über C. L. Liscows letzte Lebensschicksale mitgetheilt hatte. Der Streit ist jedoch dadurch von Wichtigkeit geworden, daß er sehr reichhaltige Quellen eröffnet hat.

Christian Ludwig Liscow, der Satiriker, verheirathete sich im J. 1745 mit der Wittwe des Kammerraths Buch, geb. Johanna Catharine Christiane Mylius, aus Eilenburg, auf Berg vor Eilenburg; diese gebar ihm während seines Aufenthalts zu Dresden drei Söhne [H. S. 63]:


1) Vergl. Siemers in Holst. Pr. B. 1828. H. 2. S. 731.
2) Nach einer Mittheilung des Hrn. Archivars Dr. Lappenberg zu Hamburg. Vergl. Holst. Pr. B. 1828. H. 2. S. 731.
3) Nach Schmidt in Holst. Pr. B. 1825. H. 2. S. 355.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 696; 1828. H. 2. S. 731; 1830. H. 2. S. 261.
5) Vergl. Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 155 flgd.; 1825. H. 2. S. 354 flgd. und H. 4. S. 730 flgd.; 1827. H. 3. S. 518 flgd. und H. 4. S. 682 flgd.
6) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 694.
7) Vergl. Holst. Pr. B. 1830. H. 2. S. 259.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 116 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

V. 10. Christian Ludwig Liscow,

geb. 1746, welcher 1766 als Fürstenschüler zu Grimma starb [H. S. 75.];

11. Friederich August Liscow,

geb. 1748, welcher nach des Vaters Tode den Militairstand erwählte. "Er war lange Adjutant des Grafen Bellegarde, welcher um die Verbesserung der sächsischen Cavallerie viele Verdienste hat." Er stand als sächsischer Rittmeister im Cürassier=Regimente von Zezschwitz in Schmiedeberg und verheirathete sich am 4. Jan. 1797 mit Friederike Amalie Wilmersdorf, des verstorbenen sächsischen Amts=Steuer=Einnehmers und Stadt=Syndicus in Schmiedeberg ältesten Tochter; die Vertrauung geschah auf dem Gute Berg, da seine Mutter vielleicht noch lebte 1 ). "Er starb als sächsischer Major im Dec. 1807 2 ) zu Danzig in Folge der beschwerlichen Küstenwachen bei Colberg. Franzosen, Sachsen und Polen brachten ihn feierlich zur Gruft. Er war mild und bescheiden; ihm war das unverdiente Schicksal seines Vaters wohl bekannt". - Sein Schwager, der Steuer=Revisor Wilmersdorf, lebte noch 1822 zu Oelsnitz 3 ).

12. Carl Friederich Liscow,

geb. 1749, welcher schon 1752 starb [H. S. 63]; und nach Familiennachrichten zu Eilenburg noch zwei Töchter [H. S. 74], über deren Schicksal das Kirchenbuch von Berg berichtet 4 ):

13. Christiane Wilhelmine Liscow,

geb. 7. Sept. 1751, welche erst am 15. Februar 1811 unverheirathet zu Eilenburg starb [H. S. 74];

14. Charlotte Christiane Liscow,

geb. 8. Dec. 1752 [H. S. 74, gest. 14 April 1796, wahrscheinlich ebenfalls unverheirathet, da das Kirchenbuch nichts weiter berichtet.

Der sächsische Major Friederich August Liscow hinterließ zwei Söhne:


1) Vergl. Schmidt in Holst. Pr. B. 1828. H. 1. S. 122, nach dem Kirchenzeugnisse.
2) Nach Schmidt in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 26, und 1828. H. 1. S. 122. - Helbig S. 75 giebt das Jahr 1818 an.
3) Vergl. Schmidt in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 15.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1828. H. 1. S. 121.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 117 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

VI. 15. Friederich August Alexander Liscow,

war im März 1819 Lieutenant bei der sächsischen reitenden Artillerie 1 ) und lebt noch jetzt als Oberlieutenant von der Armee in Dresden [H. S. VI u. 75];

16. Friederich August Albert Liscow

widmete sich im J. 1819 den Wissenschaften auf der Fürstenschule zu Grimma; er soll damals im Besitze der großväterlichen Papiere gewesen sein 1 ).


Ueber die Fortpflanzung der Familie Liscow in den Ostseeländern durch C. L. Liscows Oheim und Brüder bis auf unsere Tage fehlt es ganz an Nachrichten.

Von Kindern des im J. 1725 gestorbenen Predigers Heinrich Christian Liscow zu Volkenshagen, von denen allein die Rede sein könnte, ist keine Spur zu finden.

Am 23. Sept. 1824 starb zu Lauenburg unverheirathet Johann Georg Lescow, 82 Jahre alt, früher Prediger zu Lauenburg und Artlenburg. Dieser Lescow war in Eutin geboren, wo sein Vater Hofmaler gewesen sein soll. Als Candidat lebte er in Lübeck. Ein Brudersohn von ihm, früher Rathmann in Lauenburg, lebt jetzt als Landmann in Dassendorf, und ein anderer lebt als Maler in Nordamerika. Diese Familie Lescow wird aber nicht zu der Familie Liscow gehören, da schon zu der Zeit C. L. Liscows nach den "Briefen der Ungelehrten" ein Stadtsecretair Lescow zu Eutin unter den Subscribenten erscheint. Zur Vermeidung künftig etwa möglicher Irrthümer sind diese Nachrichten hier mitgetheilt.


2. Liskows Geburt.

Aus dem vorstehenden Stammbaume erhellet, daß unser Christian Ludwig Liscow der älteste Sohn des Predigers Joachim Friederich Liscow zu Wittenburg in Meklenburg=Schwerin war und zu Wittenburg geboren und am 29. April 1701 getauft ist. Dies alles ist bis auf die neuern Zeiten nicht bekannt gewesen. Obgleich diese Umstände nach den eben aus den Originalquellen mitgetheilten Nachrichten nicht zu bezweifeln sind, so möge hier doch zur größern Sicherheit ein be=


1) Nach Schmidt Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 17 u. 26.
1) Nach Schmidt Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 17 u. 26.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 118 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

glaubigtes Zeugniß aus dem wittenburger Kirchenbuche 1 ) Raum finden, welche im schwerinschen Freimüthigen Abendblatt, 1827, Nr. 462 S. 921 mitgetheilt ist:

"Johann Friedrich Liskow - geboren zu Westenbrügge, in der Rostockschen Superintendentur und der Buckowschen Präpositur, im Jahre des Heils Ein Tausend sechs Hundert fünf und siebenzig am 12ten März -ward zum Prediger nach Wittenburg berufen Eintausend sechshundert neun und neunzig.; ließ Eintausend siebenhundert und ein am 29sten April seinen Sohn taufen und ihn nennen Christian Ludwig;

Die Gevattern sind gewesen: 1) Die Durchl. Herzogin zu Grabow, Christine Wilhelmine, 2) die Durchl. Prinzessin Sophia Louise, 3) der Durchl. Prinz Christian Ludwig,

und starb in Wittenburg den 25sten Juli Eintausend siebenhundert ein und zwanzig, in einem Alter von 46 Jahren, nachdem er sein Seelsorgeramt daselbst 22 Jahr mit aller Treue und Sorgfalt verwaltet. Seine hinterbliebene Frau Wittwe wurde am 11ten Junii (ohne Jahreszahl) auf erhaltene hochfürstl. Dispensation des Abends in der Stille in der Kirche beigesetzt; es ist drei Stunden geläutet worden, und im Hause eine Parentation gehalten."

Daß die hiesigen Kirchenbücher dieß deutlich sagen, bezeuge ich sub fide pastorali.

Wittenburg, am 10. April 1826.

(L. S.) B. E. Glüer, Past. pr.

Nach den Originalquellen steht also Liscows Tauftag fest. Jedoch war schon lange vor der Mittheilung des Taufzeugnisses Liscows Herkunft, Geburtsort und Geburtstag bekannt. Der in den vaterländischen Wissenschaften gründlich bewanderte Mag. Siemssen zu Rostock theilt im Freimüth. Abendbl. 1827, Nr. 465, S. 982, mit, daß

"der Geburtsort (Wittenburg) und der Geburtstag (der 26ste April 1701) des vormaligen Sächsischen Kriegsraths Liskow schon vor zwanzig Jahren aus einer authentischen Quelle in der Irene (1. April 1806) gemeldet worden" 2 ),


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 3. S. 528.
2) Ein anderes, über die übrigen Familienglieder in manchen Stücken ausführlicheres, jedoch auch wieder mangelhafteres Kirchenzeugniß steht in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 26.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 119 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und auch im Norddeutschen Unterhaltungsblatt, 1816, I, 1, S. 40-41, ist Liscows Herkunft aus Wittenburg richtig angegeben.

Da nun der auf den 26sten April 1701 angegebene Geburtstag Liscows zu seinem zweiffellosen Tauftage am 29. April 1701 stimmt, so steht dieser Tag als Geburtstag Liscows wohl nicht zu bezweifeln.


3. Liscows Jugendbildung.

Liscows Jugendbildung ist die dunkelste Seite seiner Lebens. Den ersten Unterricht erhielt er wahrscheinlich im älterlichen Hause in seiner Vaterstadt Wittenburg 1 ). Nach den wohl nicht zu bezweifelnden Mittheilungen des Dompropstes Dreyer zu Lübeck besuchte er darauf das Gymnasium zu Lübeck. Gewißheit ist hierüber nicht mehr zu erlangen, da das Schülerverzeichniß dieser Schule erst mit dem J. 1750 beginnt 2 ). In der Monatsschrift von und für Meklenburg, 1789, Stück 9, S. 895, wird gesagt: "Ich erinnere mich, von einem längst verstorbenen Manne, welcher 1739 zu Wismar auf Schulen gewesen war, gehöret zu haben, daß Liscow damals zu Wismar gewesen sei." Wie sich weiter unten ausweisen wird, ist diese Nachricht richtig; Liscow war jedoch damals ein Mann von 38 Jahren. Man hat 3 ) aber aus dieser ganz einfachen und klaren Angabe herausgelesen und verbreitet, Liscow habe die Schule zu Wismar 4 ) besucht. Sichere Nachricht wird auch hierüber nicht zu gewinnen sein, da die wismarschen Schülerverzeichnisse ebenfalls erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts anfangen 5 ). Die Verzeichnisse der Schüler der Domschule zu Schwerin umfassen den Zeitraum von 1668 bis 1785, enthalten aber eben so wenig einen Liscow 6 ), als die Verzeichnisse der Domschule zu Güstrow, welche mit dem J. 1702


1) Liscow schreibt z. B. eine große, klare, feste, schöne, geläufige Handschrift, welche sich vor andern sehr auszeichnet und der Handschrift seines Vaters sehr ähnlich ist.
2) Nach Mitteilung des Herrn Dr. Deecke zu Lübeck.
3) Z. B. im Norddeutschen Unterhaltungsblatt, I. 1. S. 42.
4) Schmidt in Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 4. nimmt, ohne besondere Zeugnisse an, Liscow habe zuerst die Schule zu Wismar, dann die Schule zu Lübeck besucht. Schon aus der wissenschaftlichen Dichtung, welche bekanntlich durch den lübecker Rector von Seelen so sehr gepflegt ward, mochte man schließen, daß er seine Hauptbildung zu Lübeck empfangen habe.
5) Nach Mittheilung des Herrn Directors, Professors Dr. Crain zu Wismar.
6) Nach Mittheilung des Herrn Directors Dr. Wex zu Schwerin.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 120 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

beginnen 1 ). Man muß also annehmen, daß Liscow die Schule zu Lübeck besucht habe, da Dreyer, ein historisch=gebildeter und zuverlässiger Mann, Liscows Jugendjahren noch nahe genug stand und Liscow sich späterhin in seinen Candidatenjahren wieder viel in Lübeck bewegte und hier viele Freunde hatte.

Siebzehn Jahre alt bezog er die Universität Rostock. Er ward am 17. Junii 1718 immatriculirt 2 ), nach der Universitäts=Matrikel mit diesen Worten:

"1718, mense Junio, die 17, Christ. Ludov. Liscovius Wittenb. Megap."

An demselben Tage ward sein mutmaßlicher Jugendfreund "Joh. Henr. Wiesener Wittenb. Megap." mit ihm immatriculirt 3 ). Nach den spätern Aeußerungen seiner Thätigkeit studirte er die Rechtswissenschaft und wandte großen Fleiß auf seine Bildung in den classischen Sprachen und andern allgemein bildenden Wissenschaften, auch in der neuern, namentlich der französischen Literatur, welche ihm sein ganzes Leben hindurch große Dienste leistete.

Vermuthet ist, daß Liscow im Anfange Theologie und später Jurisprudenz studirt habe, da er auch in der Theologie sehr bewandert war 4 ). Die Anspielungen Philippi's hierauf haben nicht viel Gewicht, da dieser die beiden Brüder oft verwechselte und nicht recht wußte, woran er.

Die rostocker Universitäts=Matrikel, welche wiederholt durchforscht ist, giebt die Facultät, welcher Liscow angehörte, nirgends an. Es dürfte sich aber wohl mit Gewißheit annehmen lassen, daß Liscow zuerst Theologie studirt habe, da er in seinen Schriften mehr gelehrte theologische Kenntnisse an den Tag legt, als man von einem Juristen seiner Zeit erwarten kann. Uebrigens wird sich ein so bedeutender Geist, wie Liscow, nicht ängstlich auf eine Facultät beschränkt haben; seine Schriften beweisen, daß ihm nichts von dem ferne lag, was den menschlichen Geist fesseln kann.

Ueber Liscows Universitätsleben theilt der Pastor Coch zu Alt=Rahlstedt, ein Enkel der Schwester Liscows, dem Prof. Kordes zu Kiel am 21. Jun. 1815 brieflich folgende Anecdote


1) Nach Mitteilung des Herrn Directors, Oberschulraths und Professors Dr. Besser zu Güstrow.
2) Diese Nachricht ist auch schon gedruckt in den Annalen der Univ. Rostock, 1790. 2. St. 16. und in der Monatsschrift von und für Meklenb. 1790. St. 8. S. 539.
3) Am 18. Julii 1705 ward, "Johann Martin Lisco Cöslin. Pomer." zu Rostock immatriculirt, vielleicht ein Stammesverwandter Liscows, obgleich sein Name Lisco geschrieben ist.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 6.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 121 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

mit 1 ), welche er von seiner Großmutter oft gehört hat. Zur Feier des Reformationsfestes sei in Rostock eine Disputation zwischen Luther und Tetzel durch zwei Studirende vorgestellt worden. Luthers Rolle sei fleißig eingeübt; die Rolle des Tetzel, welche Liscow übernommen habe, sei völlig vernachlässigt. Liscow habe aber mit eigener Gewandtheit den Ablaß so vertheidigt, daß er nicht nur seinen Gegner, sondern auch den zu Hülfe eilenden Präses aus dem Felde geschlagen habe, von welchem letztern die Disputation unterbrochen und aufgehoben sei. Des gegebenen Aergernisses wegen sei Liscow relegirt und von seinem Vater, der die Geschichte nie habe vergessen können, mit einer Ohrfeige zu Hause empfangen; Liscow aber habe die Theologie verlassen und sich dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit gewidmet. - So interessant diese Anecdote auch sein und in mancher Hinsicht wahr sein mag, so ist sie doch in der Chronologie nicht richtig, da das Jubiläum der Reformation 1717 gefeiert, Liscow aber erst 1718 zu Rostock immatriculirt ward. Jedoch ward im J. 1720 das Jubiläum der Universität feierlich begangen.

[Daß er darauf in Jena studirt habe, beweist ein Collegienheft über Geisterlehre aus Jena vom J. 1722 unter seinen Papieren, und ein anderes Heft von Thomasius de jure decori berechtigt zu der Vermuthung, daß er auch zu Halle studirt hat. H. S. 1-2]


4. Liscows Candidatenstand.

Liscows Candidatenstand ist für die deutsche Literatur die wichtigste Periode seines Lebens, da seine sämmtlichen, durch den Druck bekannt gewordenen schriftstellerischen Erzeugnisse in diesen Zeitraum fallen, dessen reichster Abschnitt und eigentlich Liscows ganze literarische Thätigkeit von den Jahren 1732-1735, also von Liscows 33-36stem Lebensjahre, begrenzt wird.

Wohin Liscow sich nach Beendigung seiner Universitätsstudien gewandt habe, ist nicht bekannt. Seine satirische Kritik des vom Professor Mantzel zu Rostock herausgegebenen Naturrechts, welche Liscow erst im J. 1735 drucken ließ, ist von Schwerin am 30. Nov. 1726 datirt; diese Schrift würde also die erste schriftstellerische Arbeit Liscows sein. Es ist wohl die Meinung geäußert, als sei das Datum erdichtet; aber Liscow spricht es zu oft aus, daß er die Kritik 10 Jahre vor ihrem Erscheinen


1) Vollständig gedruckt in Falck's Staatsbürgerl. Magazin für die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. III. 1823. Heft 1. S. 247.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 122 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

geschrieben habe 1 ) als daß man bei seiner großen Offenheit an der Wahrheit dieser Angabe zu zweifeln nöthig hätte. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß Liscow sich zuerst nach der Haupt= und Residenzstadt seines Vaterlandes wandte, um so mehr, da er bei dem später erfolgenden Eintritt in fürstliche Dienste am Hofe des Landesherrn schon bekannt war; auch mochte er sich bei der geringen Entfernung seiner Vaterstadt von Schwerin hier manche Bekanntschaft erworben haben, die er für sein Fortkommen für nützlich halten konnte.

Hierauf war Liscow, nach den Mittheilungen in den "Papieren des Kleeblattes", einige Zeit "als Candidat 2 ) der Rechte zu Lübeck im Hause des Domdechanten und Geheime Raths von Thienen 3 ) Privatlehrer seiner beiden Stiefsöhne, der jungen Herren von Brömbsen. Hier erfuhr er eine Unannehmlichkeit (wovon ich die authentische Nachricht der Gefälligkeit des Herrn Cantor Schnobel in Lübeck verdanke), eine Unannehmlichkeit, welche die entferntere Bewegursache zu seinem Streite mit Sievers gewesen sein soll. Der Dechant von Thienen ließ nämlich seine Stiefsöhne von dem Cantor Sievers, dem Vater des Magisters, examiniren, um zu sehen, was Liscows Unterricht gefruchtet habe. - - Liscow erhielt Vorwürfe und der Herr Cantor seine Schüler. Dies kränkte ihn. - - Die erste Blöße gab ihm der junge Magister gleich nach seiner Rückkehr von der Academie durch ein Avertissement, worin er um Beiträge zu einem "itzt lebenden gelehrten Lübecks bat und zugleich es ankündigte. Liscow parodirte es, wozu Liscow allenfalls Veranlassung genug in dem albernen Avertissement des Magisters finden konnte, ohne daß wir daraus eben auf persönlichen Groll schließen dürften, wenn nicht obige Anecdote es einigermaßen wahrscheinlich machte. Dem sey ihm wolle, so begreifen wir nun, wie Sievers so hastig unsern Satyricker für den Verfasser der scharfen Recension erklären und dadurch so unbesonnen die eigentliche Fehde veranlassen konnte."


1) Vergl. unten zum J. 1735.
2) Hiemit steht nicht in Widerspruch, wenn Liscow auch "Student" genant wird. In der damaligen Zeit war dies übliche Redeweise. Bei Pfarrbesetzungen z. B. werden die Candidaten, weiche noch kein Amt gehabt haben, gewöhnlich Studenten genannt.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 5. Daß Liscow wirklich in dem Hause des Domdechanten, kaiserl. Kammerherrn und Reichshofraths von Thienen als Erzieher seiner Stiefsöhne lebte, ist sicher, da die Tochter des ältern von Brömbsen oft ihren Vater darüber hat reden hören. Vergl. Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 95-96. - Liscow wird in dieser Zeit zuweilen Magister genannt, d. i. nach damaliger Redeweise wohl nur: Lehrer.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 123 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Der Magister Sievers, Sohn des Cantors Sievers zu Lübeck (1701, † 1736), war ein zwar fleißiger, aber unreifer, anmaßender junger Mensch, welcher schon in seinem 21. Lebensjahre zu schriftstellern anfing 1 ). Nach dem Verzeichnisse der von ihm herausgegebenen Schriften, welches seiner "Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi, Lübeck, 1732", angehängt ist, erschienen seine "poetischen" Erstlinge im J. 1726. In den Jahren 1728 bis 1730 erschienen zahlreiche Schriften von ihm zu Rostock, wo er sich aufhielt 2 ) und "die studirende "Jugend unterrichtete 3 )". Seit 1730 kamen seine Schriften zu Lübeck heraus, wohin er in diesem Jahre zurückgekehrt war. Eine derselben 4 ) stattete der Rector von Seelen mit einer Vorrede aus; dieser, welcher 1718-1762 Rector zu Lübeck war 5 ), also Liscow, Sievers und Dreyer kannte, konnte daher über Liscow noch zuverlässige Nachricht geben.

[Im J. 1729 war Liscow nach einem Briefe seines Bruders in Lübeck 6 ), vielleicht schon zu der Zeit, vielleicht auch etwas später, als Erzieher im Hause des Domdechanten und Geheimen=Raths von Thienen]. "In dem gedruckten Verzeichnisse der Gelehrten, die zur Zeit des Reformationsfestes zu Lübeck 1730 daselbst gewohnt haben, kommt auch Christian Ludwig Liscow, candidatus juris, vor 7 )." Im J. 1729 lernte ihn Gottsched auf seiner Rückreise von Königsberg und Danzig zu Lübeck kennen 8 ) und blieb einige Zeit mit ihm in Verkehr, ja scheint ihn zu seiner Schriftstellerei veranlaßt zu haben, bis Liscows Selbstständigkeit ihn endlich selbst vernichtete.


1) Vergl. Liscows Vorrede S. 7; Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 5; 1825. H. 4. S. 740 flgd.
2) Nachrichten über den Mag. Sievers finden sich in dessen eigenen und in Liscows Schriften, so wie in den "Papieren des Kleeblattes," auch in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 5 flgd. Eine gleichzeitige Chronik der Stadt Rostock (von Segnitz), handschriftlich im Archive zu Schwerin, berichtet noch. Folgendes: "1730. "Jan. 3. Hr. Mag. Sievers, Kayserl. gekrönter Poet, schreibt Satyrische Patrioten" (des Satyrischen Patrioten in gebundener Rede VI Theile, 4, Rostock, 1730). "Alle Monahte gibt er 2 Bogen heraus und hat damit in diesen Monaht einen Anfang gemacht, worinnen er unterschiedliche gar hefftig angegriffen, weßfalß der Studiosus Baudin ein Carmen wieder herausgegeben auf Ahrt eines Patents und solche auf des Hn. Cant. Mag. Krusen Hochzeit distribuiren lassen, worin er wiederum gedachten Hn. Mag. ziemlich angegriffen."
3) Vergl. Liscows Vorrede S. 7.
4) Opuscula Academica Varno-Balthica, cum praef. L. Jo. Henr. a Seelen. Lübeck. 1730.
5) Vergl. Deecke Das Catharineum zu Lübeck, 1843, S. 50.
6) Vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 7.
7) Vergl. daselbst 1825. H. 2. S. 354; 1825. H. 2. S. 730; 1827. H. 3. S. 530.
8) Vergl. daselbst 1821. H. 5. S. 8.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 124 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Anzeige zu der Herausgabe eines "Gelehrten Lübecks" von Sievers erschien (vergl. oben S. 104) am 28. Dec. 1730, Liscows Parodie 1 ) zu Lübeck am 11. Jan. 1731. In diesen Jahren lebte Liscow also noch zu Lübeck, und wahrscheinlich war damals sein Verhältniß zu dem Geheimen=Rath von Thienen schon aufgelöst. Im J. 1732 erschien von Sievers, dem Magister, kaiserl. gekrönten Poeten und Mitgliede der königl. preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die verhängnißvolle "Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi", über welche bald darauf in dem Hamburgischen Correspondenten eine scharfe Recension erschien. Sievers hielt Liscow für den Verfasser derselben und trat öffentlich gegen diesen auf. Dies war die unmittelbare Veranlassung des Streites, welcher unsern Liscow auf das Feld der Satire rief, indem Liscow in der Vorrede zu der Sammlung seiner Schriften selbst sagt, daß "Sievers ihn für den Verfasser der Recension gegen ihn hielt, vermuthlich weil er an seines Vaters Beleidigung dachte und kein gutes Gewissen hatte." Daß Liscow während der Zeit seiner satirischen Feldzüge gegen Sievers, in welche auch seine Satiren gegen den Professor Philippi begannen, also in den Jahren 1732-1734, in Lübeck wohnte, geht aus vielen Stellen seiner Vorrede zu der Sammlung seiner Schriften, 1739, S. 8 flgd., klar hervor; namentlich sagt er hier S. 38, daß im J. 1733 eine Schrift "an ihn nach Lübeck geschickt" worden sei.

Nach Beendigung des Streites mit dem Magister Sievers (1733), welcher denselben sogar auf die Kanzel brachte 2 ) und dadurch die Geistlichkeit aufzuhetzen suchte, verließ Liscow Lübeck. [Er lebte hier noch privatisirend am 12. Febr. 1734, als er das von Helbig aufgefundene und S. 28-40 abgedruckte ironische Danksagungsschreiben "an die deutsche Gesellschaft in Jena" schrieb, welche ihn zum Mitgliede ernannt hatte. H.] Bald darauf finden wir ihn jedoch in andern Verhältnissen.

Die bisher bekannten ältern Nachrichten sagen: "Von Lübeck ging Liscow darauf als Privatsecretair zu dem Geheimen=Rath von Blome, dem Probst des adelichen Klosters Pretz, ungefähr um das J. 1738 und 1739. In und vor dieser Periode hat er auch einige Zeit in Mecklenburg auf dem Lande zugebracht." Aber dann bleibt die Zeit von 1734 bis 1738 in Liscows Leben, eine sehr wichtige Zeit, völlig dunkel. Andere


1) Sievers Ankündigung und Liscows Parodie sind gedruckt in den Papieren des Kleeblattes, S. 238-245.
2) Vergl. Liscows Vorrede S. 15.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 125 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ueberlieferungen 1 ) sagen, daß er sich nach seinem Weggange aus Lübeck auch einige Zeit in Wismar aufgehalten habe. An beiden Ueberlieferungen ist etwas Wahres, jedoch sind beide zu unbestimmt, als daß sie einen klaren Blick in Liscows Leben gönnten. Schmidt ist der Meinung, daß Liscow von Lübeck nach Hamburg gegangen sei, indem er sagt 2 ): "Er blieb in Lübeck bis zum Sommer 1734, wo er zu seiner sterbenden Mutter nach Wittenburg, und von da nach Hamburg ging," und 3 ): "Nachdem er den Herbst 1834 und die ersten Monate 1835 in Meklenburg mit Verfertigung der gedachten Schriften und mit Regulirung der mütterlichen Erbschaft zugebracht hatte, ging er im März 1735 nach Hamburg." Allerdings starb seine Mutter im J. 1734 und ward am 11. Junii d. J. begraben; jedoch ist diese eine Begebenheit nicht hinreichend, um einen wichtigen Zeitabschnitt aufzuklären.

Die Originalquellen des schweriner Archivs geben über diese dunkle Periode in Liscows Leben vollständige Aufklärung. Nach seinem Weggange aus Lübeck nahm Liscow, ohne Zweifel im J. 1734, wahrscheinlich als Privatsecretair, Dienste bei dem schleswig=holsteinschen Geheimen=Rath Matthias von Clausenheim 4 ). Dieser, der Enkel des holstein=gottorfischen Leibarztes Matthias Clausen, war mit seinem Vater nicht lange vorher unter dem Namen von Clausenheim geadelt. Er war Domherr in Hamburg, zuerst unter seinem Vater Landrentmeister und Cammerrath, dann seit 1721 Geheimerrath in holstein=gottorfischen Diensten 5 ), verließ dieselben im J. 1732 und lebte seitdem in Hamburg, wo er am 6. April 1744 starb. Seine Frau war Margaretha Lucia Redecke, einzige Erbin ihres im J. 1716 verstorbenen Vaters, des Hofraths Heinrich Rudolph Redecke; sie brachte ihrem Manne aus der väterlichen Erbschaft als weibliche Lehnträgerin die Güter Scharstorf und Gr. Potrems mit der Meierei Wendorf, den Bauern in Kl. Potrems und einem Theile des Bauerndorfes Prisannewitz, alle neben einander bei Lage liegend, zu. Im J. 1726 kaufte der Geheimerath von Clausenheim dazu von der Familie von Bischwang als sein Hauptgut das in der Nähe von Liscows Vaterstadt Wittenburg liegende Gut Körchow und im J. 1732 das Gut Brahlstorf, nicht weit von Körchow, zwischen Hagenow und Boizenburg. Der Ge=


1) Vergl. Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1789, Stück 8, S. 895.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 8; 1822. H. 2. S. 1-5, 12.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 1. S. 12.
4) Vergl. unten Briefe Nr. 1. 2. u. 12.
5) Vergl. Holst. Pr. B. 1826. H. 1. S. 77-78.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 126 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

heimerath halte mit diesen großen Gütern viele Geschäfte und manche Streitigkeiten erhalten, welche ihm den Beistand eines in Meklenburg bekannten Mannes und eines gewandten Geschäftsführers wünschenswerth machen mochten. In diesen Verhältnissen lebte Liscow nun bald in Hamburg, bald öfter längere Zeit in ländlicher Stille zu Körchow. Hier in Körchow schrieb er die Satire: "Eines berühmten Medici Glaubwürdiger Bericht von dem Zustande, in welchem er den Professor Philippi den 20sten Junii 1734 angetroffen," welche zu "Merseburg," oder vielmehr zu Lauenburg, 1734 gedruckt ward. Liscow sagt dies selbst 1 ) mit den Worten:

"Ich hatte diese Schrift in Mecklenburg auf dem Lande gemacht."

Die ländliche Muße und die Nähe seines Verlegers in Hamburg gönnten ihm auch Zeit und Gelegenheit, in denselben Jahre 1734 seine meisterhafte Satire: "Von der Vortrefflichkeit und Nothwendigkeit der elenden Scribenten," welche von allen seinen Schriften "den besten Abgang" gehabt 2 ), ein rein dichterisches und allgemeines Werk ohne persönliche Tendenzen, jedoch ohne Zweifel eine Frucht seiner persönlichen Streitigkeiten, zu redigiren und drucken zu lassen. Er hatte diese Satire schon im J. 1732 versprochen 3 ) und arbeitete wohl schon seit dieser Zeit an derselben, obgleich Liscow, nach seinen handschriftlichen Erzeugnissen zu urtheilen, gewiß sehr leicht schrieb.

In denselben Verhältnissen gab Liscow im J. 1735 zu "Kiel" auch seine Satire gegen den rostocker Professor Mantzel 4 ) heraus, welche er schon im J. 1726, nach dem Datum zu Schwerin, geschrieben hatte 5 ) und jetzt beim Ausbruche von Streitigkeiten über denselben Gegenstand 6 ) mit dem Professor drucken ließ. Daß diese Schrift zu "Kiel" herauskam und Liscow ein offenes Schreiben an Mantzel auch von "Kiel" datirte 7 ), hat vielleicht darin seine Veranlassung, daß der Geheimerath von Clausenheim wohl mitunter diesen seinen frühern Wohnort, wo er gewiß öfter Geschäfte hatte, mit Liscow besuchte.


1) Vergl. Liscows Vorrede zu der Sammlung seiner Schriften, 1739. S. 44.
2) Vergl. daselbst, S. 49.
3) Vergl. Liscows Gesammelte Werke, S. 89. - Neu aufgelegt ward diese Satire schon im J. 1736.
4) Ueber die durch den Streit mit Mantzel entstandenen Berührungen mit Reinbeck und über Kästners Urtheil vergl. man Schröders treffliche Andeutungen in Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 155 flgd.
5) Vergl. Liscows Gesammelte Werke, S. 577, 629, 772, 890, 894.
6) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 17.
7) Vergl. Liscows Gesammelte Schriften, S. 895.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 127 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Durch diese Verhältnisse wird denn auch die Stelle in Hagedorns Anmeldungs=Epistel an J. F. Liscow 1 ) vom 10. März 1735 klar, wenn Hagedorn sagt:

"Ach, stellte sich zugleich Dein Bruder bei Dir ein,
So würde mir der Adern frohe Regung
Und meines Bluts ergötzende Bewegung
Ganz unvermeidlich seyn.
Du mußt ihm unverzüglich schreiben,
Er solle ja nicht lang ausbleiben."

Ob Liscow in dieser Zeit Theil an dem hamburger Correspondenten gehabt habe, läßt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten, jedoch vermuthen, da er gewiß öfter kleinere Aufsätze schrieb und "Kritiken in die gelehrten Blätter" lieferte 2 ). Nach Schmidts Bericht 3 ) wurden "die hamburgischen Anzeigen von den beiden Liscows nebst andern herausgegeben und enthielten schätzbare Beiträge von Hagedorn; auch in den übrigen hamburger Blättern zeichnen sich die Liscowschen Kritiken durch Witz und Gründlichkeit aus." Helbigs Ausspruch: [Liscow privatisirte wahrscheinlich zunächst in Lübeck, wenigstens noch 1734, etwas später, gewiß seit 1735, in Hamburg, wo er bei der Redaction des hamburger Correspondenten betheiligt gewesen zu sein scheint; in dieser Zeit begleitete er auch einen Adeligen auf einer Reise nach Frankreich und England (vergl. allgem. Anzeiger der Deutschen, 1820. Nr. 230): wenigstens wird in einem Briefe seines Freundes Hagedorn vom J. 1739 sein Aufenthalt in Paris erwähnt. H. S. 91.] stützt sich nur auf Vermuthungen und unbegründete Ueberlieferungen. Liscows Reise nach Paris aber geschah unter andern Umständen, als von Helbig angegeben ist, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird.

Hiemit hört Liscows schriftstellerische Thätigkeit auf und es ist daher ein höchst glückliches Ereigniß, daß er Freiheit und Muße gewann, wenigstens seine bis dahin ausgearbeiteten Schriften der Presse zu übergeben.

Liscow befand sich noch im Anfange des Monats Octobeer 1735 im Dienste des Geheimenraths von Clausenheim zu Körchow, als sich hier für ihn Gelegenheit bot, bei dem Herzoge Carl Leopold von Meklenburg Dienste zu nehmen.


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2 S. 13.
2) Vergl. das. S. 16 flgd.
3) Vergl. das. S. 5.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 128 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

5. Liscows Staatsdienst in Meklenburg.

Von einer amtlichen Stellung Liscows in Meklenburg 1 ) ist bisher nichts bekannt, überhaupt die Geschichte seines Lebens während seiner Anstellung in Meklenburg völlig dunkel gewesen. Die einzige Andeutung ist in der Monatsschrift von und für Meklenburg, 1789, Stück 8, S. 894, enthalten, indem ein unbekannter Verfasser sagt: "Von Lübeck kam er als Privatsecretair zu dem Geheimenrath von Blome, dem Probste des adelichen Klosters zu Pretz, ungefähr im J. 1738-1739. Um diese Zeit, aber auch schon 1734, vielleicht noch früher, lebte er eine Weile im Mecklenburgischen. Ich erinnere, mich auch, von einem längst verstorbenen Manne, welcher bis 1739 zu Wismar auf Schulen gewesen war, gehört zu haben, daß Liscow damahls zu Wismar, und, wenn ich nicht irre, bey seinem Bruder gewesen sey."

Liscows amtliche Stellung in Meklenburg, welche für sein Leben eben so einflußreich ist, als die darüber vorhandenen Papiere für die Erkenntniß seines Charakters wichtig sind, ist der Hauptgegenstand dieser Schilderung. Es werden in dem Anhange hier alle Actenstücke darüber vollständig mitgetheilt werden, weil magere Berichte aus Briefen nicht viel nützen. Aus diesen Actenstücken des großherzoglichen Geheimen= und Haupt=Archivs, welche im Fortschritte der Forschung nach und nach Zusammenhang unter sich gewonnen haben, ist folgende Schilderung entnommen.

Die Schicksale und Handlungen des Herzogs Carl Leopold von Meklenburg sind bekannt genug, weniger vielleicht sein Charakter. In seinen heftigen Streitigkeiten mit den Landständen räumte er vor einer kaiserlichen Commission und Executions=Armee das Feld und ging im J. 1721 nach Danzig, von wo aus er, immerfort protestirend, regierte. Als sein Bruder Christian Ludwig, ein ausgezeichnet wohlmeinender Fürst, zum Administrator des Landes ernannt war, erschien er plötzlich im J. 1730 2 ) wieder in Schwerin, um seine Rechte selbst wahrzunehmen. Er hielt sich hier unter großen Stürmen, bis im J. 1735 neue Executions=Truppen vor Schwerin erschienen, die Stadt nach mehrtägiger Belagerung einnahmen und den Herzog


1) Dieser bisher ganz unbekannte, wichtige Abschnitt in Liscows Leben ist auch von Helbig unberührt gelassen, da es bisher an Quellen fehlte.
2) Es ist merkwürdig, daß Liscow kurz vor der Zeit, als der Herzog Christian Ludwig, sein Pathe, zum Landesadministrator bestellt ward, aus Meklenburg ging. Es scheinen ihn aber mehr Familienverhältnisse, als Politik dazu veranlaßt zu haben.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 129 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zur Flucht nötigten. Er ging am 9. Februar 1735 mit wenigen Dienern nach Wismar, welches bekanntlich seit dem westphälischen Frieden schwedisch war, und blieb hier bis zum J. 1741. Von Wismar ging er nach Dömitz, wo im J. 1747 der Tod seinem stürmevollen Leben ein Ende machte. In Wismar fuhr er unerschütterlich fort, die Rechte seiner Regierung zu behaupten; zugleich wandte er sich an mehrere Fürsten, um durch ihre Hülfe, durch Einfluß oder Gewalt, wieder zur wirklichen Herrschaft zu gelangen.

Es fehlte ihm aber zunächst an gewandten, kenntnißreichen Dienern; diese mußten vor allen Dingen erst gewonnen werden, da viele aus seiner bisherigen Umgebung ihm nicht gefolgt waren. Ein Mann ganz nach des Herzogs bessern Wünschen geschaffen, war Liscow, und dieser hätte ihm bedeutende Dienste leisten können, wenn des Herzogs Fehler nicht jeder bedeutenden Persönlichkeit hindernd in den Weg getreten wären.

Einer der ersten, welche der Herzog in Wismar in seine Dienste zog, war Daniel Christian Mester, welcher schon 18. Jahre in fürstlichen Diensten gestanden hatte, zuletzt als Postsecretair zu Schwerin. Im J. 1727 war er Burgemeister in Sternberg geworden. Bald nach des Herzogs Carl Leopold Ankunft in Wismar erscheint er diesem, jedoch unter dem Titel eines Burgemeisters von Sternberg, dienend, erhielt aber seine Anstellung als "wirklicher Secretair" des Herzogs erst am 9. Nov. 1736; dieser verharrte bei dem Herzoge, indem dieser ihm seine Bestallung am 23. Oct. 1743 erneuerte. Mester ward also sehr bald Liscows Specialcollege, an welchen viele von Liscows Briefen gerichtet sind.

Liscow hielt sich im Herbste 1735 auf seines Principals Gute Körchow auf, als der Arzt Dr. Heintze von Wismar aus ihm im Auftrage des Herzogs Carl Leopold den Antrag machte, in dessen Dienste zu treten 1 ). Heintze war wahrscheinlich ein Schul= oder Universitätsfreund Liscows, da dieser ihn seinen "Herrn Bruder" nennt. Liscow war durch diesen "unvermutheten" Antrag sehr und, wie es scheint, freudig und ernst überrascht und versprach in seinem Antwortschreiben vom 4. Oct. 1735, in den nächsten Tagen nach Wismar zu kommen. Nachdem hier Mester mit ihm über seine besondern Dienstverhältnisse unterhandelt hatte, erklärte Liscow sich am 11. Oct. in einem französischen Schreiben an den Herzog bereit, in seine Dienste zu treten, so bald er sein Verhältniß zu dem Herrn


1) Die folgende Darstellung dieser Abschnittes wird durch die am Ende mitgeteilten Briefe belegt, deren Anführung daher im Texte unterlassen ist. Was in diesen Briefen nicht enthalten ist, ist aus andern Acten des schweriner Archivs geflossen.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 130 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von Clausenheim auflösen könne, wohin er mit allen Kräften streben werde. Doch schon am folgenden Tage, am 12. Oct. 1735, leistete er seinen Diensteid und wird Gelegenheit genommen haben, sein Privatdienstverhältniß baldmöglichst oder gleich aufzulösen Liscow war wirklicher Secretair, oder genauer zu reden, Geheimer= und Legations=Secretair des Herzogs Carl Leopold geworden 1 ).

Fragen wir nach den Gründen, welche Liscow veranlaßt haben können, in des viel angefeindeten Fürsten Dienste zu treten, so haben wir keine andere Antwort, als daß es Liscows aufrichtige Neigung war. Liscow hat sich sein ganzes Leben hindurch als einen zu offenen, geraden, festen Charakter gezeigt, als daß sich ein anderer Grund vermuten lassen dürfte. Der von vielen im Volke geliebte Herzog war ursprünglich, trotz seiner Flecken, ein eben so offener, fester Mann, der von seinem Rechte aus voller Seele überzeugt war und eine andere politische Rolle gespielt haben würde, wenn er seinen freilich gewalthaberischen, jedoch auf eigene Rechtsvorstellungen gegründeten Willen gehabt hätte, dessen äußere Erscheinung und innere Richtung dem Wesen des Königs Carl XII. von Schweden so ähnlich war. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, daß alle Partheien einen Theil, der Schuld trugen, da sie in einer beschränkten Zeit lebten und eben von den Vorurtheilen der Zeit befangen waren, wobei sich freilich nicht leugnen läßt, daß im hartnäckigen Kampfe auch des Herzogs Tugenden oft zu Fehlern wurden. Liscows Lebenselement aber war es, da er vor seiner Zeit weit voraus war, die verwerflichen Schwächen der Menschen zu verspotten und zu geißeln, und so liegt es klar am Tage, daß er sich bei den unaufhörlich wiederkehrenden, oft kleinlichen Bestrebungen der politischen Partheien zu einem Manne hingezogen fühlte, dessen Handlungen, die Schranken des gewöhnlichen, gemessenen Lebens überspringend, weit aussehende Pläne im Schilde führten. Daher giebt auch Liscow in seinem ersten Schreiben an den Herzog offen und ehrlich als den Grund seines Schrittes seine "natürliche Neigung" zu dem Fürsten an:


1) Schmidt divinirt schon scharfsinnig, daß Liscow nach Vollendung seiner akademischen Laufbahn im Dienste des Herzogs Carl Leopold gestanden und in dem Familienzwiste der herzoglichen Brüder die Gunst seiner Gevatters verscherzt habe; vergl. Holst. Pr. B. 1821. H. 5. S. 5. Es ist allerdings auffallend, daß Liscow nie mit dem friedliebenden Herzoge Christian Ludwig, seinem Pathen, in Berührung erscheint; jedoch war dessen Stellung lange Zeit durch seinen Bruder vielfach gestört und ohne sicheres Fundament. Auch mochte allen 3 Brüdern Liscow der Auftritt mit ihrem Schwager Coch so unangenehm sein, daß sie lieber im Auslande Dienste suchten, als in einer Zeit, wo der Theologenstand noch viel äußere Würde hatte, sich an dem fein fühlenden Hofe des Herzogs Christian Ludwig bewarben.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 131 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"Bien ne serait plus conforme à l'inclination naturelle, quej'ai toujours eue de servir Votre Altesse Serenissime, et de lui donner marques réelles de ces sentimens de respect et de zèle, qu'on m'a imprimés dès le berceau." Daher versprach er in seinem Dienst=Reverse vom 12. Oct. 1735, mit dem geringen Gehalte von 20 Thalern monatlich, wovon er sich bei "etwa geschehenden Verschickungen auch beköstigen sollte, friedlich zu sein, bis der große Gott nach seinem allerheiligsten Willen baldige bessere Zeiten ins Land schicken" werde. Die Diensteide unter dem Regimente Carl Leopolds haben alle eine besondere individuelle Fassung und waren nicht herkömmliche, nichts sagende Formeln; so verpflichtete sich auch Liscow, "keine Gefahr zu scheuen, bei allen etwa vorkommenden Begebenheiten sich standhaft aufzuführen, was die Landes=Defension und die gerechteste Satisfaction des Fürsten betreffe, mit stets unermüdetem Fleiße zu Stande zu bringen und an seinem Herrn, so lange nach Gottes Willen die unruhigen Zeiten dauern dürften, fest zu halten."

Vielleicht aber mochte Liscow auch die Hoffnung haben, für sein hart bedrängtes Vaterland in seiner Einfluß versprechenden Stellung wirken zu können, worin er sich jedoch gänzlich täuschte, da der Herzog keinen Rath zum Einlenken annahm.

Zunächst verrichtete er mit Mester die vorkommenden Secretariats=Geschäfte zu Wismar. In dieser Zeit (1736) erschien auch die zweite Auflage seiner ausgezeichneten Satire über "die Vortrefflichkeit und Notwendigkeit der elenden Scribenten." Angenehm mochte aber seine Lage in Wismar nicht^ sein, indem er und Mester am 17. Febr. 1736 die bekannte Geheimeräthin von Wolfrath, des Herzogs Maitresse, bei demselben darüber verklagten, daß sie ihnen kein Holz zum Einheizen verabfolgen lassen wolle, und sie ihn daher um etwas Holz baten, da sie bei der Kälte nicht ohne nothdürftige Wärmniß sein könnten. Vertrautern Umgang hatte Liscow nach seinen Briefen in Wismar mit dem Advocaten Crull 1 ).

Bald änderte sich jedoch Liscows Lage. Der Herzog Carl Leopold setzte seine Hoffnung auf das kriegslustige Frankreich, welches endlich trotz der Friedensliebe des Cardinals Fleury seine Waffen siegreich gegen das schwache Oesterreich kehrte, von wo durch hannoversche Vermittelung dem Herzoge alles Unheil kam. Schon von 1728 bis 1731 hatte der Herzog den Dr. Hieronymus von Germann in Paris gehabt; aber sogleich beim


1) Vergl. Briefe Nr. 12 u. 18.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 132 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ausbruche der Feindseligkeiten sandte er von Wismar aus im J. 1733 seinen Geheimen=Secretair (seit 1734 Hofrath) Christian Wilhelm Heil und seinen Rath Heinrich Günther Raiser nach Paris; beim erfolgreichen Fortschritte der französischen Waffen ward Heil im J. 1734 wieder nach Paris gesandt: beide Male ohne Erfolg, wie es bei den Gesinnungen des Cardinals Fleury nicht anders zu erwarten stand. Da nun Heil die Sache auch ungeschickt angefangen und nichts erreicht hatte, so ward Liscow zu einer Gesandtschaft an den französischen Hof bestimmt, von welchem Carl Leopold jetzt um so mehr Einfluß auf den wiener Hof hoffen mochte, als durch des Cardinals Fleury ehrenwerthes Streben so eben ein für Frankreich günstiger Friede zu Wien verhandelt war und des Herzogs eigene Stellung sich verschlimmert hatte. Am 9. April 1736 erhielt Liscow von dem Herzoge eine eigenhändige Instruction und Briefe an den König Ludwig XV., den Cardinal Fleury und den Siegelbewahrer Chauvelin, und reiste am 11. April nach Paris ab, in Begleitung eines Dieners Namens Loison. Er ging mit der Post nach Rotterdam, mußte hier 14 Tage auf Schiffsgelegenheit nach Calais warten und langte am 26. Mai über Calais in Paris an 1 ). Diese ganze Gesandtschaftsreise war so tiefes Geheimnis, daß selbst seine vertrautesten Freunde in Wismar und Hamburg nicht wußten, wo er war; so viel war gewiß, daß er durch Hamburg gereist war, aber seine dortigen Freunde nicht besucht hatte 2 ). Der Herzog schrieb am 2. Julii 1736 an den französischen Envoyé de Poussin zu Hamburg, der die Correspondenz zwischen dem französischen und dem meklenburgischen Hofe besorgte: "Da Wir zwey Persohnen am 11. Aprilis a. c. von hier an den königl. französischen Hoff abgefertiget, als aber sieder der Zeit nicht die geringste Nachricht von ihnen eingelauffen, ob nicht durch Dero Vermittelung aufs eheste eine Nachricht von Ihr Excellence den Hrn. Garde des sceaux zu erhalten, das jemand von Uns dorten angekommen; der Herr Envoyé werden Uns dadurch sehr obligiren, wenn die Sache sonst in aller Stille geschehe." Der Envoyé wußte aber auch nichts von dem ungenannten Gesandten und antwortete


1) Auf diesen Aufenthalt in Paris bezieht sich Hagedorns Aeußerung in einem Briefe bei Helbig: "Vous y (à Leipzig) serez moins gené et observé, que Vous n'aves été à Lubec, ou peut-ètre à Paris, ville de France, dont Vous n'avez pas gouté tous les agrémens , ou partout où Vous avés été depuis quelques années."
2) Vergl. Brief Nr. 12.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 133 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

am 6 Julii, daß er nach Paris geschrieben und sich dort nach den abgeschickten Personen erkundigt habe.

Liscows Reise war von vorne herein vergeblich. Er sollte den König von Frankreich als Garanten des westfälischen Friedens zur Intercession vermögen und ihm dafür Aussicht auf Einfluß in den nordischen Angelegenheiten eröffnen. Daß durch Güte, bei dem angefeindeten Charakter des Herzogs, von einer Vermittelung nichts zu erreichen stand, war klar, und zu einem Kriege für einen Fürsten eines fernen, kleinen Landes konnte sich Frankreich unmöglich bestimmen lassen.

Nachdem Liscow sich in gebräuchliche Hofkleidung gesetzt hatte, ging er sogleich, am 17. Junii, nach Versailles, konnte aber erst am 20. Junii zu einer Audienz bei dem Siegelbewahrer gelangen. Dieser empfing ihn äußerst kalt und mit verächtlicher Miene, und erklärte ihm rund heraus, daß er nicht begreife, wie der Herzog Hülfe von Frankreich erwarten könne. Liscow suchte ihn, in Verfolg der Unterhandlungen mit Heil, auf ein Bündniß mit Rußland hinzuleiten; aber damit kam er gar schlecht an, denn Chauvelin sagte, Frankreich brauche keine Bündnisse und werde Rußland nicht entgegenkommen, welches Frankreich betrogen und verraten habe, und fragte Liscow, ob er denn Vollmachten vom russischen Hofe habe. Als Liscow dies verneinte, kehrte ihm der Siegelbewahrer den Rücken und ließ ihn stehen, nachdem er ihm verheißen hatte, ihn dem Cardinal Fleury vorzustellen. Chauvelin nahm ihn am folgenden Tage zwar mit zum Cardinal, stellte ihn aber nicht vor. Da Liscow nun auch am nächsten Tage keine Vorstellung durch den Siegelbewahrer erlangen konnte, so ging er allein zum Cardinal, welcher ihm sagte, er möge mit dem Siegelbewahrer reden und sich an dessen Worte halten; damit ließ er ihn stehen und Liscow hatte kaum noch Zeit, ihm den Brief an den König zu überreichen. Was Liscow von Chauvelin zu erwarten hatte, wußte er schon; er konnte sich um so weniger irgend einen Erfolg versprechen, als Fleury und Chauvelin eifersüchtig auf einander waren. Daher that Liscow keine Schritte weiter, sondern ging nach Paris zurück, um an den Herzog zu berichten. Er schrieb ihm am 23. Junii, er wolle ihm lieber durch Enthüllung der Wahrheit mißfallen, als ihm durch trügerische Hoffnungen schmeicheln; er habe von Frankreich nichts zu erwarten, es sei denn durch ein Bündniß Frankreichs mit Rußland, welches jedoch Heil sehr unwahrscheinlich gemacht habe, um so mehr, da es durch Rußland angeboten werden müsse; der Herzog müsse sich also an Rußland wenden: etwas anderes und besseres könne er ihm nicht vorschlagen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 134 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Liscow war überhaupt über diese Mission getäuscht worden: er hatte geglaubt, der französische Hof sei geneigt, dem Herzoge zu helfen; nun aber fand er Alles ganz anders, als er es sich gedacht hatte, er fand Theilnahmslosigkeit und Verachtung und machte die Erfahrung, daß "ein Engel vom Himmel nicht vermögend sei, etwas auszurichten, wenn man ihn nicht hören wolle." Er schrieb daher am 28. Junii an seinen Collegen Mester: "Ich habe die Wahrheit geschrieben und bin nicht der Mann, der jemand mit falscher Hoffnung schmeicheln kann. Es wäre nach gerade Zeit, sich eines bessern zu besinnen und gelindern und vernünftigern Ratschlägen Platz zu geben."

Am 3. Julii ging vom Cardinal Antwort auf das Schreiben des Herzogs ab; der Cardinal ging, um sich aus der unangenehmen Sache zu ziehen, so weit, Liscow in Verdacht zu bringen, indem er, in Widerspruch zu seinen mündlichen Aeußerungen, schrieb, er werde immer seine Vorschläge "hören", habe ihn jedoch nicht wieder gesehen und kenne daher die Mittel und Wege nicht, welche der Herzog zur Abwehr seiner täglich wachsenden Noth vorzuschlagen habe; würde Liscow Mittel angeben können, welche jedoch immer schwieriger erschienen, so werde sich der König mit Vergnügen bereit finden lassen.

Der Herzog zürnte, wie vorauszusehen war, und machte Liscow außerdem Vorwürfe über seine Saumseligkeit; er befahl demselben, in Folge diplomatischer Höflichkeiten aus Wien, weiter zu dringen, da es dem Könige ein leichtes sei, zu helfen, wenn nur Ernst gezeigt werde. Liscow folgte dem Hofe nach Compiegne. Er strebte hier umsonst nach einer Audienz bei dem Siegelbewahrer, obgleich dieser ihn 14 Tage lang in seinem Vorzimmer sah, für einen Mann, wie Liscow, in Wahrheit ein Opfer, welches nur große Pflichttreue und Liebe bringen kann. Endlich faßte er am 28. Julii auf einige Augenblicke den Siegelbewahrer, der ihn auf die trotzigste und hochfahrendste Weise kurz damit unterbrach und abfertigte, man könne doch kein Heer nach Meklenburg senden und werde keine Erklärung zu Gunsten des Herzogs geben, und ihn wieder stehen ließ. Am folgenden Tage erhielt Liscow Antwortschreiben vom Könige und vom Siegelbewahrer, welche nichts weiter waren, als leere Höflichkeitsformeln.

Liscow war jetzt ohne Zweifel vom französischen Hofe entlassen und konnte es doch dem Herzoge gegenüber nicht wagen heimzukehren. Er bat daher am 2. Aug. um Verhaltungsbefehle und um Geld, da er weder Mittel habe in Paris zu bleiben, noch die Kosten der Rückkehr zu bestreiten, um so weniger, da der lange Aufenthalt, seine Kleidung, die Reisen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 135 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und der Verlust auf die ihm mitgegebenen Ducaten seine Casse gänzlich erschöpft hätten. Bei seiner Abreise waren die Reisekosten für ihn und seinen Diener auf ungefähr 500 Thaler genau berechnet; dies konnte natürlich nicht ausreichen. Er schrieb zugleich an Mester und bat auch diesen um Verwendung bei dem Herzoge, damit er Geld erhalte, unter bittern Klagen über seine höchst unangenehme Lage. Mester aber war ein gewöhnlicher Geschäftsmann. Liscow mußte augenblicklich aus Noth, Verlegenheit und Schande gerissen werden; statt Nachsendung von Geld bei dem Herzoge durchzusetzen, verlangte er auf des Herzogs Befehl Vorlegung der Ausgaberechnung. Liscow war über diese Behandlung im höchsten Grade empört und sein hoher, rechtlicher Geist zeigt sich nirgends mehr, als in seiner Antwort an Mester vom 26. Aug.: "ich verlange," schreibt er, "daß man mir die Ehre thue, zu glauben, daß ich mich nicht mit dem elenden Rest einer Summe zu bereichern suchen werde, die so geringe ist, daß es sich kaum der Mühe verlohnen würde, sie ganz zu unterschlagen." Er sah ein, daß über die "Monituren" so viel Zeit hingehen werde, daß er "darüber todt hungern" könne, und bat umgehend um Geld oder um die Gewißheit, daß er nichts haben solle. Liscow kannte wohl zu wenig das Hofleben und den gewöhnlichen Schlendrian des Geschäftsganges, oder wollte vielmehr nicht die gewöhnlichen Wege wandeln; wie die Sache einmal stand, fand er keine Rettung vor der Heftigkeit des Herzogs, der durchaus schleunigst erfolgreiche Hülfe haben wollte, und vor den kleinlichen Forderungen der actenmäßigen Vollständigkeit, hinter welche sich die feigern Diener des Herzogs verschanzten. Und so verlor der Herzog einen seiner treuesten und vielleicht seinen tüchtigsten Dieser, wie er schon oft die Besten auf ähnliche oder noch mehr betrübende Weise verloren hatte.

Liscow hatte um 200 Thaler gebeten. Statt dessen erhielt er Befehl, nach Hause zu kommen. Das konnte er aber nicht ohne Geld. Liscow war, da er sich in Paris nicht halten konnte, am, 4. Sept. nach Rotterdam gegangen, wo er sich durch lübecker Handelsverbindungen eher halten konnte. Von hier forderte er 300 Thaler statt 200 Thaler; er werde zu Hause Rechnung ablegen, aber er verlange jetzt Geld oder die Gewißheit, daß er nichts haben solle, damit er seine Maaßregeln nehmen könne. Der Wirth in Rotterdam wollte ihn ohne Geld nicht fahren lassen, und so ward seine Schuldenlast von Tage zu Tage größer. Unterdessen hatte der Director von Seelen zu Lübeck die Nachricht erhalten, daß Liscow

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 136 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von seinem Diener ermordet sei; die Madame Heineken zu Lübeck, des bekannten sächsischen Ministers Mutter, Liscows Freundin, meldete dies am 17. Nov. an Mester mit der so wahren Bemerkung: "er ist ein braver Mensch, aufrichtig, und hat verdient, von großen Herrn estimiret zu werden." Die Nachricht von Liscows Tode war nicht gegründet, vielmehr schleppte sich Liscow mit dem armen Loison umher, den er erhalten mußte.

Liscow wandte sich wiederholt an den Herzog, der ihm aber nicht mehr anwortete. Er fand endlich Freunde, welche die Schulden, die er im Dienste des Herzoge hatte machen müssen, tilgten und ihm Vorschüsse zur Rückreise nach Hamburg machten. Am 25. Nov. war er noch in Rotterdam. Er schrieb am 20. Dec. noch einmal an den Herzog, ohne jedoch einer Antwort gewürdigt zu werden.

Da nahm er endlich am 19. April 1737 zu Hamburg seinen Abschied mit großer Würde, indem er schrieb: "Ich würde nicht ermangeln, mich persönlich zu Ew. Hochfürstl. Durchlaucht Füßen zu werfen, allein das Verfahren Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gegen mich ist so beschaffen, daß ich dieses zu wagen billig Bedenken trage, und so außerordentlich ungnädig, daß ich notwendig daraus schließen muß, daß Ew. Hochfürstl. Durchlaucht meine Dienste nicht weiter verlangen. Ich laße dahin gestellet sein, was Ew. Hochfürstl. Durchlaucht vor Ursachen gehabt, eine so große Ungnade auf mich zu werfen. Mein Gewißen sagt mir, daß ich Ew. Hochfürstl. Durchlaucht redlich zu dienen gesuchet, und bis an meines Lebens Ende gedient haben würde, wenn es Ew. Hochfürstl. Durchlaucht nicht gefallen, durch das ungnädige Benehmen gegen mich mir stillschweigend meinen Abschied zu geben." Er bat schließlich um Erstattung seiner Reisekosten und eine förmliche "Dimission, damit er sein Glück in der Welt weiter suchen könne," und wiederholte am 6. Mai 1737 diese Bitten von Hamburg aus noch ein Mal, wahrscheinlich ebenfalls ohne Erfolg.

Und hiemit verschwindet Liscow aus dem meklenburgischen Staatsdienste.


Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 137 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

6. Liscows letzte Lebensschicksale

und

sein Staatsdienst in Preußen und Sachsen.

Nachdem Liscow im Mai 1737 aus dem meklenburgischen Staatsdienste getreten war, blieb er wahrscheinlich einige Zeit in Hamburg, da hier sein Bruder Joachim Friederich wohnte [und ihn die heitere Freundschaft mit dem diesem Bruder vertrauten Dichter Hagedorn 1 ) fesselte, der seit 1733 2 ) Secretair der englischen Court in Hamburg war H. S. 42-44.], auch Liscows Verleger in Hamburg wohnte.

"Hamburg war damals der Mittelpunct der norddeutschen schönen Literatur und nicht leicht wird man in der hamburgischen Geschichte ein Decennium nachweisen können, wo so viele ausgezeichnete Männer zusammentrafen, als zu Liscows und Hagedorns Zeiten. Auch an Wochenschriften und kritischen Blättern fehlte es nicht" 3 ).

Von Hamburg ging Liscow, nach Dreyers Mittheilungen, welche um so zuverlässiger sein werden, als dieser in der Zeit 1738-1739 in Kiel studirte, "ungefähr um das Jahr 1738 und 1739 nach Preetz als Privatsecretair zu dem Geheimenrath von Blome", welcher im J. 1738 zum Propst des Klosters zu Preetz ernannt war 4 ). Hier fand Liscow herzliche Aufnahme und einen Kreis gebildeter, angenehmer Menschen, welche ihn längere Zeit stark fesselten; von seiner Schwester 5 ) und seinem Schwager Coch, welche damals noch in Preetz wohnten, ist nirgends in Teilnahme die Rede, obwohl er vielleicht durch deren Anregung die Stelle bei dem Herrn von Blome erhalten haben mag. Diese Zeit in Liscows Leben


1) Helbig theilt S. 44 flgd. mehrere interessante Briefe Hagedorns an Liscow aus des Letzterm Nachlaß mit.
2) Nach Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 5. kam Hagedorn schon im J. 1731 nach Hamburg.
3) Schmidt schildert diese Verhältnisse in Hamburg ausführlich in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 2-5.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 19.
5) In einem Briefe an die Frau des Klosterorganisten Hargens zu Kiel in Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 692 sagt er:
"Sie haben wohl gethan, daß Sie meiner Schwester Brief behalten haben; lassen Sie ihr doch wissen, wo ich bin".
Aus diesen Worten scheint hervorzugehen, daß die Verhältnisse seiner Schwester traurig waren, da eine fremde, wenn auch Liscow vertraute Person ihre Briefe zurückhalten konnte.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 138 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ist in neuern Zeiten durch Schmidt, Schröder und Helbig aufgeklärt, namentlich verdanken wir dem Cand. Schröder längere Auszüge aus einigen Briefen Liscows, welche früher Canzleirath Loseken zu Preetz, später Professor Nasser zu Kiel besaß 1 ). Außer dem Hause des Herrn von Blome war er den Häusern der Klosterfräulein von Wonsfleth und von Ahlefeld, der Prediger Callisen und Henseler, vorzüglich aber im Hause des Klosterorganisten Hargens bekannt, dessen Frau († 1790) eine geistreiche Dame war, welche unsern Liscow zu einem vertrauten häuslichen Umgange anzog; wir wissen dies nicht nur aus Ueberlieferungen, sondern auch durch die eben erwähnten Briefe, welche an diese Frau und deren Mann gerichtet sind, nachdem Liscow Preetz verlassen hatte. Liscow schreibt an diese Frau 2 ): "Aber ist es nicht Schade, Madame, daß man nicht das Vergnügen haben kann, solche Leute, als Sie sind, beständig zu sehen? Ich versichere Sie, ich gäbe, ich weiß nicht was, darum, wenn ich dieses Glück haben könnte. Allein es ist allhier ein Jammerthal, und nichts vollkommen in dieser Zeitlichkeit. Indessen gefällt mir diese Zeitlichkeit, bis auf die Entfernung von Ihnen, noch so ziemlich. Ich bin auch Willens, falls es bei mir steht, es noch eine Zeit lang in dieser Welt anzusehen. Glauben Sie, man versäumt nichts dadurch". Er grüßt dann noch die oben genannten und andere Personen in Preetz, jedoch nicht seine Schwester. Nach den Ueberlieferungen war Liscow wegen seiner geselligen, fröhlichen und gutmüthigen Laune und wegen seiner Kinderliebe ein immer willkommener Gast.

Von Preetz besorgte Liscow im J. 1739 zu "Frankfurt und Leipzig", eigentlich aber zu Hamburg bei Herold eine Gesammtausgabe seiner sämmtlichen gedruckten Schriften unter dem Titel: "Sammlung Satirischer und Ernsthafter Schriften" 3 ), ebenfalls ohne Namen, jedoch mit einer historischen Einleitung, seiner letzten, größern, öffentlichen schriftstellerischen Thätigkeit.

[Nach Preetz richtete Hagedorn drei Briefe an Liscow vom 14. Oct. 1739, 28. Dec. 1739 und 4. März 1740, welche bei Helbig S. 44-50 gedruckt sind; Hagedorn arbeitete dahin, Liscow aus seiner dunklen Lage zu ziehen und


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 15-16, und 1827. H. 4. S. 689-693.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 692.
3) Von dieser Ausgabe der gesammelten Schriften Liscows giebt es zwei verschiedene Ausgaben von demselben J. 1739, in gr. 8 und kl. 8. und mit verschiedenen Seitenzahlen. Vergl. Holst. Pr. B. 1825. H. 2. S. 356, und 1830. H. 2. S. 261.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 139 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schlug ihm eine Hofmeisterstelle zu Leipzig vor, welche er durch Mascows Vermittelung erhalten konnte. H. S. 44-48.]

Was weiter über Liscows Leben bis zu seinem Tode bisher begannt geworden war, hatte keine große Bedeutung und beruhte fast nur auf dunkeln Sagen und unzuverlässigen Ueberlieferungen. Helbig hat das Verdienst, den Rest des Lebens Liscows aus sichern Quellen erhellt zu haben; doch muß man bemerken, daß schon Schmidt und Schröder viele wichtige Beiträge und richtige Angaben haben.

[In Preetz schrieb Liscow Betrachtungen über die pragmatische Sanction: Réflexions sur la Sanction pragmatique; er theilte sie Hagedorn mit, der in Liscow drängte, sie nach Wien zu schicken, wo sie eine gute Wirkung hervorbringen würden 1 ). H. S. 49 u. 56. - Liscow empfahl sich durch diese Abhandlung, von welcher sich ein ziemlich bedeutendes Fragment unter Liscows nachgelassenen Papieren befindet, durch Hagedorns Vermittelung dem preußischen Gesandten 2 ) in Hannover, dem Grafen Truchseß von Waldburg. H. S. 51-52.] Bei der Aussicht auf eine Anstellung ging Liscow von Preetz ohne Zweifel zunächst nach Hamburg. Hier soll er die Bekanntschaft eines reisenden Cavaliers aus Sachsen gemacht haben, mit dem er eine Reise nach England 3 ) gemacht haben soll; jedoch läßt sich dieses Ereigniß nicht beweisen, obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, da Liscow auch der englischen Sprache und Verhältnisse so kundig war, daß er bald zum Legations=Secretair nach England vorgeschlagen, jedoch nicht bestimmt ward.

[Nach einem Briefe des Grafen von Waldburg aus Rheinsberg vom 17. Nov. 1740 erhielt er auf dessen Empfehlung die Aussicht auf die Stelle eines preußischen Legations=Secretairs. H. S. 51-52.]

Nach einem Briefe Liscows an die Madame Hargens vom 9. Dec. 1740 4 ) ging er bald nach Hannover. "Wie ich nach Hannover kam", schreibt er, "hatte der Graf Truchses schon jemand angenommen und ich sahe mich also in der Hoffnung, die ich mir gemacht hatte, betrogen. Sie können


1) Grade in dem für Liscow folgenreichen Jahre 1740 suchte die Kaiserin Maria Theresia in Grundlage der pragmatischen Sanction ihrem Gemahle Einfluß zu verschaffen; Liscows Schrift war also recht eigentlich eine Staatsschrift.
2) Liscow suchte, in seiner kräftigen Vorliebe für große Charaktere und entschiedenes Handeln, in "preußischer Gesinnung", preußische Dienste zu gewinnen. Seinem vertrauten Freunde Lamprecht glückte auch im J. 1742 das, was Liscow auf die Länge nicht erreichte. Vergl. Holst. Pr. B. 1828. H. 1. S. 118.
3) Nach Wilmersdorf's Mittheilungen im Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 20.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 690.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 140 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

leicht erachten, wie mir dabei zu Muthe gewesen ist. Aber ich fand mich doch noch ziemlich darin, und, unter uns geredet, es war mir einiger Maßen lieb, daß es mir so gieng, weil ich dadurch einen Vorwand bekam, wieder nach Hamburg, und, welches das wichtigste war, wieder nach Preetz zu reisen. Doch dieser Vorwand ward mir durch die guten Vertröstungen, die man mir gab, bald wieder genommen. Ich blieb in Hannover und der Graf Truchses nahm mich gar mit nach Berlin. Daselbst habe ich auf den Trost Israels bißhero gewartet, und ich kann dem Grafen rühmlich nachsagen, daß er vor mich redlich gesorget hat. Ich habe in seinem Hause bishero gewohnet, und er hat sich alle Mühe von der Welt gegeben, mich anzubringen. Anfangs sollte ich als Legations=Secretaire nach Engelland gehen, hernach sollte ich in des Marggrafen von Baireuth Dienste gehen: Aber es ward aus allem nichts."

Endlich ward Liscow am 9. Dec. 1740 preußischer Legations=Secretair bei dem Grafen Dankelmann, welchen Friedrich der Große wegen der bevorstehenden Kaiserwahl als Gesandten zu dem Kurfürsten nach Mainz und darauf zur Kaiserwahl nach Frankfurt schickte. Liscow ging schon an demselben Tage, d. 9. Dec. 1740, nach Mainz ab. Er schreibt in dem erwähnten Briefe weiter: "Endlich bin ich doch angekommen, und ich habe die Ehre, Ihnen zu sagen, daß ich mit dem Baron von Dankelmann, der President von der Regierung in Minden ist, als Legations=Secretaire nach Mayntz gehe. Heute Morgen habe ich dem Könige geschworen, und morgen Abend gehe ich mit der Post von hier nach Minden, und von da nach Mayntz." Aus Mainz schrieb Liscow am 4. März 1741 zwei Briefe 1 ) an Hargens und seine Frau in Preetz, in welchen er z. B. sagt: "In Mayntz gefällt es mir so ziemlich. Man ißet hier gut; der Rheinwein ist auch nicht zu verachten, und es würde dieser Ort mir vollkommen angenehm sein, wenn er nicht zwei große Fehler hätte. Denn erstlich ist hier keine Lutherische Kirche, und zum andern kein Bourgogne=Wein. - - Meine Geschäfte sind ungefähr so groß, als meine Einkünfte. Das ist, auf Deutsch geredet, sie bedeuten beide sehr wenig." Wahrscheinlich ging er mit Danckelmann auf einige Zeit nach Frankfurt, dem Orte der Kaiserwahl, welche jedoch noch einige Zeit ausgesetzt blieb, da er in demselben Briefe schreibt: "In Mayntz


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1827. H. 4. S. 691 flgd.; vergl. 1822. H. 2. S. 20.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 141 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

werde ich wol nicht lange mehr bleiben, weil wir, allem Ansehen nach, bald Ordre bekommen werden, nach Frankfurt zu gehen."

[Während seiner diplomatischen Beschäftigung in Mainz hatte Liscow sich der Freundschaft Heinrichs von Bünau und des sächsischen Legations=Secretairs Chr. Ludw. von Hagedorn 1 ), des Bruders des Dichters, zu erfreuen. H. S. 51-52.]

Der preußische Dienst Liscows dauerte nicht lange; überhaupt war Liscow wohl nicht auf die Dauer, sondern wohl nur auf die Zeit der Sendung des Grafen Danckelmann angestellt. [Liscow merkte, daß Danckelmann, der ihm noch einen bedeutenden Theil seines Gehalts schuldig war, ihn los sein wollte. Auf einer Reise zum Könige von Preußen nach Schlesien, auf welcher Danckelmann ihn mit der Weisung zurückließ, nach Hamburg zu gehen und auf weitern Ruf zu warten, blieb Liscow, da er unwohl ward, im Mai 1741 in Hannover zurück und wandte sich an den Grafen von Waldburg. Danckelmann klagte ihn jedoch bei diesem der Indiscretion an, und Liscow erhielt trotz seiner offenen und männlichen Verteidigung bei dem Grafen und dem Ministerium natürlich Unrecht, worauf er den preußischen Staatsdienst verließ. Im Junii 1741 war er noch in Hannover. H. S. 54-59.]

Sehr bald änderte sich jedoch Liscows Lage und zwar so sehr, daß er durch seine fernern Schicksale bis auf den heutigen Tag die größte Teilnahme gefunden hat. Bis auf die neuern Zeiten war aber hierüber alles im Dunkeln; Helbig hat bedeutende Aufklärungen gegeben, jedoch darf es nicht unverschwiegen bleiben, daß Schmidt schon längst alle Hauptbegebenheiten, bis auf den Criminal=Proceß, in den Liscow verwickelt ward, richtig und ziemlich vollständig erzählt hat.

[Schon im Julii 1741 war Liscow in Dresden als Privatsecretair in Diensten des sächsischen Ministers Grafen von Brühl; schon im September desselben Jahres ward er zum königlichen Secretair oder Cabinets=Secretair ernannt mit einer jährlichen Besoldung von 400 Reichsthalern und im October 1745 erhielt er das Prädicat eines Kriegsraths 2 ). H. S. 60.]

Als der Beförderer 3 ) seines Glückes wird der sächsische


1) Vergl. Schmidt in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 20. Hier wird auch eine scherzhafte Werthbestimmung über ein Portrait des Dichters Hagedorn, welches der berühmte Maler Denner zu Hamburg gemalt hatte, mitgetheilt; sie ist unterzeichnet: "Mit einer Vorrede Hrn. Lisci, Hof=Satyr und Festungsmaler in Mainz. 1741."
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 159.
3) Vergl. schon Papiere des Kleeblattes, S. 245, und Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 21.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 142 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Geheime Kammerrath und Unterminister Carl Heinrich von Heinecken 1 ) genannt. Dessen Aeltern 2 ) waren der tüchtige Kunstmaler Paul Heinecken und Catharine Elisabeth geb. Oesterreich, ebenfalls eine geschickte Malerin, zu Lübeck. Er war zu Lübeck 1706 geboren († erst 1791) und Bruder des bekannten lübecker Wunderkindes 3 ), welches wirklich Außerordentliches leistete. Er beachte die Schule zu Lübeck und ging mit einem rühmlichen Zeugnisse zugleich mit dem jungem J. F. Liscow, Michaelis 1724 auf die Universität Leipzig; wahrscheinlich war er also auch ein jüngerer Bekannter unsers C. L. Liscow, von dem wenigstens das gewiß ist, daß er Hausfreund seiner Aeltern war. Heinecken zeichnete sich später als Schriftsteller von Wissenschaft und Geschmack aus und war ein würdiger Jünger der wissenschaftlichen Schule des Rectors von Seelen. Er war Unterminister zu Dresden unter dem Premierminister Grafen von Brühl und dessen rechte Hand; beide regierten eigentlich das Land. Wie Brühl machte auch von Heinecken ein glänzendes Haus. In solchen Verhältnissen konnte es ihm nicht schwer werden, unserm Liscow eine Anstellung zu verschaffen; durch ihn stieg Liscow und konnte auch nur fallen, nachdem v. Heinecken die Hand von ihm gezogen hatte.

"Von jetzt an arbeitete Liscow unmittelbar unter v. Heinecken und dem Grafen Brühl; er ward vorzüglich in polnischen Angelegenheiten gebraucht und mußte die Staatsschriften in diesem Fache ausarbeiten 4 )."

Im J. 1742 schrieb Liscow 5 ) die Vorrede zu v. Heinekens Ausgabe und Uebersetzung des Dionysius Longinus vom Erhabenen, durch welche vorzüglich die Schule Gottscheds vernichtet ward. Zu Liscows vertrautesten und gleichgesinnten Freunden in Dresden gehörte der Dichter Johann Christoph Rost, welcher seit 1744 Privat=Secretair und Bibliothekar des Grafen Brühl war und ihm mit Glück in der Bekämpfung der gottschedschen


1) Ueber den Minister von Heinecken vergl. Schmidt in Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 21. flgd. und 1823. H. 1. S. 96; Helbig S. 60.
2) Ueber v. Heinecken's Aeltern vergl. Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 96. - Seine Mutter war ohne Zweifel die Madame Heinecken, Liscows Freundin, welche in den unten mitgetheilten Briefen Nr. 11 u. 21 genannt wird; der Brief Nr. 20 ist ohne Zweifel von dieser Frau selbst geschrieben und deutet bestimmt auf ein vertrautes Verhältniß Liscows zu dem heineckenschen Hause.
3) Der Herr Dr. Deecke zu Lübeck äußert in einem Briefe: "Es ist fraglich, ob der geheime Kammerrath von Heinecken Bruder oder Vetter des Wunderkinder gewesen sei. Für beides sind Auctoritäten da. Doch erkennt er in einem an die hiesige Bibliothek geschenkten Exemplare seiner Gallerie royale de Dresde Lübeck als seine Vaterstadt an".
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 23.
5) Ueber Liscows schriftstellerisches Feiern während seiner Staatsdienstes vergl. Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 159. aus gleichzeitigen Briefen.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 143 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Schule beistand 1 ). Mit dem seit 1741 gebildeten leipziger Gelehrten=Vereine, in welchem Gellert und Rabener waren, stand Liscow in Spannung, da der heitere, kühne und klare liscow=hagedornsche Geist nicht zu dem moralischen Tone der jüngern Männer stimmte 2 ).

[Im J. 1745 verheirathete sich 3 ) Liscow mit der Wittwe des Kammerraths von Buch, geb. Johanne Catharine Christiane 4 ) Mylius aus Eilenburg, und erhielt mit ihr das Gut Berg vor Eilenburg. Sie gebar ihm während seines Aufenhaltes in Dresden 5 ) drei Söhne Christian Ludwig 1746, Friederich August 1748 und Karl Friederich 1749, der schon 1752 starb. H. S. 62-63.]

Die bisherigen Ueberlieferungen von Liscows letzten Schicksalen sind folgenden Inhalts. Er beleidigte in Dresden "durch einige Sarkasmen seinen Gönner, den Grafen Brühl, und durch ähnliche sarkastische Einfälle über einen Gesandten am dresdner Hofe zog er sich das Unglück zu, Dresden verlassen zu müssen. Die Geschichte wird in der Zeitschrift Janus, 1800, Julii, (vergl. Freimut. Abendbl. 1827, Nr. 464, S. 963) so erzählt. "Der englische oder der spanische Gesandte hatte am Hofe zu Dresden öffentliche Audienz, welcher Liscow beiwohnte. Das steife Ceremoniel, welches dabei beobachtet ward, machte den Hofleuten die größte Langeweile. Als daher der Gesandte endlich abtrat und jedermann froh war, sagte Liscow zu einigen neben ihm stehenden: "Da verließ ihn der Teufel und die Engel traten zu ihm und dieneten ihm." "Das darüber erfolgende Lachen entging dem Gesandten nicht, der sich beschwerte und Genugthuung verlangte. Bei angestellter Untersuchung ergab sich, daß Liscow es veranlaßt hatte und er ward nach Eulenburg geschickt". (Seine Entfernung vom sächsischen Hofe soll im J. 1747 durch den spanischen Minister veranlaßt sein; diese Nachricht theilt Siemssen aus einer "authentischen" Quelle in der Irene (1807 ?) im Freimüth. Abendbl. 1827, Nr. 465, S. 982, mit.) "Pott schreibt von ihm: Hätte Graf Brühl, damaliger Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Minister, mit welchem Liscow vermöge seines Amtes und der ihm anvertraueten Ge=


1) Vergl. Holst. Pr. B. 1823. H. 1. S. 97. flgd. - Eine Anecdote aus Liscows Leben vergl. daselbst S. 99 flgd., aus Richard Roos bunten Steinen.
2) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 22.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 23.
4) Vergl. Holst. Pr. B. 1828. H. 1. S. 121.
5) In Dresden lebte damals auch Chr. Ludw. von Hagedorn, des Dichters Bruder, Legationsrath und Generaldirector der Kunstakademie, den Liscow in Mainz hatte kennen lernen. [H. S. 46].
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 144 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schäfte arbeitete, Liscow'n Gehör gegeben, so würde Kursachsen und Deutschland keinen siebenjährigen Krieg gesehen haben. Liscow erklärte Brühlen gerade und offen seine Meinung. Da dies nichts fruchtete, sagte er ihm, Stirn gegen Stirn, auf Liscowische Weise die Wahrheit, so daß Brühl, des Widerspruchs nicht gewohnt und durch kriechende Schmeichler verdorben, höchst erbittert gegen ihn ward und ihm möglichst wehe zu thun suchte; aber Liscow lächelte und behandelte ihn in philosophischer Ruhe auf seine launige Art 1 )."

[Nach den Acten des dresdener Archivs, welche jetzt durch Helbigs Bericht eine klare Einsicht gestatten, verhält sich die Sache aber anders, mag auch immerhin an der Anecdote mit dem englischen Gesandten etwas Wahres sein.]

[Es ist bekannt, daß Sachsen durch des Königs August II. rücksichtslose Verschwendung und durch den nordischen Krieg ruinirt worden war. Jetzt bedurfte das Land eines weisen und sparsamen Fürsten zur Erholung. Da bemächtigte sich unter August III. der Graf Brühl der Regierung und jetzt ward die tolle Wirthschaft nur noch schlimmer, als früher, und die unkluge Theilnahme am österreichischen Erbfolgekriege und am siebenjährigen Kriege, welche Brühl verschuldete, brachte das einst so glückliche Land dem Untergange nahe. Liscows scharfer, klarer Geist durchschauete ohne Zweifel alle Gebrechen, um so mehr, da er sie in der nächsten Nähe zu betrachten Gelegenheit hatte, hörte und sah gewiß vieles, was mit den Gebrechen in Verbindung stand und sprach sich in seiner Freimüthigkeit gegen Gleichgesinnte aus; gegen Brühl selbst wird er als Subaltern nicht aufgetreten sein, aber er schmeichelte demselben auch gewiß nicht und ließ sich auch nicht zu Schlechtigkeiten brauchen, daher allein er, trotz seiner glänzenden Fähigkeiten, keine glänzende Laufbahn machte. AIs die Unordnung und der Druck in Sachsen einen sehr hohen Grad erreicht hatten, wurden nach dem Landtage von 1749 plötzlich ein gewisser Alexander Mackphail Bishopfield, schottischer Abkunft, der früher in Finanzangelegenheiten in Holland thätig gewesen und seit 1747 in Sachsen bei Steuer= und Finanz=Projekten benutzt worden war, und der Geh. Kriegscanzlei=Secretair Georg Gottlob Seyffert angeblich wegen unzulässiger Einmischung in die Steuer = und Finanzangelegenheiten des Landes und wegen Verdachts einer projectirten Veränderung der Landesverfassung in Steuersachen zur Untersuchung gezogen. Die Untersuchung, in welche mehrere hochgestellte Beamte und Mitglieder der


1) Man vergl. auch Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 24 flgd.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 145 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ritterschaft verwickelt wurden, gab das Resultat, daß von beiden Angeklagten über Brühls schlechte Wirtschaft Briefwechsel geführt, daß in Seyfferts Wohnung freimüthige Rede gewechselt und von beiden ein Memorial an den König über den Zustand des Landes ausgearbeitet war, in welchem der König gebeten ward, die Minister zu entlassen. Eine Commission, welche eine Verteidigung nicht zugestand, verurtheilte den Bishopfield zu 8 Jahren Festungsstrafe auf dem Sonnenstein und den Seyffert zum Pranger und lebenslänglicher Zuchthausstrafe. Allen übrigen Leidensgefährten ward die Strafe erlassen und die Aussicht auf baldiges Wiedereintreten in den Staatsdienst eröffnet, mit Ausnahme Liscows, H. S. 63-67.]

[Liscow war nämlich auf eine Aussage Seyfferts, als wenn er an dem gedachten Memorial Antheil gehabt, am 15. Dec. 1749 zur Verantwortung gezogen und mit Arrest belegt. Liscow verteidigte sich gewandt und behutsam, leugnete jede Teilnahme an dem Memorial, räumte jedoch ein, daß er mitunter freimüthige Reden angehört habe. Er schrieb am 22. Jan. 1750 offen an Brühl, gestand, daß er zuweilen freimüthige und unbesonnene Reden geführt habe und bat um Verzeihung. Dagegen ließ Brühl die Untersuchung gegen ihn verschärfen, in welcher Liscow bei seinem freimüthigen Bekenntnisse beharrte. Zwei andere Briefe an Brühl fruchteten nichts. Nachdem das Urtheil über Bishopfield und Seyffert gesprochen war, ward er am 18. April 1750, gegen die eidliche Versicherung des Schweigens über alles Vergangene und fernerhin über alle Landesangelegenheiten, der gefänglichen Haft 1 ) und seines Amtes mit Entziehung der Besoldung entlassen. H. S. 67-69].

[Liscow begab sich hierauf auf das Gut seiner Frau nach Eilenburg 2 ), wo ihm, nach Familiennachrichten, diese 1752 und 1753 noch zwei Töchter gebar. Vermutlich beschäftigte er sich hier in stiller Muße 3 ) mit literarischen Arbeiten. Er starb nach dem Zeugnisse des Pastors Rosenthal auf seinem Gute Berg vor Eilenburg am Schreibtische vom Schlage getroffen, den 30. October früh gegen 10 Uhr im J. 1760


1) Die gefängliche Haft Liscows deutet schon Bodmer an; vergl. Holst. Pr. B. 1824. H. 4. S. 158.
2) Diese Nachricht hat schon Schmidt Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 25, und in 1828. H. 1. S. 120-122. bringt derselbe Kirchenzeugnisse des Superintendenten Ehrhardt und des Pastors Abt zu Eilenburg bei, aus denen Liscows letzte Lebensschicksale völlig klar werden.
3) Nach einer brieflichen Mittheilung des Superintendenten Ehrhardt lebte Liscow zu Berg bei Eilenburg allerdings in Haft, jedoch in einer weiten, indem er sich in einem Umkreise von zwei Stunden ungehindert bewegen konnte. Vergl. Holst. Pr. B. 1828. H. 1. S. 120.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 146 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und ward den 2. Nov. bei der Bergkirche beerdigt. H. S. 69 und 74].

Ueber Liscows Tod besitzen wir schon lange eine glaubwürdige Nachricht im Hamburger Correspondenten, 1760, Nr. 204 1 ):

"Hamburg. Am 30. October 1760 starb zu Eilenburg der königl. polnische und churfürstl. sächsische Kriegs=Rath Herr Christian Ludwig Liscow, im 59. Jahre seines Alters. Seine Sammlung satyrischer Schriften, die in Jedermanns Händen ist, legt von seinem großen Genie, seiner Gelehrsamkeit und seinem angenehmen Witze ein unverwerfliches Zeugniß ab, das bey der Nachwelt gewiß in Ehren bleiben wird. Der Werth seiner Freundschaft, die er allemahl mit dem redlichsten und aufrichtigsten Wesen schmückte, macht seinen Verlust allen denen, welche ihn gekannt haben, empfindlich. Wie schätzbar er einem Hagedorn gewesen, beweiset die Fabel von den Thieren, die er ihm in seinen Gedichten gewidmet hat, und die schönste Schilderung von den Vorzügen des Verstandes und des Herzens des verewigten Liscow ist".

   Der Freiheit unverfälschte Triebe
Erhöh'n den Werth der Wahrheitsliebe,
Die Deine Seele stark gemacht.
   Dein glücklicher Verstand durchdringt in edler Eile
Den Nebel grauer Vorurtheile,
Des schulgerechten Pöbels Nacht.
   Was Haller und die Wahrheit preisen,
Mein Freunde das wagst du zu beweisen;
- Wer frei darf denken, denket wohl. -

Nach dieser gleichzeitigen, also zuverlässigen Todesanzeige starb Liscow am 30. Octbr. 1760 und zwar allerdings zu Eilenburg, jedoch nach dem ganzen Ton der Anzeige, welche von ihm als von einem in der bürgerlichen Welt geachteten und freien Manne redet, gewiß nicht im Gefängnisse, was zuerst nach der Voraussetzung in den Papieren des Kleeblatts und daraus, daß sich in Eilenburg eine Strafanstalt befindet, vermuthet und nach und nach als Thatsache angenommen ist.


1) Ich verdank eine Abschrift dieser Anzeige der Güte des Herrn Archivars Dr. Lappenberg zu Hamburg. Sie war schon in der Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1790, Oct., S. 653, ans Licht gezogen und dadurch erhalten. Es kam hier aber vorzüglich darauf an, ob die Anzeige eine gleichzeitige war, was jetzt allerdings gewiß ist. Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 25; 1827. H. 3. S. 531.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 147 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

In den hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, 1761, St. 42, Junii 2., S. 333 wird ähnlich berichtet 1 ):

"Eilenburg. Daselbst verstarb am 30. October des verwichenen Jahres Hr. Christian Ludewig Liscow, Königl. Poln. und churfürstl. Sächsischer Kriegsrath, in dem 59sten Jahre seines Alters. Er war Anfangs Secretair des Hrn. Premierministers Grafen von Brühl Excellenz und erhielt nachmals den Charakter eines Kriegsraths. Seine satyrischen Schriften, die Anno 1739 in Octav herausgekommen, haben ihn in der gelehrten Welt bekannt genug gemacht."

Liscow ward sicher nach Eilenburg verwiesen, weil Kränkung und Empfindlichkeit eine Entfernung vom Hofe forderten und erreichten.

Darin stimmen jedoch alle Nachrichten überein, daß Liscow nicht allein ein Mann von ausgezeichneter Klarheit und Schärfe, sondern auch von großartiger Rechtlichkeit, überhaupt aber ein Mann von seltener Geistesgröße gewesen sei, wovon auch die folgenden Briefe 2 ) das glänzendste Zeugniß geben.


Liscows Persönlichkeit schildert Schmidt 3 ) nach den Ueberlieferungen der Madame Hargens zu Preetz also: "Er war klein, von ziemlichem Embonpoint, fein gebaut, dunkel von Auge, Haar und Gesichtsfarbe, lebhaft in Blick und Bewegung. Vergleicht man mit dieser Beschreibung den Kupferstich von Heinr. Pfenninger, welcher sich vor dem zweiten Bande von Meisters Geschichte der teutschen Sprache befindet, so wird man sich eine ziemlich deutliche Vorstellung von Liscows Persönlichkeit machen können". - Ueber seine Gestalt pflegte er oft zu seiner Schwester zu sagen: "Sonst ginge es noch mit meiner Gestalt, wenn nur meine Nase nicht so verzweifelt klein wäre". Vom Tabackrauchen war er ein großer Liebhaber 4 ). - Im gesellschaftlichen Umgange war Liscow ernst und genügsam, jedoch gesprächig, heiter und launig; er liebte


1) Nach Lübker's Mitteilung in Holst. Pr. B. 1827. H. 3. S. 526.
2) Liscows Briefe, zu denen auch Helbig einige beigesteuert hat, gehört wenigstens eben so sehr, oft fast mehr zu den ausgezeichneten Werken seines Geistes, als seine Ausarbeitungen, und werden künftig nicht übersehen werden können.
3) Vergl. Holst. Pr. B. 1822. H. 2. S. 16.
4) Vergl. Falck Staatsbürgerl. Magazin, III, 1823. Heft 1. S. 248.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 148 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

häusliche Geselligkeit, suchte den Umgang mit gebildeten Frauen und hatte große Freude an Kindern, mit denen er lange scherzen und spielen konnte. Er war überhaupt ein zart fühlender Mensch; daher wirft ihm auch der muntere Hagedorn vor, daß er Weiber und Wein nicht genug liebe. Im Ganzen lernen wir also in Liscow einen in jeder Hinsicht musterhaften Mann kennen.


Die literarische Thätigkeit Liscows hört mit seiner Gesandtschaftsreise nach Paris 1736 auf; wenigstens ist über eine solche während der letzten Periode seines Lebens fast nichts bekannt geworden. Dieses Verstummen bleibt allerdings eine auffallende Erscheinung, welche jedoch darin begründet sein mag, daß Amtsgeschäfte seine wissenschaftliche Thätigkeit hemmten, daß er vielleicht aus Grundsatz nicht weiter schriftstellerte, da die Schärfe und Rechtlichkeit seines Geistes ihn wiederholt in drückende Lagen versetzt hatte, seine Schriftstellerei aber mit den Grundzügen seines Charakters innig zusammenhing, endlich daß zwingende Verhältnisse ihn vielleicht zum Schweigen nöthigen.

[Nach Helbigs Mittheilungen sind folgende Nachrichten über Liscows schriftstellerische Thätigkeit bekommt geworden. Im J. 1740 hatte er die oben erwähnten Reflexions sur la Sanction pragmatique geschrieben, von denen sich in Liscows Papieren ein ziemlich bedeutendes Fragment des Manuscripts findet. H. S. 51. - Gewiß ist, daß die neue Vorrede zur zweiten Auflage der Heineckenschen Uebersetzung des Longin, Dresden, 1742, in welcher er sich mit Entschiedenheit auf die Seite der Schweizer gegen die Anmaßungen Gottscheds und seiner Genossen stellte, von ihm herrührt. Ferner muß sich Liscow während dieser Zeit mit Recensionen beschäftigt haben. Auch zwei Manuscripte, die Liscow von seinen später in Beschlag genommenen Papieren zurückerhielt, nämlich eine "Schrift wider des seeligen Herrn Dr. Löscher réflexions über die pensées libres" und "Gedanken über die Historie von Jacob und Esau", mögen dieser Zeit angehören. Endlich ward ihm mehrere Male der Antrag gemacht, sich bei der im J. 1752 bei Herold in Hamburg erschienenen Uebersetzung Moliere's zu betheiligen. H. 60-61. - Während seines Aufenthalts zu Eilenburg beschäftigte er sich vermuthlich in stiller Muße mit literarischen Arbeiten. Doch sind diese alle wahrscheinlich verloren gegangen, denn über das Schicksal seiner Papiere nach seinem Tode wußte sein Sohn schon 1803 keine Auskunft zu geben. H. S. 74.]

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 149 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

H. Schröder hat eine bisher unbemerkt geblichene Satire Liscows: "Auszug eines Schreibens von der Glückseligkeit der Wortforscher" aufgefunden und in "Ruinen und Blüthen", herausgegeben von Winfried (d. i. Hinsche, jetzt Burgemeister zu Bergedorf), Altona, 1826, S. 30-65, mit einer Einleitung wieder abdrucken lassen. "Sie ist zuerst enthalten in dem vierten Stücke der fast vergessenen Gottschedschen Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, wo sie im J. 1733 anonym gedruckt ward, zu einer Zeit, wo Liscow noch in freundlichem Vernehmen mit Gottsched stand." Die Satire ist gegen Kaspar Abel's Etymologien zu den von demselben (Braunschweig, 1732) herausgegebenem alten Chroniken gerichtet. Schröder, mit Schmidt, schließt aus der Eigenthümlichkeit, daß Liscow der Verfasser sei 1 ).

Zur Vervollständigung der Nachrichten über das Schicksal der Schriften Liscows möge hier noch folgender Bericht Raum finden, welcher im Gesellschafter von Gubitz, 1842, Bl. 98, enthalten ist.

"Jean Paul sagt über Liscov in seiner Vorschule der Aesthetik (VIII, Programm §. 37): "Er schrieb alle seine Satiren im Zwischenraume vom Jahre 1732 bis 1736; so unbegreiflich in diesen bloßen vier satirischen Jahreszeiten auf der einen Seite ein so großer Unterschied zwischen seiner ersten und letzten Satire, nämlich ein so schnelles Fortschreiten ist: so unbegreiflich ist auf der andern das nachherige Verstummen und Verschließen eines so reichen Geistes: eine literarische Seltenheit einziger Art".

"Jean Paul wundert sich vielleicht am unrechten Orte. - - Wir wissen von Liscovs Lebensumständen überhaupt wenig und das Ende seiner Laufbahn ist vollends in Dunkel gehüllt. Er soll in Eilenburg und zwar im Gefängnisse gestorben sein. - - Sey dem, wie ihm wolle, so kann hier von einer literarischen Seltenheit keine Rede sein, wenn nicht etwa vom Jahre 1736, in dem Liscov seine letzte Satire herausgab, bis zu seiner Haft ein beträchtlicher Zeitraum verfloß, wo man denn allerdings berechtigt wäre, eine fortgesetzte Thätigkeit zu erwarten, deren Aufhören sich aber sogleich erklärt, wenn Liscov bald nach 1736 ins Gefängniß wanderte und als Gefangener starb.


1) Vergl. Schmidt Histor. Stud. S. 170; Einleitung zu der Satire; Hallesche Allgem. Lit. Zeit. 1827. II. Erg. Bl. März. Nr. 35. S. 277.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 150 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ich habe, indem ich dieses schreibe, weder die schätzbare Müchlersche Ausgabe der Liscovschen Schriften, noch ein literar=historisches Werk, aus dem ich mich belehren könnte, zur Hand: trügt mich indessen mein Gedächtniß nicht, so hat Liscov das Jahr 1736 nicht sehr lange überlebt (?)"

"Doch es sei zwischen dem Jahre 1736 und der Gefangenschaft Liscovs eine Zeit verflossen, beträchtlich genug, um ihn uns nicht müßig zu denken - ist er den müßig gewesen?

Der Dichter Schubart erzählt uns in seiner Selbstbiographie("Schubarts, das Patrioten gesammelte Schriften und Schicksale", Stuttgart 1839, Bd. I. S. 127), daß er bei seinem Aufenthalt in Heilbronn (welcher, obwohl es nicht ausdrücklich angegeben ist, in den Anfang der siebziger Jahre fallen muß) einen Herrn von Pankuch kennen lernte, von dem er Folgendes berichtet: "Einstmals reiste er nach Dresden und gab sich viele Mühe, Liscovs ungedruckte Schriften zu sammeln; ein Landgeistlicher aber, von unverständigem Eifergeiste besessen, hatte längst zuvor alle köstlichen Ueberbleibsel des Liscovschen Geistes vernichtet. Liscovs arme Witwe brachte dem Geistlichen ein Manuscript voll der allermarkigsten Zeichnungen von der Hand dieses unsers Swifts und bat ihn, es an einen Verleger zu verhandeln. Der Geistliche hatte kaum ein Paar Seiten gelesen, als ihm eine markige Pfaffenzeichnung auffiel und - das Manuscript lag im Feuer". - - -

"Das, worauf es hier ankommt, ist die Frage: Aus welcher Zeit waren - wenn man das ganze Faktum, wie es Schubart erzählt, gelten läßt - jene so schmählich vernichteten Schriften Liscovs. Waren es vielleicht Jugendschriften - - ? - - - Oder waren es Liscovs letzte Schriften - - ? So wäre die Quelle des Liscovschen Geistes keinesweges versiegt und das Räthsel gelöst, oder vielmehr, es wäre kein Räthsel zu lösen.

Und wie mich dünkt, sind wir weit eher zu dieser letzten Annahme berechtigt, als zu jener ersten. Liscov - - trat keinesweges als schon gereifter Schriftsteller auf; es ist ein mächtiger Unterschied zwischen seinen frühern und seinen spätern Productionen. Es läßt sich daher kaum annehmen, daß er etwa aus kritischem Bedenken seine Jugendschriften der Welt vorenthalten habe. - - Wahrscheinlich sind es daher Liscovs gereifteste Schriften, die uns so unwiederbringlich verloren gegangen sind."

Vignette
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 151 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Liscows Briefwechsel.


Nr. 1.

HochEdler und Hochgelahrter,
     Hochzuehrender Herr Doctor,
          Werthester Herr Bruder.

Jch bin Ew. HochEd. vor die Zeichen ihrer aufrichtigen Freundschaft ungemein verbunden, und werde dieselben nimmer vergeßen.

Wenn es mir möglich wäre, so würde ich mich heute noch auf den Weg nach Wismar machen: Aber so kan ich nicht eher als Morgen, und hoffe, die Ehre zu haben, den Hr. Bruder übermorgen ganz gewiß zu sehen und zu sprechen. Ich ende hier meinen Brief, weil ein so unvermutheter Befehl, als der Hr. Bruder mir im Nahmen Jhro Durchl. gethan hat, mir nicht vergönnt meine Gedancken zusammen zu haben. Jndeßen verharre ich mit aller aufrichtigen Hochachtung

Ew. HochEd.
M. H. Doctoris
und werthesten Herrn Bruders
ergebenster Diener
Körchow, Liscow.
den 4ten Octobr. 1735.
A Monsieur
Monsieur Heintze
Docteur en Medecine tres celebre
  à
(L. S.) Wismar.
Siegel: Gekrönter ovaler Schild mit einem rechtshin schauenden Vogel auf einem links hervorwachsenden, nackten Ast. Dieses Siegel gebraucht Liscow fortan immer.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 152 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Nr. 2.
Monseigneur.

Vôtre Altesse Serenissime m'ayant fait la grace de me faire demander par le bourguemaître Mester, si je voudrois bien Lui prêter serment de fidelité, et quand je pourrois entrer dans mon service, Elle me permettra de Lui representer lá dessus treshumblement que je reconnois comme je dois l'honneur que Vôtre Altesse Serenissime me fait de me juger digne de La servir, et que je tácherai d'y répondre par une fidelité à toute epreuve.

Je suis prét, Monseigneur, d'en assûrer Vôtre Altesse Serenissime par mille sermens, et je serois charmé, si dés ce moment je pourrois entrer dans Son service. Rien ne seroit plus conforme à l'inclination naturelle que j'ai toûjours euë de servir Vôtre Altesse Serenissime et de Lui donner des marques reelles de ces sentimens de respect et de zéle qu'on m'a imprimés dés le berceau.

Mais comme le tems que je me suis engagé de rester chez Mr. de Clausenheim n'est pas encore fini, c'est avec bien du regret que je me vois obligé de dire à Vôtre Altesse Serenissime, que je ne suis pas en état de profiter aussitôt que je le voudrois de l'offre gracieux qu'Elle a bien voulu me faire, et de Lui marquer précisement le tems quand je pourrai avoir l'honneur d'entrer dans Son service. Tout ce que je puis dire à Vôtre Altesse Serenissime c'est que je ferai tout mon possible de me debarasser au plûtôt des engagemens où je suis, pour m'attacher à jamais à la personne de Vôtre Altesse Serenissime.

J'ai l'honneur d'étre avec la plus profonde soûmission

Monseigneur
de Vôtre Altesse Serenissime
le trés humble, trés obeïssant
et trés fidele serviteur
à Wismar
le 11 éme Octobre 1735.
C. L. Liscow.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 153 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 3.

Demnach des regierenden Herrn Herzog zu Mecklenburg Herrn Carl Leopold Hochfürstl. Durchl. mein gnädigster Fürst und Herr in Dero würcklichen Diensten mich gnädigst auf und anzunehmen geruhet, und monatlich Zwantzig Reichsthaler reichen zu laßen in Gnaden versprochen, wovon mich bey hernechst etwa geschehenden Verschickungen auch beköstigen soll; So erkenne mich nicht nur für solche Hochfürstl. Hulde tief unterthänigst verbunden, sondern reversire mich auch hiedurch, mit vorgemeldetem tractement, ich sey an was Orten es wolle in Dero Hohen Diensten und Angelegenheiten versandt worden, biß etwan der große Gott, nach seinem allerheiligsten Willen baldige bessere Zeiten im Lande schicket, unterthänigst friedlich zu seyn, welcher gestalt, nach Dero gnädigsten intention in geheimen negotiis ich mich bloß in aller Stille aufzuführen, und mich nach der Maße zu richten habe, in der festen Zuversicht, es werden Jhro Hochfürstl. Durchl. bey vermerckter meiner treu=devotesten Aufführung und fleißiger Arbeit, Dero Gnade mir nicht entziehen, sondern weiter angedeyen laßen. Zu desto mehrer Versicherung habe diesen Revers eigenhändig unterschrieben und mit meinem Pettschaft untersiegelt. So geschehen Wißmar den 12ten Octobr. 1735.

(L. S) Christian Ludwig Liscow.
(Das Siegel wie oben S. 151.)

Nr. 4.

Jch endes unterschriebener schwere zu Gott dem Allmächtigen einen leiblichen Eyd, dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl Leopold, regierenden Herzogen zu Mecklenburg, meinem gnädigsten Fürsten und Herrn, getreu und hold zu seyn, was mir anvertrauet, und verschwiegen gehalten werden soll, keinem Menschen zu offenbahren, oder wißend zu machen, Dero Bestes, nach allem Vermögen, zu befördern, alles Böses, so viel in meinen Mächten ist, abzuwenden; Jnsonderheit aber denen mir zu erhellenden Ordern auf das genaueste nachzuleben, keine Gefahr zu scheuen, bey allen etwa vorkommenden Gegebenheiten mich standhaft, wie einem rechtschaffenen Be=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 154 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

dienten eignet und gebühret, aufzuführen: Meinem gnädigsten Fürsten und Herrn einzig anzuhangen, und alle meine actiones nach der Richtschnur Derer Reichsgrund=Gesetze, welche ich selber gelesen, und wohl verstanden, einzig und allein, unter göttlichem Beystande, einzurichten, und nach denenselben, was die Landes=Defension, und gerechteste satisfaction meines gnädigsten Fürsten und Herrn betrift, mit stets unermüdetem Fleiß zu Stande zu bringen, und völligst zu erhalten; unaufhörlich zu bestreben, mich äußerst angelegen seyn laßen soll: auch mich von dieser meiner eidlichen wohlbedächtlichen harten Verbindung weder durch Gunst, Gaben, Geschencke, Intimidirung, Furcht, Haß oder Neid, oder einige menschliche Absichten, wie sie immer Nahmen haben können oder mögen, abwendig machen laßen, sondern an meinem gnädigsten Fürsten und Herrn beständig Zeit Lebens, und so lange nach Gottes Willen, die unruhige Zeiten dauren dürften, mich fest zu halten, und Dero Dienste nicht zu quitiren, auch mit dem tractement, so mir accordiret, und gnädigst vermacht friedlich zu seyn; alles so wahr mir Gott helffe, durch unsern Herrn Jesum Christum, in Einigkeit des Heil. Geistes. Amen. Zu mehrer Bekräftigung und Festhaltung dieses habe solches eigenhändig unterschrieben, und mit meinem Petschaft untersiegelt. Geschehen Wißmar den 11ten Octobr. 1735.

(L. S.) Christian Ludwig Liscow.

Nr. 5.

Durchlauchtigster Hertzog,     
     gnädigster Fürst und Herr,

Ew. Hochfürstl. Durchl. haben die Gnade vor uns gehabt, daß Sie uns bißhero zur notdürftigen Wärmniß Holtz gnädigst reichen laßen, welches wir mit tieff untertänigsten Danck erkennen. Wann nun aber der Feuer=Boeter David Larson uns nichtes mehr verabfolgen laßen will, unter dem Vorwand, die Frau geheimte Rähtin von Wulffrahten hätte es verboten, indeßen wir bey jetziger Kälte ohne nothdürftiger Wärmniß nicht seyn können; so nehmen zu Ewr. Hochfürstl. Durchl. wir unsere unterthänigste Zuflucht mit demüthigster Bitte, Sie geruheten die gnädigste Ordre zu erteilen, daß die kurtze Zeit, so nach Ewr. Hochfürstl. Durchl. gnädigsten resolution wir etwa noch

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 155 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

hier seyn möchten, uns wie bißhero notdürftiges Holtz zum Einheitzen gereichet werde. Wir zweiffeln nicht an gnädigster Deferirung und sind in wahrer Treue unabläßig

Ewr. Hochfürstl. Durchl.
C. L. Liscow. unterthänigste
Daniel Christian Mester.
Suppl.
d. 17. Febr. 1736.
Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn,
Herrn Carl Leopold,
regierenden Hertzogen zu Mecklenburg, etc. . etc. .
unserm gnädigsten Fürsten und Herrn
unterthänigst.
Von der Hand des Secretairs Mester geschrieben.

Nr. 6.

Instruction

von den Secretair Lischow
den 9. Aprilis 1736.

Es hette derselbe sich von hier über Lübeck, Hamburg, Holland, alwo er ein schiff nehmen, nacher Calais oder Dunckercken und alsdan weiter nacher Paris sich zu begeben, folglich seine credetive an den Francosischen Hof zu überreichen, nebst wiederholung unsern vorigen Negotio von Anno 1734, wobey er den des itzigen regierenden Hertzoges von Meclenburg bestendige Treue Ergebenheit auffs kräfftigste zu versichern hette, wesfals den die Erleidungen und Zustand im lande ein großes wehre verschlimmert geworden, es hoffeten also JDhl. ihr allerChristl. M. würden bey diesen Frieden JDhl. nicht allein als hoher Garant des westfehlischen Friedens fölligst wieder in ruhiger regirung setzen und zu völliger gerechsten Satisfaction und indemnisation des 17jährigen Schadens und eußersten Turbation gegen den Münsterschen Frieden nach den klaren Reichs Gesetzen und kayserl. beschwornen Wahl capittulation nachdrücklich setzen, sondern auch nach den vormahligen project zu Jhren höchsten intresse eine gerechte hand in den Norden zu haben aller ferneren höchst gefehrlichen anscheinenden ungerechtigkeit zu wehren, nach welchen vorigen Project Er der

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 156 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

S. L. aufs angelegenste zu negotiiren und da von getreulichst bald möglichst zu referiren.

Nach dem Concepte von des Herzogs Carl Leopold eigner Hand.
Unterschrieben ist diese Instruction eigenhändig von Liscow also:

Daß dieses mir statt einer Instruction mitgegeben solches bescheinige hiemit. Wismar den 9 ten April 1736.

Christian Ludwig Liscow.


Nr. 7.

Sire.

Il y a quelques années que je me donnai la liberté de representer à Votre Majesté la triste situation de mes affaires et de Lui demander Sa protection contre les injustices, qu'a l'extrême violation des Constitutions de l'Empire les maisons de Lunebourg et leurs adhérans ont exercées contre moi dépuis si long tems. Votre Majesté eut alors la bonté de me promettre, que si l'occasion s'en présenterait, Elle ne manquerait pas de songer à mes interêts.

Cette promesse m'a engagé à faire tous mes efforts pour être utile à Votre Majesté. Mais, Sire, le zèle que j'ai témoigné pour le service de Votre Majesté, bien loin de m'avoir été profitable, ne m'a attiré que de nouvelles insultes de la part de mes persécuteurs, dont je ne vois pas encore la fin, à moins que Votre Majeste n'y mette ordre. Je supplie donc Votre Majesté de ne point permettre, qu'un Prince de l'Empire, qui Lui est tout devoué, soit opprimé impunement. La qualité de Garant de la Paix de Munster donne à Votre Majesté un droit incontestable de l'empêcher, et je La prie très humblement de vouloir bien employer Son autorité à ce qu'en conformité de la dite Paix de Munster il me soit donné une entière satisfaction, et pour me fair rentrer dans la paisible possession de mes Etats et dans la parfaite jouissance de tous les droits et régaux, qui ont été si solemnellement confirmes aux Princes de l'Empire dans la Paix de Munster.

J'ai expédié mon secrétaire privé Liscow exprès avec celle-ci, et je prie Votre Majesté de lui ajouter

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 157 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

foi selon son instruction et d'être persuadée que mon zéle pour le service de Votre Majesté ira toujours en augmentant, ayant l'honneur d'étre avec tout le respect imaginable

Sire
(à Wismar
le 9 éme Avril 1736.)
de Votre Majesté
An den König von Frankreich, nach dem Concepte von Liscows Hand.

Nr. 8.

Monsieur.

Il souviendra à Votre Eminence, que j'implorai il y a quelques années l'assistence de Sa Majesté Très Chrétienne contre les violences inouies des maisons de Lunebourg et de leurs adhérans, auxquelles j'ai été exposé dépuis si long tems. La réponse que je reçus alors, fut assez favorable, pour me faire espérer un heureux changement dans mes affaires. Mais, Monsieur, voyant que mes affaires bien loin de prendre un meilleur train, ne font qu'empirer, et que le zèle, que j'ai témoigné pour le service de la France, fournit à mes ennemis de nouveaux prétextes de continuer leurs injustices, je me trouve forcé de recourir de nouveau à la Majesté Très Chrétienne et de lui envoyer pour cet effet mon secrétaire privé Liscow, lequel je recommende particulièrement à Votre Eminence.

Comme mes prétensions sont justes et bien fondées, j'espère, que Votre Eminence aura la bonté d'appuyer fortement par Ses représentations la lettre, que je me donne l'honneur d'écrire au Roi, et de porter Sa Majesté à des résolutions, qui me soient favorable.

Je prie Votre Eminence d'être persuadée, que je Lui en aurai une sensible obligation, et que je serai toujours avec un attachement très parfait

Monsieur
(à Wismar
le 9 éme Avril 1736.)
de Votre Eminence
An den Cardinal Fleury, nach dem Concepte von Liscows Hand.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 158 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 9.

Monsieur.

En conformité de la Vôtre du           1734 je n'ai point négligé ce que Vous m'avez recommendé, et Vous pouvez croire, quej'ai fait tout mon possible pour faire réussir l'affaire.

Cependant, Monsieur, mes affaires n'ont point changé de face dépuis ce tems là, au contraire elles sont allé de mal en pis. C'est ce qui m'a fait prendre la résolution de recourir de nouveau à Sa Majesté Très Chrétienne pour lui demander sa protection et de lui envoyer pour cet effêt mon Sécretaire privé Liscow, lequel je Vous prie de favoriser en tout ce qui dépendra de Vous, Vous recommendant mes interêts et les mettant entièrement entre Vos mains.

La bonne volonté que Vous m'avez toujours témoignée, me fait esperer, que Vous continuerez à employer Votre crédit pour le bien de mes affaires, et je Vous prie de croire, que je chercherai les occasions de Vous donner des marques de mon amitié et de l'estime parfaite avec laquelle je suis

Monsieur
(à Wismar
le 9 éme Avril 1736.)
An den Garde des Sceaux Chauvelin, nach dem Concepte von Liscows Hand.

Nr. 10.

Monseigneur.

J'aurais bien plutôt eu l'honneur de rendre comte à Votre Altesse Sérénissime de mon expédition, si la difficulté de trouver un vaisseau pour Calais et les vents contraires ne m'avoient retenu à Roterdam plus de quinze jours, de sorte que je ne suis arrivé a Paris que le 26 éme Mai. Le désordre, où le voyage m'avoit mis, et la nécessite de me faire habiller ne m'ont permis d'aller à Versailles que le 17 éme Juin et je n'ai pu parler au Garde des Sceaux que le 20 éme.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 159 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Je lui rendis la lettre de Votre Altesse Sérénissime, qu'il reçut avec beaucoup de froideur et la lut avec une mine si méprisante, que d'abord je n'auguroit rien de bon; aussitôt la réponse, qu'il me fit, ne fut guéres favorable.

Après avoir entendu les propositions, que je lui fis selon mon instruction, il me dit: Je ne comprend pas, Monsieur, quelle assistance Son Altesse peut attendre de nous; car nous ne nous mêlons point des affaires de l'empire. Je repondis à cela, qu'à mon avis le roi de France comme garant de la paix de Westphalie était obligé de protéger Votre Altesse Sérénissime contre l'injustice, avec laquelle on veut La priver des régaux et des prérogatives, dont Elle devroit jouïr selon la paix de Westphalie, et de Lui procurer une entiére satisfaction et indemnisation, sur quoi il me dit: Nous verrons ce que nous aurons à faire; mais, ajouta-t-il, quant à ce que Vous dites de réassumer la négotiation de 1734, entamée par Heil, Vous savez, que les affaires ont changé de face dans ce tems là; cette négotiation avoit un objet pour nous, mais à cette heure ce n'est plus cela. Je répondis, que je savois bien, que les affaires étoient changées, mais que non obstant cela je croyois, qu'une alliance avec la cour Russienne sur le pied proposé par Heil seroit toujours avantageuse à la France et lui donneroit un grand poids dans le Nord, sur quoi il me dit: Nous n'avons pas besoin d'alliances et surtout nous ne ferons point d'avances à la cour Russienne, qui nous a trompé et trahi notre secret; si elle veut s'allier à nous, c'est à elle à parler, et Vous, Monsieur, êtes Vous muniz de pleins pouvoirs de la part de la cour Russienne? Je repondis que non. Vous voyez donc, dit-il, qu'il n'y a rien à faire; cependant, ajouta-t-il, je Vous présenterai au cardinal, auquel Vous pouvez rendre Vos lettres, et Vous n'avez qu'à Vous montrer demain au matin. En disant cela, il me tourna ce dos et me laissa là.

Le lendemain 21 éme Juin je ne manquai pas d'aller chez le Carde des Sceaux, qui en me voyant me dit: Vous n'avez qu'à venir, Monsieur; je Vous menerai chez le Cardinal. Il m'y mena effectivement, mais il ne me présenta pas, de sorte que je fus de me retourner sans avoir eu audience.

Le 22 éme je fus encore chez le Garde des Sceaux, mais on me dit, qu'il n'iroit point chez le Cardinal.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 160 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

J'y allai donc sans lui et le Cardinal me fit d'abord entrer dans son cabinet. Je lui rendis la lettre de Votre Altesse Sérénissime, qu'il lut, et après l'avoir lue, il me dit: Il faut que Vous parliez de ces affaires au Garde des Sceaux et Vous en tenir à ce qu'il Vous dira. C'étoit tout ce qu'il me dit, après quoi, voyant qu'il étoit sur le point de sortir, je remis entre ses mains la lettre pour le Roi et me retirai.

Je ne fus point chez le Garde des Sceaux, sachant que je ne lui pourrois point parler, mais je retournai d'abord à Paris, pour faire rapport à Votre Altesse Sérénissime du succès de ma première audience. Je suis au désespoir de ce que le succès n'est pas tel, que je l'aurois souhaité, puisque je prévois, que ce que j'ai l'honneur de mander à Votre Altesse Sérénissime, Lui sera très désagréable. Cependant, Monseigneur, j'aime mieux déplaire à Votre Altesse Sérénissime par un recit trop fidèle, que de Lui rien cacher et de L'amuser par des espérances trompeuses.

Votre Altesse Sérénissime voit à cette heure évidemment, quel fond il y a à faire sur l'amitié de la France. Cette couronne, pour en juger sur ce que le Garde des Sceaux m'a dit, n'assistera jamais Votre Altesse Sérénissime, à moins qu'elle n'y trouve son compte, et le mauvais sucès de la négotiation de Heil 1'a tellement rebutée, qu'elle ne prêtera jamais l'oreille a une alliance avec la Cour Russienne, à moins qu'elle ne soit proposée de la part de la Cour Russienne même.

Je puis assurer Votre Altesse Sérénissime, que la démarche, que Heil a fait faire à la France par ses projets mal digérés, l'a piqué extrémement et qu'il sera bien difficile de l'engager à faire quelques efforts en faveur de Votre Altesse Sérénissime. Tout ce que Votre Altesse Sérénissime peut faire à mon avis c'est de tâcher d'être bien avec la Cour Russienne, si Votre Altesse Sérénissime a une fois gagné la Cour Russienne, et que cette cour propose une alliance fort avantageuse a la France, à condition que Votre Altesse Sérénissime y soit comprise, la France se déclarera peut-être pour Votre Altesse Sérénissime; mais sans cela je ne vois point qu'il y ait quelque chose à faire ici; car si je ne suis pas en état de montrer un plein pouvoir de la Cour Russienne, on traitera de chimère tout ce que je pourrai dire d'une alliance avec cette puissance.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 161 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Votre Altesse Sérénissime me pardonnera. la liberté, avec laquelle je Lui parle; c'est une marque du zèle, que j'ai pour Son service, duquel je ferai tout mon possible, de Lui donner des preuves, La suppliant très humblement, d'être persuadée, que si ma négotiation ne réussit point, ce n'est pas ma faute. Je ferai de mon mieux; mais si l'on refuse à m'entendre, si l'on me relance, comme la premiere fois, je ne vois point ce que je puisse faire, et Votre Altesse Sérénissime aura la bonté de m'excuser. Cependant, Monseiqneur, la froide reponse du Garde des Sceaux ne m'empêchera pas de revenir à la charge et de tâcher de me faire écouter, et je prie Votre Altesse Sérénissime de m'honorer bientôt de Ses ordres, afin que je sache ce que j'ai à faire en cas qu'on s'obstine à rejetter mes propositions et si dans ce cas là Votre Altesse Sérénissime veut, que je revienne ou que je reste ici pour en faire d'autres selon l'instruction, qu'Elle me fera la grace de me donner.

Votre Altesse Sérénissime trouvera sur un billet à part une addresse, sous laquelle Elle peut, s'il Lui plait, m'envoyer sûrement Ses ordres.

J'ai l'honneur d'être avec un très profond respect

de Votre Altesse Sérénissime
à Paris
le 23 éme Juin 1736.
le très humble et très
obéissant serviteur
C. L. Liscow.
(Vorstehender Brief ist in Chiffren geschrieben.)

A Son Altesse Séréenissime Monseigneur Charles Leopold Duc regnant de Meclembourg, Prince des Vandales, de Suerin et de Ratzebourg, Comte de Suerin, Seigneur des Pais de Rostock et de Stargard

  à
(L. S.) Wismar.
pr. 4 July 1736.

Auf einem eingelegten Zettel:

A Monsieur
Monsieur Raffou
demeurant au Fauxbourg St. Germain, Rue du Colombier
à l'Aigle noir
  à
(L. S.) Paris.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 162 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 11.

HochEdler          
Hochzuehrender Herr Bürgermeister.

Ich zweifele nicht, Sie werden glauben, ich sey unterwegens gestorben: Allein ich lebe noch; und befinde mich wohl. Die Ursache warum ich nicht eher geschrieben, ist, daß ich erst den 26 ten Maii zu Paris angekommen, und wegen vieler Verhinderungen nicht eher als den 17 ten Junii im Stande gewesen auszugehen.

Mit voriger Post habe ich an Jhro Durchl. geschrieben: Allein ich glaube mein Brief wird nicht gar zu angenehm sein. Ich habe die Wahrheit geschrieben, und bin nicht der Mann der jemand mit falscher Hofnung schmeicheln kan. Ich finde es hier ganz anders, als ich es mir vorgestellet. Ich dachte man wäre geneigt uns zu helfen, allein man ist es wahrlich nicht; und wo wir uns sonst auf niemand verlassen können, so sind wir verlohren. Es wäre also nach gerade Zeit sich eines beßern zu besinnen, und gelindern und vernünftigern Rathschlägen Platz zu geben. M. H. Bürgermeister werden so gut seyn, und, falls man mit Ihnen von dieser Sache reden sollte, recht von Herzen abzusprechen, und die Unmöglichkeit, mit Gewalt seine Absichten zu erreichen, vorzustellen. Ich will nicht ermangeln hier mein bestes zu thun: Allein ich verspreche mir wenig gutes: und ein Engel vom Himmel würde nicht vermögend sein etwas auszurichten, wenn man ihn nicht hören will.

Mit meinen ducaten bin ich übel daran. Sie gelten hier nicht: Und wenn ich sie nach der Müntze schicke, verliehre ich auf einen jeden mehr denn 40 ßl. Das gefällt mir nicht, weil ich, wo ich noch einige Monathe hier bleiben soll, mich genöthigt sehen werde, um einen Wechsel anzuhalten, wozu man sich schwerlich verstehen wird, zumahl, wenn meine Sachen nicht gut gehen. Indeßen kan ich ohne Geld weder hier leben, noch wieder zu Hause kommen. Ich verspreche mir von Ew. HochEd. daß Sie, wenn ich noch Geld nöthig haben solte, mein Wort bestens reden werden.

Die Einlage bitte ohnschwer an Loison seine Frau zu bestellen, und, wenn Sie mir die Ehre thun an mich zu schreiben, es dieselben wissen zu laßen, damit sie ihren Mann auch durch einen Brief erfreuen kan. Sie können Ihre Antwort nur an Madame Heinecken in Lübeck addressiren, welche sie schon besorgen wird. Schreiben Sie mir was unser Goldmacher macht,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 163 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und alles was sie glauben, das mir zu wißen nöthig ist. Croll und sein gantzes Hauß grüße zum schönsten.

Ich verharre mit vieler Hochachtung  
Ew. HochEdlen
    M. H. Bürgermeisters
    ergebenster Diener
    Liscow.
Paris
den 28 ten Junii 1736.
   

P. S. Heil hat hier alles verdorben durch seine Vorschläge, die er nicht ausführen können: Und auf diese vorschläge soll ich auch bauen? Was kan da gutes heraus kommen?

A Monsieur
Monsieur Mester
Bourguemaitre de la ville de Sternberg
  à
Wismar.
(L. S.)

Nr. 12.

Monsieur.

Ce n'est que depuis mon retour à Hambourg, d'où j'ai esté du tems absent, que la lettre, dont Vous m'avés honnoré, m'a esté rendue; sans ce contretems je n'aurois pas tardé si longtems, à me donner l'honneur de Vous repondre. Vous souhaités, que je Vous donne des nouvelles de Mr. Lyskow, et en verité je ne puis Vous satisfaire; ce que je seai seulement est qu'il a esté à Hambourg yl y a huit ou dix semaines plus ou moins, et qu'il en est parti, sans avoir veu ny Mr. le conseiller privé de Clausenheim, ny Mr. de Rassau son ami, ny moi qui suis beaucoup des siens et qui l'estime infiniment. Je soupçonne qu'il n'en a vsé ainssi que par les ordres du Duc son maitre et que les mêmes raisons l'empechent encore d'escrire à ses amys. C'est tout ce que je puis Vous dire, Monsieur. Si Vous aprenés de ses nouvelles, faites moi la grace de m'en donner,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 164 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

et si elles me parviennent plustôt qu'à Vous, j'aurai l'honneur d'en vser de même à Votre egard. J'ai celui d'estre avec beaucoup de consideration

Monsieur
Hambourg
ce 36 Juin 1736.
Vostre très humble et très
obéissant serviteur
de Rochefort.
  Le defaut de la langue Alle-
mande m'oblige, Monsieur,
d'escrire en françois. Je Vous
renvoie la lettre pour Mr.
Lyskow, ne sachant où
l'addresser.
 
    A Monsieur
Monsieur S. Croll
avocat
 
    à
Wismar.
(L. S.)

Nr. 13.

Monsieur.

Le S'. Liscow Secretaire privé de Votre Altesse me rendit il y a 10 ou 12 jours la lettre, qu'Elle m'a fait l'honneur de m'écrire du 9 Avril dernier, et je ne l'ai pas reveu dépuis. Je serai toujours prest à entendre ce qu'il aura à me dire de Sa part, pour en rendre compte ensuite à Sa Maj . Jusque là je ne puis rien dire de précis à Votre Altesse, n'étant pas instruit de Ses veues ni des moyens de terminer Ses malheurs. Ils paroissent augmenter tous les jours et le remède me paroit de plus en plus difficile. Il ne m'est jamais revenu, que Son attachement au Roi ait été esté comme un pretente de procedures, qui ont été faites contr' Elle, mais si le S'. Liscow peut nous suggerer le moyens d'adoucir Ses peines, le Roy s'y pre-

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 165 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

stera avec plaisir. En mon particulier je serai fort aise d'avoir des occasions de Vous marquer le parfait attachement avec lequel je suis

Monsieur
  De Votre Altesse  
a Chantilly
le 3 Juillet 1736.
le très obligé
le Card. de Fleury.
A Son Altesse
Monsieur le Duc de Meckelbourg
    à
Wismar.
(L. S.)

Nr. 14.

Wismar d. 9 July 1736
an Lischo.

Deßelben von 23 passato ist allererst den 4 dieses allhier angekommen. Es hat nicht wenig Verwunderung gegeben, daß so woll die Reife so langsam, alß auch daß 3 gantze Wochen ohne das geringste anzufangen passiret. Aus beygeschlossenem extract wird er ersehen, wie der Wienerische Hof sich erkläret, es wäre also dem Könige von Franckreich gar ein leichtes, wenn nur Ernst gezeiget würde, die Sache in Kurtzen in Mecklenburg völligst herzustellen und zu Dero höchsten Interesse wegen gerechtester Satisfaction nach denen leges Imperii auszuführen. Er wird dieses bestmüglichst vorstellen und alles anwenden, daß nichts verseumet wird.


Nr. 15.

Mon Cousin. J'ay receu par le S r. Liscouu la lettre du 9 Auril d er , qu'il etoit chargé de me remettre de Votre part; Vous ne deuez point douter, que je ne sois toujours fort peiné des sujets de plaintes, dont Vous me rappellés le souvenir, et de ce que les conjonctures n'ayent encore pu jusques icy Vous y faire trouver un changement conforme à Vos dézirs. J'ay toujours Vos interests éqalement

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 166 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

à coeur, et ce sera avec plaisir, que je verray naître le moment de contribuer à Votre satisfaction personelle; je n'ay à cet egard qu'a m'en remettre au compte, que le S r. Liscouv poura Vous rendre luy même de mes sentimens et de mon affection pour Vous, sur ce je prie Dieu, qu'il Vous ait, mon Cousin, en sa sainte et digne garde. Ecrit a Compiegne le 29 Juillet 1736.

Louis.
Chauuelin.
A mon Cousin
le duc de Meckelbourg
Prince du St. Empire.

(L. S.)

Nr. 16.

Monseigneur.

Le S. Liscow m'a remis la lettre du 9 Avril dernier, dont Votre Altesse a bien voulu m'honorer. Les témoignages qu'Elle a la bonté de m'y donner de Sa confiance, me sont un nouveau motif de m'interesser à tout ce qui La regarde; Elle voudra bien estre persuadé, que je seray très attentif à proffiter de toutes les occasions, où je pourray Luy donner des preuves de mon zèle pour Son service et que je me feray un plaisir de contribuer de mes soins à ce que Votre Altesse puisse retirer de la mission du s. Liscow auprès de sa Maj tout le fruit, qu'Elle en attend.

Je suis avec un respectueux attachement

Monseigneur
de Votre Altesse
A Compiegne
le 29 Juillet 1736.
très humble et très obéissant
serviteur
Chauuelin.
A Son Altesse
Monseigneur le Duc de Meklenbourg
Prince du St. Empire.
Garde des Sceaux.
(L. S.)

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 167 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 17.

Monseigneur.

Les ordres, que Votre Altesse Sérénissime a bien voulu me donner par Mester, m'ont été bien rendus le 22 éme du mois passé à Compiegne, où j'avois suivi la Cour.

Avant même que je les eusse reçus, je me suis donné toute la peine du monde pour parler au Garde des Sceaux. Mais je n'ai pu obtenir le moindre petit moment d'audience, quoiqu'il me vit tous les jours à son antichambre, jusqu'à ce qu'enfin le 28 éme passé j'eus l'honneur de lui parler seul pour quelques momens. Je commençai à lui faire mes propositions, mais lui, sans vouloir me donner le tems de parler, m'interrompit de la manière la plus brusque et la plus hautaine, pour me dire, que ce que Votre Altesse Sérénissime prétendoit du Roi, ne se pouvoit faire, et qu'il m'expedieroit bientôt. Je lui répondis, que s'il voudroit m'écouter, il trouveroit, que Votre Altesse Sérénissime ne prétendoit rien, qu'Elle ne pût raisonnablement attendre d'un Prince garant de la paix de Westphalie. Sur quoi il me dit: Que voulez-Vous, Monsieur.? Nous ne pouvons point envoyer une armée en Mecklenbourg. Mais, lui dis-je, rien ne Vous empêche de faire de fortes et sérieuses représentations à la Cour de Vienne, et je crois, que cela suffira. Monsieur, me dit-il, nous ne ferons jamais de déclaration pour le duc: nous l'assisterons de tout ce que nous pourrons selon la disposition des affaires, mais nous ne forons point de déclaration pour lui. Il repeta cela plusieurs fois, et après avoir ajoûte: Voilà tout ce que je puis Vous dire, il me quitta.

Comme je me retirai, il fit courir après moi pour me faire rappeller et me dit, que l'après-midi il me feroit tenir une lettre pour Votre Altesse Sérénissime. Je fus chez lui à l'heure qu'il m'avoit marquée. Mais on me remit au lendemain qui étoit le 29 éme passé, où enfin il me donna la lettre du Roi et la sienne, que j'ai l'honneur d'envoyer à Votre Altesse Sérénissime.

Votre Altesse Sérénissime verra par ces lettres et par ce que j'ai l'honneur de lui dire la manière, dont j'ai été reçcu ici, et quel fond il y a à faire sur l'assi stance du Roi. Je suis au désespoir d'être obligé de mander des nouvelles si désagréables à Votre Altesse Sérénissime. Mais ce n'est pas ma faute. J'ai fait

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 168 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

tout ce que j'ai pu et j'espère, que Votre Altesse Sérénissime aura la bonté de ne point m'imputer le mauvais succès de ma négotiation, que j'aurois voulu faire reussir aux dépens même de ma vie. Mais il m'a été impossible de vaincre la dureté du Garde des Sceaux, qui n'a jamais voulu entrer en détail avec moi et qui même m'a renvoyé sans vouloir m'entendre.

Cependant, Monseigneur, quoiqu'en me faisant tenir les lettres, que j'ai l'honneur d'envoyer à Votre Altesse Sérénissime, on m'ait en quelque façon donne mon congé, je n'ose pourtant partir d'ici sans un ordre exprès de Votre Altesse Sérénissime, et je La supplie très humblement de me faire savoir Ses intentions au plutôt, afin que je sache, si je dois rester encore ici pour faire de nouvelles tentatives, ou si Votre Altesse Sérénissime veut, que je m'en retourne. Quoiqu'il plaira à Votre Altesse Sérénissime de m'ordonner, Elle trouvera bon, que je Lui représente, que mon argent tire sur ses fins, et que, soit que Votre Altesse Sérénissime veuille que je reste plus long tems ici, ou qu'Elle souhaite que je revienne, je ne saurois faire ni l'un ni l'autre sans une lettre de change de 80 à 100 louis d'or, que Votre Altesse me fora la grace de m'envoyer, s'il Lui plait. Si Votre Altesse Sérénissime voudra bien considérer, combien il est cher à vivre ici, et (sans compter la perte de plus de 250 écus, que j'ai faite sur mes ducats) les dépenses que j'ai été obligé de faire pour m'équiper tant soit peu, avec les voyages qu'il m'a fallu faire à Versailles et à Compiegne, où toutes choses sont encore plus chères qu'ici, Elle ne trouvera pas étrange la demande, que je me donne la liberté de Lui faire, et ne me refusera pas un secours absolument nécessaire, pour éviter la honte et l'embarras inséparables d'un manque d'argent dans un lieu, où l'on ne connoit personne. Je l'en supplie très humblement, étant avec une soumission très profonde

de Votre Altesse Sérénissime
à Paris
le 2 éme Aoùt
1736.
le très humble et très obéissant
serviteur
Liscow.
A Son Altesse Sérénissime
Monseigneur le Duc regnant de Meclenburg etc.
    à
(L. S.) Wismar.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 169 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nr. 18.

HochEdler      
Hochgeehrter Hr. BürgerMeister.

Es hat mich sehr gewundert, daß M. Hr. Bürgermeister mir nicht auf meinen Brief geantwortet: denn unsere Abrede war bey meiner Abreise gantz anders. Ich habe mein Wort gehalten: Sie aber nicht. Denn die paar Zeilen, so ich von Ihrer Hand erhalten, kann ich unmöglich als eine förmliche Beantwortung meines Schreibens ansehen: Weil sie in einer gantz andern Absicht geschrieben.

Indeßen bin ich dem Inhalt dieser Zeilen getreulich nachgekommen: Muß aber beklagen, daß meine Bemühung nicht die gewünschte Würkung gehabt. Es hat Mühe gekostet ehe ich den Garde des Sceaux zu sprechen bekommen: Ich habe beynahe 14 Tage in seiner Antichambre lauren müßen. Und endlich als ich vor ihm kam, erhielt ich nichts von ihm als ein trotziges Nein, und eine so kurze Abfertigung, als ich nimmer vermuthet hätte.

Ich kan M. Hn. Bürgermeister versichern, daß wenn ich vorher gewußt hätte, wie wenig man sich hier um Uns und Unsere Sachen bekümmert: ja wie verhaßt Heil uns hier durch seine übel ausgefallene Anschläge gemacht, so hätte mich kein Mensch aus Wismar bringen sollen. Allein geschehene Dinge sind nicht zu ändern, und ich muß mich damit trösten, daß ich das meine gethan. Daß man mich trotzig abweiset, und kaum hören und sehen will, davor kann ich nicht. Ich bin am schlimmsten daran: und M. Hr. Bürgermeister kan glauben, daß ich noch wenig vergnügte Stunden in Franckreich gehabt. Mir hat in langer Zeit weder Eßen noch Trincken schmecken wollen, welches mir Anfangs verdrießlich war, nun aber nachgerade recht lieb ist, weil die Zeit heran nahet, da ich kaum wißen werde, wo ich brodt her nehmen soll. Ich habe desfalls um Geld geschrieben, und ersuche M. Hn. Bürgermeister sein Bestes zu thun, daß ich den verlangten Wechsel bekomme. Das Geld geht hier, als wenn es Füße hätte, und man hat wenig davor; die Reisen nach Versailles haben mir viel gekostet, und die letzte nach Compiegne hat mir den Rest völlig gegeben. Auf die ducaten habe ich bey 250 Rthlr. verlohren: und das elende Kleid, samt dem bißgen leinen Zeug, so ich unumgänglich haben mußte, hat mir auch was gekostet: Daß also M. Hr. Bürgermeister leicht nachrechnen kann, daß ich geld nöthig habe: es sey, daß ich hier bleiben, oder zurück kommen soll.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 170 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die guten Zeitungen aus Norden habe ich gelesen. Ich wolte wünschen, daß sie würcklich so gut wären, als derjenige der sie überschreibet sich einbildet. Ich vor meine Person finde nichts tröstliches darin, denn wenn der Kayser von handhabung der Regalien spricht, so hat es einen ganz andern Verstand, als wenn wir so reden, und nicht die Meinung, daß der Kayser seine decreta wiederruffen wolle. M. Hr. Bürgermeister sieht dieses besser als ich.

Uebrigens ersuche M. Hn. Bürgermeister nochmahlen vor mich zu sorgen, daß ich nicht ins Chatelet komme, und mir mit dem ehesten umständlich zu schreiben. Ich verharre mit aller Aufrichtigkeit

Ew. HochEdl.
     M. Hn. Bürgermeisters
ergebenster Diener
Paris> L.
den 2 ten Aug. 1736.
A Monsieur
Monsieur le Rourquemaitre Mestre
    à
(L. S.) Wismar.

Versiegelt mit C. L. Liscows Siegel.

Couvertirt an:
A Monsieur
Monsieur Croll,
JC te et Advocat très celebre
    à
(L. S.) Wismar.
pr. XII. Aug.

Nr. 19.

Paris den 16 ten August 1736.

Monsieur.

Deßen Brief vom 13 ten dieses habe ich gestern wohl erhalten. Wie es mich nun sehr wundert, daß man mir nicht schreibt, ob ich hier bleiben, oder zu Hause kommen soll; So ist es mir sehr empfindlich, daß man, wie es scheint, an meiner Ehrlichkeit zweifelt, und ehe man mir Geld schicket, eine Rechnung von meinen Ausgaben zu sehen verlanget. Ob es nun

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 171 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zwar eine sehr leichte Sache ist, eine Rechnung zu machen, und ein Betrieger diese Kunst so gut verstehet, als der ehrlichste Mann von der Welt, So wird man es mir doch nicht verargen, daß ich vor dieses mahl noch keine Rechnung einschicke. Ich unterlaße es aus nachfolgenden Ursachen: 1. Weil ich verlange, daß man mir die Ehre thue, zu glauben, daß ich mich nicht mit dem elenden Rest einer Summe zu bereichern suchen werde, die so geringe ist, daß es sich kaum der Mühe verlohnen würde, sie gantz unterzuschlagen, und 2. weil ich vorhersehe, man würde mir, da man doch einmahl ein Mißtrauen in mir zu setzen angefangen, über einen jeden Punct meiner Rechnung monita machen, deren Beantwortung, und das daraus folgende hin und herschreiben, so viele Zeit wegnehmen würde, daß ich darüber todt hungern könnte. Weil ich nun nicht glaube, daß man mich darum hieher geschicket, so erwarte ich mit dem ehesten entweder Geld, oder wenigstens eine Gewißheit, ob ich was haben soll, oder nicht? damit ich meine mesures darnach nehmen könne. Je suis

Monsieur
votre Serviteur
Liscow.
A Monsieur
Monsieur Mester
Bourguemaitre de la ville de Sternberg
    à
(L. S.) Wismar.
pr. 9 Sept. 1736.

Nr. 20.

Lübeck den 17. Novbr. 1736.

Hoch Edel gebohrner         
Insonder Hoch zu Ehrender Her Burgemeister.

In dinstlich antwordt auf Dero geehrtes von 15 dieses melde daß ich Dero letztes schreiben von September gleich den Posttag darauf so prompt wie die vorigen und des Hr. Krols richtig spediret habe. ich befinde mich aber seit den 28 Augusti in Paris datiret von bewußten Freunde ohne die geringste nachricht, welches mich sehr befrömdet, zu mahl da vor 14 tagen von Hn. Pastor Neumeister auß Hamburg an den hiesigen H. Rector von Seelen ein schreiben eingelauffen, dar in ge=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 172 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

standen, wie in Hamburg das gerücht lieffe, der bewuste Freund sey in Paris von seinem Diener Erwürget worden, ich wünsche nicht daß dieses wahr seyn möge. Es ist ein braver Mensch aufrichtig, und hat verdient von großen Herrn estimiret zu werden. Ich hoffe durch einen guten Freund von Paris auß zu erfahren, wo der Freund geblieben. Solle ich bald nachricht bekommen, wil ich es melden, dafern aber Dieselben eher wie ich was zuverießlich da von erfahren, wil umb Communication dienstlich gebäthen haben, die ich nach Empfehlung Gottes die Ehre habe zu seyn

Euwer Hoch Edel Gebohren     
meines hoch zu Ehrenden Hn. Bürgermeisters
ergebenste Dienerin
C. E. Heineken.
A Monsieur
Monsieur Mester,
Bourgemaitre de Sternberg,
    à
(L. S.) Wismar.

Nr. 21.

HochEdler          
Hochzuehrender Herr Bürgermeister.

Ich habe vor mehr als 5 Wochen an Ihro Hochfürstl. Durchl. geschrieben und Deroselben gemeldet, wie die Noth mich gezwungen, Paris zu verlaßen, und mich nach Holland zu begeben. Ich bat dabey unterthänigst, mir noch mit 200 Rthlr. zu helfen. Allein ich habe noch zur Zeit keine Antwort, wohl aber einen Brief von M. Hn. Bürgermeister erhalten, in welchem mir befohlen wird zu Hause zu kommen.

Wann ich nun ohne Geld unmöglich diesem Befehl nachkommen kan: So habe M. Hn Bürgermeister hiedurch gantz' ergebenst ersuchen wollen, es bey Ihro Hochfürstl. Durchl. dahin in die Wege zu richten, daß ich Geld bekomme. Vor 6 Wochen wären 200 Rthlr. genug gewesen mich aus meiner Noth zu reißen: Allein jetzo muß ich nothwendig 300 Rthlr. haben, wo ich zu hause kommen soll. Ich erbiete mich nochmahls, wie ich in meinem vorigen an Ihro Hochfürstl. Durchl. gethan, von allen meinen Ausgaben Rechnung abzulegen, und mir, was ich zu viel verthan, an meiner Gage abziehen zu

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 173 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

laßen. Ich glaube daß dieses Erbieten alles ist, was man von mir verlangen kan. Sollen aber, über verhoffen, Ihro Hochfürstl. Durchl. meinen Untergang beschlossen haben: So werden Dieselbe doch die Gnade haben, mir einmahl vor allemahl wißen zu laßen, ob ich von Deroselben noch einige Hülfe zu erwarten habe oder nicht. Ich habe bißhero aus unterthänigstem Respect vor Ihro Hochfürstl. Durchl. meine Noth niemand klagen mögen: Wenn ich aber sehe, daß man mich unglücklich machen will: so muß ich es machen, wie ich kan, und bin versichert, daß die gantze Welt mit mir ein Mitleyden haben wird. M. Hr. Bürgermeister werden die Güte haben Ihro Hochfürstl. Durchl. dieses alles vorzustellen, und ihr bestes zu thun, daß ich Geld bekomme: oder mir wenigstens die Freundschaft thun, mir zu melden, daß ich nichts haben soll. Es muß dieses aber bald geschehen: denn es ist mit mir auffs höchste gekommen, und weiß ich nicht wie lange ich es hier werde halten können. Sie können meine Briefe nur an die Madame Heinecken in Lübeck addressiren. Ich bin mit vieler Hochachtung

M. Hn. Bürgermeisters
Rotterdam
den 25 ten Novbr. 1736.
ergebener Diener
C. L. L.

P. S. Wo sie mich in W. nicht wieder haben wollen, so machen sie doch, daß Loison zu hause kommen kan. Mich deucht nicht, daß es billig ist, daß der Kerl auf meine Unkosten hier liegt.

A Monsieur
Monsieur Mester
Bourgemaitre de la ville de Sternberg
    à
(L. S.) Wismar.

Nr. 22.

Durchlauchtigster Herzog,      
Gnädigster Fürst und Herr.

Ew. Hochfürstl. Durchl. werden sich gnädigst erinnern, was ich in meinem letzten unlerthänigsten Schreiben vom 20 ten Decembr. vorigen Jahrs Deroselben vorzustellen die Ehre gehabt habe.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 174 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ich hätte geglaubet, Ew. Hochfürstl. Durchl. würden durch die so oft wiederholten Vorstellungen der großen Noth, in welcher ich mich befand, gerühret worden seyn: Allein die Folge hat gewiesen, daß ich mich mit vergeblicher Hoffnung geschmeichelt; indem Ew. Hochfürstl. Durchl. mich nicht der geringsten Antwort gewürdiget, sondern in dem Elende, worin ich ohne meine Schuld gerathen war, stehen laßen.

Ich habe also selbst zu meiner Rettung Anstalt machen müssen, und bin so glücklich gewesen, daß ich endlich gute Freunde gefunden, die mir so viel vorgeschoßen, daß ich meinen Wirth in Rotterdam bezahlen, und nach Hamburg zurückreisen können. Wie hoch sich meine Schuld belaufen, werden Ew. Hochfürstl. Durchl. aus beygehender Ouitung, und was Loison auf meine Rechnung verzehret, aus dem gleichfalls angeschloßenen Zeugniße meines Witths gnädigst ersehen.

Da ich nun alle diese Unkosten in Ew. Hochfürstl. Durchl. Diensten gemachet, und aus keiner andern Ursache so tief in Schulden gerathen bin, als weil Ew. Hochfürstl. Durchl. mir in Ungnaden denjenigen Zuschub versaget, den ein Diener, der verschicket worden, von seinem gnädigsten Herrn mit Recht fordern kan: So flehe Ew. Hochfürstl. Durchl. unterthänigst an, Dieselbe geruhen gnädigst, mich, durch eine baldige Erstattung der mir verursachten Kosten, aus den Schulden zu reißen, die ich in Dero Diensten zu machen genötigt worden.

Diese Forderung ist so billig, und Ew Hochfürstl. Durchl. so wenig mit meinem Unglück gedienet, daß ich des unterthänigsten Vertrauens lebe, Ew. Hochfürstl. Durchl. werden, nach Dero welt=berühmten Großmuth und Liebe zur Gerechtigkeit, meine unterthänigste Bitte gnädigst Statt finden laßen.

Ich würde nicht ermangeln, mich persönlich zu Ew. Hochfürstl. Durchl. Füßen zu werfen, und Dieselbe mündlich in aller Unlerthänigkeit hierum anzuflehen: Allein das Verfahren Ew. Hochfürstl. Durchl. gegen mich ist so beschaffen, daß ich dieses zu wagen billig Bedencken trage, und so außerordentlich ungnädig, daß ich nothwendig daraus schließen muß, daß Ew. Hochfürstl. Durchl. meine Dienste nicht weiter verlangen.

Ich laße dahin gestellet seyn, was Ew. Hochfürstl. Durchl. vor Ursachen gehabt, eine so große Ungnade auf mich zu werfen. Mein Gewißen saget mir, daß ich Ew. Hochfürstl. Durchl. redlich zu dienen gesuchet, und mit Freuden bis an meines Lebens Ende gedienet haben würde, wenn es Ew. Hochfürstl. Durchl. nicht gefallen, durch das ungnädige Bezeigen gegen mich, mir stillschweigend meinen Abschied zu geben.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 175 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ich muß dieses, wie sehr es mich auch schmerzet, geschehen laßen: Und bitte nur, als die einzige und letzte Gnade, so von Ew. Hochfürstl. Durchl. erwarte, unterthänigst, Ew. Hochfürstl. Durchl. geruhen gnädigst, den mir schon ertheilten stillschweigenden Abschied in eine förmliche dimission zu verwandeln, damit ich mein Glück in der Welt weiter suchen könne.

Ich getröste mich einer gnädigen Erhörung, und verharre lebenslang in tiefster submission

Ew. Hochfürstl. Durchl.
Meines gnädigsten Fürsten und Herrn
  untertänigster treu=gehorsamster
Hamburg
den 19 ten April 1737.
C. L. Liscow.
A son Altesse Serenissime
Monseigneur le Duc regnant de Meclembourg
    à
(L. S.) Wismar.

Ontfangen van d' Heer Christian Lodewyk Liscow de Somma van zeven hondert dertien Guldens vor Logement en verteeringen ten mynen huyzen sedert den 4. Sept. tot den 21. Febr. 1737. gedaan.

segge [713 Fl.] Jacob van Dam.

Ick ondergeschreben betuige, dat onder de verteeringen, die de Heer C. L. Liscow an myn huys sedert den 4. Sept. 1736, tot den 21. Febr. 1737 heett gedaan, zyn Knegt Joseph Nicolaus Loison voor zyns Heers Rekening, heett gehad en geordonnert Een hondert en drie en twintigh Guldens. Rotterdam den 21. Febr. 1737.

Jacob van Dam.


Nr. 23.

Monseigneur!

Dans ma derniere du 19 eme Avril je me suis donné la liberté de demander à Vôtre Altesse Serenissime le remboursement de l'argent que j'ai depensé dans Son service et un congé dans les formes.

Comme ma demande était très juste, j'espere que Vôtre Altesse Serenissime m'accordera l'vn et l'autre,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 176 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

et j'aurois crû que Vôtre Altesse Serenissime me feroit la grace de me faire savoir la resolution là dessus. Mais comme il a plû a Vôtre Altesse Serenissime de ne me faire donner aucune reponse à ma lettre, Elle trouvera bon que je reïtere mes tréshumbles instances, et que je La supplie tréshumblement de me tirer au moins d'une incertitude plus facheuse que ne le seroit vn refus formel.

C'est vne grace qui ne coûte rien, et la moindre, que Vôtre Altesse Serenissime me puisse faire.

Je suis avec le plus profond respect et vne soumission trés parfaite

Monseigneur
de Vôtre Altesse Serenissime
  le tréshumble et trésobeïssant serviteur
à Hambourg
le 6 éme Mai 1737.
C. L. Liscow.
A Son Altesse Serenissime
Monseiqneur Charles Leopold Duc regnant de Meclemburg, Prince des Vandales, de Suerin et de Ratzebourg, Comte de Suerin, Seigneur de Rostock et de Stargard
    à
(L. S.) Wismar.

Anhang.

Nr. 24.

Magnifici, Hoch- und Wohl-Edel-
gebohrne, Veste, Groß=Achtbahre, Hoch=
und Wohlgelahrte, Hoch und Wohl=
weise Herren,
Hochzuehrende Herren

Der weltbekante Eyfer, welchen Ew. Magnificenzen auch Hoch- und Wohl Edelgeb. Herren in Beförderung der edelen Gerechtigkeit unermüdet verabspühren laßen, erwecket eine Zuversichtliche Hoffnung, daß Selbige auch die gerechte Beschwerden eines Ausländers, bey einer Sache, darinnen er bloß von Denenselben Schutz und Hülfe gewarten kan, Hochge=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 177 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

neigt behertzigen werden. Das unter Dero weisem Regiment so beglückte Hamburg giebet nicht nur vielen Ausländern einen sichern und höchst vergnügten Aufenthalt, sondern es ist auch nicht leicht ein Land und angesehener Ort, welcher nicht von dieser so berühmten Stadt Hamburg manche wichtige Vortheile zöge. Je größer also die Hochachtung derer Ausländer vor die wohl eingerichtete Hamburgische Republic ist; desto mehr wächset bey selbigen das Vertrauen, daß die Theuren Väter dieser großen und freien Stadt keinem einzigen Ausländer, mit Wißen und Willen einige Beleidigung werden zufügen laßen.

Eben dieses Glück darf ich denn auch mir von Ew. Magnific. auch Hoch- und Wohl Edelgeb. Herren versprechen, da der Verfaßer des Hamburgischen Correspondenten, welcher, wie ich aus seinen eigenen Briefen ersehen, Liscow heist, mich bishero, bey aller Gelegenheit, auf eine harte und anzügliche Weise in seinen Blättern angegriffen. Nun habe ich gehoffet, ihn durch den Weg der Gelindigkeit zu rechte zu bringen; daher ich an ihn höflich geschrieben, alle wiedrige Meinung ihm zu benehmen, gesucht, und meine aufrichtige Freundschaft angetragen. An statt aber, bescheidener zu werden, hat derselbe, da er wahrgennommen, daß seine Waare seit der Zeit um ein merckliches beßer abgegangen, alß er, mich spöttisch durchzuziehen angefangen, biß dato vor undienlich gefunden, seine stachlichte Feder zu mildern, sondern der besorgliche Abgang der Käufer hat ihn vielmehr gereizet, solche noch weit mehr, als zuvor, zu schärfen.

Ist es nicht, anderer spöttischer Ausdrücke vor jezo nicht einmahl zu gedenken, eine große Anzüglichkeit, daß er im 166sten Stücke des vorigen Jahres, auf mich diese Reime hinsezet:

Frange, PUER, calamos, et INANES desere NUGAS, ET POTIUS GLANDES rubicundaque COLLIGE corna, etc.?

Und wie heftig ziehet er nicht in seinem jüngsten 83sten Stücke gegen meine ohnlängst herausgegebene Schrift auf so eine Art loß, daß sich alle vernünftige gewundert, wie ihm dergleichen Schreibart in der Censur nachgesehen worden!

So wenig aber die Gelehrte einen Menschen groß kennen, der Liscow heist, und so wenig er sich durch wahre Verdienste bißher bekannt gemacht, noch in so ein Ansehn gebracht, daß er befugt wäre, sich zu einem algemeinen Schriftrichter aufzuwerfen, und Männer, die in öffentlichen Aemtern sitzen, auf eine unerlaubte Art anzugreifen; desto unbescheidener sind seine Reden, daß er einen zum ersten Profeßor der deutschen Be=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 178 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

redsamkeit von einem Grossen Könige bestellten Lehrer nennet: einen Zum Bathos, oder niederträchtigen Schreibart, gebohrnen, und darinne vollkommen gewordenen Redner.

Ist es nicht auch eine besondere Dreistigkeit, daß er spricht: wenn er, wie er bißher gethan, mit mir schertzen wolte; so wolle er das und das sagen, gerade, als ob der Student Liscow, der nichts als ein Zeitungsschreiber ist, der Mann wäre, der das Recht hätte, über Männer in öffentlichen Lehr=Aemtern seinen Scherz zu treiben. Da er aber gleich darauf saget: wenn er im Ernst reden wolle, müsse er gestehen, daß ich nicht nur kein Französisch, das ich elend übersetzet, verstehe, sondern auch in der bisherigen abgeschmackten Schreibart mich selbst übertroffen: So verräth er seinen Uebermuth ganz ausnehmend!

Gewiß, dies Urteil, weil es bloß von Msr. Liscow herkömt, hat bey mir nicht die geringste wiedrige Bewegung gemacht. Denn ich habe in solcher Schrift vorausgesagt, daß Leute seines Schlages so urtheilen würden. Ob aber gleich das unglückliche Urteil eines, der von Zeitungschreiben sein mühsames Stück Brod suchet, ein sehr geringes Gewichte auf der Waagschale der Wahrheit giebet: So wißen doch wohl hundert Leser nicht, daß Herr Liscow dieser Held sey, der so groß von sich redet: Wir, wir, urteilen so und so; sondern es dencken manche, daß etwa gescheidte, ansehnliche und unpartheyische Männer solche Urteile fällen!

Es gelanget demnach an Ew. Magnificenzen, auch Hoch- und Wohl Edelgeb. Herren mein ergebenstes Gesuch, ihn zu bedeuten, sich künftig einer bescheidenem Schreibart zu bedienen, und seine bißherige Anzüglichkeiten zu wiederruffen, auch wo er sich dergleichen weiter unterfinge, einem vernünftigern die Verfertigung der gelehrten Articul in denen Hamburg. Zeitungen aufzutragen; dergleichen Verwarnung auch an den Verfaszer derer Niedersächsischen Nachrichten ergehen zu laßen, bitte. Solche mildrichterliche Verfügung werde mit aller verbundensten Dankbarkeit erkennen, und aus ganz besondrer Hochachtung lebenslang beharren, Ewr. Magnificenzen, auch Hoch-und Wohl Edelgeb. Herren

ganz ergebenster Diener,
D. Johann Ernst Philippi, Profeßor
der Deutschen Beredsamkeit auf hiesiger
Königlichen Academie.

Halle, den 1 sten Juny 1734.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 179 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Aufschrift:

Denen Magnificis, Hoch- und Wohl-Edelgebohrnen, Vesten, Groß=Achtbahren, Hoch= und Wohlgelarthen, Hoch= und Wohlweisen Herren, Herren Burgemeistern, Syndico, Praetoribus, Cämmerern, und Oberältesten, auch sämtlichen Vornehmen Mitgliedern E. Hoch Edl. und Hochweisen Raths des Heil. RömischenReichs freyer Stadt Hamburg, etc. .
Meinen Hochzuehrenden Herren.

Aus dem hamburger Archive nach dem Originale mitgetheilt vom Hrn. Archivar Dr. Lappenberg zu Hamburg.

Vignette