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Die Kirche zu Proseken.

Auf die Kirche zu Grevismühlen folgt die Kirche zu Proseken. Wenn auch zu Proseken keine Spur mehr davon übrig ist, daß nach der allgemeinen, grade nicht unwahrscheinlichen Sage Carl der Große im J. 789 hier die Wenden habe taufen lassen, so ist doch die Kirche in der Geschichte der Baukunst interessant genug, um sie der Aufmerksamkeit zu würdigen. Die

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ganze Kirche ist nämlich im Style des Ueberganges vom Rundbogen zum Spitzbogen erbauet 1 ). Das Eigenthümliche dieses Uebergangsstyls besteht nämlich darin, daß alle Wölbungen sich dem Spitzbogen nähern, indem sie aus zwei Kreissegmenten im strengen, ernsten Style construirt sind und noch nicht jene weite Oeffnung des ausgebildeten Spitzbogens haben, welche den Seitendruck nöthig machen; die Oeffnungen würden Rundbogen bilden, wenn nicht eine fast unmerkliche Spitze an den jüngern Styl erinnerte. Es fehlen daher in der Regel die Strebepfeiler, welche den Spitzbogen charakterisiren. Die Fenster sind eng, klein, schräge eingehend und häufig paarweise gestellt. Der Rundbogenfries findet sich in der Regel noch und Pforten im Rundbogenstyl kommen noch mitunter vor. Als Muster dieses Styls kann die Kirche des Klosters Sonnenkamp oder Neukloster (vgl. Jahresber. III, S. 142 u. 147), welche im J. 1219 gegründet ward, aufgestellt werden. Die im J. 1232 geweihte Kirche des Klosters Doberan (vgl. Jahresbericht II, S. 27) und die von demselben erbaueten Kirchen, so wie die Kirche des Tochterklosters Dargun sind schon im ausgebildeten Spitzbogenstyl aufgeführt.

Die Kirche zu Proseken gleicht nun am meisten der Kirche zu Neukloster und charakterisirt mit dieser die Zeit des Ueberganges. So sehr sie auch verbauet ist, gewährt sie doch einen sehr würdigen, ernsten Anblick und gehört zu den ausgezeichnetern Landkirchen des Vaterlandes. Sie hat einen oblongen Chor, ein etwas breiteres oblonges Schiff und ein kräftiges Thurmgebäude im Westen desselben. Der Chor hat eine grade, rechtwinklig angesetzte Altarwand, welche früher 3 schmale Fenster hatte, die jetzt zu Einem großen Fenster umgewandelt sind. An jeder Seitenwand des Schiffes sind zwei schmale Fenster aus der Uebergangsperiode; die beiden südlichen sind zu Einem großen Fenster umgebauet. Das Schiff hat an jeder Seite zwei Fensterpaare in demselben Styl, welche an der Nordseite, jedoch nicht an der übrigens gleich construirten Südseite, mit abwechselnd glasurten Ziegeln eingefaßt sind. Die Kirche hatte also ursprünglich die alte Zahl der Fenster in den Rundbogenkirchen: 3 in der Altarwand, 4 im Chor und 8 im Schiffe. Der Fries, der an mehrern Stellen verunstaltet ist, besteht aus Halbkreisen. Eine Pforte in dem strengen Styl der Fenster, von abwechselnd glasurten und nicht


1) Die Kirche stand schon im J. 1222. In einer Urkunde von d. J. heißt es: de silva Clutze terminatum fuit in ecclesia Prozeken, vgl. Franck A. u. N. M. IV, S. 82.
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glasurten Ziegeln erbauet, ist jetzt zugemauert und hoch mit Erde bedeckt. - Die Kirche hat keine Strebepfeiler.

Die Wölbung des Chors ist im Styl der ganzen Architectur: ernst, hoch, spitz, wie die Wölbung des Chors zu Brüel (vgl. Jahresber. VII, S. 75). Die zwei Gewölbe des Schiffes sind, wie häufig jüngere Gewölbe, etwas gedrückt, mehr rund und leichter.

Die Giebel des Thurms sind mit verschiedenartigen, großen Reliefs geschmückt, namentlich der Giebel der Nordseite, an welchem sich reine Halbkreise, auf perpendikulären Pfeilern stehend, in gewissen Entfernungen schneiden. Durch diese Schneidungen entstehen von selbst ganz klar die Formen des Spitzbogens aus der Uebergangszeit mit den Kreissegmenten in den Wölbungen.

Der Altar ist mit einem Leichensteine bedeckt, der, nach den 5 eingemeißelten bischöflichen Weihkreuzen, schon früh aufgelegt sein muß. Von der Inschrift läßt sich noch lesen:

Inschrift

(= Anno domini - - - Johannes Helmstede rector huius ecclesie [durantibus?] LVIII annis [donec?] [in pace] obiit.)

Die Schrift stammt ungefähr aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. So viel sagt die Inschrift unbezweifelt, daß um diese Zeit der Pfarrer Helmstädt nach achtundfunfzigjähriger Amtsführung gestorben sei.