zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 101 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Die Kirche zu Gägelow (bei Sternberg).

Wer hat nicht von der Kirche zu Gägelow gehört! In ganz Meklenburg, selbst über die Grenzen des Landes hinaus, ist die Vergleichung allbekannt: "so bunt wie die gägelowsche Kirche". Und doch kennen sie gewiß wenige, da sie nicht an einer sehr befahrenen Landstraße liegt.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 102 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Kirche ist ein altes, äußerst fest und dauerhaft gebauetes Gebäude, sorgsam aus zum Theil behauenen Feldsteinen und in den Oeffnungen und Gliederungen aus trefflichen Backsteinen aufgeführt. Sie bildet ein Oblongum und besteht aus Chor und Schiff, die zu gleicher Zeit gebaut sind, und einem neuern, schwachen Thurmgebäude. - Der Chor bildet ein Viereck mit einem Gewölbe und mit rechtwinklig angesetzter grader Altarwand und hat in dieser 3 und in jeder Seitenmauer 2 Fenster; hierin stimmt sie mit den ältesten Kirchen überein. - Das Schiff ist ein Oblongum von 2 Gewölben und hat unter jedem Gewölbe 3 Fenster, wie in der Altarwand, also im Ganzen 4mal 3 Fenster. Unter der westlichen Fensterstellung ist an jeder Seite eine Pforte, von denen die südliche zugemauert ist. - Alle Fenster sind schmal, ohne Gliederung schräge eingehend, je 3 durch einfache Pilaster ohne Gliederungen zu Einem architectonischen Ganzen verbunden und nur sehr leise spitz gewölbt, so daß sie einer frühen Zeit des Uebergangsstyls angehören. In Hinsicht der Fensterstellung zu dreien in den Seitenwänden des Schiffes gleicht sie dem Dome zu Güstrow (vgl. S. 97) und den Kirchen von Güstrow und Ruchow bis Schwaan (vgl. Jahresber. VI, S. 88), mit denen sie ohne Zweifel gleichzeitig ist. - Die Gewölbe in Chor und Schiff sind alle gleich und sicher mit der Kirche zugleich gebauet. Sie sind hoch, rein und ernst und machen einen sehr wohlthätigen Eindruck, haben aber eine Eigenthümlichkeit: statt des Schlußsteins haben alle nämlich einen Reliefkreis von einigen Fuß Durchmesser, von dem nicht nur die 4 Hauptrippen, sondern zwischen diesen noch 4 Rippen auf die Mitte der Seiten hinablaufen, so, daß jedes Gewölbe 8 Rippen hat, welche nicht abgerundet, sondern viereckig sind. In Beziehung des kreisförmigen Gewölbeschlusses gleicht die gägelowsche Kirche den Kirchen von dem benachbarten Ruchow bis Schwaan (vgl. Jahresber. VI, S. 88); die gägelowsche scheint aber von diesen die ältere zu sein, weil diese Eigenthümlichkeit sehr strenge, consequent und in Harmonie mit dem ganzen Bau durchgeführt ist.

Ihren Ruf hat die Kirche von der Bemalung der Gewölbe. Bald nach dem Anfange des vorigen Jahrhunderts wurden sehr viele Kirchen von Stuben= und Tapetenmalern mit Malereien verziert, die in der Regel, oder wohl alle, schlecht genug sind. Die Gewölbe der gägelowschen Kirche sind nun nicht auffallender oder bunter bemalt, als die mancher anderer Kirchen; vielmehr liegt in ihren Malereien mehr Sinn, als vielleicht in allen andern. Die Felder der Gewölbe sind mit sehr dicht gewundenen Arabesken angefüllt, in denen runde

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 103 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Schilder stehen, auf welchen der Weg von der Sünde zum Heil allegorisch und oft sehr irdisch dargestellt ist, z. B. durch ein Gastmahl u. dgl. Der Grundton dieser Malereien ist ockergelb und nicht sehr scharf. Es zeichnen sich diese Malereien grade nicht durch Schönheit aus, sie sind aber etwas reicher gehalten, als gewöhnlich die Gewölbemalereien, so daß die Gewölbe ganz damit bedeckt sind. Dieser größere Reichthum der Arabesken und Darstellungen wird wohl nicht zu dem Sprichworte Veranlassung gegeben haben, weil er grade nicht sehr auffallend ist; wahrscheinlich kommt das Sprichwort wohl daher, daß die Kirche eine der ersten, oder vielleicht die erste war, welche in neuern Zeiten, wahrscheinlich schon im 17. Jahrhundert, bunt bemalt ward.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.