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XI.

Fragmente

altniederländischer Gedichte,

mitgetheilt

von

G. C. F. Lisch.


V or mehreren Jahren fand ich im großherzogl. Archive zu Schwerin einen zum Actenmantel im Anfange des 17. Jahrh. benutzten Pergament=Bogen, welcher einen Theil eines altniederländischen Gedichts enthält, von dem unten hier eine Probe mit allen Abbreviaturen mitgetheilt ist. Das Fragment enthält ein Bruchstück der jüdischen Geschichte unter den römischen Kaisern.

Das Format ist sehr großes Folio. Jede Seite enthält 3 Columnen und jede Columne 50 Zeilen, das ganze Fragment also 600 Reimzeilen. Die Schrift ist groß, klar und kräftig und möchte in den Anfang des 15. Jahrh. zu setzen sein. Die einzelnen Abschnitte beginnen mit großen Unzialen, welche abwechselnd mit rother und grüner Farbe eingemalt sind. Die Anfangsbuchstaben der Reimzeilen sind alle große Buchstaben und roth durchstrichen. Die Anfangsbuchstaben jeder Columne sind alle sehr große, mit Schnörkeln und rothen Puncten verzierte, in schwarz geschriebene, verlängerte Minuskel=Buchstaben.

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A ls vaspasiaen daer na
Keerde in cesaria
Ende hi vaste ghereedde hem
Te vaerne op iherusalem
Qua he boodscap ende mare al bloot
Dat die keyser nero was doot
Die VIII daghe e n XIII jaer
Keys' hadde ghewezē dats w'
E n die quaetste was dies gelouet
Die oyt crone droech op houet
Sinte pietre e n pauwelse mede
Deiddi ontliuen met sier q a ethede
In tachterste iaer vā sinē rike
Hē seluē dooddi jamerlike
Do w't gemaect keys' galba
Die onlanghe leuede d' na
Om dese dinc vorste die v't
Vaspasiaen e n sende daer w't
Te rome om des keysers wort
Tytuse dē sone riep si vort
E n sendene tē keys' galba
Dat hi hē screue vā juda
Wat hire mede wilde hebbē gedaē
D'voer oec mede agrippa zaen
Maer eer si te rome quame
Hord si mare e n vernamē
Dat galba ware sond' saghe
Versleghen doe hi VII daghe
E n VII maēdē hadde h'e gewezē
E n otte w't keys' na desen
Die maer III maēt was h'e
Tytus sette hem tē kere
E n quā te cesariē tē vader
In twifele waer si allegad'
Hoe dat mettē roemschē rike
Soude varen cortelike.

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H ier binnē w'd ander ōurede
Te ihrl'm in die stede
Eeen iode een rouere hiet symoē
Was te messaida gheuloen
In enē casteel d' rou's laghē
E n plach met hē des si plagē
Jonc stout lustich was die mā
M' niet als lustich als jan
D' ic of sprac e n spreken sal
Die symoen sette sinē sin al
Om te hebbene heerscapie
E n ghewan grote partye etc.

Nicht lange darauf fand ich in der Registratur des ehemaligen Hof= und Landgerichts zu Güstrow die obere Hälfte eines Bogens von derselben Handschrift, welche in zwei Hälften zu Heftbändern zweier Actenfascikel benutzt war. Nach allen Aeußerlichkeiten ist dies Fragment unzweifelhaft aus derselben Handschrift, welche das vorstehende Fragment enthielt, jedoch ist der Inhalt ein anderer, nämlich ein Gedicht über Wasserthiere (Meerwunder). Das Fragment enthält 315 Reimzeilen. Das Gedicht wird keinen großen Umfang oder nur verschiedene Abschnitte von geringem Umfange gehabt haben. Die einzelnen Thiere werden in alphabetischer Ordnung beschrieben: die erste halbe Folioseite enthält in ihrer letzten Hälfte die Buchstaben C bis E (Capitatis. Capitanius, zeehaze. Delfine. Echinus.); die zweite Seite enthält in ihrer dritten Columne die Buchstaben G bis I (Gracius. H fällt aus; Irundo, een visch na der zwalewen genant.); die dritte Seite enthält die Buchstaben E bis I (Equus fluminis, waterpaerd. Exposita. Foca, stier van der zee. Gananes. Gladius maris, zeezwert Ipotamus ); die vierte Seite enthält dieBuchstabenI bis N (Koli. Kaligo. Monacus maris, in die zee een monec. Nereides. Nanchilus.)

Es folgen hier zwei Proben von der dritten und vierten Seite.

G ladius maris es dat zeezw't
Een wond' dat menegē v'u't
Als Ysidorus ons seghet
E n plinius die te seggē pleget

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Ets. I. visch e n siin bec es voren
Ghescepē na tsw't als wiit horē
So scaerp dat die scepe dor bort
E n also die liede versmort
Hier gaen vte namen in G.
Van der . I. hort ene e n nēmee.

I potamus horic visieren
Er e hande wond' vā riuierē etc.


K aligo seghet ons soliin
Mach wel een zeewond' siin
In dezen dinct mi wel t' cure
Dat ghespeilt heeft die nature
Wāt si haer te deelne pleghet
Dat si allen vischē ontseghet
Dit wond' heuet scelpē e n vīnē
E n dorgaet die zeegrōde binnē
E n als hē v'noeyt der pine
In den zeewatre te zine
So comet bouē e n heuet vloghele
E n vlieghet ond' dāndre voghele
M' waeyet yet so moet weder
Vallen in dat water neder
K. nemet orlof e n . M. comt an
Nv hort wat icker of segge can.

M onac 9 maris es in die zee
Een monec dit es te wōd'ne mee etc.


In einem Folianten auf der Bibliothek der Marien=Kirche zu Rostock (Nr. 95), enthaltend: Textus trium librorum de anima Aristotelis cum commentario secundum doctrinam venerabilis domini Alberti magni (Cölln bei Joh. Koelhoff, 1491), sind zwei Fol.=Bl. Pergament eingeklebt, mit einem niederländ. Gedichte, in gespaltenen Columnen, oben bez. fol. LXI, LXII, LXXXV, XCVI), in kleinerer Schrift, aus Anfang des 14. Jahrh., 46 Zeilen in der Columne, Anfangsbuchstaben roth durchstrichen, Abschnitte beginnen mit rothen Unzialen.

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van III figuren.

E xempel vint ment veet bescreuen
die van wiisen siin gebleuen
ende geset tonser leer
vp dat wii den hoichsten heer
sonden ontfien in allen wercken
ende ouerpeynsen ende mercken
of siin wil ende onse begeren
wel to samen concorderen
om te crigen ewich goet
bi den wercken die nien doet
dit docht my wonder int verstaen           Fol. LXI.
dat sii mit rouwen waren beuaen
want wair ic miin ogen sloech
dair docht my bruechd siin genoech
sonder namelic aldair
dese twee dreuen sulc misbair
nv lust my zeer den zin to weeten
mer qualic dorsticx my vermeten
hem te vragen om tgestant
dad deed twas my onbecant
wie sii waren of waen sii quamen
sii wrongen dic heic hand tsamen
elc claichde ander siin verdriet
doch peynsdic zeker wats gesciet
ic sel die wairheit weten bet
wat hem deert of wat hem bet
dat sii dus groten rou driuen
licht ic mochtet voirt bescriuen
tenen exempel andren luden
sel ic v die wairheit beduden
ic quam so na dat sii my sagen
doe lieten zii een deel hair clagen
ende zagen nairstelic an my
ic trat hem wat nairre bii
ende sprac mit goeden mienen
god onse heer moet v verlienen
beter rust dan glii hier toont
sii andwoirden vrient god loont
v want wii haddens wel te doen
rust die is ons zeer ontvloen
wii en mogenre nergent scouwen
toe braechdic hem die dus in rouwen

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saten wat hem deren mocht
dat sii hem hilden so onsocht
sii seiden vrient ons deert genoech
rou pin ende ongeuoech
sel ons lancsom al begeuen
want wii siin tslands verdreuen
dat ons mit recht toebehoirde
doe vraechde ic na dese woirde
wt wat land sii di geboren
woudii my seggen sonder toren
hoe ghii quaemt in disen liden
of ic v ergent meed verbliden
mach dair bin ic toe beveet                      Ende Fol. LXI.