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Begräbnißplatz von Zickhusen.

Nachdem mehrere zu Zickhusen bei Schwerin gefundene Alterthümer und Nachrichten über die Begräbnißplätze daselbst eingegangen waren, begab ich mich am 13. Julii 1840 nach dem bezeichneten Orte, um in Gesellschaft des Herrn Forst=Inspectors Mecklenburg daselbst genauere Nachforschungen für die großherzogliche Sammlung anzustellen. Derselbe gab mir folgenden zuverlässigen Bericht: Eine sehr bedeutende Ackerfläche von ungefähr 5000 □Ruthen, nordwestlich dicht beim Hofe, die noch vor mehreren Jahren, wie auch häufige Spuren in der Erde zeigten, mit Holz bewachsen gewesen sei, habe einen großen Begräbnißplatz gebildet, auf welchem lauter große Kreise von Steinen von ungefähr 2-3 Fuß Höhe gestanden hätten, in deren Mitte gewöhnlich eine Urne, zwischen Steine verpackt, gestanden habe. Die Erdhügel innerhalb der Kreise seien in dem sehr beweglichen, grandigen Sandboden (während die ganze übrige Feldmark aus strengem Lehm besteht) kaum bemerk=

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bar gewesen. Die Urnen hätten daher nicht tief gestanden; viele seien beim Ausbrechen der Steine für den Kunststraßenbau in Scherben zum Vorschein gekommen; durch die übrigen sei, nachdem das Feld zur Cultur gebracht sei, bei der Beackerung der Pflug gegangen. Alterthümer aus Metall seien nie gefunden.

Dies ganze Todtenfeld zeigte sich noch jetzt, wo die letzten Steine zur Erhaltung der Chaussee ausgebrochen werden sollten, in seiner Ausdehnung, wie beschrieben ist, ganz klar. Ueberall leichter, welliger Boden mit vielen Steinen, welche kaum aus der Erde hervorragten. Wir wählten zur Nachforschung die Stelle zunächst östlich der Sandgrube, weil sich hier noch Spuren gut erhaltener Gräber zeigten.

Eine kaum bemerkbare, weite Anhöhe zeigte hin und wieder Steine in der Erde. Bald zeigte sich dicht unter der Erdoberfläche eine künstliche Steinstellung: äußerst regelmäßig stand ein Kreis von 24 Fuß Durchmesser von sorgfältig gewählten, ungefähr 2' hohen Granitblöcken, welche, auf die Kante gestellt, sehr fest und sicher an einander gefügt waren. In der Mitte, ein wenig gegen Osten gerückt, stand eine Steinkiste aus ähnlichen Steinen und in derselben in Erde gelegt zwei kleine gehenkelte Gefäße, ungefähr 2 1/2" hoch, deren eines von sehr sauberer Arbeit und Form ist.

Diesen Kreis hatten unmittelbar zwei andere, gleich gebauete Kreise berührt. In einem derseben hatte der Herr Forst=Inspector Mecklenburg, während die Leute schürfend Sand gruben, eine große, schön erhaltene Urne, mit zwei kleinen Henkeln auf dem Bauchrande, 9" hoch, wie Frid. Franc. Tab. V, Fig 10, gefunden, - in dem zweiten dieser Kreise eine kleine, 6" hohe, enge, becherförmige Urne, mit zwei Reihen gitterartiger Verzierungen.

Unter ähnlichen Verhältnissen hatten die Steinarbeiter einige Tage vorher an einer andern Stelle und früher schon der Herr Forst=Inspector Mecklenburg nicht weit davon große Urnen, wie Frid. Franc. Tab. V, Fig 10, entdeckt, welche noch restaurirt werden können. Auch ein kleines kugelförmiges Gefäß mit engem Halse und Verzierungen auf demselben war aus einem frühern Funde erhalten.

Mehrere Stellen, die wir untersuchten, gaben in Urnenscherben ein gleiches Resultat. Nur eine Stelle gab in Scherben eine feine, glänzend schwarz gebrannte Urne mit Goldglimmerfünkchen, wie dergleichen den Kegelgräbern eigen sind.

Der Charakter dieses Platzes ist daher folgender: große, künstlich ausgeführte, kreisförmige Steinstellungen, - kleine

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Steinkisten in denselben, - Urnen von grobkörniger, mit Feldspathgrus, Sand und Glimmer durchkneteter Masse, von hellbrauner Farbe, von einfacher, aber edler Form, in der ganzen Höhe weit, mit wenig gerandetem Bauche und wenig eingezogenem Halse, - daneben sehr kleine, zierliche, hellbraune Gefäße und einzelne, glänzend schwarz gebrannte Urnen. Alles dies redet daher für Leichenbestattungen aus der Zeit der Kegelgräber. Kohlen zeigten sich nicht; jedoch war häufig in der Nähe der Urnen die Erde schwarz gebrannt; - Knochenreste waren selten; manche Urnen waren zum Theil damit gefüllt, in andern lagen nur wenig Stücke. Von Alterthümern zeigte sich keine Spur.

Am westlichen Ende dieses Begräbnißplatzes lag eine niedrige, weite Höhe, welche an verschiedenen Stellen Haufen kleiner Steine barg und überall mit offenbar zerschlagenen Feuersteinen bedeckt und vermischt war. Unter einem derselben wurden neben wenigen groben Urnenscherben folgende Alterthümer aus Feuerstein gefunden: ein großer Keil, roh zu gehauen und noch gar nicht geschliffen, ein großer, geschliffener Keil, ein kleinerer geschliffener Keil, ein Schmalmeißel, zwei spanförmige Messer und mehrere Fragmente von ähnlichen. Hin und wieder fanden sich hier auch jene gespaltenen rothen Sandsteine, welche in der Hünenzeit in der Regel zu Urnendeckeln dienen.

Aus der Nähe dieses Platzes möchte man schließen, daß die übrigen Begräbnisse der Steinperiode der Hünengräber sehr nahe stehen; jedenfalls gehören sie, nach den Urnen zu urtheilen, der ältesten Periode der Broncezeit oder der germanischen Kegelgräber an, und wir besitzen in ihnen Nachricht über einen allgemeinen Begräbnißplatz oder einen Kirchhof; denn die hohen Kegelgräber gehören gewiß angeseheneren Personen.

G. C. F. Lisch.