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Bericht über einen Fund an bronzenen Geräthschaften zu Roga bei Friedland.

Im Laufe des Winters 1840/41 ließ Herr Pensionär Runge zu Pleetz Moder aus einem kleinen Teiche, nahe hinter den Tagelöhner=Häusern zu Roga fahren; bei dieser Gelegenheit wurden die zu beschreibenden bronzenen Geräthschaften beisammen 3 Fuß tief im Moder gefunden. Herr Pensionär Runge hat die Güte gehabt, mir dieselben zur Ansicht zu übersenden, und ich beeile mich, dem Verein über diesen interessanten Fund zu berichten. Die Gegenstände desselben sind folgende:

1) ein bronzener Kessel, an Gestalt einer Urne ähnlich (etwa wie die Urnen Frid. Franc. Tab. VI, Nr. 3 und 11), doch an der Basis nicht abgeplattet, sondern mit einem flach gerundeten Buckel versehen. Die Höhe des Kessels beträgt 5 Zoll 8 Linien, die größte Breite 9 Zoll, die Breite am obern Rande aber 7 Zoll. Der Rand geht flach nach einwärts, 9 Linien breit, und ist mit zwei 1 1/2 Zoll langen Henkeln versehen, an denen der Kessel aufgehangen wurde, so daß er frei über dem Feuer schwebte. Das Gewicht beträgt 1 Pfd. 10 Loth. Ein erfahrener Gelbgießer versicherte mir, daß der Kessel in einem Stück gegossen sei (die Gußnäthe sind inwendig noch sichtbar), erklärte aber zugleich auch einen solchen Guß für äußerst schwierig. Der obere Theil ist durch Reifen, der untere aber durch einpunktirte Schlangenlinien und dergleichen verziert. Der Kessel ist offenbar stark gebraucht; denn an der Stelle, wo er seine größte Weite hat, ist er an der Biegung schon etwas durchgebrannt oder durchgescheuert, so wie auch ein Theil des flachen Randes schadhaft ist. Von unten her ist der Kessel stark vom Feuer geschwärzt. Unbedenklich halte ich ihn für einen Opfer=Kessel.

2) eine Stirnbinde oder richtiger ein Kopf=Aufsatz aus sehr dünnem Bronze=Blech, an beiden Enden umgelegt und durch einen Eisendraht verbunden, der mit einer zeugartigen Masse umwickelt ist. Die Weite der Rundung beträgt 7 Zoll, die Höhe des Bleches 1 Zoll 7 Linien; das Gewicht 2 1/4 Loth. Rund umher sind Verzierungen eingeschlagen und unter diesen die Figuren von zwei Drachen. Dieser Aufsatz paßt grade auf den Kopf eines Mannes, und war vielleicht der Kopfschmuck eines Opferpriesters.

3) drei Paar Handgelenkringe aus Bronze gegossen, 3 Zoll und darüber weit, 1 1/2 Zoll breit, und zusammen 25 1/2 Loth an Gewicht. Sie sind offen, aber an beiden Enden mit

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dreieckigen Oehren versehen, und federn noch gut, so daß sie leicht über die Hand zu bringen sind. Drei von ihnen haben vorn und an beiden Seiten Ringe, in denen ein größerer Ring und in diesem wieder drei kleinere Ringe hangen, wie dergleichen schon früher im Strelitzischen gefunden sind. Nur bei einem Exemplar sind die kleineren Ringe zum Theil verloren gegangen, weil die größeren Ringe offen stehen. - Die andern Handgelenkringe haben die kleinern Ringe gar nicht.

4) drei große Ringe, aus Bronce gegossen, mit umlaufenden Riefeln, an beiden Enden mit Widerhaken zum Schließen versehen, von der Art, wie die Frid. Franc. Tab. X, Nr. 1 und 2 abgebildeten, nur nicht von dieser Stärke. Der eine hat eine Weite von 8 Zoll und 8 1/2 Loth Gewicht, der andere 6 Zoll 10 Linien Weite und 3 Loth Gewicht. - Ich weiß, daß man Ringe dieser Art für Halsringe erklärt hat (z.B. Jahresbericht von 1840 pag. 32. unten), oder für Achselringe (ibid. S. 108), kann aber mit beiden Erklärungen, folgendes Umstandes wegen, nicht einverstanden sein. Besonders ist der eine Ring stark gebraucht, und die Hälfte nach den Widerhaken zu völlig abgegriffen, so daß seine Riefeln zum Theil ganz verschwunden sind, und zwar an den äußeren Seiten des Ringes weit stärker, als an der innern; der den Widerhaken gegenüberstehende Theil des Ringes ist stark vom Feuer geschwärzt. Diese Umstände widersprechen offenbar dem angenommenen Gebrauch eines solchen Ringes als Hals= oder Achselring; der eigentliche Gebrauch derselben ist mir aber zur Zeit noch völlig räthselhaft.

5) drei kleine Fingerringe, einer aus Kupferdraht spiralförmig gewunden und zwar von 9 Windungen, die andern gewöhnliche aus Bronze gegossene Fingerringe.

Alle diese Gegenstände wurden, wie schon bemerkt, 3 Fuß tief im Moder zusammen gefunden, und zwar lagen die Handgelenkringe und die Fingerringe unter dem umgestülpten Kessel, die großen Ringe und der Kopfaufsatz aber umher. Die Zahl der Ringe ist mir aufgefallen, nämlich 3 Paar Handgelenkringe, 3 große Ringe und 3 Fingerringe: dienten sie vielleicht für drei Personen? und gehören vielleicht sämmtliche Gegenstände zu einem Apparat für die Priester bei Vollziehung eines Opfers? Noch bemerke ich, daß mit diesem rogaer Funde ein anderer Fund einige Analogie zu bieten scheint, der im Winter 1839/40 zu Schönbeck bei Friedland gemacht wurde, und über den Herr Pastor Sponholz zu Rülow im Jahresberichte von 1840 S. 108 theilweise referirt hat. Auch hier fand man beim

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Moderfahren in einer Erderhöhung mitten in einem kleinen Teiche eine Urne, um die zwei große Ringe, von der Art wie die unsrigen unter Nr. 4. lagen, deren einen Herr P. Sponholz nach Strelitz einsandte. Den andern zerbrochenen brachte ich später an mich, so wie einen zugleich mitgefundenen Handgelenkring und eine kleine eiserne Feuergabel. Sowohl der Fundort ist von gleicher Beschaffenheit, als auch zum Theil die aufgefundenen Gegenstände. Solche Umstände bei ähnlichen Funden zu beachten, scheint mir von ungemeiner Wichtigkeit zu sein, und allein zu einigermaßen gesicherten Combinationen führen zu können.

Neubrandenburg, den 23. März 1841.

F. Boll.